K.B. Stock

Die Erben der Larojaner


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auch ein bisschen schnippisch und vorlaut bei seiner Befragung vorgegangen und hat mich bereits aus medizinischen Gründen zur Verbesserung meiner ach so angeschlagenen Gesundheit geküsst.“

      Max Klausner zeigte sich kein bisschen irritiert. „Typisch meine Tochter, statt mir zu sagen wie‘s ihr nach dem Anschlag geht, fährt sie gleich wieder die Krallen aus“, meinte Max Klausner lächelnd an Alex gewandt.

      „Aber so sind diese Wissenschaftler halt – immer gleich mit Volldampf und ohne Umschweife beim Wesentlichen. Wundert mich übrigens, dass Sie, Herr Kranz, einen Kuss bei ihr landen konnten – normalerweise zerfleischt sie nämlich jeden, der sich ihr auf diese Weise zu nähern versucht. Deswegen hat sie auch bisher jeden Verehrer – sehr zu meinem Leidwesen – verjagt.“

      Alex, der zwar mit roten Wangen seine Überraschung über diese Rede des alten Klausners rasch überwunden hatte, beschloss aufs Ganze zu gehen: „Herr Klausner, der Kuss tut mir nicht leid – ganz im Gegenteil, ich glaube ich habe mich auf den ersten Blick in ihre wunderschöne Tochter verliebt – und nein, gebissen hat sie mich bis jetzt noch nicht und ich werde dafür sorgen, dass das auch noch ‘ne Weile so bleibt.“

      Mora war bei diesen Worten ebenfalls rot angelaufen und dachte: „Schlagfertig sind sie ja alle beide, mein alter Herr und dieser Alex von der Kripo – und so wie Papa Alex anschaut, scheint auch ihm zu gefallen, was er sieht. Aber dass dieser liebe Frechdachs Alex seine spontane Liebeserklärung auf diese Art, quasi über meinen Vater anbringt, darüber wird noch im Vieraugengespräch zu reden sein – box dich schon mal warm, mein lieber Alex.“

      „Übrigens, mein Schatz, ich weiß bereits, wie es dir geht“, fuhr Max Klausner ohne eine Miene zu verziehen fort. „Ich habe gerade mit Professor Schmelzeisen gesprochen und wenn du ausnahmsweise mal folgsam bist und dich zu schonen versprichst, darfst du jetzt gleich mit mir nach Hause fahren.“

      „Da ihr beide ja anscheinend schon nach Belieben über mich verfügt, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, allerdings würde ich lieber mit meinem neuen Bodyguard fahren, damit ich ihm unterwegs den Kopf abreißen kann. Schließlich passiert es ja nicht alle Tage, dass man als Betroffene von einem Fremden – und noch dazu hinten herum – eine so spontane Liebeserklärung erhält. Und jetzt schert ihr euch beide raus, schließlich muss ich mich anziehen und reisefertig machen.“

      Klausner zwinkerte Alex zu. „Na dann wollen wir die Dame mal für einen Augenblick alleine lassen, ehe sie noch mehr Gift versprüht.“ Damit gingen beide hinaus auf den Flur, um die Abfahrt vorzubereiten.

      „Ich rufe schnell mal im Präsidium an, mal sehen, was die Untersuchungen bisher ergeben haben“, sagte Alex. Damit ging er ein Stück den Flur hinunter und zog sein Handy heraus.

      „Träume ich das alles nur, oder habe ich heute die Frau fürs Leben gefunden“, fragte er sich dabei immer wieder. Aber es bestand wohl kein Zweifel daran, dass sich diese scheinbar so spröde und reserviert gebende Wissenschaftlerin offensichtlich ebenfalls auf den ersten Blick in ihn verliebt hatte. Das hatte er schließlich schon bei der Erwiderung seines ersten heißen Kusses am Krankenbett gespürt. Und er würde durchs Feuer gehen und alle seine Talente und Mittel einsetzen, um dieses wunderbare Wesen zu beschützen.

      Kapitel 9 Fahrt nach Bernhaupten – 01.09.2014

      Bis zum Irschenberg auf der Autobahn A8 hatte Mora kein Wort an Alex verloren.

      „Na, willst du mich jetzt auf Dauer anschweigen oder bist du inzwischen wieder ein bisschen gesprächiger – ich gebe ja zu, dass es vielleicht blöd war, in Anwesenheit deines Vaters so mit der Tür ins Haus zu fallen – ich bin selber über mich sprachlos, sowas wie du, ist mir nämlich bisher noch nie passiert. Und ich habe mich wirklich in dich verliebt, ob es dir nun passt, oder nicht.

      Vor allem aber, werde ich nicht zulassen, dass dir irgendwer nochmal so etwas antut. So, und jetzt kannst du mir den Kopf abreißen, solltest aber damit warten, bis wir bei dir zuhause angekommen sind – ein Autounfall in der Woche ist schließlich genug.“

      Mora sah Alex vom Beifahrersitz her mit wild aufblitzenden Augen an – konnte es sein, dass es dieser so selbstbewusste Mann, der ihr jetzt einen versteckten, fast sorgenvollen Blick zuwarf, wirklich ernst mit ihr meinte? Schon sein Anblick brachte ihr Herz zum Rasen, deshalb war sie auch so erbost, dass er glaubte, sie mit nur einem Kuss herumkriegen zu können.

