Philipp Depiereux

Changerider


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drei Gestalter bereits im ChangeRider Platz genommen haben. Verlinkt werden alle drei Fotos mit dem persönlichen Einladungsvideo, sodass der Eingeladene beim Klick auf die drei Play-Buttons immer sein Einladungsvideo startet.

      Am schnellsten reagiert Dorothee Bär, die Depiereux über Karl Theodor zu Guttenberg kontaktiert. Weitere acht Zusagen treffen ebenfalls sehr schnell ein; allein Janina Kugel sagt ab. Und wer den „alten Fuchs“ Roland Berger kennt, weiß, dass „Fake it until you make it“ mit ihm nicht funktioniert: Als Einziger weist er Depiereux auf die „Verlinkungsfehler“ bei den Videos hin, sagt aber dennoch zu.

      Die erste Fahrt findet mit Dorothee Bär statt. Eine sehr spannende Erfahrung für Depiereux und sein Team – nicht nur, weil Depiereux zwei Mal direkt vor der Wohnung der Kanzlerin falsch in die Einbahnstraße fährt. Und weil er bereits am Anfang beweist, dass er nicht gleichzeitig das Auto lenken, die Fragen stellen sowie Weg und Zeit im Blick haben kann, fährt das Begleitfahrzeug ab der dritten Fahrt immer voraus. Kameramann Huber stieg dafür übrigens ab der ersten Fahrt vom Kofferraum in das Begleitfahrzeug um, um die Fahrten bequemer begleiten zu können.

      ChangeRider auch im TV

      Mit jeder ChangeRider-Fahrt nehmen die Besucher- und Zugriffszahlen auf allen Kanälen enorm zu. Das Netz diskutiert rege über den ChangeRider und die Gäste. Die Nominierungen für Mitfahrer, die jeder über die Website vorschlagen kann, rauschen nur so rein. Depiereux wird zum SZ-Gipfel der „Süddeutschen Zeitung“ und von BDI-Präsident Dieter Kempf persönlich zum Tag der Deutschen Industrie nach Berlin eingeladen. Weitere Event-Engagements im Ruhrgebiet, auf der Hannover Messe sowie bei der Verleihung des GEN*ZEO Awards folgen. Als redaktionelle Unterstützung gelingt es Christian van Alphen, das Digitalmagazin „t3n“ als Medienpartner an Bord zu holen, die nach jeder ChangeRider-Fahrt eine kurze Zusammenfassung der Gespräche im Magazin abbilden.

      15 Monate nach der ersten Fahrt mit Dorothee Bär sind die Zugriffszahlen auf allen Kanälen auf über fünf Millionen angestiegen. Es wurden bisher über 140 Interviews geführt. Gekrönt wird der Erfolg Anfang 2019: Der ChangeRider startet auch im TV bei „Welt der Wunder“.

      CHANGERIDER – DER FAHRER

      Philipp Depiereux (Jahrgang 1977) stammt aus einer mittelständisch geprägten Familie und bekommt so früh Einblick in die Unternehmenswelt. Sein Großvater baut den Weltmarktführer Viega in Attendorn mit über 3.000 Mitarbeitern auf, sein Vater führt gemeinsam mit seinem Bruder in dritter Generation die Dürener Maschinenfabrik. Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium an der International School of Management und Auslandssemestern in Frankreich und den USA steigt der Borussia-Dortmund-Fan zunächst in die Welt der Unternehmensberatung ein, bis 2004 der Wechsel in die Geschäftsführung des Langerweher Kunststofffolien-Herstellers Schoeller Aldo (heute alesco) erfolgt. Dort scheitert Depiereux jedoch nach sechs Jahren vor allem mit den sogenannten disruptiven Innovationen.

      Diese Learnings sind es aber auch, die ihn bereits 2010 dazu inspirieren, mit seinen Partnern Philipp Herrmann und Christian Lüdtke etventure zu gründen. Ein Unternehmen, das Organisationen und Start-ups dabei hilft, möglichst schnell neue digitale Kanäle zu erschließen, die Transformation zu bewältigen sowie neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Denn Depiereux hat bei alesco erlebt, wovon er spricht: „Disruptiv gescheitert bin ich aufgrund der herrschenden Beharrungskräfte, Widerstände, perfektionistischen Ingenieursarbeit und der ständigen Kontrolle in der Kernorganisation. Um erfolgreich zu sein, müssen wir bei der digitalen Transformation aber weg von der deutschen ‚Ingenieursdenke‘ und hin zu Lean-Startup- und Design-Thinking-Methoden. Wir müssen die radikale Nutzerzentrierung in den Vordergrund stellen und uns mehr auf die Geschwindigkeit als auf die Kontrolle fokussieren. Außerdem müssen wir erkennen, dass der Mensch und nicht die Technologie im Vordergrund stehen muss; und wir für die Transformation der Wirtschaft ein völlig anderes Mindset benötigen.“ Im Jahre 2017 verkaufen Depiereux, Herrmann und Lüdtke etventure mit 250 Mitarbeitern an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Alle drei sind jedoch weiterhin als Geschäftsführer für etventure tätig.

