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Wolf Stein
100% Down Under
Ein Rucksack voller Australiengeschichten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Sydney, Neuseeland und ab in die Heimat
Vorwort
Dieses Buch erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die auszogen, das ferne Australien zu erkunden. Das erste große Abenteuer ihres Lebens - spontan entschieden und durchgeführt. Es ist die Geschichte von Anne und mir, Woody. Ohne große Planung packten wir unsere Rucksäcke und erfüllten uns einen unserer größten Träume: ein Jahr Australien - ein Jahr Abenteuer pur und nach uns die Sintflut ...
Und ein Abenteuer war es wirklich - großartig, wunderschön, anstrengend, lustig und vor allem einmalig.
100% Down Under wollten wir erleben und mit einem Rucksack voller Australiengeschichten wieder zurückkehren.
Die folgenden Seiten sind eine unterhaltsame und heitere Beschreibung unserer außergewöhnlichen Reise. Sie soll all jenen Mut machen, die schon immer etwas wagen wollten, sich aber bisher nicht trauten, den letzten und entscheidenden Schritt zu gehen. Und sie soll zeigen, wie man mit etwas Selbstvertrauen, Glück und Menschenverstand fernab des Alltags die schönste und unbeschwerteste Zeit seines Lebens verbringen kann.
Auf nach Queensland
Wir saßen in einem Café in Magdeburg und sinnierten darüber, wie schön es doch wäre, den Alltag hinter sich zu lassen, einfach zu sagen: »Ihr könnt uns doch alle mal!«, und für längere Zeit allem, was uns auf den Keks ging, den Rücken zu zukehren. Schließlich waren wir jung, uns stand die ganze Welt offen. Und wenn nicht jetzt, wann denn dann? Die Welt sehen, neue Menschen kennenlernen, raus hier und so richtig leben.
Es brauchte nicht viele dieser Abende, bis Anne und ich endgültig beschlossen, unseren Job zu kündigen, die nötigen Formulare zu besorgen und uns kurzfristig, das heißt innerhalb von zwei Monaten, auf ein Jahr Down Under vorzubereiten.
Doch wieso gerade Australien?
Zum einen schien es uns weit genug weg, zum anderen genau das Richtige für Abenteurer wie uns zu sein.
Bei Bekanntgabe unseres Vorhabens stießen wir auf die unterschiedlichsten Reaktionen unserer Freunde und Verwandten. Die einen zeigten sich hellauf begeistert, andere erklärten uns für verrückt und wiederum andere wussten nicht so richtig, was sie von der ganzen Sache halten sollten.
Viele meinten: »Mensch, das würde ich auch zu gerne machen! Aber ich traue mich nicht. Ich habe viel zu viel Angst davor.«
Hätten wir damals so gedacht, wären uns eine atemberaubende Zeit und jede Menge prägender Erfahrungen durch die Lappen gegangen. Am schwierigsten gestaltete sich jedoch, den eigenen Eltern und natürlich der Oma die plötzlich erwachte Lust am Reisen nahezubringen. Der Grat zwischen Begeisterung und der Angst davor, der eigene Enkel könne im australischen Busch irgendeiner nur auf ihn lauernden Giftschlange zum Opfer fallen, war, wie man sich denken kann, äußerst schmal.
»Mensch, mein Junge«, schrie die Oma, »ich werde dich wohl nie mehr wiedersehen! Das Flugzeug wird abstürzen, irgendwelche Verrückten werden euch entführen, die Aborigines werden euch auffressen, ihr werdet verdursten, verhungern, an Einsamkeit sterben, von Krokodilen oder Haien verspeist werden ...«
… und, wenn das nicht passiert, letzten Endes doch noch von der bereits erwähnten Schlange literweise mit Gift vollgepumpt werden.
