Stefan Frädrich

Das Domino-Prinzip


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gut gefällt mir die Überlegung, das Leben mit einem Domino-Spiel zu vergleichen: Man legt an, was passt. Sie kennen die Regeln des Spiels? Domino besteht aus quaderförmigen Spielsteinen. Alle Steine sind in zwei Hälften geteilt. Auf jeder Hälfte steht wie bei einem Würfel eine Augenzahl von eins bis sechs. (Na gut: Beim Original-Domino gibt es auch Felder ohne Augenzahl — aber hier gehen wir einmal von Feldern mit Zahlen aus.) Bei sechs Augen und zwei Feldern pro Stein sind demnach sechsunddreißig Kombinationen denkbar. Nachdem die Steine verteilt sind, muss jeder Spieler versuchen, ans äußere Feld eines Steines auf dem Tisch einen eigenen Stein mit dem gleichen Feld anzulegen. Fünf auf fünf, vier auf vier, eins auf eins! Und wer zuerst alle Steine los ist, hat gewonnen.

      Was mich bei diesem Spiel ans Leben erinnert? Nie weiß man, welcher Stein (welche Herausforderung) als nächstes kommt. Nur wer einen passenden Stein (eine Lösung) hat, darf ihn anlegen (einen Zwischenerfolg feiern). Im Idealfall ergibt sich so eine lange Kette aneinandergereihter Steine (gemeisterter Herausforderungen), die durch ein erfolgreiches und spannendes Spiel (das Leben) zustande kamen. Sinn klar geworden? Das ganze Leben ist ein Spiel, und wenn wir wollen, funktioniert es wie Domino. Es geht um die Kunst, die Gegebenheiten des Lebens richtig zu nutzen.

      In diesem Buch werden wir ein großes Lebens-Domino entwerfen. Wobei wir die Steine in sechs wichtigen Themenblöcken (Lebensbereichen) durchspielen:

      Die Einser-Steine, also von 1.1 bis 1.6, stehen für unsere wichtigsten psychischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dazu gehören Wahrnehmung, Gefühle, Glück, innere Werte und Überzeugungen. Sie stellen unser Psycho-Rüstzeug für die weiteren Spielzüge dar. Die Zweier-Steine sind unsere Werkzeuge für Wachstum, Lernen und für die Frage, wie wir Ziele erreichen. Sie helfen uns, wann immer wir eine Trophäe ergattern wollen. Die Dreier-Steine unterstützen uns dabei, Projekte zu stemmen (in Job und Privatleben), glücklich und erfolgreich zu arbeiten, Geld zu verdienen und mit unserer Zeit sinnvoll zu haushalten — sie sind sozusagen unsere Lebensunterhaltssteine. Die Vierer-Steine wiederum ermöglichen uns gute Beziehungen — in Partnerschaft, Umfeld und Freundeskreis. Auch wie wir den für uns passenden Partner angeln, gehört hier dazu. Die Fünfer-Steine lassen es in unseren Beziehungen möglichst konstruktiv und friedlich zugehen — mithilfe einiger wichtiger Kommunikationsprinzipien. Die Sechser-Steine schließlich sorgen dafür, dass wir möglichst lange weiterspielen können. Sie helfen uns nämlich, die wesentlichen Aspekte unserer Gesundheit zu beachten: Bewegung, der Umgang mit Alkohol, die Frage „rauchen oder nicht rauchen?“ sowie Ernährung und Erholung.

      So entsteht unterm Strich eine ziemlich lange Schlange aneinandergereihter Steine: das Domino-Prinzip. Es ist schlüssig und ermöglicht ein ziemlich gutes Spiel!

      Auch wenn das Leben uns manchmal hin- und herwirft, gehen wir die Domino-Steine natürlich schön sortiert durch: eins nach dem anderen. Und das ist für Sie als Leserin oder Leser praktisch — Sie können nämlich die anstehenden Veränderungen in Ihrem Leben systematisch ordnen und planen. Möchten Sie zum Beispiel mit dem Rauchen aufhören (Domino-Stein 6.3), dann schaffen Sie das, indem Sie Ihre Überzeugungen steuern (Domino-Stein 1.3), und indem Sie bei zwischenzeitlichen Misserfolgen dennoch am Ball bleiben (Domino-Stein 2.6) oder sich durch erspartes Geld belohnen (Domino-Stein 3.6). Oder sind Sie mit Kritik konfrontiert (Domino-Stein 5.4)? Dann beachten Sie dabei die inneren Werte (Domino-Stein 1.4) aller Beteiligten und klären Sie die Regeln (Domino-Stein 4.5) für das Kritik-Gespräch. Sie sehen: Es darf — wie beim richtigen Domino-Spiel — wild kombiniert werden! Und am Ende entsteht für Ihre persönliche Lösung ein linearer Weg. Sie müssen ihn nur nachlesen.

      Bei all dem ist wichtig: Unser Domino ist kein Spiel mit starren Regeln. Es kommt auf Sie selbst an! Denn erstens ist unser tägliches Domino oft ziemlich komplex. Ich stecke nicht in Ihrer Spielsituation — es wäre vermessen von mir zu sagen, wie Sie konkret zu handeln hätten. Und zweitens würden auch strenge Domino-Regeln Ihrer individuellen Situation kaum gerecht.

