wirkte entschlossener und weniger ängstlich. Einerseits gefiel es Peter. Andererseits machte es ihm Sorgen, denn möglicherweise war die Entschlossenheit der Seelenfresser in ihr.
„Nach dir“, sagte Peter und folgte Hanna bis zur Tür, die sie dann aufmachte.
Dahinter war ein altes Dorf, etwa aus dem Jahrhundert, aus dem Hanna stammte. Sofort wurden Erinnerungen in Hanna wach. Für sie war es ein einzigartiges und zugleich gruseliges Gefühl. Peter dagegen kannte die Geisterwelt und wusste, dass sie wie ein Wesen war, welches dynamisch war. Es lebte quasi von Veränderungen. In dieser Weise unterschied es sich nicht von der Menschenwelt.
„Ich weiß, wo Tjalf ist“, sagte Hanna auf einmal und unterbrach Peters Gedanken.
„Wie? Wo?“, stammelte er.
„Ich kann ihn riechen“, verriet sie.
„Aber du willst ihn nicht fressen, oder?“ fragte Peter und klang dabei sehr besorgt.
„Ich denke nicht“, antwortete sie.
Diese Aussage beruhigte Peter nicht unbedingt. Er würde ein Auge sie haben müssen, wenngleich er keine Chance gegen sie hatte, wenn sie erneut zur Seelenfresserin werden würde.
„Folge mir“, sprach sie und bog links ab.
Peter schwebte hinterher. Sie waren nun auf der Straße in diesem alten Dorf. Angrenzend war dort ein Marktplatz, ganz so wie Hanna es kannte. Sonst war da niemand oder zumindest nahm Peter kein anderes Wesen war, Sicher war er sich nicht, aber zur Not würde Hanna es sonst riechen.
„Sie sind in der Kirche“, war sich Hanna sicher und wie ein Spürhund zeigte ihr gesamter Körper in die Richtung.
Zum Aufspüren von Beute waren die Fertigkeiten eines Seelenfressers offenbar ganz gut. Aber Peter verließ sich nicht darauf.
„Ich nehme nichts war“, sagte er nur.
„Ist schon in Ordnung“, sprach sie.
„Was?“ fragte er.
„Dass du Angst hast“, ergänzte Hanna, „ich habe sogar vor mir selbst ein wenig Furcht. Aber es hilft jetzt nichts, wenn wir nicht zusammenarbeiten. Am Ende müssen wir Malit bekämpfen, da brauche ich dich- da braucht Tjalf dich.“
Da hatte sie irgendwo recht. Peter musste sich darauf verlassen, dass Hanna sich an ihr Wort hielt. Sie hätte ihn schon verspeisen können, wenn sie gewollt hätte!
„Gut, dann machen wir weiter“, sagte Peter, „also in die Kirche?“
„Ja, und zwar durch den unterirdischen Gang“, schlug Hanna vor.
„Hast du das erschnüffelt?“ wollte Peter wissen und zeigte sich beeindruckt.
„Nein, dass kann ich sehen. Da vorne ist ein Eingang, der in einen Keller oder sowas führen muss“, verriet sie.
Peter nahm es ebenfalls wahr. Sie schwebten beide dorthin und gingen nach unten. Der Eingang war durch eine Tür verschlossen.
„Im ernst?“ regte sich Hanna auf, „in der Geisterwelt gibt es verschlossene Türen? Warum?“
„Keine Ahnung“, antwortete der Geisterjunge, „dann müssen wir einen anderen Weg hineinfinden. Einen Schlüssel gibt es mit Sicherheit nicht.“
„Hintereingang?“ fragte sie und hielt sich mit ihren Worten ungewöhnlich kurz.
„Ja“, gab es eine knappe Zustimmung durch Peter.
Sie machten sich auf, um auf die andere Seite der Kirche zu gelangen. Dort befand sich der Hintereingang, der ebenso verschlossen war.
„Das ist doch eine Verarschung“, ärgerte es Hanna und sie benutzte dabei ungewöhnlich harte Worte, um dies auszudrücken.
„Durch ein Fenster?“ fragte Peter.
