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anderen Schülern nicht.“

      „Wollen Sie mir vorwerfen ich würde meinen Beruf nicht richtig ausführen? Ich habe schließlich Pädagogik studiert.“

      „Weder werfe ich Ihnen vor Ihren Job nicht richtig zu machen noch, dass Sie nicht studiert haben, es wundert mich nur.“

      „Wissen Sie was? Das lasse ich mir nicht von Ihnen bieten. Das ist doch die Höhe, dass ich mir von irgendeiner dahergelaufenen Übergangsvertretungsmutti vorwerfen lassen muss, ich sei inkompetent.“

      „Jetzt werden Sie aber beleidigend.“ Warf Ruby in den Rageanfall dazwischen. In der Zwischenzeit war Frau Schwarz aufgesprungen und wedelte mit ihren auffällig langen Fingern vor ihrer Nase herum.

      „Ich werde mich demnächst direkt bei der Direktorin beschweren, wenn solch ein Vorfall sich wiederholen sollte. Dann können Sie sehen wie Ihr Schützling damit zu Recht kommt. Und jetzt gehen Sie bitte.“ Es gab zwei Möglichkeiten: Erstens dem Befehl nachzugeben und einfach zu gehen oder zweitens dem Drang nachzugeben dieser befehlerischen Kuh ordentlich die Meinung zu sagen.

      „Ich dachte Sie wollen das hier und jetzt ausdiskutieren. Brauchen Sie dafür etwa die Hilfe Ihrer Vorgesetzten? Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ehrlich gesagt hätte ich mehr von Ihnen erwartet. Vier Mal war ich schon hier und nicht einmal haben Sie etwas so Sinnvolles gesagt, als das ich es verinnerlicht hätte. Ist das normal?“ Okay, möglicherweise hatte sie leicht übertrieben, aber da es jetzt schon zu spät war gab es kein Zurück mehr.

      „Was haben Sie gerade eben gesagt?“

      „Sie haben mich schon richtig verstanden.“

      „Diese Frechheiten lasse ich mir nicht mehr bieten. Wenn Sie es so wollen, dann bekommt Lauren von nun an eine Extrabehandlung von mir.“

      „Hey!“ Schaltete sich zum ersten Mal das Mädchen ein, die vorher nur stumme Zuschauerin war. „Ruby hat doch vollkommen Recht. Ich gebe zu, dass ich mich heute geweigert habe. Aber die Anschuldigungen ich würde Sie vor der ganzen Klasse bloßstellen oder Ihnen Beleidigungen an den Kopf werfen, stimmen nicht, das habe ich nie getan.“

      „Das werden wir noch sehen, Kleines.“ Knurrte die Lehrerin, die es mit wilden Bewegungen geschafft hatte Ruby und Lauren zum Aufstehen zu bringen und sie bis zur Tür zu drängen. Wie eine Süchtige kramte sie sofort in ihrer Hosentasche herum, um die Zigaretten herauszuholen, sich nach dem Rauswurf zu betäuben und beruhigen zu können. Wie nach jedem Treffen zwischen ihr und Ruby.

      „Nennen Sie mich nicht Kleines.“ Trotzte das Mädchen dem Ganzen, wurde dann aber von Ruby zurückgehalten. „Ich werde bei der Direktorin beantragen, dass Lauren in einen anderen Biologiekurs wechseln wird. Dann ist doch bestimmt jeder glücklich.“

      „Sagen Sie mir den Termin, ich werde dabei sein.“ Die Worte bildeten in den meisten Fällen nur noch Zischlaute, dann knallte auch schon die Tür zu.

      „Sie wird mir immer sympathischer.“ Die angespannten Züge des Mädchens entspannten sich ein wenig und sie brachte ein schwaches Lächeln zutage.

      „Endlich hat ihr mal jemand ordentlich die Meinung gesagt.“

      „Ich dachte du würdest sauer sein, ich habe mich die letzten Male immer zurückgehalten, um dir keine Probleme zu machen.“

      Lauren zuckte die Schultern. „Nein ich bin nicht sauer. Es war nötig, irgendwie.“ Ruby legte ihr erleichtert den Arm um die Schultern und zog sie mit sich.

      „Selbst wenn, du weißt doch wir haben sozusagen einen Freifahrtsschein bei deiner Direktorin. Sie mag die ‚Young Adults’ und deren Schützlinge mehr, als verhasste, zickige, etepetete Biotussis.“

      Lauren lachte laut, als sie aus der großen Eingangstür nach draußen in die schwüle Hitze traten. „Oh ja.“

      Wenn sich Ruby hier und jetzt nicht ganz arg irrte, dann war ihr erster Eindruck von der fünfzehnjährigen Lauren Winkler im Großen und Ganzen doch nicht ganz falsch gewesen. Es benötigte wohl nur die richtigen Mittel.

