Elissa Grossa

Pia-Lotta


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in Richtung des kleinen Steges, der in den See hineinragte und an dem immer ein kleines Segelboot angebunden war. Lukas fuhr manchmal mit Pia-Lotta in dem Segelboot auf den See hinaus und hatte ihr so das Segeln beigebracht.

      „Aber sei leise! du erschrickst sie sonst. Sie sind ja noch ganz klein. Und Elvira kann ziemlich ärgerlich werden.“ Nun nahm Lukas Pia-Lotta an die Hand und ging mir ihr und dem Großvater zum Steg hinunter. Pia-Lotta zog Lukas mehr hinter sich her. So eilig hatte sie es zum Steg zu kommen.

      Pia-Lotta schaute sich um, aber sie konnte die kleinen Küken nicht sehen. Plötzlich hörte sie aber wieder dieses leise Gepiepse.

      „Und? Wo sind sie jetzt?“ Pia-Lotta platzte fast vor Spannung, denn sie konnte einfach nicht herausfinden, wo sich die kleinen Küken versteckt hatten. Lukas zeigte in das Segelboot. Und tatsächlich! Dort saß die Entenmama Elvira in mitten ihrer sechs Küken.

      Pia-Lotta setzte sich auf den Steg und schaute lange auf die Küken, die sich ganz eng an Elvira kuschelten.

      „So winzig sind die!“ bemerkte Pia-Lotta leise. Pia-Lotta schaute andächtig weiter auf die kleinen Federknäule.

      Plötzlich drehte sie sich zu Lukas und dem Großvater um, die immer noch hinter ihr standen.

      „Wie kommen denn die Küken wieder aus dem Boot? Das schaffen die doch niemals alleine?“ Pia-Lotta schaute Lukas und den Großvater an.

      „Tja, da werden wir Elvira und ihren Entenkindern wohl irgendwann helfen müssen. Aber das hat noch Zeit. Bis dahin werden sie und Jakob ihre Küken hier im Boot füttern müssen.“ Lukas war nun ein bisschen näher gekommen.

      „Wo ist Jakob denn jetzt?“ wollte Pia-Lotta wissen.

      „Ach ich denke, der macht gerade einen kleinen Ausflug auf dem See. Aber schau, dort kommt er gerade aus dem Schilf hervor.“ Der Großvater zeigte auf das Schilf hinter dem Boot, wo der alte Enterich hervor schwamm.

      Pia-Lotta begrüßte ihren gefiederten Freund und schaute ihm zu, wie er am Ufer aus dem See kam und über den Steg an ihr vorbei gewatschelt kam. Am Boot angekommen schaute er zu Elvira und den Küken. Zuerst schnatterte Elvira etwas und Jakob schnatterte zurück.

      `Die beiden unterhalten sich ja richtig´, dachte Pia-Lotta. `Wahrscheinlich hat Elvira Jakob gerade gefragt, wo er denn die ganze Zeit gewesen sei.´

      Dann beobachtete Pia-Lotta wie Jakob stolz seinen Kopf hob, so als ob er allen zeigen wollte, wie stolz er auf seine kleine Entenfamilie ist.

      Lukas und der Großvater waren schon lange zum Haus von Lukas zurückgegangen und hatten sich auf die Bank in die Sonne gesetzt. Von dort aus konnten sie Pia-Lotta beim Spielen mit der Entenfamilie beobachten und die schöne Aussicht auf den See genießen. Es war still und friedlich und die beiden Alten saßen schweigend beieinander.

      Als Pia-Lotta zum Haus zurückkam, stand Lukas auf und machte frischen Tee. Er holte für Pia-Lotta ein Glas Limonade. Pia-Lotta hatte sich einen Lebkuchen aus der Schüssel gefischt und sich auf die Bank gesetzt.

      Lukas schenkte Tee ein und setzte sich wieder zu den Beiden an den Tisch. Er holte seine Pfeife hervor, zog eine Streichholzschachtel aus seiner Tasche und machte seine Pfeife an. So saßen die drei noch eine ganze Weile beisammen und Lukas erzählte Pia-Lotta, dass er die ganze Nacht am Steg gesessen und zugesehen hatte, wie die Küken heute früh schlüpften.

      Ganz leise hatte es in der Stille der Nacht mit einem Klopfen und Picken, Knacken und Piepsen begonnen, bis nacheinander alle sechs Küken geschlüpft waren.

      Schon vor Wochen hatten Jakob und Elvira mit dem Nestbau begonnen. Lukas hatte immer wieder versucht, die beiden Enteneltern aus dem Segelboot zu vertreiben. Aber vergebens. Jakob schleppte immer wieder Heu und Stroh, kleine Äste und viele andere Dinge an, damit Elvira das Nest bauen konnte. Dann fand Lukas eines Abends sieben Eier im Entennest und Elvira hatte tagelang gebrütet.

