K.B. Stock

Die Erben der Larojaner


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den Dekan der Universität bitten würde, ihn, den Herrn Leitner, von seinen derzeitigen Assistenzaufgaben bei meiner Ausgrabung zu entbinden.

      Das hat ihm zwar sichtlich gestunken, aber deswegen verübt man doch als Kollege nicht gleich einen Mordanschlag, nein, das glaube ich einfach nicht.“

      „Na ja, vielleicht aber doch“, erwiderte Alex, „immerhin ist mir der von Ihnen eben erwähnte Name des Freundes dieses Herrn Leitners namens Anton Gruber nicht ganz unbekannt.

      Die Münchner Kripo hat ihn schon lange im Verdacht, seinen Kunsthandel am Sendlinger Tor zum Absatz von Hehlerware an betuchte Kunden zu nutzen, denen die Herkunft eines Kunstgegenstands egal ist. Nur hat man ihm das bisher nie beweisen können. Es gibt auch seit einigen Jahren das Gerücht, dass Gruber im Auftrag reicher osteuropäischer Oligarchen mit einer Gruppe von professionellen Einbrechern gezielt Kunstdiebstähle begehen lässt, um diese dann an deren vermögende Klientel weiter zu verkaufen.

      Also, von wegen ‚seriöser Kunsthändler‘. Mit ihrem Instinkt, verehrte Mora, lagen Sie goldrichtig – scheinbar haben sowohl Gruber, als auch Ihr nicht so ehrenwerter Kollege Leitner richtig Dreck am Stecken und es wäre wahrscheinlich besser gewesen, ihm am Freitag nicht so vehement die Pistole auf die Brust zu setzen. Ich denke, dass sich die Kripo München umgehend mit diesen beiden Herren befassen muss. Kunstdiebstähle sind eine Sache, aber ein Mordversuch zur Verdeckung einer Straftat ist da schon ein etwas heftigeres Kaliber.“

      Mit diesen Worten zog Alex sein Handy hervor und wählte die Nummer von LPDir5 Breitner im Präsidium.

      Nachdem er ihn über die Aussage von Mora informiert hatte, sagte er zum Abschluss: „Es wäre jetzt hilfreich, wenn deine Leute vom K11 diesen Leitner und möglichst auch diesen Gruber für eine Weile aus dem Verkehr ziehen könnten – prüft doch mal, ob ihr an den beiden Schmauchspuren findet und checkt mal ihren jeweiligen aktuellen finanziellen, geschäftlichen und privaten Hintergrund. Meine Leute in der Firma werden sich darüber hinaus um Leitners und Grubers elektronische Spuren im Internet und um ihre Festnetz- und Mobiltelefonate kümmern.“

      „Alex, du weißt ja, mehr als 48 Stunden Untersuchungshaft zur Einvernahme sind bei dieser Beweislage nicht drin“, erwiderte Hans Breitner im Polizeipräsidium München, „und wenn wir an Herrn Leitner bzw. seinem Spezl keine Schmauchspuren finden, reicht das dem Staatsanwalt auch nicht für einen Hausdurchsuchungsbefehl aus.

      Und natürlich werden Leitner, wie auch sein Kumpel Gruber sofort einen Anwalt verlangen. Daher hab‘ ich das mit den elektronischen Ermittlungen durch deine Leute gerade auch überhört. Aber Leitner und diesen famosen Kunsthändler Gruber werden wir uns heute dennoch vorknöpfen, aber wie üblich, wird vor allem dieser Leitner, wie auch der ach so seriöse Geschäftsmann Gruber natürlich jede Beteiligung abstreiten.“

      „Tja, mein lieber Hans, deshalb hat der Herr Innenminister ja wohl auch mich und damit indirekt auch meine Firma als euren Berater engagiert. Meinen schlauen Mitarbeitern fällt bestimmt etwas ein, wie sie deinen Männern in der Mordkommission, sozusagen verdeckt, entsprechende Erkenntnisse unserer Recherchen zukommen lassen können, immerhin ermittelt meine Firma ja bereits in anderen Fällen von Kunstdiebstahl und Hehlerei gegen diesen Gruber.

      Da ihr das dann ja nicht selber ausgeforscht habt und ich das als momentan aktiver Polizist auch nicht selbst tun werde, kann man die Ergebnisse Dritter dann auch im weiteren Verfahren verwenden, denn meine Mitarbeiter stehen ja eindeutig nicht im Polizeidienst.

      Und wenn sie halt bei ihrer täglichen Arbeit zufällig über kriminelle Machenschaften in der Kunsthändlerszene stolpern, ist es ja doch wohl ihre Bürgerpflicht, die Polizei über ihre gewonnenen Erkenntnisse sofort zu informieren.“

      Mit diesen Worten legte Alex lächelnd auf und konnte sich im Geist das grinsende Gesicht des Leitenden Polizeidirektors vorstellen. Anschließend wählte Alex sofort die Nummer seiner Firma und gab, nachdem er die näheren Umstände erläutert hatte, den Auftrag zur Recherche bezüglich der elektronischen Footprints von Peter Leitner und Hans Gruber an seinen Partner und besten Freund Hans Huber weiter.

