Mann erstarren.
Ganz langsam zog er dann seinen Führerschein heraus.
"Sie müssen schon entschuldigen", meinte Officer Cameron dann, nachdem er die Papiere überprüft und den Kofferraum durchsucht hatte. "Die Kerle, auf die wir scharf sind, haben eine Bazooka..."
"Schon gut", sagte der Mann. "Ich habe von der Sache im Radio gehört!"
Cameron winkte ihn durch.
Dann kam ein Mercedes.
Zwei Männer saßen darin.
Baseballmützen und Sonnenbrillen mit Spiegelgläsern ließen von ihren Gesichtern so gut wie nichts übrig, woran man sie identifizieren konnte.
Die beiden wirkten nervös. Ein heftiger Wortwechsel ging zwischen ihnen hin und her. Cameron konnte davon keine Silbe verstehen. Er sah nur die Gesten.
Der Wagen kam heran.
Cameron klopfte an die Scheibe der Beifahrertür. Langsam glitt sie hinunter.
"Führerschein und Zulassung bitte. Und setzen Sie Sonnenbrille und Mütze ab..."
Der Fahrer suchte in seinen Taschen, während Officer Brent von außen die Tür öffnete. Die Maschinenpistole hatte der State Police-Mann im Anschlag.
"Hier ist der Führerschein", sagte der Fahrer schließlich und reichte ihn Brent.
"Sie sind Jay Wilbur?" fragte Brent.
"Ja." Er setzt seine Brille und die Baseballmütze ab. "Gibt bessere Fotos von mir, denke ich!"
"Was ist mit der Zulassung?", fragte Brent.
"Ich weiß nicht, ich dachte, ich hätte sie in den Führerschein gelegt... Vielleicht im Handschuhfach..."
Der Beifahrer beugte sich vor, um das Handschuhfach zu öffnen. Aber Cameron hielt ihn davon ab. "Zurück! Steigen Sie aus, das machen wir!"
Brent wandte sich an den Fahrer: "Sie auch, Mr. Wilbur! Ziehen Sie den Schlüssel ab und geben Sie ihn mir!"
Die beiden stiegen aus.
Wilbur gab Brent den Schlüsselbund.
"Welcher ist für den Kofferraum?"
"Der mit dem schwarzen Rand!"
Brent warf ihm einem Kollegen zu, der nach hinten ging, um die Klappe zu öffnen.
"Das Gesicht zum Wagen, die Hände auf das Dach", sagte Brent. Wilbur gehorchte. Der Beifahrer stand ihm auf der anderen Seite gegenüber, ein Officer hinter ihm. Cameron öffnete derweil das Handschuhfach.
Dort war nichts, außer einem Funktelefon.
Jetzt meldete sich der Officer zu Wort, der den Kofferraum geöffnet hatte.
"Seht euch das an!", rief er, nachdem er etwas darin herumgekramt hatte. "Eine Bazooka!"
*
Sekundenbruchteile war Officer Brent abgelenkt. Der Schlag kam mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit. Ein mörderischer Handkantenschlag in die Halsgegend - geführt, als wäre die Hand eine messerscharfe Klinge. Jay Wilbur hatte seine volle Kraft in diesen Schlag gesetzt. Ein hässliches, knackendes Geräusch wurde von dem Ächzen übertönt, das aus Wilburs Mund kam.
Während Officer Brent mit starren Augen und unnatürlich abgewinkeltem Kopf zu Boden sackte, riss Wilbur dem Toten die MPi aus den Händen. Eine Sekunde später feuerte er wild drauflos.
Zwei State Police Beamte zuckten unter den Feuerstößen zusammen, die aus der MPi herauskrachten. Die Projektile rissen die Einsatzjacken auf, fraßen sich in die kugelsicheren Westen. Ihre Wucht war dennoch immens. Einer der Officers taumelte zurück und riss dabei seine eigene Waffe hoch. Rot züngelte das Mündungsfeuer aus dem kalten Lauf.
