Frater LYSIR

Magisches Kompendium - Engel und Erzengel - Praktische Magie der Angelistik


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irgendwann, war sie nur noch ein kleiner Planet in einem Seitenarm einer Galaxie (die Milchstraße) die unter Myriaden von Galaxien existiert. Mehr und mehr wurde eine Trennung zwischen „Natur und Engel“ vollzogen, sodass die Menschen in diesem Fall sich immer weiter von den Engeln entfernten bzw. ihre Erklärungen der Welt mit anderen Vokabeln vollzogen! Die absolute Trennung zwischen Erde und Engel wurde dann mit dem Entstehen der westlichen Psychologie im 20. Jahrhundert eingeleitet. Dieser Umstand, der durch Siegmund Freud, Carl Gustav Jung und Alfred Adler eingeleitet wurde, entzog dem Glauben an Engel und Dämonen vollkommen die Grundlage! Alles konnte auf einmal „wissenschaftlich“ erklärt werden, sodass Sätze wie „Wir brauchen keinen Gott mehr, wir haben die Wissenschaft“ entstanden, die letztlich absolut prägend waren.

      Doch auch wenn die Engel und die religiösen Ideen im Westen immer mehr und mehr abnahmen, so blieben dennoch viele Theologen bei dem dreistöckigen Kosmos, der eine Hölle, die Erde und einen Himmel hatte, wodurch hier und da wissenschaftliche Erklärungen einfach missachtet wurden. Im Gegenzug startete die Wissenschaft dann natürlich Aufklärungszüge, um die veralteten Glaubensgrundsätze aufzulösen, sodass der „neuen Wissenschaft“ kein dogmatisches Hindernis in die Quere kommen sollte. So wurde relativ schnell eine ummythologisierte Einteilung der Welt erschaffen, in der es das Über-Ich (Superego), das Ich (Ego) und das Unterbewusstsein (Libido und Triebe) gab.

      Doch auch dieser „wissenschaftliche, dreistöckige Kosmos“ wurde etwas später durch die neue Trinität „Stammhirn, Hirnrinde und Neokortex“ abgelöst. In diesem Weltbild konnte man die Engel nur noch als Hormone sehen, da Hormone, wie auch die Engel, schließlich Botenstoffe sind. So dominierte die Naturwissenschaft das Thema „Engel, Menschen und Natur“ absolut. Daher ist es doch erstaunlich oder vielleicht sogar verwunderlich, dass es immer noch die Engel gibt, oder? Egal, ob es nun in Träumen, in Büchern oder im christlichen Gedankengut ist, tilgen konnte man die Engel nicht und gerade in der aktuellen Zeit erleben die Engel eine absolute Wiedererweckung, eine Renaissance, einen echten Boom. Selbst die Kirche relativierte ihre Sicht zu den Engeln. Im Jahr 1967 wurde die katholische Theologie und deren traditionelle Ansichten über Engel, von Unklarheiten und Irrtümern gereinigt, was im Klartext heißt, dass die katholische Kirche bestätigte, dass Engel „… rein spirituell sind und nicht aus feinstofflicher Substanz bestehend, feuergleich und nebelhaft zu deuten sind.“ Gleichzeitig sagt die Kirche aber auch, dass der Teufel ein „… wirklich engelhafter Geist…“ ist, wohin gegen andere Skeptiker der gleichen Kirche meinen, dass es nur individuelle Sünden gibt, die untrennbar zu unserer Fähigkeit, eine freie Entscheidung zu treffen, gehören. Na ja!

      Aber auch die protestantische Theologie hat so ihre Probleme mit den Engeln, denn auch hier existiert nicht eine vollkommen geschlossene Meinung. Man ist sich nicht einig, was Engel sind und ob es sie überhaupt gibt. Auch der „Gründer“ der Protestanten – Martin Luther – lässt sich, in Bezug auf die Engel, überhaupt nicht in die Karten schauen. Er geht überhaupt nicht auf den großen Engelüberbau mit den vielen Chören und Hierarchien ein, sodass man hier nur rätseln kann, wie er zu den Engeln steht. Auf der anderen Seite jedoch gibt er aber zu, dass es den Teufel gibt (den man mit Tintenfässern offensichtlich in die Flucht schlagen kann). Sein Hauptargument ist der Ausspruch „Wozu brauchten wir noch Christus als Retter, wenn es keinen Teufel gibt“, der deutlich zeigt, dass Martin Luther das Wesen der Religion (Opium für das Volk) doch verstanden hat. Martin Luther ist in Bezug auf die Engel „schwer zu fassen“, denn auch wenn er der Engelverehrung in der evangelischen Kirche ein Ende setzte, predigte er gleichzeitig über Michael, Gabriel und Raphael. Von Luther ist auch der Spruch überliefert: "Wo zwanzig Teufel sind, da sind auch hundert Engel. Wenn das nicht so wäre, dann wären wir schon längst zugrunde gegangen.“ Mittlerweile werden aber in den christlichen Religionen die Engel eher geduldet bzw. ab und zu erinnert man sich an sie.