„Dann können wir auch gleich durch die Fronttür hereinspazieren“, entgegnete Hanna und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augenbrauen, „das ist Malit. Er muss es versiegelt haben, damit wir keine andere Wahl haben, als durch den Vordereingang reinzugehen.“
„Dann sollten wir es tun“, sprach Peter, „denn auf eine andere Art kommen wir nicht an Tjalf heran.“
Hanna passte es nicht, dass der Plan nicht so funktionieren wollte, wie sie sich das ausgedacht hatte. Es machte sie wütend und sie musste sich in diesem Moment echt beherrschen, um nicht erneut zur Seelenfresserin zu werden. Peter ahnte es, aber sie tat so als würde nichts sein.
„Dann durch die Vordertür“, stimmte sie zu.
Hanna ging als erstes durch und konnte Malit wie auch Tjalf sehen. Hinter ihr platzierte sich Peter. Malit hatte Tjalf auf einen Altar festgeschnallt und murmelte wieder irgendwelche Formeln, ehe er unterbrochen wurde.
„Hanna?“, zeigte er sich überrascht, „du hast tatsächlich überlebt und traust dich nun in die Geisterwelt? Willst du dich mir wieder anschließen?“
„Nein, dich töten“, entgegnete sie.
„Schlagfertig bist du, das muss ich dir lassen. Warst du schon immer“, sprach Malit und setzte sein Ritual nicht fort.
Dann entdeckte er Peter. Malits Blick schweifte zum Eingang der Kirche und zurück. Dann schaute er verdutzt, aber zugleich auch erleichtert.
„Mehr kommen nicht? Ihr seid zu zweit?“ fragt er und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
„Es reicht, um dich auszuschalten“, machte Hanna klar und Malit konnte eine Veränderung vernehmen, er wusste eben nicht, was es war.
„Du solltest dich hüten“, warnte er, „ich werde euch beide töten. Für dich Hanna besteht nur noch ein letztes Angebot. Schließe sich an oder verrecke. Deine Eltern bringt es nicht zurück- sie sind längst tot.“
Das war zu viel! Hannas Wut stieg ins Unermessliche. Sie hatte seit dem letzten Angriff durch den Hexenmeister nicht mehr daran gedacht. Aber in diesen Moment kam alles zurück. Die Verwandlung in eine Seelenfresserin konnte sie nicht mehr aufhalten- sie wollte es auch nicht. Sie ließ sich komplett darin fallen.
„Was wird das?“ fragte Malit und zog seinen Stab.
Er hatte noch nie zuvor so eine Kreatur gesehen und gleichzeitig fragt er sich, warum er es all die Jahre übersehen hatte.
„So eröffnen sich neue Möglichkeiten“, sagte er, „wir können zusammen herrschen. Ich der Kopf und du die Kraft.“
„Vergiss es!“ brüllte Hanna, „ich werde deine Seele verschlingen und es genießen.“
Malit machte sich zum Kampf bereit. Genau in diesem Augenblick erwachte Tjalf, denn die Kontrolle von Malit ließ nach. Der Hexer benötigte seine ganze Kraft bei sich, um sich verteidigen zu können.
Was Tjalf sah, erschrak ihn. War das Hanna oder eine Mischung aus einem Monster und Hanna? Im jeden Fall ein Seelenfresser! Dann sah er Peter und dieser sah gerade zu ihm rüber. Mit einer Handbewegung machte er ihm klar, dass er kommen sollte. Peter schlich sich hin, ohne dass die beiden ihn bemerkten.
„Peter, da bist du ja. Du scheinst wieder der alte zu sein. Was ist denn alles passiert, wo sind wir?“
„Ich mache dich erstmal los“, versuchte Peter Tjalf zu beruhigen, „und dann erklär ich es dir.“
„Erzähle es mir“, verlangte Tjalf, „ich muss es wissen.“
„Gut, gut“, berichtete Peter, „Malit hat dich in die Geisterwelt mitgenommen. Offenbar brauchte er dich. Hanna ist jetzt eine Seelenfresserin und kämpft gegen Malit.“
„Dann ist sie verloren“, sagte Tjalf.
„Irgendwie nicht. Es klingt merkwürdig, aber ohne Hanna, die Seelenfresserin hätte ich dich gar nicht gefunden“, teilte Peter mit, „sie kann sich zurückverwandeln.“
Tjalf war überrascht