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Das Blut des Sichellands
Der Große Krieg
von
Christine Boy
Impressum
Das Blut des Sichellands – Der Große Krieg
Christine Boy
Copyright: © 2013 Christine Boy
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-6869-0
Alle Rechte vorbehalten.
Über die Wahrheit
Hoch oben im Norden Sacuas, des legendären Kontinents, erstreckt sich das Sichelreich. Voller Geheimnisse und düsterer Mysterien und zugleich so voller Leben und Stolz, dass in den heutigen Tagen alle Völker vor dieser Macht erzittern.
Und doch gab es dunkle Zeiten, in denen die Menschen Cycalas' schwere Stunden durchlebten.
Dies ist die Geschichte jener Tage, die man den "Großen Krieg" nannte und es ist die Geschichte eines Blutes, das das Sichelland beherrscht.
Und allem zugrunde liegen die Chroniken der Batí, des elften Stammes, und die Gesetze des Schlangengottes Ash-Zaharr, der für alle Zeit herrschen wird über das Sichelvolk, so wie er es schon immer tat, seit jenen Tagen, mit denen das neue Zeitalter begann.
Und zugleich ist dies die Geschichte Lenyca Ac-Sarrs, deren Leben von Geburt an vorbestimmt war und die das Schicksal eines Tages auf den Thron erhob. Sie wurde geschrieben und sie wird bis heute erzählt, doch manch ein Teil dieser Vergangenheit ist verlorengegangen im ewigen Schweigen und Vergessen. Manch ein Teil wird geleugnet, ein anderer herausgehoben, und immer geringer wird die Zahl derer, die wissen, was sich einst zugetragen.
Und so ist dies vor allem eine Geschichte der Wahrheit, ungeachtet aller Lügen und Gerüchte, ungeachtet derer, die vergessen wollen und ungeachtet derer, die verzerren.
Denn dies ist, was wirklich geschah.
Kalender
In Cycalas beginnt das Jahr – ausgehend von den uns bekannten Monaten – mit dem Neujahrstag am 1. März. Das sichelländische Jahr wird in drei Jahreszeiten und zwölf Monate unterteilt.
Jahreszeiten:
Tara-Pta (Sis bis Assmon) – Wintererwachen/ Frühling
Tara-Vil (Halos bis Wentril) – Sonnenzeit/ Sommer & Herbst
Tara-Meshem (Gom bis Mena) – Die Kälte/ Winter
Monate:
Sis (März)
Rin (April)
Assben (Mai)
Assmon (Juni)
Halos (Juli)
Halester (August)
Neb (September)
Wentril (Oktober)
Gom (November)
Shiu/ Ziu (Dezember)
Ach-Que (Januar)
Mena (Februar)
Aus den Schriften der Batí
Vom Beginn des neuen Zeitalters
Und während im südlichen Sacua die Menschen einem armseligen Kult verfielen und sich zunehmend von den Mächten abwandten, denen sie eigentlich hätten untertan sein sollen, erblühte das Volk Cycalas' zu großem Glanz.
Ash-Zaharr, der Große, hatte Wohlgefallen an ihnen gefunden und an seiner Gestalt, in der er sich ihnen zuweilen zeigte. Die wahre Weisheit des Dämons bestand darin, sich nicht von den Menschen zu entfernen, die ihn anbeteten und die ihm opferten, sondern von eben jenen Mächten, die zu arrogant und zu blind waren, seine wahre Größe zu erkennen. Und doch ließ die Schlange sein Volk spüren, dass es allein sein Wille war, der ihr Leben lenkte und der entschied, was sein durfte und was nicht.
Er zeigte es ihnen auf vielfältige Weise, indem er sie strafte, wenn sie sich versündigten und indem er ihnen nahm, wessen sie nicht würdig zu sein schienen.
