Wenn man ohne seine Koffer aus dem Schiff „ausharren“ muss und dann noch eine Kleidergröße größer als etwa 44 hat, dann ist dies ein echtes Problem, da der Shop auf der Cara, soweit wir das sehen konnten, nur „normale“ Kleidergrößen führte.
Trotz dieser Einschränkung und teilweise saftiger Preise war der Shop ein begehrtes Ziel. An einem Abend nach dem Essen im Marktrestaurant ging ein Pärchen so Mitte vierzig vor uns und wir mussten hören, wie sie zu ihm sagte: „Gestern hattest Du Deinen Landausflug und jetzt habe ich meinen Shopping-Ausflug. Basta!“ Das ist Emanzipation der Frau! Für uns stellte sich die ewig unbeantwortet bleibende Frage, ob er den Landausflug allein unternommen hatte. Deswegen werden wir aber nicht an Schlaflosigkeit leiden.
Alice Schwarzer wäre aber wohl erst dann so richtig zu begeistern gewesen, wenn die Frau den Landausflug allein unternommen und den Mann währenddessen zum Shoppen geschickt hätte (dies ginge aber nicht, da während der Hafenliegezeiten der Shop meist geschlossen bleibt).
03.11.12 1 Seetag
Wenn auch leicht bewölkt, war es doch sonnig und warm und wir gingen, wie alle Seetage bis jetzt, zum Sonnenbaden. Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze, und da wir Frühaufsteher sind, hatten wir kein Problem damit.
Kurz vor dem Mittagessen begannen die Vorbereitungen für die noch nachzuholende Äquatortaufe, die 15 Uhr starten sollte.
Da meine Frau befürchtete, geschupst oder ins Wasser geworfen zu werden, begaben wir uns 15 Uhr auf Deck 6 und fanden hier ein schönes Plätzchen im Bugbereich, gleich hinter dem für Mitarbeiter vorgesehenen. Hier war ihre Wirbelsäule vor Unvorhergesehenem geschützt.
Als wir dann nach dem Kaffee wieder auf Deck 11 erschienen, berichtete uns Missis Zahnfleisch, die sich selbst auch vor der Taufe gedrückt hatte, ausführlich davon. Bei der Taufe hat Kapitän Mey alle Taufurkunden eigenhändig unterschrieben. Die zu Taufenden mussten einen Fisch küssen, etwas Undefiniertes trinken und dann „baden gehen“. Danach erhielten sie einen neuen Namen direkt von Neptun. Also hätten wir uns das Spektakel auch ansehen können - es wurde keiner gezwungen, an irgendetwas teilzunehmen.
Kurz bevor wir spätnachmittags vom Sonnendeck verschwinden wollten, konnten wir ein Gespräch von zwei deutlich jüngeren Pärchen anhören, wo eine der beiden Frauen leise äußerte, dass sie beide es sich gar nicht trauen, jemandem mitzuteilen, dass sie diese Reise im Vorjahr schon einmal mitgemacht und in Rio nichts gesehen hatten. Dieses Jahr waren sie wieder an Bord, um vielleicht nun einmal etwas von der Christusstatue sehen zu können.
Am Abend wollten wir unsere Sitzplatznummern bei Frau Preiß abholen, aber dies wurde ein Satz mit x: Das war wohl nix. Angeblich hatte es plötzlich Probleme bei der doch gestern schon erfolgten Buchung gegeben. Sie könne spanisch sprechen und würde sich persönlich bei Iberia darum kümmern.
04.11.12 Salvador da Bahia
Pünktlich wie immer auf dieser Reise machte die Cara um 8 Uhr am Kai von Salvador fest. Obwohl in der Ausflugsbroschüre „meist sonnig“ stand, war der Himmel stärker bewölkt. Trotzdem wurde es merklich schwül und warm.
Da wir unseren für heute geplanten Ausflug wieder zurückgegeben hatten, war also (wieder mal) ein Bordtag angesagt: Fotos machen, den fast leeren Pool nutzen und eine Liege aus der Vielzahl der freien auswählen - bis nach dem Mittagessen hatten wir eine große Auswahl.
Allzu ungestört verlief dieser Tag aber nicht, da die Mannschaft die Zeit im Hafen nutzte, teilweise den Anstrich zu erneuern: Rost klopfen, Metall abschleifen und dann Farbe pönen. Irgendwelche Verschönerungs- und Erhaltungsarbeiten wurden übrigens in allen Häfen durchgeführt.