      Kapitel 3

      Laurens Mutter war schon heute Morgen zu betrunken gewesen, um überhaupt ans Telefon zu gehen, somit war es keine Frage mehr, wo das Mädchen den Freitag verbrachte. Ruby hatte ihr angeboten in dem neu eröffneten Starbucks eine kreative Kaffeezeit einzulegen, mit viel Spaß dabei die ganzen Kaffeegenießer dabei zu beobachten, wie sie ihren Kaffee auf unterschiedlichste Weisen schlürften. Manche mit ganz kurzen Schlucken, andere nach fünf Minuten Wartezeit in einem Zug und andere sogar mit einem Strohhalm. Es war wahrhaftig beeindruckend, wie ein Weltkonzern so viele unterschiedliche Gemüter auf einen Fleck konzentrieren konnte. Das fand Ruby schon bei McDonalds verdammt interessant. Sie fand es sogar so fesselnd, dass sie ihren Kaffee zu lange hat stehen lassen, sodass er nun eiskalt war. Darüber hinaus hatte sie auch ganz vergessen, dass Lauren ihr gegenüber saß und genüsslich die zwei riesigen Schockokekse verdrückte. Sie hatten nicht ein Wort miteinander gewechselt. Mit dieser Erkenntnis schob sie den kalten Kaffee leicht angewidert beiseite und verschränkte die Finger ineinander. „Es sind bald Ferien.“

      „Ja ich weiß.“ Kam es nur knapp zurück, so als ob die Sommerferien, die von jedem Schüler benebelnd heraufbeschworen wurden, nichts Besonderes waren.

      „Freust du dich nicht?“

      „Doch natürlich.“

      „Als ich noch kleiner war, da hat sich das noch etwas anders angehört. Hey…“ Sie stupste das Mädchen am Arm an und lächelte ihr entgegen, als sie aufsah. „…noch eineinhalb Wochen, dann bist du all diesen Stress für mehrere Woche los. Und die schräge Braut auch.“

      Sie bekam ein Lächeln zurück. „Ja wahrscheinlich hast du Recht. Ich freu mich ja auch. Der Sommer ist was Schönes.“

      „Das hört sich doch schon besser an.“ Es entstand wieder eine Pause des Schweigens, die Ruby als erste brach, da sie mit Stille in letzter Zeit gar nicht mehr klar kam. Eigentlich total banal, weil sie sich ihre Kindheit und Jugendzeit über immer so sehr Zeit für sich gewünscht hatte, aber dank ihrer vier Geschwister und ihren nervigen Eltern nie Zeit für sich hatte. Es war immer irgendetwas los gewesen in dem riesigen Farmerhaus, das die wohl fünf schrecklichsten Kinder dieser Stadt überlebt hatte. „Hat es dir geschmeckt?“

      „Ja, Dankeschön.“ Entweder Lauren hatte heute gar keine Lust mit ihr zu sprechen, oder ihr schlug diese ganze Geschichte doch mehr auf den Magen, als sie vorher befürchtet hatte.

      „Willst du über irgendetwas mit mir sprechen?“

      „Es gibt nichts zu bereden.“ Laurens Augen verrieten sie sofort, genauso wie der hohle Unterton. „Ach nicht? Habe ich mich also geirrt? Ich irre mich ja immer.“

      „Ja tust du.“

      „Freilich. Gut, dann treffe ich abermals eine Fehlentscheidung und werde wohl mal wieder mit deiner Mutter reden müssen.“ Symbolisch lugte Ruby auf ihre Uhr, die kurz vor fünf Uhr zeigte. Ihre Kundin würde erst in knapp einer Stunde kommen. Die nötige Zeit hätte sie. Nur die Erlaubnis nicht. „Lass es bleiben, Ruby. Ich warne dich.“

      „Wer will mich daran hindern? Deine Lehrerin habe ich auch geschafft.“

      „Schwarz ist ein anderes Kaliber als meine Mutter. Du weißt doch bestimmt noch was das letzte Mal passiert ist, als du nur mit ihr reden wolltest.“ Oh ja, das würde sie so schnell nicht vergessen, obwohl sie ein verdammt miserables Gedächtnis hatte. Das Projekt war erst seit einem Monat angelaufen und sie hatte darauf bestanden Laurens Mutter einmal persönlich kennenzulernen, sowohl gegen den Rat der Direktorin als auch gegen den von Lauren. Wie immer war Laurens Mutter betrunken gewesen und hatte Ruby am Anfang gar nicht erst beachtet, sondern ihr Kind zur Schnecke gemacht, weil es vergessen hatte den Briefkasten zu leeren. Wie auch immer, sie hatte sich leicht zurückhaltend an sie gewandt und das erste was geschehen war, war, dass sie mit einem abschätzigen Blick begutachtet wurde und als hässliche Schlampe bezeichnet wurde, die hier nichts zu suchen hatte. Dank Rubys spanischen