Dante Alighieri

Die göttliche Komödie


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viele dünken Könige sich jetzt,

      Und werden Säuen gleich im Kot hier stecken,

      Dort aber Schande nur und Schmach verlassen.

      Ich sagte: Meister wohl wär ich begierig

      Zu seh'n, wie man ihn taucht in diese Brühe

      Bevor wir hinter uns den See gelassen.

      Und er zu mir: Noch eh' die andre Küste

      Sich dir gezeigt, wirst du befriedigt werden.

      Die Lust, die du begehrst, sollst du genießen.

      Nicht lange drauf ward von den Schlammbedeckten

      Vor meinen Augen jener so geschüttelt,

      Daß, dankend, Gott darum noch heut' ich preise.

      Sie alle schrie'n: Es gilt Philipp Argenti!

      Und der ergrimmte Florentiner Schatten

      Zerfleischte sich mit seinen eigenen Zähnen.

      Wir ließen ihn. Nicht mehr von ihm erzähl ich;

      Denn meine Ohren traf ein Schmerzenslaut,

      Weshalb ich angestrengt nach vorne blicke.

      Der gute Führer sagte: Sohn, es nahet

      Bereits die Stadt sich, welche Dis genannt wird,

      Voll schwerer Bürger und voll großer Scharen.

      Ich sagte: Meister, ihre Minarette

      Erblick' ich wahrlich schon im Tale drunten,

      Rotschimmernd als ob Feuer sie durchglühte.

      Darauf entgegnet er: Die ew'gen Flammen,

      Darin sie brennen, färben sie so rot,

      Wie du gewahrst in dieser niedern Hölle.

      Wir fuhren in die tiefen Gräben ein,

      Die die verzweiflungsvolle Stadt umgeben;

      Die Mauern schienen mir von festem Eisen.

      Indes nach langem Umweg erst gelangten

      An einen Ort wir, wo mit lauter Stimme

      Der Fährmann rief: Steigt aus, hier ist der Eingang!

      Ich sah wohl tausend, welche einst vom Himmel

      Geregnet, bei dem Tor, die zornig sagten:

      Wer ist der eine denn, der ohne Tod

      Das Reich des toten Volkes so durchwandert?

      Vorsorglich gab mein Führer zu erkennen,

      Daß er geheim mit ihnen reden wollte.

      Da dämpften sie den wilden Zorn ein wenig

      Und sagten: Komm allein. Umkehre dann

      Der so verwegen eindrang in dies Reich.

      Allein geh' er den tör'gen Weg zurücke,

      Wenn er ihn finden kann. Du aber bleibe,

      Der durch so dunkles Land ihn hergeleitet.

      Nun denk' dir, Leser, ob ich ward entmutigt

      Beim Tone der vermaledeiten Worte;

      Gewiß, ich dachte nimmer heimzukehren.

      O teurer Führer, der du siebenmal

      Und öfter Sicherheit zurück mir gabest,

      Und mich aus dringender Gefahr befreitest,

      Verlaß mich nicht in solchen Nöten, sagt' ich;

      Ist uns das Weitergehn verwehrt, so laß uns

      Gemeinsam rückwärts unsren Pfad durchmessen.

      Mein Meister, der bis dorthin mich geführt

      Erwiderte: Sei furchtlos, unsre Reise

      Kann niemand hemmen, solche Bürgschaft hat sie.

      Nun aber bleibe hier, und speis' und stärke

      Den müden Geist mit Hoffnung und Vertrauen,

      Daß in der untern Welt ich dich nicht lasse.

      Also verläßt mich, also geht von dannen

      Der süße Vater, und zurück in Sorgen

      Bleib' ich, weil ja und nein im Haupt mir streiten.

      Was er zu ihnen sprach kann ich nicht sagen;

      Doch lange hatt' er nicht geweilt mit ihnen,

      Als um die Wett' in's Tor ein jeder eilte.

      Die Pforte schlossen unsre Widersacher

      Vor meinem Herrn, dem sie den Einlaß wehrten

      Und der die Schritte zögernd zu mir wandte.

      Die Augen senkt' er nieder, von den Brauen

      Schien jeder Mut geschwunden, und mit Seufzen

      Sagt er: Wer wehrte mir des Schmerzes Wohnstatt?

      Drauf wandt' er sich zu mir: Erzürn' ich gleich,

      So fürchte deshalb nicht, denn siegen werd' ich,

      Was man zur Abwehr drinnen auch versuche.

      Nicht neu ist solche Frechheit mir an ihnen;

      An weniger geheimem Tor, das seitdem

      Verschlußlos blieb, bewährten sie sie schon.

      Auf ihm gewahrtest du die tote Inschrift.

      Diesseits von ihm steigt schon den Abhang nieder,

      Durchschneidend ohne Führer all die Kreise,

      Der, dessen Macht uns wird die Pforte öffnen.

      Neunter Gesang

      Es trieb die Blässe, mit der Furcht mich malte,

      Die neu entstanden, schleuniger zurück.

      Als ich des Führers Umkehr sah, die seine,

      Aufmerkend stand er gleich dem Mann der horchet;

      Denn durch die düstre Luft, den dichten Nebel

      Vermochte nicht das Aug' ihn weit zu tragen.

      Wohl müssen wir in diesem Kampfe siegen,

      Sagt' er. Wo nicht; doch, der's versprach, wird helfen!

      Wie lange däucht es mir, bis Hilfe eintrifft.

      Ich merkte wohl, wie er der Rede Anfang

      Durch das verdeckte, was noch hinterdrein kam;

      Denn Worte waren's jenen widersprechend.

      Trotzdem erschreckte mich was er gesprochen;

      Vielleicht weil ich die abgebroch'ne Rede

      In schlimm'rem Sinn verstand als er sie meinte.

      Stieg wohl zu diesem Grund der traur'gen Schale

      Jemals ein Schatten von der ersten Stufe,

      Die keine Strafe kennt als Hoffnungsmangel?

      So frug ich, und er sagte drauf: Nur selten

      Geschieht es, daß aus unsrer Mitte einer

      Den Weg zurücklegt, welchen ich jetzt wandle.

      Doch ist es wahr, daß ich schon einmal hier war,

      Beschworen von der grimmigen Erichtho,

      Die zu den Leibern ihre Seelen heimrief,

      Seit kurzem war mein Fleisch von mir entkleidet,

      Als sie mich eingehn hieß in diese Mauer,