sagte Nelly mit einem Stirnrunzeln, aber sie wollte nicht weiter nachfragen, nicht heute.
Sie horchte in sich hinein und spürte eine große Sehnsucht, aber die Angst und die bösen Erinnerungen waren stärker und überdeckten alles. Wieder lief ein Schauer über ihren Rücken, wenn sie daran dachte, dass sie hätte tot sein können.
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Oliver war früh aufgestanden und hatte sich auf den Weg zum Bäcker gemacht. Er klemmte sich die Brötchen-Tüten unter den Arm und wollte gerade los, da stieß er vor dem Laden mit Simona zusammen.
„Guten Morgen“, grüßte er höflich.
„Oh Oliver, dich habe ich hier nicht erwartet. Bist du wieder mal zum Arbeiten im Weingut?“
„Ja, wie immer in den Ferien.“
„Sind die anderen im Urlaub? Dann kann ich dich ja mal besuchen.“
„Du weißt noch gar nichts, oder?“
„Was soll ich wissen?“
„Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen darf, jetzt, wo ihr beide zerstritten seid.“
Simona starrte ihn an. Was war denn passiert? Hatte sie etwas Spannendes verpasst oder gar ein Unglück?
„Ich muss los“, hörte sie Oliver sagen.
„Halt, warte mal! Bitte sag mir, ist etwas passiert? Du siehst so bedrückt aus.“
„Gabriel und Martin wollten Nelly umbringen.“
„Nein!“
Mehr konnte Simona nicht sagen, sie sank auf die Treppenstufen des Ladens. Oliver setzte sich neben sie und stellte die Brötchen ab.
„Scheiße. Oliver, bitte sag mir, ob es Nelly gut geht! Ist sie daheim? Oder im Krankenhaus?“
„Sie ist im Moment im Weingut. Wir frühstücken gleich und dann fliegt sie heute mit ihrer Mutter nach Südfrankreich. Willst du mitkommen?“
Oliver sah Simona mit seinen blauen Augen an und wartete auf eine Antwort.
„Ich weiß nicht, ob sie mich sehen will, nach allem, was gewesen ist. Aber warum haben die Typen das denn gemacht?“
„Komm mit und frage sie selbst. Ich denke, ihr habt euch etwas zu erzählen, oder?“
Simona nickte und stand auf. Sie nahm Oliver eine Tüte ab und gemeinsam trabten die beiden schweigend nebeneinander her zum Weingut, wo Nelly mit Marius unter der Kastanie saß.
„Simona? Du hier?“
Nelly war aufgestanden und schaute ihre ehemals beste Freundin traurig an.
„Ich habe Oliver eben getroffen. Er hat mir gesagt, was passiert ist. Es tut mir so leid.“
Oliver nahm Simona die Brötchen ab und nickte Marius zu, ihm zu folgen. Die beiden Männer verschwanden im Haus und die Mädchen setzten sich.
„Simona, es war alles nur ein Spiel.“
„Was?“
„Gabriel und ich.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Es war alles geplant. Nachdem er mich auf dem Fest geküsst und Martin davon erzählt hatte, haben die beiden einen miesen Plan ausgeheckt und durchgeführt. Ich war so blind.“
„Was für einen Plan?“
Nun berichtete Nelly ausführlich, was das Ziel der beiden Männer gewesen war und wie sich alles abgespielt hatte.
„Und dann haben sie mich betäubt und einfach in den Rhein geworfen.“
Simona liefen die Tränen herunter und auch Nelly weinte wieder.
„Das ist ja furchtbar. Wenn ich das gewusst hätte! Es tut mir so leid. Kannst du mir verzeihen? Wie bist du denn da wieder herausgekommen?“
„Marius ist mir den ganzen Tag hinterhergefahren. Er hatte ein ungutes Gefühl. Er ist ins Wasser gesprungen und hat mich gerettet.
„Oh, wie romantisch! Darum sitzt er hier bei dir. Seid ihr jetzt zusammen?“
Das war wieder typisch Simona, aber nun musste Nelly lächeln. Ihre Freundin war noch die alte, die sich in erster Linie Gedanken um die Liebe machte.
„Nein, wir sind nicht zusammen. Ich habe keine Lust auf neue Geschichten mit einem Mann. Wir sind nur Freunde.“
Das hörte Marius, der aus dem Haus gekommen war, um die Mädchen zum Frühstück hineinzubitten. Es war ein Stich ins Herz, aber er ließ sich nichts anmerken.
„Der Kaffee wird kalt, Mädels. Komm, Simona, du sollst mit uns frühstücken.“
Simona erhob sich und drückte Marius die Hand.
„Du bist ein Held, mein Lieber. Entschuldige, dass ich immer so blöd zu dir war. Nelly, kannst du mir verzeihen? Es wäre toll, denn so haben die blöden Kerle nicht ganz gewonnen, wenn auch Paolo weg ist.“
Die Mädchen umarmten sich und folgten Marius ins Haus. Dort lächelten sie alle an, Oliver zwinkerte Simona zu.
„Siehst du, alles gut.“
„Aber …“, begann Nelly zaghaft.
„Aber?“
Nelly sah Simona an.
„Verzeihst du mir das, was ich über Noah gesagt habe?“
Simona knabberte an ihrer Unterlippe und sah auf die Tischplatte. Dann schaute sie auf.
„Nelly, ich muss dir nichts verzeihen. Ich finde es zwar doof, dass du ihm unterstellst, er würde mich betrügen, aber vergessen wir alles. In Ordnung?“
Oh, dachte Nelly, sie glaubt es immer noch nicht, anscheinend ist ihr nicht zu helfen. Sie seufzte und lächelte.
„Alles ist gut. Ich bin froh, dass wir geredet haben. Freunde?“
Simona schlug in die hingehaltene Hand ein.
„Glückwunsch!“, rief Katja. „Wenigstens hast du deine Freundin wieder. So eine Mädchenfreundschaft verträgt auch mal ein paar blöde Tage. Das wussten nur Gabriel und Martin nicht.“
„Kommen die jetzt in den Knast?“, wollte Simona wissen.
Christian sah sie ernst an.
„Wir hoffen das sehr. Die beiden sind in Untersuchungshaft. Bis zum Prozess wird es noch dauern. Aber bis dahin kommen sie nicht raus. Gemeinschaftlicher versuchter Mord, hat Leon gesagt.“
Er erklärte Simona die Zusammenhänge der Tat mit Leons Job und das Mädchen nickte.
„Simona, ich fliege jetzt zwei Wochen zu Marie nach Südfrankreich. Sehen wir uns, wenn ich wieder da bin?“
Nelly lächelte ihre wiedergewonnene Freundin an.
„Klar, Nelly. Ich passe hier bis dahin auf die netten Männer auf.“
Nun lachten alle und nach der ganzen Aufregung war es ein befreites, fröhliches Lachen. Als sie das Frühstück beendet hatten, umarmten sich die Mädchen und Katja, Christian und Nelly machten sich auf den Weg zum Flughafen.
Oliver sah Marius an und grinste.
„Das kann ja heiter werden, wenn wir die kleine Schnatterente an der Backe haben.“
„Es ist doch super, dass sie sich wieder vertragen haben. Vielleicht kriegen wir ja raus, was mit Noah nicht stimmt.“
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Die Zeit in Südfrankreich verging wie im Fluge. Marie hatte Nelly am Flughafen in Toulon-Hyères