Claus-Dieter Korf

Wege zu Reichtum und Glück?


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ausgegeben. Ansonsten wird zu Spenden die Bevölkerung aufgerufen, die wohl zu den spendenfreudigsten der Welt gehört. Das ist auch gut so. Machen Sie die Rechnung auf. Wenn nur jeder Haushalt einmal 5 Euro spendet, sind das bei 24 Millionen Haushalten schlagartig 120.000.000,00 Euro für einen guten Zweck, ohne dass auch nur einer davon arm wird. Häufig gibt es die Ratewettbewerbe mit Prominenten im Fernsehen. Das gewonnene Geld wird gespendet. Eine schöne Sache. Doch abgeben aus eigenem Vermögen ist etwas anderes. Ansonsten herrscht Schweigen.

      Wenn jemand mit 23 Milliarden ohne Erben verstirbt, hat dieser genau das, was Napoleon sagt, nicht beherzigt. Er blieb ein armer Teufel, der – wie etliche andere auch – eher Sorgen hatte, nämlich Sorgen um sein Geld. Einem unbekannten Verfasser werden die folgenden Verse zugeschrieben, die genau darauf passen:

       Alle Menschen dieser Welt

       streben nur nach Gut und Geld,

       und wenn sie es dann erwerben,

       legen sie sich hin und sterben.

      Unbekannt

      Sieht so ein glückliches Leben aus? Sicher wünschen Sie sich das nicht. Denn was haben Sie davon gehabt?

       Den größten Reichtum hat,

       wer arm ist an Begierden.

      Seneca

      Und was ist mit dem Glück? Dieser Begriff ist schwammig. Es kann heißen, dass wir das große Los gezogen haben (auch also auch „reich“ geworden sind, ebenso, dass wir einem Schaden, Unfall, Tod, Verlust, Nachteil – kurz allem Negativem entkommen sind. Dann sagen wir, dass wir Glück hatten. Es ist also etwas Gutes geschehen oder etwas Böses, Schlimmes nicht geschehen - ohne unser Zutun. Da schon die alten Griechen sagten, dass nichts geschieht, ohne Grund warum es ist (Sokrates), also alles Geschehen eine Ursache, einen Entstehungsgrund hat, muss logisch auch das Glück einen solchen haben – nur wir kennen ihn nicht, bzw. nicht immer. Wenn wir das „große Los“ gezogen haben, sind wir spontan überglücklich. Nur hält dieses Glücksempfinden nicht lange an. Es ist im Alltag schnell vergessen. Wenn wir endlich in das eigene Haus einziehen können, keine Schulden mehr haben, unser Leben ohne Sorgen ist, ich gesund bin und meine Familie gesund ist, dann fühlen wir uns glücklich und wohl. Das ist Glücksempfinden.

      So hat das Glück verschiedene Ursachen, unterschiedliche Empfindungsdauer und Lebenswerte. Wie kommt es dazu? Der eine ist mit allem gesegnet, der andere ein permanenter Pechvogel, „krank am Herzen, arm am Beutel“ (Goethe). Schon von den Griechen oder noch weiter zurück gedacht, wissen wir, haben sich die Menschen auf einfache Weise geholfen. Sie schufen sich die erklärende Ursache. So blieb es schlicht das nicht näher definierte Glück oder das Glück wurde in eine „Fee“, die berühmte Gutes bewirkende „Glücksfee“ verwandelt, oder es war ein „Gott“ (so gab es Götter für Reisende, Seefahrer, Landwirtschaft, Mutterglück, für Gesundheit usw.) und wenn es gar ohne Anrufung des einen Gottes sein sollte, dann wurde die Ursache in Form der Abstraktion zur „Vorsehung“ (zur Vermeidung des Gottesbegriffs) herbeigezogen, wie es gerade willkommen schien. Heute sind wir noch sachlicher und sprechen nüchtern vom „Zufall“ oder sind in der Lage, die Ursache einfach als das „Angenehme“ im Leben zu erklären, als Fleiß, Art der Ernährung, ausreichenden Verdienst, Gesundheit, Urlaub, Reisen, womit wir dann leicht wieder bei allem Materiellen wären.

      Glück hatte ich, als ein LKW von 10 t mit Hänger einen parkenden LKW von ähnlicher Größe just in dem Augenblick überholte, als ich mit dem eigenen Wagen mit dem parken-den LKW auf gleicher Höhe war. Es war in der Dorfmitte, die Straße eine Durchfahrt-Landesstraße. Trotzdem. Ich riss das Lenkrad nach rechts und fuhr in des Nachbarn Garten, ebenso der Fahrer hinter mir. Anders hätte es drei Tote gegeben. Hier stand das Unglück bevor. Doch das Glück siegte. Da sprachen dann unsere Vorfahren schon vom „gelücke gehabt“ und meinten damit den guten Ausgang eines Geschehens. Wir sagen immer noch: „Glück gehabt“, doch in Wirklichkeit war es Geistesgegenwart, die uns rettete. Oder doch nur ein glücklicher Zufall? Die Geistesgegenwart ist selbstbestimmt oder etwa genau in diesem Augenblick vom Himmel gekommen“? Man möchte in solchen Augenblicken schon an göttliche Fügung, an das Glück, an die Himmelsmacht, die einem beschieden wurde oder an die Zufälligkeit glauben. Genau wissen wir es nicht. Wir wissen vieles nicht.

