Erich Sedlak

Drunter und Drüber


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Da braucht er aber nicht drauf stolz sein. Sicher wird mir sauschlecht von dem Dreck.

      Sie: Zum hours d´ouvre gibt’s übrigens Buntes Spargelmosaik an Trüffelpürree.

      Er: Ich hätt´ aber lieber eine Leberknödelsuppe. Kann man das umtauschen, Gerda?

      Sie: Nimm dich ein bisserl zusammen und koste zuerst einmal! So etwas bekommst du nicht alle Tage!

      Er: Na, Gott sei Dank!

      Sie: Und dann konzentriere dich auf den nächsten Gang: Rehfilets in Madeirasoße mit Mandelcroquetten und Kräuterpesto. Und als Weinbegleitung: Ein Cheteauneuf du Pape 2008!

      Er: Worauf soll ich mich denn konzentrieren? Liegt ja fast nichts auf dem Teller. Ich tät´ sagen: Nicht einmal schlecht abg´waschen!

      Sie: Jetzt übertreibst du aber maßlos, Konrad!

      Er: Und für diese Miniaturscheußlichkeiten verrechnet der Schwalbenschwanz sicher ein Vermögen.

      Sie: Zu deinem Siebziger ist mir nichts zu teuer, Konrad.

      Er: Am liebsten würde ich mir ein paar Maiskolben von der Wand runterholen.

      Sie: Die gehören doch zur Dekoration.

      Er: Egal… ich bin schon fast am Verhungern.

      Sie: Merk´ dir eines Konrad: Zum Schwalbenschwanz geht man nicht wegen des Hungers, sondern um kulinarische Höhenflüge zu erleben.

      Er: Höhenflüge nennst du das, Gerda? Höhenflüge? Bis jetzt ist das eine fürchterliche Bruchlandung.

      Auch die folgenden Gänge des Menüs kommen vor allem bei Konrad nicht besonders gut an. So macht man sich etwas verstimmt auf den Heimweg. Auf dem Hauptplatz der Kleinstadt hält Konrad den Wagen plötzlich an.

      Er: Aussteigen, bitte!

      Sie: (erstaunt) Aber Konrad, was soll denn das bedeuten?

      Er: Das ist jetzt meine kleine Überraschung!

      Sie: Beim Würstelstand?

      Er: Jawohl, beim Würstelstand! Ich darf mir erlauben, dich herzlich einzuladen,… sozusagen als Revanche für dein unvergessliches Menü beim Schwalbenschwanz.

      Sie: (weinerlich) Aber ich hab´s doch nur gut gemeint und wollte dir zum siebzigsten Geburtstag eine ganz besondere Freude machen.

      Er: Hast mir ja eh, Gerda! Aber jetzt kommen wir zum Höhepunkt des heutigen Abends: Eine heiße Burenwurst im Dialog mit süßem Senf, an einer reschen Kaisersemmel und einem frisch gezapften Weizenbier.

      Sie: (beißt in ihre Burenwurst) Mmmmm …himmlisch, Konrad! Einfach köstlich!

      Er: Du sagst es, Gerda. Und noch dazu ohne Haube!

      Die Fahrt nach Wien

      Das Ehepaar Woranek fährt von Wiener Neustadt nach Wien, um dort die Volksoper zu besuchen.

      Er: Und wie fahr ich jetzt? Übern Grünen Berg?

      Sie: Nein! Über die Tangente, Erwin!

      Er: Aber hast nicht gehört im Radio, Gerda? Stau mit anwachsender Tendenz.

      Sie: In welche Richtung anwachsend?

      Er: In unsere… Richtung Kagran.

      Sie: Geh, die melden so was doch erst immer dann, wenns eh schon lang vorbei ist.

      Er: Ich fahr´ trotzdem über die Spinnerin am Kreuz.

      Sie: Blödsinn! Dort ist ein riesiger Wasserrohrbruch.

      Er: Dort WAR ein Wasserrohrbruch… vorgestern.

      Sie: Seitdem tun´s ihn aber reparieren. Also Tangente!

      Er: Immer weißt du alles besser, Gerda!

      Sie: Dann sag mir ein EINZIGES Beispiel in unserem Leben, wann DU einmal recht gehabt hast!

      Er: Zum Beispiel: Wie ich gesagt habe: deine Mutter soll bei uns nicht einzieh´n.

      Sie: Wenn du ätzend bist, steig ich gleich aus.

      Er: Bei Tempo hundert? Bitte sehr!

      Sie: Konzentriere dich lieber! Verengung auf eine Fahrspur.

      Er: Na, dann seh´n wir in der Volksoper halt nur noch die zweite Halbzeit von Zar und Zimmermann… machert mir eh nichts aus.

      Sie: Du Banause! Wir haben noch über eine Stunde Zeit, Erwin.

      Er: Die brauchen wir allein fürs Parkplatzsuchen.

      Sie: Radar! Achtzig! Willst Strafe zahlen?

      Er: Fahr ich oder du, Gerda?

      Sie: Leider du und du fährst gerade hundertzehn. Brems´!

      Er: Na bitte! Jetzt haben wir den Stau.

      Sie: Ein Stau ist es erst dann als solcher zu bezeichnen, wenn alles steht… noch fahren

      wir.

      Er: Aber im Schritttempo.

      Sie: Besser als gar nix.

      Er: Und wie geht´s jetzt weiter?

      Sie: Meinst du mit uns beiden, Erwin?

      Er: Aber nein … da … auf der Tangente!

      Sie: Du nimmst am besten die nächste Abfahrt.

      Er: Die nächste? Da kommen wir auf die Zweierlinie.

      Sie: Aber nein, zum Gürtel!

      Er: Zweierlinie, Gerda!

      Sie: Gürtel!

      Er: Warum ich auch immer wieder in das Scheisswien reinfahr?

      Sie: Du nörgelst doch auch in Neustadt herum, wenn drei Autos vor einer Ampel steh´n.

      Er: Na bitte, da haben wir´s: eine Massenkarambolage. Weil´s auch keinen Abstand halten können, die Trotteln.

      Sie: Weil du jemals einen Abstand hältst, Erwin!

      Er: Ich fahre auf Sicht, meine Liebe. Also immer hundert Meter im Voraus denken. Was dir ein bisserl schwerfällt.

      Sie: Wenn ich seit zwanzig Jahren nicht neben dir sitzen tät, hätte es schon hundertmal gescheppert.

      Er: Einen Führerschein hast du aber nie gemacht, Gerda?

      Sie: Das nicht! Aber trotzdem fahr ich besser als du.

      Er: Gibt’s in der Nähe von der Volksoper irgendwo eine Parkgarage?

      Sie: Ich bin nicht allwissend.

      Er: Du hast dein halbert´s Leben in Wien verbracht.

      Sie: Aber nicht in der Volksoper, sondern in Döbling.

      Er: Döbling! Da haben wir den Salat … Umleitung über den Schwarzenbergplatz. Weißt was? Ich dreh um! Am besten, wir fahren