      „Warum sieben Eier?“ wollte Pia-Lotta überrascht wissen. „Es sind doch nur sechs Küken im Boot!“

      „Vor einigen Wochen hatten wir hier am See einen kleinen Sturm und eines der Eier war aus dem Nest gekullert! Und weil es natürlich nur im Nest ganz weich war, ist das Ei an harten Holz zerbrochen.“ Lukas Stimme war etwas trauriger geworden.

      Aber plötzlich richtete sich Lukas auf und sagte zu Pia-Lotta, indem er ihr die Schüssel mit den Lebkuchen zuschob:

      „Mädel, sei nicht traurig, es sind ja noch sechs andere Eier da gewesen und Elvira und Jakob haben abwechselnd die Eier ausgebrütet.“ Und er fügte lachend hinzu: „Iss, Kind, du brauchst Stärkung für die kommenden Tage. Wie ich dich kenne, wirst du jede frei Minute bei Elvira und ihren Küken verbringen.“

      „Au fein!“ antwortete Pia-Lotta, rutschte vom Schoß des Großvaters hinunter und angelte sich einen besonderes großes Lebkuchenherz aus der Schüssel.

      „Au fein!“ wiederholte sie. Und schon war der Wirbelwind wieder erwacht und lief um den Tisch herum zu Lukas.

      „Lukas! Lukas! Darf ich heute Nachmittag gleich wiederkommen und mit den Küken spielen?“ Pia-Lotta zitterte vor Aufregung am ganzen Körper.

      „Naja, zum Spielen ist es vielleicht noch etwas früh. Aber wenn du magst und deine Großeltern es erlauben, darfst du gerne jederzeit wieder kommen“, antwortete Lukas erfreut über das Interesse des kleinen Mädchens.

      Als sich der Großvater und Pia-Lotta von Lukas verabschiedeten, fiel Pia-Lotta erst auf, dass sie Oskar, den kleinen Hund von Lukas, noch gar nicht gesehen hatte. Oskar kam sonst freudig Schwanz wedelnd auf Pia-Lotta zu, sprang an ihr hoch und leckte ihr die Hände. Heute war Pia-Lotta so aufgeregt, dass sie ihren kleinen Freund noch gar nicht vermisst hatte.

      „Wo ist Oskar?“ rief sie plötzlich. Pia-Lotta sah dabei in Lukas Gesicht. Erst da bemerkte sie die Traurigkeit in seinen Augen, denn Lukas musste sich schon große Sorgen um seinen Gefährten machen.

      „Er ist seit ein paar Tagen nicht nach Hause gekommen. Das macht er manchmal. Aber jetzt ist er schon zwei Tage weg.“ Lukas schaute traurig auf den See hinaus.

      `Wahrscheinlich hatte Lukas deswegen auch die ganze Nacht bei Elvira und Jakob verbracht und sicher war er ohne Oskar sehr einsam und konnte nicht schlafen´, dachte Pia-Lotta. Und wie sie dies so bei sich dachte, beschloss das kleine Mädchen, dass sie Lukas helfen müsse.

      Pia-Lotta nahm Lukas Hand und schaute den alten Mann freundlich an.

      „Dann werden wir Oskar jetzt suchen. Irgendwo muss er doch sein. Gleich nach dem Mittagessen komme ich wieder und dann schauen wir gemeinsam nach Oskar.“

      Lukas war sofort einverstanden.

      2

      Kaum hatte Pia-Lotta aufgegessen, drängelte sie schon zum Aufbruch. Sie lief in ihr Zimmer hinauf und zog sich schnell Hose und T-Shirt an. Ein Sommerkleid ist nun wirklich nichts für so ein Abenteuer. Im Schrank kramte sie nach ihren Turnschuhen, die sie aber nicht fand.

      „Wo sind denn meine Turnschuhe, Omi“, rief Pia-Lotta vom Balkon ihres Zimmers in den Garten hinunter.

      „Die sind im Keller, da wo du sie gestern ausgezogen hast“, rief die Großmutter zurück.

      Wie der Blitz sauste Pia-Lotta die Treppen bis in den Keller hinunter und fiel dabei direkt über ihre Turnschuhe.

      `Mensch, Pia-Lotta, irgendwann wirst du dir wegen deiner Unordnung noch mal was brechen´, schimpfte Pia-Lotta leise mit sich selber und rieb sich das Knie.

      „Jetzt nur nicht schlapp machen. Schließlich brauchen Lukas und Oskar meine Hilfe.“

      „Mit wem redest du da“, hörte Pia-Lotta die Stimme ihrer Großmutter.

      „Ach, mit niemandem. Ich habe mich gerade über mich selber geärgert.“ Pia-Lotta hatte sich auf die unterste Stufe der Kellertreppe gesetzt und zog sich die Turnschuhe an.

      Pia-Lotta nahm ihren roten