Gut, die Darstellung der Ereignisse klingt ein bisschen übertrieben, aber so ähnlich war es schon. Die Liste der Gegenargumente schien endlos. Gleichzeitig empfanden wir sie als sehr amüsant. Doch ich kann es nur zu gut nachvollziehen, dass sich die eigenen Verwandten die größten Sorgen machen. Bei Annes Familie sah es nicht viel anders aus.
Allen vorherbeschworenen Horrorszenarien zum Trotz, gedanklich saßen wir längst im Flugzeug. Aber wo wollten wir landen? Australien ist riesig und beheimatet die verschiedensten Klimazonen.
Eines stand fest: Wir sehnten uns nach Wärme! Es war kalt in Deutschland. Der Februar präsentierte sich in einem eisig weißen Kleid. Also besorgten wir uns ein schlaues Buch über den fernen Kontinent mit einer guten Landkarte und entschieden uns nach genauestem Studieren der australischen Geographie und Wetterlage für Cairns als Landungsziel. Das kleine Küstenstädtchen liegt im tropischen Nordosten Australiens im Bundesstaat Queensland. Da wir Ende Mai losfliegen wollten, erschien uns Cairns als ideale Wahl, denn dort ist es im Mai - also im australischen Herbst - angenehm warm. Die Jahreszeiten in Australien verlaufen genau entgegengesetzt zu den europäischen - zu Weihnachten herrscht der Sommer und im Juli regiert der Winter. Allerdings sind die Temperaturunterschiede bei weitem nicht so stark wie bei uns. Mitten in die Regenzeit, zwischen Januar und Anfang Mai im nördlichen Australien, sollte man trotzdem nicht unbedingt geraten.
Nun stand also fest, wohin es gehen würde. Die Tickets wurden gebucht, der Job gekündigt, die Sparkonten geplündert und entsprechende Ausrüstung besorgt: Rucksäcke, Schuhe, Taschenlampen, Messer und andere nützliche Dinge, die den harten Überlebenskampf im australischen Busch erleichtern sollten. Jedenfalls war dies meine Vorstellung unserer Tour. Anne sah das zu diesem Zeitpunkt noch leicht differenziert.
Während ich die meiste Zeit auf Entdeckungsreise gehen wollte, dachte sich Anne: »Na ja, einen oder zwei Monate mache ich das mit und dann suche ich mir in irgendeiner Stadt einen Job, um mir eine internationale Karriere als erfolgreiche Geschäftsfrau aufzubauen.«
Natürlich war auch mir klar, dass unsere gesparten paar tausend Euro nicht das ganze Jahr reichen würden. Früher oder später stünde sicher die Arbeit auf einer Farm im Outback an oder - mit viel Glück - ein Job beim australischen Radio. Doch kommt Zeit, kommt Rat. Anne und ich arbeiteten seit mehreren Jahren als befreundete Kollegen bei einem landesweiten Radiosender und wir hätten gerne auch in dieser Hinsicht unseren Horizont erweitert. Eine Arbeitserlaubnis, das Working Holiday Visa, hatten wir unkompliziert im Internet beantragt. Dieses Visum berechtigte uns, ab Einreisedatum ein Jahr lang für jeweils drei Monate bei einem Arbeitgeber überall in Australien zu arbeiten. Für mich stand dies jedoch, wie gesagt, im Hintergrund, denn zunächst ging es mir um die Befriedigung der puren Reiselust. Völlig im Unklaren wandelten wir bezüglich der Frage, wie und womit wir die endlosen australischen Weiten überhaupt durchqueren wollten. Auf Schienen mit dem berühmten Ghan einmal von oben nach unten, kreuz und quer mit dem Bus oder trampend? Wir beschlossen, uns überraschen zu lassen.
In den letzten Wochen vor unserer Abreise stieg die Aufregung beständig an - einerseits aus Vorfreude, andererseits aus Ungewissheit. War das wirklich eine gute Entscheidung? Wir würden es bald erfahren.
Nachdem alle Formalitäten erledigt und die Abschiedspartys gelaufen waren, wir