Hans Herrmann

Teufelskraut


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      Hans Herrmann

      Teufelskraut

      Landkrimi

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Kathrin stieg aus dem Postauto. Der Fahrer hob zum Abschied die Hand, sie winkte zurück. Dann schulterte sie ihre grosse Tasche und marschierte los.

      Es war ein sonniger Tag im späten Februar. Der schmelzende Schnee tropfte von den Dächern und rann in kleinen Bächen über die Strasse. Über den dunklen Tannenwäldern, die die sanften, ausladenden Hügel des Emmentals krönten, spannte sich ein tiefblauer Himmel. Von ferne grüssten die Gipfel der Berner Alpen. In der Luft lag ein verheissungsvolles Wehen. Der Frühling kündigte sich an.

      Kathrin atmete die frische Landluft in vollen Zügen ein und lenkte ihre Schritte auf das kleine Bauerndorf zu, an dessen Rand das Postauto angehalten hatte. Die kleine Kirche mit dem grossen, fast schlossähnlichen Pfarrhaus, der Dorfladen, die mechanische Werkstätte, die Poststelle und das gute Dutzend darum herum gruppierter Bauernhäuser waren ihr ein vertrauter Anblick: Es war das Dorf, in dem sie aufgewachsen war.

      Vor vier Jahren hatte sie das Elternhaus verlassen und war nach Bern gezogen, um sich an der Pädagogischen Hochschule – von Insidern nur PH genannt – zur Lehrerin ausbilden zu lassen. In dieser Zeit lebte sie zusammen mit einer Mitstudentin in einer billigen Studiowohnung. Die Eltern besuchte sie nur zu Weihnachten und Ostern. Sie genoss das Wegsein von zu Hause und die belebende Wirkung, die das pulsierende Leben in der Stadt auf sie ausübte. Als sie dann aber das Lehrerpatent in der Tasche hatte, kam sie plötzlich ein heftiges Heimweh an; sie konnte sich nicht mehr vorstellen, jemals in einer Stadt zu unterrichten. Sie bewarb sich um die ausgeschriebene Lehrerinnenstelle in ihrem Heimatdorf – und bekam sie.

      Nun befand sich die 24-Jährige auf dem Weg ins elterliche Heim, wo sie, zumindest vorläufig, wieder wohnen würde. Sie freute sich unbändig darauf, in den Schoss ihrer Familie zurückzukehren.

      Die Leute auf der Strasse schauten ihr neugierig nach. Sie kannte sie alle, aber kaum einer erkannte sie wieder. Kein Wunder: Sie hatte sich in den vier Jahren ihrer Abwesenheit stark verändert. Aus dem unscheinbaren, ein wenig pummeligen Mädchen war eine elegant gebaute, auffallend hübsche junge Frau geworden. Ihr dunkelblondes, schulterlang geschnittenes Haar umspielte seidig ein edles Gesicht, dem leicht schräg stehende, nussbraue Augen und starke Wangenknochen ein exotisches Gepräge verliehen. Sie trug modische, aber nicht aufdringliche Kleidung und bewegte sich mit der sicheren Anmut einer Tänzerin.

      Das Haus, in dem sie zur Welt gekommen und aufgewachsen war, lag etwas abseits des Dorfes am Waldrand. Es war ein typisches Emmentaler Bauernhaus, stattlich, ganz aus Holz gebaut, alt und ehrwürdig, mit breitem, schindelgedecktem Walmdach und einer Ründe an der westlichen Schmalseite. In der gegen den Sonnenaufgang gelegenen Hälfte des Hauses war der Stall, in der anderen die Bauernwohnung untergebracht. Im Sommer würden Geranien die Fenstersimse des Wohntraktes schmücken; jetzt, im Februar, konnte davon natürlich noch keine Rede sein. Stattdessen spiegelte sich in den Fenstern anheimelnd die Vorfrühlingssonne.

      Langsam – denn sie wollte die Vorfreude auf das Wiedersehen mit den Eltern noch etwas auskosten – näherte sich Kathrin dem Haus. Bäri, der stolze und kräftige Berner Sennenhund, trabte ihr entgegen. Im Gegensatz zu den Leuten im Dorf erkannte er sie, seine Nase liess sich nicht täuschen. Er stiess begeisterte Japslaute aus, stieg an Kathrin hoch und versuchte, ihr das Gesicht abzulecken.

      Sie wehrte ihn spielerisch ab. „Bäri, mein Guter, jetzt hab ich dich wieder“, sagte sie und kraulte ihn am Hals.

      Vom Hund begleitet, der immer wieder an ihr hochsprang, legte sie die restliche Strecke zum Haus zurück. Sie trat ein, schaute in die Küche, dann ins Wohnzimmer. Da war niemand.

      „Hallo, ihr lieben Leute“, rief sie laut.

      Keine Antwort.

      „Bäri, sag, wo sind sie denn alle?“, fragte sie, trat wieder nach draussen und ging hinter das Haus, um nachzusehen, ob hier vielleicht jemand anzutreffen sei.

      Tatsächlich: Hinter dem Haus war ein alter Mann damit beschäftigt, Holzbündel zum Heizen, sogenannte Wedelen, zu binden. Er war eher klein, aber kräftig gebaut und für sein Alter erstaunlich rüstig, hatte kurzes, weisses Haar und einen rauschenden Älplerbart. Er trug einen alten Armeemantel, und aus seinem Mund hing eine gebogene Tabakspfeife, aus der würzige Rauchwölkchen kringelten.

      „Grossvater!“, rief Kathrin und lief auf den alten Mann zu. Dieser nahm die Pfeife aus dem Mund, legte sie bedächtig auf den Hackklotz, lächelte und öffnete die Arme, in die sich Kathrin aufjauchzend warf.

      „Grossvater, grüss dich wohl“, jubelte sie und umarmte ihn ihrerseits.

      Nach einer Weile löste der Grossvater die Umarmung, hielt Kathrin um Armeslänge vor sich hin und unterzog sie einer eingehenden Musterung.

      „Gut