tut dir nichts!“ versprach er.
Im selben Moment bewegte sich die reichlich große Spinne auf ihrer Schulter. Jessica sah hin und begann zu schreien. Ron reagierte schnell, denn er hatte keine Lust, das ganze Zimmer nach der Spinne abzusuchen. Er hielt mit der einen Hand Jessica fest, mit der anderen bloßen Hand griff er einfach nach der Spinne, setzte sie nach draußen und schloss das Fenster.
Jessica fuhr sich wieder und wieder durch die Haare und schüttelte sich, als könnte irgendwo noch so ein Biest sitzen.
„Da ist nichts mehr!“
Ron führte Jessica zu einem der Sessel, drückte sie hinein und kniete sich vor ihr hin. Als sie ihn endlich ansah, wirkte Jessica unheimlich erschöpft. Einem Impuls folgend umarmte er sie. Auch Jessica legte ihre Arme auf seine Schultern und lehnte sich gegen seine Brust.
Ron merkte, wie sie sich langsam wieder beruhigte. Als sich die Tür schwungvoll öffnete, schnellte Jessica mit dem Oberkörper hoch, diesmal waren ihre Augen angsterfüllt. Ron drehte sich um, in der Tür standen seine Kollegen, die Waffen im Anschlag.
„Alles okay“, gab er augenblicklich Entwarnung.
„Jessica?“
Erschrocken sah Jessica auf die Männer mit ihren Pistolen. Dann kam ihr ein merkwürdiger Gedanke und sie konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Sie beugte sich wieder zu Ron und beschrieb ihm das Bild, das sie gerade vor Augen hatte: wie die drei versuchten, diese Spinne abzuknallen.
Da musste auch Ron lachen.
„Was ist überhaupt los?“
„Ihr kommt zu spät“, verkündete Jessica.
„Zu spät wofür?“
„Ron hat mich schon gerettet.“
Bei den Worten lachte sie gemeinsam mit Ron. Wahrscheinlich war es die Erleichterung, die sie zu diesem Verhalten antrieb. Einerseits weil dieses widerliche Viech nicht mehr auf ihr saß und andererseits weil sie im Innersten wusste, dass diese Männer ihre Waffen gezogen hatten, um sie zu beschützen und nicht, um ihr etwas anzutun.
Kane setzte sich als erster zu ihnen. Seine Pistole legte er auf den Wohnzimmertisch.
„Soso, Ron hat also den Helden gespielt?“
„Er hat mich vor einem riesigen Monster gerettet“, gab Jessica bereitwillig Auskunft.
„Das hatte nicht zufällig acht Beine?“
Sie sah zu Jake.
„Woher wissen Sie das?“
„Du hast in einem deiner Manuskripte darüber geschrieben.“
„Aber…“
„Ist dir das auch aufgefallen?“ wandte sich Ron an Jake.
„Na, so wie sie das geschrieben hat, da bekam sogar ich eine Gänsehaut. So eine Angst kann nicht erfunden sein.“
Die beiden Männer hatten sie tatsächlich durchschaut. Jessica überlegte, ob sie ungewollt noch mehr in ihren Romanen über sich preisgegeben hatte.
„Jessica?“
Sie ging in die Küche, von wo Kane gerufen hatte.
„Ja?“
„Ich fahre heute in die Stadt. Brauchen Sie noch etwas?“
„Nein, danke.“
„Ganz sicher?“
„Fahren Sie auch Lebensmittel holen?“
„Ja. Ein besonderer Wunsch?“
„Obst und Gemüse.“
„Okay. Tragen Sie Größe M?“
„Sieht eher nach S aus“, mischte Jake sich ein.
„Wo soll ich das denn hinziehen? Unter L geht gar nichts!“
Es entging ihr nicht wie Ben sie von oben bis unten musterte.
„Liegt sicher an Ihrer Größe“, stellte Kane fest.
Jessica nickte. Was Klamotten anging hatte man es als Frau bei einer Größe von knapp ein Meter achtzig nicht immer leicht. Allerdings war sie sich zwischen diesen Männern schon längst nicht mehr wirklich groß vorgekommen.
