N.F. Holstein

SCHMITT happens – im Radio


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zu finden. Ich will am Sonntagmorgen aufwachen neben jemandem, der mich gern hat und mir einen Kuchen backt. Ich wünsche mir eine Frau, mit der ich spazieren gehen und Weihnachten feiern kann. Unter anderem.“

      „Mach dich mal locker, Alter.“

      Jetzt wurde Bernd richtig laut. „Ich WILL mich aber nicht locker machen. Nur weil du Mister Lockerheit persönlich bist, muss das doch nicht für alle anderen auch gelten. Es gibt eben Menschen, denen wird irgendwann klar, dass sie nicht dafür gemacht sind, immer alleine zu sein. Ich bin nicht so ein überzeugter Single wie du!“ Er versuchte, auf dem flachen Sessel eine Haltung einzunehmen, die es ihm erlaubte zu trinken und zu schimpfen und dabei noch imposant auszusehen. Diese Anstrengung führte immerhin dazu, dass er sich im Ton wieder mäßigte. „Klar ist es immer cool, mit dir abzuhängen und in Bars Weiber anzumachen, aber bei mir funktioniert das doch ohnehin nur, weil die Ladies über mich an dich herankommen wollen. In mich hat sich noch nie eine richtig verliebt.“

      Jetzt wurde Jörn klar, woher der Wind wehte. „Du hast Franzi getroffen!“ In Nagellack-Franziska war Bernd aus der Ferne schwer verliebt gewesen. Er fand, sie erinnerte optisch an Cleopatra im Asterix-Comic, unnahbar und strahlend schön, wie sie auf ihn wirkte. Dementsprechend hatte er es kaum verkraftet, dass Jörn seine Kollegin bereits nach kurzer Zeit wieder abserviert hatte. Franzi hatte damals den Kontakt zu Bernd aufgenommen und sich mehrmals mit ihm getroffen, um die kurze Beziehung zu Jörn von vorn bis hinten durchzukauen und zu analysieren. Mit dem Fachmann sozusagen. Dem Jörn-Experten. Dabei hatte Bernd sich immer mehr in Franziska verliebt, sich aber nie getraut es ihr zu sagen, aus Angst vor einer Enttäuschung. Stattdessen hatte er sich mit der Freundschaft zu seiner Angebeteten zufrieden gegeben. Inzwischen war die große Verliebtheit tatsächlich einer kumpeligen Freundschaft auf Gegenseitigkeit gewichen. Die beiden sahen sich immer noch ab und zu, auf einen Kaffee oder ein Glas Wein. Franzi hatte keinen Freund und Bernd keine Freundin, da war es manchmal ganz praktisch, jemanden anrufen zu können, der einen zum Beispiel ins Kino begleitete, wenn der beste Freund keine Zeit oder Lust hatte. Aber jedes Mal, wenn Bernd sich ausführlich mit Franziska über die Psyche seines Freundes und Männer im Allgemeinen ausgetauscht hatte, kam er anschließend mit Liebe-für-die-Ewigkeit-Geschichten und romantischen Ideen. Jörn wartete schon auf den Tag, an dem er romantische Filme mit Meg Ryan mitbrachte. Jetzt ließ er, wie ein Hund, der sich ein Stück Braten vom Esstisch gestohlen hat, verlegen den Kopf sinken. „Bernd, Mann lass mich mit Franzi in Ruhe. Ich hab es dir damals schon gesagt und sag es dir gerne heute wieder. Die Alte hat sie nicht alle. Darf ich dich daran erinnern, dass die hier schon gleich in der zweiten Woche Pärchenabend machen wollte mit Kartenspielen und „Weinchen“, und dass du leider nicht eingeladen werden konntest, weil dir zu einem Pärchen der weibliche Part einfach fehlte?“ Bernd schüttelte zaghaft den Kopf. „Und weißt du nicht mehr, wie anstrengend die wurde, wenn man mal mehr als einen Malt trinken wollte? Dieses Gejaule von wegen „denk doch an das frühe Aufstehen morgen, und für die Gesundheit ist dieser hohe Alkoholgehalt auch nicht das Richtige“. Bernd, wenn ich eine Mutter brauche, dann rufe ich lieber dich an, als mir von einer Frau, die weniger Schuhe im Schrank hat als ich, erklären zu lassen, wie das Leben funktioniert. Die Bezeichnung „Spaßbremse“ ist für die Tante echt noch ein Kompliment. Leider habe ich das nicht von Anfang an durchschaut.“