      Als Anhänger der Waldorfpädagogik erzieht der mit seiner Frau in München lebende Depiereux seine vier Kinder (13, 10, 5 und 2 Jahre) komplett ohne digitale Medien. Das heißt, keines seiner Kinder nutzt Smartphone, Tablet oder Spielkonsole, Verabredungen laufen über das Festnetztelefon, nach der Schule wird gemalt und gebastelt statt gedaddelt. Bequem ist diese analoge Erziehung nicht, ganz im Gegenteil: Durch die Allgegenwärtigkeit der digitalen Medien in der Gesellschaft und den laxen Umgang in anderen Elternhäusern ergeben sich zwangsläufig Diskussionen. Es geht Depiereux und seiner Frau dabei aber keineswegs um eine Technologiefeindlichkeit, sondern schlicht darum, die gesunde Entwicklung ihrer Kinder nicht durch den zeit- und kreativitätsraubenden Digitalkonsum zu stören, der so verführerisch und bequem ist, dass eine sinnvolle Beschäftigung und vor allem das Draußen-Spielen gar nicht mehr oder nicht mehr ausreichend stattfindet. Sorge, dass die Kinder später im digitalen Leben nicht Schritt halten können, haben sie nicht. Denn den Umgang mit Smartphone & Co. lernt man schließlich schnell – den verantwortungsbewussten Umgang damit nicht unbedingt.

      Mehr Informationen zu Philipp Depiereux gibt es auf depiereux.de

      CHANGERIDER – DAS BUCH

      Als die Entscheidung fiel, dieses Buch zu schreiben, hatten etwa 40 Personen im ChangeRider Platz genommen. Aus diesen 40 Interviews nur 22 Gespräche rauszusuchen, war eine große Herausforderung. Die Entscheidung fiel zugunsten einer thematisch abwechslungsreichen Mischung. Jetzt, kurz vor dem Buchdruck, liegen bereits über 140 ChangeRider-Fahrten vor – genug Stoff für weitere ChangeRider-Bücher.

      Ferner gibt es zu jedem Kapitel im Buch weiteres umfangreiches Material in Form von Presseartikeln, YouTube-Video und Podcast; die Links dazu finden sich am Ende der Kapitel. Und allein aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für beide Geschlechter.

      VORWORT: MEHR MUT IN RASANTEN ZEITEN

      Wir leben in sehr spannenden Zeiten: Digitale Transformation, KI, Agilität, Globalisierung, New Work, Generation Y & Z, massivste Herausforderungen in Bildung, sozialer Gerechtigkeit und Umwelt sowie eine sich ständig verändernde Welt im Allgemeinen (Stichwort: VUCA) stellen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vor völlig neue Herausforderungen.

      Seit Gründung treiben wir mit etventure den digitalen Wandel in Deutschland voran. Mein Learning aus den letzten zehn Jahren: Wer sich trotz der Herausforderungen des digitalen Wandels allein auf den Ausbau seines Kerngeschäfts konzentriert, wird verlieren – zuerst Marktanteile und Umsatz, und am Ende seine Organisation. Wer die Digitalisierung angeht, aber nur bestehende analoge Strukturen digitalisiert, wird es langfristig schwer haben, die Erfolgsgeschichte der letzten 10, 50 oder gar 100 Jahre fortzuschreiben.

      Unternehmen müssen aus ihrer Saturiertheit herauskommen und sich mutig neuen digitalen Geschäftsmodellen und Innovationen stellen. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen sie ihre Organisationsstrukturen, die eigene Unternehmenskultur sowie das Mindset ändern. Eine große Herausforderung ist dabei, den massiven Wandel parallel zum noch gut funktionierenden Tagesgeschäft zu meistern. Denn mit Themen wie Zeitmangel, fehlende Ressourcen, ein risikoscheues Umfeld, Ungewissheit, fehlende Kompetenzen, Angst vor dem Scheitern und einfach nur Orientierungslosigkeit sind Manager, Mitarbeiter und Eigentümer von Unternehmen täglich konfrontiert.

      Dabei dürfen wir in Deutschland als Ingenieursnation nicht nur die Technik in den Vordergrund stellen, sondern nach dem Motto handeln: Human first, Technology second. So, wie die von mir sehr geschätzte Valerie Mocker von Nesta im ChangeRider sagt: „Digitalisierung muss im Alltag der Menschen starten und nicht irgendwo an runden Tischen, wo alte, weiße Männer sitzen und über unsere Zukunft reden.“

      Wir haben in Deutschland die besten Voraussetzungen, den digitalen Wandel erfolgreich zu meistern: einen starken Mittelstand, Weltmarktführer, die in ihrer Branche Champions League sind, stabile Außenhandelsverflechtungen sowie ausreichend Kapital auf Unternehmensseite,