      Diese Unbestimmtheit ist es, die uns empfänglich macht, an die wirklich glücklichen Zufälle, aber auch an die vielen Möglichkeiten zu glauben, die sich uns anbieten, um unsere Wünsche sich erfüllen zu lassen. Gibt es doch die vielen Glücksbringer, vom vierblättrigen Kleeblatt bis zum Wahrsager, der für Geld mit vielen einschmeichelnden, Vertrauen weckenden Worten behauptet, mit „hundertprozentiger“ Wahrscheinlich-keit die „6 Richtigen“ im Voraus zu nennen.

      Wenn Sie wollen oder hören, „von Gott gewollt“, „von der Vorsehung beschieden“ oder von der „Glücksfee bewirkt“, lassen Sie es gelten wohlwissend, es stimmt auch nicht, denn etwas haben wir sehr wohl doch dazu getan z.B. im richtigen Moment noch auf die Bremse getreten, um den Zusammenstoß zu vermeiden, „gerade noch die Kurve gekriegt“ oder ein Los gekauft oder – das scheint mir mit das Entscheidende zu sein - die richtige Lebenseinstellung eingenommen, ohne die gekünstelte, angloamerikanische „Cheese-Grimasse“ aufzusetzen.

      Das Interessante für unsere Betrachtung ist jetzt, dass sich die Begriffe und Formulierungen „reich werden“, „zu Reichtum kommen“, „Reichtum vorhersagen“ konkretisieren und zu Verkaufsprodukten verwandeln lassen, weil es materielle Güter sind, anfassbar. Glück bleibt dagegen im Unkonkreten, Gestaltlosen und wird deshalb wohl auch allen Wünschen nachgestellt und den Auskünften über bevorstehenden Reichtum von den Wahrsagern und Glückspropheten angehängt. Genauso Liebe, Beziehung, Gesundheit nicht näher definierte Begriffe bleiben. Auch der Wunsch nach Zufriedenheit wird nur sehr zurückhaltend ausgesprochen, weil man da ja vielleicht herauslesen(-hören) könnte, „unzufrieden“ zu sein. Alles, was mit Glück zu tun hat, sind immaterielle Güter. Mit denen kann niemand aus dem Kreise der Esoteriker, Sterngucker und Wahrsager viel anfangen. Er kennt Sie ja nicht, weder Sie selbst, noch ihre Familie, weder Ihr Zuhause, noch etwas von Ihrem Beruf, Einkommen, Problemen, Sorgen, Nöten oder Krankheiten. All das steht nicht am Sternenhimmel. Darauf sollten Sie immer achten, wenn Sie es mal mit Glücks- und Reichtumsverheißungen zu tun haben sollten. Die „Glücksboten“ geben nur vor, alles von Ihnen zu kennen.

      Geld kann jeder gebrauchen, Geld möchte jeder haben und reichlich davon. Wer Geld und Reichtum verspricht, kann nie falsch liegen und findet leicht ein offenes Ohr/Opfer.

      Glück ist im Grunde ein Empfindungszustand, latent, wechselhaft, tief in unserem Inneren, selten von langer Dauer („Glück und Glas“, Sie wissen schon, „wie leicht bricht das“). Wir empfinden Glück, wenn es uns gut geht, das ist der Zustand des Glücklichseins. Da sind wir gesund, frischen Mutes und Geistes (mens sana in corpore sano, sagten die Römer, „Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper“), da ist man glücklich oder empfindet ganz plötzlich diesen Zustand, wenn man dem Bösen, dem Unglück, der Krankheit davon gekommen ist. Insofern teile ich die Definition von dem Glücksforscher Hornung *), der Glück in engste Beziehung mit Zufriedenheit setzt. Allerdings kann ich im Unglück nicht das Paradoxon zum Glück erkennen.

      Unglück ist nicht die Widersinnigkeit des Glücks, weil es nicht aus der gleichen Substanz ist, die wahr und zugleich unwahr sein kann. Nein, Unglück hat andere Ursachen, hat nicht dieselbe Substanz und ist das konträre Gegenteil.

      So können wir uns eine glückliche Familie vorstellen, die keineswegs zu den begüterten Mitbürgern gehört, bescheiden lebt, mit dem Geld auskommt, aber keine Reserven hat. Sie

      klagt nicht, fällt niemandem - auch dem Staat nicht - zur Last.

      Dann plötzlich schlägt das Schicksal zu. Der Vater kann plötzlich nicht mehr sehen. Grauer Star auf beiden Augen.

      *) Bernd Hornung, Wie man wirklich glücklicher wird und dauerhaft bleibt, Internet: Glücksforschung, IFG München, Institut für Glücksforschung.2012