      Die Engel haben im Grunde keine Aufgaben mehr, sodass es nicht verwunderlich ist, dass sich die esoterische und spirituelle Seite den Engeln angenommen hat. Die Kirche hat sich so verändert, dass – so heißt es in einem Kirchenbericht – „ca. 90 Prozent der Pastoren/Priester beim Thema Engel die Hände hochnehmen und auf diese Untergötter nichts geben". Andere Pastoren/Priester sehen Engel als "Streetworker Gottes", die in Erscheinung treten, wenn die Kirche in die Krise gerät. Na ja, ich hoffe mal, dass Streetworker primär agieren, wenn es ihren „Schützlingen“ schlecht geht und nicht dem Arbeitgeber!

      Wenn man von diesem Standpunkt aber einmal einige Jahrhunderte in die Vergangenheit reist, kann man doch ein „goldenes Zeitalter der Engel“ erkennen. Gleichzeitig findet man aber auch ein abruptes Ende, denn während der Zeit, da die Pest in Europa wütete, litt der Engelsglaube immens. In den Jahren 1347 bis 1353 forderte die Pest ca. 25 Millionen Todesopfer, was immerhin ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung war. Dies war ein logischer Schritt, denn wenn ein Drittel der Bevölkerung stirbt, wird fast jede Familie einen Todesfall zu beklagen haben. Dass die Kirche und alle Gebete keinen Trost und auch keine Rettung boten, war sicherlich keine gute Publicity für die Kirche und somit auch nicht für die Engel, die Boten Gottes, die seine Hilfe und Gnade der Welt bringen sollten … es aber in der Zeit offensichtlich nicht taten. Ein Jahrzehnt nachdem die Pest gewütet hatte, begann die Kirche unter dem unbarmherzigen Druck neuer Denkweisen, ihre „religiöse Umgebung“ neu zu definieren. Die komplexe Engelhierarchie wurde geleugnet und Gott wurde in die Mitte des Glaubens gesetzt. Doch dies ist im Grunde „nicht schlimm“, denn wenn man sich einmal die „Entstehungsgeschichte“ der Engel aus literarischer Sicht anschaut, findet man sehr viele Fälle, in denen es sehr deutliche Anzeichen für ein großzügiges „Ausleihen“ aus früheren Abstammungslinien und Kulturen gibt. Wenn es um himmlische oder höhere Wesen ging, waren die Schreiber der damaligen Zeit recht schnell mit der Feder dabei. Dies war teilweise sogar ein „politisches Kalkül“, denn immer wenn es darum ging, bestimmte religiösen Gruppen zu diffamieren, wurde dies getan. Ein zusätzliches Bonbon war es natürlich, wenn man spannende Mythen von Volksstämmen verwenden konnte, von Volksstämmen, die man vorher besiegt hatte. So wurden oft nach den Eroberungen entweder die Götter verdammt, sodass sie zu Dämonen, Teufel und Widersacher degradiert wurden, oder sie wurden assimiliert und in ein bestehendes System eingefügt.

      Dies war gar nicht so selten, denn oft kamen die kulturellen und religiösen Gedanken offensichtlich auch bei den Eroberern gut an. Dies wird besonders bei den eklektischen und kompilatorischen Anleihen der Hebräer deutlich.

      Man muss ganz klar sagen, dass die Hebräer die Pioniere waren, wenn es darum geht, wer als Erstes mit „klassischen Engeln“ arbeitet. Sie waren es, die als Erstes die Engel auf einer wirklichen Himmelsleiter vorgeführt haben. Zwar war der Grundgedanke von anderen Völkern übernommen worden, doch ist dies in diesem Fall sekundär. Man muss hier deutlich sagen, dass es nicht so einfach ist, eine monotheistische Religion bzw. religiöse Idee mit einem polytheistischen Gedankengut zu koppeln. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt, denn das Schlimme an dieser „historischen Tatsachenmethode“ ist die große Versuchung, dass man einfach mal Engel erfindet und durch kollektive und übertriebene Fantasien frommer Gelehrter in eine regelrechte „Engelsproduktion“ gleitet. Zwar ist dieser „Produktionsgedanke“ in der Magie allgegenwärtig – die Erschaffung eines Egregors bzw. eine Psychogons – doch muss man aufpassen, dass nicht irgendwann ein echtes Chaos entsteht. Bei den Engeln existiert bzw. existierte ein solches Chaos, denn wie soll man es sonst betiteln, wenn Kabbalisten im Mittelalter berechneten, dass es 300.655.722 gibt, wovon aber 133.306.668 der dunklen Seite dienen. Wenn ich mir aus 300.655.722 jemanden aussuchen muss, mit dem ich arbeiten will und diese Energie mich auch evolutionstechnisch fördern kann, habe ich ein Problem, denn welche von den 300.655.722 individuellen Energien ist die Richtige für mich? Muss ich etwa 300.655.722 Bewerbungschannelings führen? Wenn ich pro Tag DREI machen würde, würde ich immer noch 274.571 Jahre brauchen. Das würde ich nicht schaffen! Ich müsste ca. 82371 pro Tag nehmen, wenn ich mir einen Zeitraum von 10 Jahren geben würde. Nein, danke, denn ein Tag hat nur 86400 Sekunden – könnte also echt stressig, da auch die jeweiligen Channelings extrem kurz ausfallen müssten.

      Es ist immer ein schmaler Grat, wenn man versucht, einen Glauben oder eine philosophische Meinung mit Zahlen und Fakten zu umreißen. Zwar ist „Glauben in reinster Form“ auch nicht das Gelbe vom Ei, doch kann man hier die Grundgedanken einfacher nachvollziehen.