      „Ich hab‘s begriffen, sagte Hansi Huber sogleich, wir haben ja, wie du weißt, ohnehin in Zusammenhang mit diesem windigen Kunsthändler Gruber Ermittlungen laufen, insofern passt das also ganz gut – aber sag doch mal: Ist sie hübsch, deine liebreizende Gerettete, die du jetzt beschützen darfst?“

      „Ja sehr, aber das geht dich nichts an, mach Du mal lieber mit den Jungs vom IT-Labor deine Arbeit – wie du jetzt weißt, braucht die Polizei eure Ergebnisse möglichst rasch.“

      Mora, die über den eingeschalteten Lautsprecher von Alex Handy interessiert zugehört hatte, meinte: „Mit Ihnen sollte man sich ja wohl besser nicht anlegen, so wie Sie für eine Wildfremde in diese Sache einsteigen.“

      „Na ja, das mit der Wildfremden beabsichtige ich sofort zu ändern – als Erstes sollten wir daher aufhören uns zu Siezen, meinen Vornamen weißt du ja schon, fehlt nur noch der Bruderkuss.“

      Und ehe Mora sich versah, hatte sich Alex zu ihr herunter gebeugt und ihr einen gar nicht sehr brüderlichen Kuss mitten auf ihre vollen Lippen gegeben, den Mora, nachdem sie ihre Überraschung überwunden hatte, mit deutlich spürbarer Erregung erwiderte.

      „Gehst du immer so ran und vergreifst dich an wehrlosen Kranken?“, fragte sie atemlos mit einem seligen und gar nicht mehr spöttischen Lächeln auf dem Gesicht.

      „So, wie‘s aussieht, bist du nach diesem Kuss gar nicht mehr so krank und im Übrigen küsse ich nur die wenigen Frauen, die mich absolut faszinieren“, antwortete Alex. „Da so ein Kuss deiner Gesundung dient, muss ich ihn dir als Medizin in den kommenden Tagen und Wochen wohl noch öfter verordnen, da ich – wie schon gesagt – ja ab sofort dein persönlicher Begleiter bin.“

      „Ach, jetzt ist mein Polizist und Lebensretter auch noch Arzt und mein ständiger Begleiter – du scheinst ja viele Talente zu haben, mein Lieber“, sagte Mora, nachdem sie diese Überraschung verdaut hatte. „Und, wie geht’s jetzt weiter?“, fragte sie, als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte.

      Mora schien nun doch ein wenig besorgt. „Ich kann ja die Ausgrabungen schlecht im Stich lassen – gerade jetzt, wo wir begonnen haben, die Keltensiedlung freizulegen.“

      „Schon vergessen, ich bin doch als dein Bodyguard engagiert worden und werde dir deshalb nicht nur bei deinem Privatleben sondern auch bei der Ausübung deines Berufs nicht mehr von der Seite weichen“, entgegnete Alex.

      „Und sollte ich mal wegen eines Verhörs oder einer Besprechung im Präsidium verhindert sein, wird Bill Carter aus meiner Firma mich ablösen. Er war früher Master Gunnery Sergeant beim U.S. Marine Corps und ist nach dem Ende seiner Dienstzeit während eines Europaurlaubs in Bayern hängen geblieben.

      Inzwischen haben er und seine bayerische Frau Maria einen Sack voller Kinder – und um deren Mäuler zu stopfen, sind er und sein Bruder Nick, der ebenfalls eine militärische Ausbildung beim U.S. Marine Corps hinter sich hat, vor ein paar Jahren als Personenschützer in meine Firma eingestiegen. Also keine Angst, deine Ausgrabung wird weitergehen – wir wollen schließlich alle wissen, was du und dein Team dort noch an altem Kram und Krempel so zutage förderst.“

      Wenn Alex auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, wie bedeutungsvoll diese flapsige Bemerkung noch für sein gesamtes Leben werden würde, wäre er sicher ernster geblieben.

      Kapitel 8 Der Bodyguard – 01.09.2014

      Alex hatte gerade auf seine ultraflache Armbanduhr geblickt, als es gegen 12:30 Uhr an der Eingangstür des Krankenzimmers klopfte. Herein kam ein älterer drahtiger Mann mit kurz geschnittenen eisgrauen Haaren und einem forschenden Adlerblick, der kaum über seine Verwandtschaft mit Mora hinwegtäuschen konnte.

      „Darf ich vorstellen, mein lieber Herr Vater, Max Klausner – Paps, das ist mein mir aufoktroyierter ‚neuer bester Freund‘, Alexander Kranz von der Münchner Kripo“, sagte Mora sogleich.

      „Stell dir vor, man hat ihn nicht nur zu meinem Schutz abgestellt, was