      Statt um Regeln geht es mir in diesem Buch eher um Prinzipien (deswegen heißt es ja auch „Das Domino-Prinzip“ und nicht „Die Domino-Regeln“). Wo der Unterschied liegt? Ganz einfach: Regeln verändern sich, Prinzipien bleiben bestehen. Regeln klären die Vorgehensweise im Einzelfall, Prinzipien bestimmen die Gesamtrichtung. Vielleicht stellen wir uns Regeln einfach als Wegbeschreibung vor: „Erste Ampel rechts, 500 Meter geradeaus und dann scharf links.“ Das Problem bei einer solchen Regel: Jede Abweichung vom Weg, jeder Fehler unterwegs, jedes Hindernis können uns in die hoffnungslose Orientierungslosigkeit führen! Mit Prinzipien hingegen verfügen wir über einen Kompass und ein Ortungssystem wie ein GPS, wir kennen unsere Koordinaten, die Koordinaten des Ziels und seine Richtung. So kommen wir immer noch zum Ziel, selbst wenn wir uns zigmal verlaufen! Und übrigens: Wussten Sie, dass es sowieso etliche verschiedene Domino-Varianten und darum keine starren Regeln gibt? Zum Beispiel ungarisches, italienisches und französisches Domino? Oder Buki-Domino, Domino Whist, Dominosa, Pai Gow und Bilder-Domino? Die Spielregeln sind unterschiedlich. Trotzdem ist das Prinzip immer das Gleiche: Möglichst gut und möglichst lange die passenden Steine anlegen. Darum geht es!

      Und nun zum Aufbau dieses Spiels: Die Kapitel in diesem Buch sind Steine in Ihrem persönlichen Domino-Spiel. Unter sechs Hauptkapiteln finden Sie sechs Unterkapitel — also sechsunddreißig. Jedes Kapitel beginnt mit konkreten Erlebnissen von Menschen, allesamt wahre Beispiele aus dem prallen Leben. Im zweiten Schritt schauen wir, wo „das Problem“ liegt, im dritten Schritt verrate ich Ihnen die Lösung, und als viertes sehen Sie, welchen wunderbaren Erfolg Sie durch das richtige Anlegen eines Steins (durch das richtige Verhalten) haben .

      Übrigens: Noch in einem anderen Sinne können wir das Domino-Prinzip als Metapher für Erfolgsserien und ein erfolgreiches Leben verstehen — im Zusammenhang mit dem berühmten „Domino-Effekt“. Stellt man Domino-Steine hochkant in einer Reihe auf und stößt den äußersten um, stürzt er auf seinen Nachbarn, der ebenfalls umstürzt und wiederum seinen Nachbarn zu Fall bringt. Es entsteht eine Abfolge von Ereignissen (im Idealfall Erfolge), von denen jedes einzelne durch das vorherige angestoßen wurde und nun selbst das nachfolgende hervorbringt — eben das „Domino-Prinzip“.

      Aber ganz egal, welche Variante Sie mit Ihren Domino-Steinen spielen wollen — wichtig ist: Spielen Sie! Sie werden sehen: Es hat wunderbare Folgen. Ich wünsche Ihnen bei Ihrem persönlichen Domino gutes Bauen, viel Erfolg und viel Spaß!

      Ihr Stefan Frädrich

      Ihr persönliches Domino-Spiel beginnt mit den Einser-Steinen: Sie stellen unsere psychische Grundausstattung dar. Wie funktionieren unsere Wahrnehmung und unsere Gefühle? Was haben innere Werte und Verhaltensmuster mit Glück zu tun? Wie erlangen wir durch unsere Einstellung die besten Voraussetzungen fürs Leben?

      Annika (28) macht sich Sorgen. Erst streikt im Hotel bei ihrer Kreditkarte das Lesegerät, dann baut ihre Freundin Susanne (27) auf dem Weg zum Flughafen fast einen Unfall, und jetzt hat der Flieger auch noch zwei Stunden Verspätung. So eine Pechsträhne! Ob die beiden lieber doch nicht einsteigen sollten?

      Susanne hingegen freut sich: Mit ihrer Kreditkarte konnte sie Annika helfen, ihre Rechnung zu begleichen, den Unfall verhinderte sie durch ihre hellwache Reaktion, und dank der Verspätung kann sie am Flughafen noch Souvenirs einkaufen. Bei so viel Glück bekommen sie im Flugzeug heute sicher die besten Plätze!

      Rolf (51) hadert mit seinem Job: Sein Chef ist schwierig, die Verhältnisse sind chaotisch, und die Kollegen haben innerlich gekündigt. Zwar kennt sich Rolf mit positivem Denken aus: „Alles halb so wild!“, sagt er sich selbst. Und: „Ich liebe meine Arbeit!“ Doch seine Familie sorgt sich: Rolf wirkt so unglücklich.

      Achtung, Stolperstein:

      Unser Gehirn scannt vor allem Gefahren

      Beim Lebensdomino gibt