So holte er eines Tages die Priesterinnen des Lichts in sein Reich, denn er wollte nicht, dass sie begafft und begehrt wurden von den schwarzen Hütern der Sichel. „Ihr“, so sprach er zu seinem Volk“, „ihr seid die Kinder der Nacht, des Schattens, des Todes. Ihr sollt weder besitzen noch begehren, was euch vernichten könnte. Ihr sollt nicht verlangen nach dem, was meins ist und was euch nur Verderben bringen könnte. Ich bin der Herr der Finsternis und dennoch ist ein Teil in mir, der das Licht bändigt, denn nur so kann ich existieren.“ Und er wischte die Priesterinnen des Lichts mit einem einzigen Fluch vom Antlitz Cycalas' und nannte den Ort, an dem sie einst verweilt, die Heimstatt der Schlafenden. Denn nur die Toten sollten noch teilhaben an jenem Glanz, den die Lichtgestalten einst gebracht.
Doch Ash-Zaharr sah auch, dass sein Volk nicht wie die anderen war. Er sah ihre Stärke und ihre Kraft und dass sie nach mehr verlangten. Sie wollten nicht nur aufschauen zu einem Gott, sondern auch selbst teilhaben an der Macht, die er verkörperte.
Und er wusste, dass die sechs Mächte, die ihn nicht als einen der Ihren anerkannten, ihn noch mehr verdammen würden, wenn er mehr mit den Menschen teilte als nur seinen Anblick. War dies nicht der Zeitpunkt, sich noch weiter zu erheben und sich zu trennen von jenen Grundsätzen, die die anderen verband, ihn aber ausgrenzten?
„Sehet, ich bringe den Tod und die Nacht, ich bin das Verderben und das Leid, ich bin das Ende und das Nichts! Ohne mich gibt es keinen Tag, kein Leben, kein Licht! Und sehet, dies sind jene Menschen, die mir dienen. Ein Volk, wie es nie zuvor gesehen wurde! Und ihr werdet erbeben vor ihnen!“
So ging er wieder über in die Gestalt der alles beherrschenden Schlange, so voller Grauen und Macht, dass ein jeder erschauerte. Und er wählte sich drei Dienerinnen, die sich schon lange seine Aufmerksamkeit verdient hatten, weil sie dem, was er begehrte, näher waren als alle anderen.
„Halt ein!“ riefen da die Sechs, als sie erkannten, was Ash-Zaharr zu tun gedachte. „Gib ihnen nicht, was ihnen nicht gebührt! Sie werden auf ewig verflucht sein. Auf ewig an dich gebunden! Sie werden ein eigenes Volk werden, das uns stürzen wird!“
„Gehet und kehret mir und den Meinen weiter den Rücken!“ stellte sich Ash-Zaharr ihnen entgegen. „Ich bin die Grenze, die ihr selbst nicht ziehen könnt! Dies ist mein Volk und ich werde mit ihm enger verschmelzen, denn ich hebe mich nicht wie ihr auf einen Thron, sondern werde meine Kräfte dort einsetzen, wo sie unabdingbar sind!“
Und er wählte eine Bäuerin, da sie Land fruchtbar gemacht hatte, welches als öde und tot galt.
„Du hast den Tod besiegt,, indem du mit Geschick und Wissen und harter Arbeit dagegen gekämpft hast. Komme zu mir und gebe dich hin, dann werde ich, der Tod, selbst das Leben schaffen! So wie du Samen auf toten Fels gestreut hast, werde ich dergleichen tun, indem ich einem menschlichen Körper den Gott selbst offenbare.“
Und er nahm sich die Frau und gab ihr mit seinem Blut und seiner greifbaren Gestalt jenen Samen, der ihr ein Kind schenken sollte.
„Siehe, deine Nachkommen werden die Geliebten dieser Erde sein. Sie werden das Volk am Leben halten, werden es versorgen und werden Jene lehren, die ebenfalls nach eurem Wissen streben. Mit ihnen gemeinsam werdet ihr die erste stützende Säule sein, ohne die dieses Land zugrunde gehen wird. Ich schenke euch eine unvergleichliche Macht, doch ich nehme euch zugleich die Bande zu eurem Gott. Niemals werde ich euch hören, wenn ihr mich anruft, noch werde ich erscheinen, wenn ihr mich beschwört. Ich schütze und verteidige euch, aber ich bin für euch ferner als der Mond.“
Und er nahm