      „Du kannst ja schon mal gedanklich üben, unter dem Teppich Fallschirm zu springen; warte nur ab, wenn wir bei mir zuhause angekommen sind, dann, mein lieber Leibwächter, wirst du merken, dass wir da ziemlich viele Teppiche haben“, sagte sie mit dem gewohnten Spott in der Stimme.

      „Och, man spricht wieder mit dem künftigen Haussklaven, was darf ich denn in Bernhaupten sonst noch so für dich tun?“ Ich muss dir aber sagen, dass ich heute Morgen leider vergessen habe, Sack und Asche einzupacken. Schließlich hatte ich nicht erwartet, dass ich heute meine künftige Ehefrau treffen würde“, ergänzte Alex mit einem ironischen Grinsen.

      Mora, noch halb perplex von Alex unerwarteter Reaktion beugte sich zu ihm hinüber und ihr gelang das Unmögliche – nämlich, den Fahrer des schweren 6er BMW-Cabrios vom Beifahrersitz aus zu küssen, ohne dass der Wagen – bis auf geringfügige Schlenker – aus der Spur geriet.

      „So, mein Lieber, jetzt habe ich mich gerächt, übrigens – wann wolltest du mich eigentlich fragen, ob ich überhaupt deine zukünftige Gattin werden will?“

      „Erstens darf der Fahrer während der Fahrt nicht von seinen Aufgaben abgelenkt werden – und zweitens, die formelle Bitte, meine Frau zu werden, folgt in Kürze – schließlich kann ich als Fahrer während der Fahrt nicht so gut knien“, antwortete Alex mit einem verschmitzten Lächeln.

      „Ich habe mich offenbar wie ein Backfisch Hals über Kopf in diesen frechen Kerl verguckt – ja, es ist unfassbar, anscheinend habe ich mich in diesen Blödmann mit seinen coolen Sprüchen wirklich verliebt“, dachte Mora und rollte sich, wie eine zufriedene Katze mit geschlossenen Augen und einem leisen Lächeln auf den Lippen auf dem Beifahrersitz zusammen. Alex prüfte derweil im Rückspiegel, ob sein Schwiegervater in spe noch hinter ihm fuhr, schließlich hatten sie vor, möglichst gemeinsam in Bernhaupten einzutreffen.

      Noch ein ganzes Stück vor der Autobahnausfahrt Bergen rief EKHK Schröder Alex auf dessen Handy an. „Grüß dich Alex, ich kann‘s noch gar nicht glauben, dass wir zwei nach so langer Zeit mal wieder zusammenarbeiten.“

      „Hallo Kurt, altes Haus, ich hoffe, du fühlst dich deswegen nicht auf den Schlips getreten, immerhin ist das ja wahrscheinlich ganz allein dein Fall und so soll es auch bleiben. Ich kann dir und deinen Männern nur meine und meiner Leute Unterstützung anbieten“, entgegnete Alex.

      „Die wir dankend und gerne annehmen, mein Lieber. Ich muss dir aber leider mitteilen, dass meine Ermittlungsbeamten diesen Leitner nicht zuhause angetroffen haben, seine Vermieterin meint, er sei zu seiner Mutter nach Leipzig gefahren, er habe ihr gegenüber etwas von einem familiären Notfall gemurmelt“, drang es aus dem Lautsprecher der Freisprechanlage. „Und auch sein Freund Gruber scheint sich aus dem Staub gemacht zu haben, laut seinem Büro hat er seit heute geschäftlich auf dem Balkan zu tun und wird erst in etwa 14 Tagen zurück erwartet.

      Das mit den Schmauchspuren und dem Durchsuchungsbefehl können wir uns also vorläufig erst mal abschminken. Pass also bloß gut auf Frau Dr. Klausner auf. Sicherheitshalber habe ich die Kriminalpolizeiinspektion in Traunstein schon mal gebeten, verstärkt für Streifenfahrten in eurem näheren örtlichen Bereich zu sorgen – vor allem, um nach den beiden verschwundenen Herren Ausschau zu halten und dich nötigenfalls beim Personenschutz für Frau Dr. Klausner zu unterstützen.

      Die Kontaktinfos der Traunsteiner Kollegen schicke ich dir gleich per SMS auf dein Handy – der dortige Leiter der Kriminalpolizeiinspektion ist übrigens Kriminaloberrat Robert Engel, der früher hier bei uns in München gearbeitet hat. Und, wo seid ihr gerade?“

      „Wir sind gleich an der Ausfahrt Bergen und werden wohl in einer halben Stunde, so gegen 14:30 Uhr in Bernhaupten eintreffen. KOR Engel kenne ich ebenfalls noch