war ein Mensch und kein Affe, ein englischer Junge, wenn auch über sein Alter hinaus entwickelt, und in seinen Adern floss das Blut einer alten Rasse, die immer kämpferischen Mut bewiesen hatte. Furcht kannte er nicht, und wenn sein Herz schneller hämmerte, dann nur wegen des bevorstehenden Abenteuers. Mutig hielt er den funkelnden Blicken des mächtigen Tieres stand und hämmerte, als Bolgani angriff, mit beiden Fäusten auf ihn los, aber es war, als versuchte eine Fliege einen Elefanten zu verwunden. Wild um sich schlagend und das Gebiss fletschend, drang Bolgani auf ihn ein. Tarzan entsann sich plötzlich des in der Hütte gefundenen Messers und führte, mehr instinktiv als mit Absicht, einen kräftigen Stoß gegen die Brust Bolganis. Die Klinge drang bis zum Heft ein, und der Schimpanse stieß einen dumpfen Schmerzensschrei aus, während er Tarzan fester gegen seine Brust presste. Noch war Tarzans Rechte frei, und nun führte er blitzschnell ein halbes Dutzend Stöße gegen seinen Gegner, die diesen in Brust und Leib trafen.
Der Schimpanse schlug weiter auf ihn ein, riss ihm mit seinen Fängen ein Stück Fleisch aus dem Hals, dann stürzten die beiden zu Boden. Eine geschickte Wendung rettete Tarzan davor, von dem massigen Körper erdrückt zu werden. Mit letzter Kraft stach er auf Bolgani ein, der plötzlich reglos lag und die gebrochenen Augen gegen das Dschungeldach richtete. Vom Blutverlust geschwächt, sank Tarzan über den besiegten Gegner und verlor das Bewusstsein.
Eine Meile tiefer im Wald hatten die Stammesangehörigen Tarzans die Schreie und Geräusche des wilden Kampfes vernommen. Nach alter Gewohnheit rief Kerchak alle Mitglieder zusammen, und sie entdeckten, dass Tarzan fehlte. Nun wusste Kerchak, dass Tarzan im Dschungel einen Kampf mit dem Schimpansen ausfocht. Da er den Findling nicht mochte, lehnte er es ab, ihm zu Hilfe zu eilen, und Tublat bestärkte ihn in seinem Entschluss. Achselzuckend wandte Kerchak den anderen den Rücken zu und streckte sich wieder auf dem Lager von Blättern aus, das er für die Nacht gerichtet hatte.
Kala war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. Da sie wusste, dass sie keine Unterstützung finden würde, machte sie sich allein auf den Weg und eilte der Stelle zu, von der die Geräusche erklangen. Der Mond erhellte ihren Weg, als Kala sich von Ast zu Ast schwang und die wütende Stimme des Schimpansen immer deutlicher vernahm. Angst um Tarzan trieb sie schneller voran, denn es war unmöglich, dass ihr Junges sich im Kampf gegen einen ausgewachsenen Schimpansen behaupten konnte.
Plötzlich endeten die Schreie, und Furcht legte sich wie eine eiserne Klammer um Kalas Herz. Dieses Schweigen konnte nur eines bedeuten - dass ihr Tarzan im Kampf unterlegen war, dass Bolgani ihn getötet hatte.
Sekunden später stieß sie auf die beiden reglosen Gestalten. Der Schimpanse war tot, Tarzan atmete noch, gab aber sonst kein Lebenszeichen von sich. Mit einem klagenden Schrei kauerte Kala neben ihm nieder und presste den blutbedeckten Körper an ihre Brust. Dann richtete sie sich auf. Der Mond war hinter Wolken verschwunden, der Dschungel lag in pechschwarzer Finsternis vor ihr. Kala nahm Tarzan in die Arme und trug ihn zum Stamm zurück. Viele Tage und Nächte saß sie bei ihm, fütterte ihn, brachte ihm zu trinken und pflegte seine Wunden mit Moos und Lehm. Zuerst wollte Tarzan keine Nahrung annehmen, sondern wälzte sich nur in wilden Fieberträumen auf seinem Lager. Dann aber gewann seine kräftige Konstitution die Oberhand. Wohl schmerzten ihn seine Wunden noch, aber er klagte nicht und überließ sich willig der aufopfernden Pflege Kalas. Schließlich klang das Fieber ab und verschwand völlig. Langsam verheilten die Wunden, die drei gebrochenen Rippen wuchsen wieder zusammen. Der eine Arm war von den Eckzähnen des Schimpansen übel zugerichtet worden, auch die Wunde am Hals hinterließ eine tiefe Narbe. Nie kam ein Laut der Schmerzen über Tarzans fest zusammengepresste Lippen. Mit der stoischen Ruhe der Tiere, die ihn aufgezogen hatten, ertrug er seine Leiden; er mied die Nähe der anderen, kroch auf allen vieren tiefer in den Dschungel, um die mitleidigen Blicke seiner Spielgefährten nicht sehen zu müssen.
Nur Kala duldete er um sich, aber nun, da es ihm besser ging, blieb sie jeden Tag länger fort, um kräftige Nahrung für sie beide zu suchen, denn auch sie hatte vor Kummer kaum gefressen und war zu einem Schatten ihrer selbst geworden.
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