Im Laufe des Vormittags benutzten wir die Toilette in unserer Kabine, doch beim Spülen blieb es verdächtig ruhig: Kein „Aufbrüllen“ war zu hören. Noch mehrfach wiederholte Versuche brachten nichts anderes. Bevor wir dann den vermeintlichen Defekt an der Rezeption melden wollten, schauten wir noch einmal über die Reling und sahen, wie der Fäkalien-Container (ein großer Kunststofftank) gerade aus dem Schiff gehievt wurde. Deshalb also blieb der Brüller aus! Es wäre aber schön gewesen, wenn solche Toiletten-Nicht-Benutzungszeiten vorher bekannt gegeben würden. Später gingen wir noch einmal auf die Kabine und waren ganz erleichtert, als uns die Spülung wieder lautstark anbrüllte.
Die sich uns vom Schiff bietende Ansicht war etwas ernüchternd: Wären da nicht die Palmen gewesen, hätte man von hier aus meinen können, in Kulissen von einem Film über den 2. Weltkrieg „gelandet“ zu sein.
Salvador da Bahia vom Schiff aus gesehen
Detail vom Schiff aus gesehen
Selbst die sonst in Recife und Olinda so gepflegten Kirchen und Klöster sahen hier etwas herunter gekommen aus.
Eine der Kirchen vom Schiff aus gesehen
Kurz nach dem Mittag kamen die ersten „Freigänger“ wieder zurück - hochrot, völlig durchschwitzt und fertig. Drei Stunden bei dieser drückenden Hitze zu Fuß durch die Innenstadt hatte sie geschafft und teilweise aggressiv gemacht. Der Fahrstuhl war bereits mit 6 Personen besetzt, als eine weitere zusteigen wollte. Daraufhin streikte der Lift und sofort brüllte einer der Überhitzten den Zugestiegenen an, ob er denn nicht merke, dass er zu viel im Lift sei. Urlaub mit einem Lächeln. Aber leider nicht immer.
Am Nachmittag schauten wir von Deck 11 in Richtung Meer, als es sich der Kapitän unter uns im seitlichen Brückenbereich, nur in Shorts und Badelatschen, auf einer Liege bequem machte. Aber nicht lange: Als er bemerkte, dass er beobachtet wird, verschwand er nach einem kurzen Small Talk mit meiner Frau wieder in seinen Räumlichkeiten. Wir zogen uns danach wieder auf unsere Liegen zurück, um dem Kapitän eine Chance auf seine Liege zu geben, und meine Frau unterhielt sich ein paar Liegen weiter mit Missis Zahnfleisch. Als sie zurückkam, berichtete sie mir, dass die beiden heute an einem geführten Stadtrundgang teilgenommen hatten. Daraufhin beging ich einen Fehler, indem ich wohl etwas zu laut zu meiner Frau meinte, dass es schon erstaunlich sei, dass sich die Rabattjäger einen zu bezahlenden Ausflug gegönnt haben. Ein bitterböser Blick von Missis Zahnfleisch strafte mich und seit dem kam es zu keiner Unterhaltung mehr miteinander. Meine lose Klappe hatte uns schon einmal Probleme gemacht, als ich bei unserem Italienurlaub 2011 im Hotelrestaurant zwei Sachsen nachäffte, die das Wort „Tomatensuppe“ so ähnlich wie „Doumohdnsubbä“ aussprachen. Diese über 60-jährigen hatten wohl sehr gut geschulte Ohren und sprachen uns auch an: „Wir haben gehört, dass Sie aus der gleichen Gegend wie wir kommen.“ - das stimmte nicht, war mir aber sehr peinlich.
Auf dem Schiff hatte ich es bis jetzt geschafft, mich mit blöden Bemerkungen zurückzuhalten, aber obige war nun nicht mehr rückgängig zu machen. Und machte damit aus einem Lächeln ein bitterböses Gesicht. Das wäre vermeidbar gewesen.
20:00 Uhr Auslaufen bei völliger Dunkelheit. Nachts bot Salvador von See aus ein deutlich besseres Bild als tagsüber. Interessant war, wie bei der Ausfahrt mit einem Suchscheinwerfer das Molenende auf der Backbordseite gesucht wurde.
Blauer Leuchtturm und dahinter der Fahrstuhl, der Ober- und Unterstadt verbindet.
05.11.12 Ilheus
Mitten in der Nacht riss mich meine Frau aus dem Schlaf - sie hatte Besuch vom „Flotten Otto“. Wir überlegten, was der Grund dafür sein könne, da