      Kurz begehrte Bernd noch einmal auf. „Du weißt schon, dass Franziska eine sehr kluge Frau ist, die es im Grunde gar nicht nötig hätte bei so einem Sender wie Radio Null zu arbeiten? Die hätte gar keine Schwierigkeiten, sofort einen Job zum Beispiel beim Spiegel zu bekommen oder bei sternTV. Weißt du, was die schon alles gemacht hat nach ihrem Volontariat? Allein die Auslandsaufenthalte, die die beruflich hinter sich hat...“

      „Ach Bernd, lass uns lieber von etwas anderem reden. In Sachen Franziska kommen wir doch nie auf einen Nenner. Ich bin einfach nur genervt von der und wenn du sie morgens in den Sitzungen bei Radio Null erleben würdest, dann wäre die auch ihre berufliche Erfahrung egal, das sage ich dir. Und du findest Franziska interessant und lebenserfahren und tauscht dich gerne mit ihr aus. Lass uns über etwas anderes reden.“ Jörn angelte nach der Fernbedienung, die auf dem Fußboden halb unter einen Sitz gerutscht war. Bernd rutschte auf dem Sessel vor und stellte sein Glas schwungvoll auf einem der kleinen Tische ab. „Ich will mein Leben auf jeden Fall ändern und habe mir etwas überlegt.“ Er legte eine bedeutungsschwere Pause ein, bevor er weiter sprach. „Ich werde jetzt Zeichenkurse anbieten.“ Bernd verschränkte die Finger wie zum Gebet und sah Jörn erwartungsvoll an.

      „Zeichenkurse? Und da willst du dann die Frau fürs Leben finden? Oder malst du dir die da gleich selber?“

      „Ich hab mir das gut überlegt.“ Bernd war selber ganz begeistert von seiner Idee. „Die Ladys mögen meine Bilder, aber auf den Vernissagen erwarten die immer einen langhaarigen Hippie mit schwarzer Denkerbrille statt jemanden wie mich. Ist ja immer wieder passiert, dass die dann mit meinem Agenten oder dem jeweiligen Galeriebesitzer abgezogen sind.“ Jörn erinnerte sich dunkel an einen Abend vor gar nicht allzu langer Zeit, an dem eine sehr attraktive Blondine tatsächlich mit dem Galeriebesitzer verschwunden war. Und der hatte auch tatsächlich eine Wim-Wenders-Gedächtnisbrille getragen. Bernd schaute Jörn vorwurfsvoll an. „Oder sie sind mit dir in der Kiste gelandet .“

      „Ach so, ich verstehe und nun willst du den Damen erst zeigen, dass du nicht aussiehst wie George Clooney oder irgend so ein Durchschnittsintellektueller aus Prenzlauer Berg und wenn sie dann immer noch in deinen Zeichenkurs kommen, dann hast du sie im Sack? Dann ist der oberflächlich denkende und nur an Äußerlichkeiten interessierte Damendreck schon mal vorsortiert, oder wie? Dann hast du nur diejenigen dabei, die in erster Linie kunstinteressiert sind und denen ganz egal ist, wie der Maler aussieht, wenn er nur den Pinsel richtig schwingen kann?“ Bernd runzelte aufgrund der zweideutigen Anspielung die Stirn. Inzwischen hatte Jörn die Fernbedienung gefunden und richtete sie auf den Bildschirm, auf dem es daraufhin kurz knackte, dann sah man die Kulisse von „Deutschland sucht den Superstar“ und Dieter Bohlen.

      Bernd sah kurz genervt zum Bildschirm. Offensichtlich hatte er etwas mehr Begeisterung für seine Idee erwartet. „Meinst du nicht, dass das klappen könnte? Wenn die mich dann richtig kennenlernen beim Zeichnen, dann wissen die doch, dass ich kein schlechter Kerl bin und vielleicht ist dann ja doch eine dabei, die zum einen meine Liebe zur Kunst teilt und zum anderen...“

      „...eine Liebe zum Künstler selbst entwickelt. Doch, klar. Das könnte funktionieren.“ Jörn war mit den Gedanken schon bei Bohlen, fragte sich, was der wohl nach der Sendung mit der scharfen Sängerin von Cascada anstellte, die ebenfalls in der Jury der Castingshow saß. Bernd seufzte resigniert und schälte sich aus dem Sitzmöbel. Ihm war klar, dass er mit Jörn nicht tiefer in das Thema einsteigen würde heute Abend. Auch wenn er ein klein wenig mehr Hilfestellung erwartet hatte, versuchte er, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Vielleicht würde er das Thema beim nächsten Treffen mit Franziska besprechen. Oder mit Oma Annie. „Hast du noch irgendwo Chips oder Flips versteckt?“

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