Ron lag im Bett und schlief und die Drei anderen verließen das Haus. Nachdem Jessica schon mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass sie sie nicht nach ihrer Arbeit fragen sollte, hatte sie es aufgegeben.
Unschlüssig ging sie auf und ab. Was sollte sie mit ihrer Zeit anfangen? Was machte sie denn sonst? Schreiben, ja das machte ihr Spaß und es beruhigte sie auch immer. Aber sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie Ben im Auto reagiert hatte, als sie den Laptop nehmen wollte. Jessica wollte das Vertrauen, dass die Männer ihr entgegen brachten, nicht enttäuschen.
Also beschäftigte sie sich anderweitig. Völlig in Gedanken versunken begann sie aufzuräumen. Lediglich das Schlafzimmer der Männer ließ sie aus, denn sie wollte Ron nicht wecken. Und jetzt? Jessica öffnete einen Küchenschrank nach dem Anderen, dabei entdeckte sie eine Fülle ungeahnter Lebensmittel. Als sie die Schokoladenkuvertüre sah, lief ihr bereits das Wasser im Mund zusammen. Also bereitete Jessica einen Teig. Nachdem sie die Kekse in den Ofen geschoben hatte, ging sie unter die Dusche. Auch wenn Ron ihr für dieses Badezimmer keinen Schlüssel gegeben hatte, war dennoch nie jemand eingetreten, wenn sie sich im Bad befand. Bisher hatte Jessica sich jedes Mal sehr beeilt, denn eine einzige Toilette für fünf Personen empfand sie als etwas wenig und sie wollte niemanden behindern. Da außer dem schlafenden Ron aber niemand hier war, gönnte sie sich diesmal eine lange, ausgiebige Dusche. Danach fiel ihr auf, dass sie sich keine frische Kleidung aus ihrem Zimmer geholt hatte. Jetzt in ihre verschwitzten Sachen schlüpfen wollte sie aber auch nicht. Also warf sie sich ein großes Handtuch um und ging so über den Flur.
Der Duft von frisch Gebackenem weckte Ron. Neugierig ging er in die Küche, erstaunt sah er sich um, selten hatte er es so sauber gesehen. Er öffnete die Ofentür und entdeckte die Schokoladenkekse. Einen stibitzte er sich sofort und genoss ihn noch warm. Dann wollte er zur Toilette, da sah er Jessica lediglich mit einem Handtuch bekleidet.
„Guten Morgen, Ron. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.“
Ron erwiderte ihren Gruß genauso freundlich, allerdings musste er sich zusammen reißen, um sie nicht anzustarren. Auch wenn sie bei weitem nicht solch große Brüste wie seine Kollegin hatte, so sah sie dennoch umwerfend aus. Es passte alles einfach perfekt und dazu diese langen Beine…
Ron riss sich zusammen und ging ins Bad. In diesem Moment war er froh, dass er sich angezogen hatte, bevor er das Schlafzimmer verlassen hatte, sonst hätte Jessica seine Reaktion auf sie genau sehen können. Und dann wäre es sicher vorbei mit ihrem beginnenden Vertrauen gewesen.
In ihrem Zimmer fiel Jessica auf, dass sie nichts mehr zum Anziehen hatte. Das Hemd von Kane sowie ihr Kleid waren völlig verschwitzt. Und das große T-Shirt hatte sie total bekleckert. Ob sie Ron fragen sollte?
„Ich komm’ gleich wieder!“
Jessica sah aus dem Fenster, Ron fuhr gerade weg. Also ging sie in das Schlafzimmer der Männer und öffnete den Schrank, aus dem Kane damals etwas genommen hatte.
„Suchen Sie etwas?“
Erschrocken schrie Jessica auf und drehte sich um. Zu ihrer Erleichterung war es Ben, der nun dicht vor ihr stand.
„Haben Sie mich erschreckt!“
„Ich warte!“
Bens Blick war böse und durchdringend.
„Ich ähm, ich wollte mir nur etwas frisches zum Anziehen…“, stammelte sie, denn wie immer jagte Bens Art ihr Angst ein.
„Aus meinem Schrank?“
Zu ihrer