Aber der Schuss ging dicht über Wilbur hinüber.
Den etwas weiter rechts stehenden Officer erwischte es am Kopf.
Wilbur duckte sich, während der Feuerstoß einer Polizeiwaffe in seine Richtung ging. Die Kugeln ließen die Scheiben zerspringen und stanzten Löcher in das Blech.
Wilbur hechtete in den Wagen und zog die Tür hinter sich zu. Seinen Beifahrer hatten die Cops. Jedenfalls sah Wilbur nichts von ihm. Und die Officers, die auf der Beifahrerseite des Mercedes gestanden hatten, hatten sich ganz offensichtlich in Sicherheit gebracht.
Wilbur lud die MPi durch.
Keiner würde ihn kriegen!
Keiner!
Erst jetzt bemerkte er das Blut an der Schulter. Er fluchte lautlos.
Das Puls ging ihm bis zum Hals.
"Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!", dröhnte von draußen ein Megafon. "Sie haben keine Chance!"
Wilbur verzog das Gesicht zu einer wölfischen Grimasse.
Er dachte gar nicht daran, aufzugeben.
Wilburs griff ging an die Verkleidung unterhalb des Lenkrades. Er riss sie einfach heraus. Mit geübten Bewegungen zog er die entscheidenden Kabel heraus. Er schloss den Wagen kurz. Der Motor sprang an und übertönte das Megafon, das ihn noch einmal zum Aufgeben aufforderte.
Wilbur drückte den Schalthebel des Automatikgetriebes in die Position D.
Dann trat er mit dem Fuß das Gaspedal voll durch.
Der Mercedes schoss vorwärts.
Wilbur musste blind fahren.
Den Straßenverlauf schätzte er grob aus der Erinnerung.
Mit einer Hand lenkte er, während die andere die MPi umklammert hielt.
Wie ein Geisterwagen schoss der Mercedes auf die Barriere zu. Die State Police Officers sprangen zur Seite, während die rotgestreifte Sperre durch die Luft geschleudert wurde.
Wilbur tauchte hoch, hielt mit einer Hand die Maschinenpistole empor und ließ die Waffe losknattern.
Die Projektile pfiffen durch die zersprungene Scheibe.
Der Mercedes jagte indessen in seiner Höllenfahrt vorwärts.
Aber nur noch wenige Sekunden lang.
Ein Ruck ging durch den Wagen.
Ein Knall!
Wilbur verlor die Kontrolle über den Wagen. Ein schleifendes Geräusch ertönte. Der Geruch von verbranntem Gummi erfüllte die Luft.
Wilbur hatte eine Wegfahrsperre überfahren.
Spitze Metalldornen hatten sich in die Reifen gebohrt. Der Wagen rutschte schräg über die Straße und krachte dann gegen einen der Einsatzwagen der State Police.
Wilbur schlug mit dem Kopf hart auf.
Etwas benommen erhob er sich.
Einer der State Police-Männer war bereits mit der Waffe im Anschlag an den Mercedes herangestürmt.
"Fallenlassen!", brüllte dieser.
Wilbur ließ die MPi nicht fallen. Er riss die Waffe hoch und ließ seinem Gegenüber keine Wahl. Die Kugel traf Wilbur im Oberkörper. Er selbst hatte fast gleichzeitig gefeuert.
Das Projektil war oben an der Dachkante durch das Blech gefetzt. Etwa eine Handbreit am Kopf des State Police-Beamten vorbei.
*
Janet Larono hatte uns in die Personalabteilung geführt. Wir gingen zusammen mit Personalchef Duane Jennings die Daten jener Mitarbeiter durch, die in den sicherheitsrelevanten Bereichen beschäftigt waren. Insbesondere interessierte uns natürlich, in wie weit sie Zugang zu den Einsatzplänen hatten, die für die Transporte existierten.
"Wir gehen da auf Nummer sicher", erläuterte uns Duane Jennings, ein ergrauter Mitvierziger, der ziemlich ratlos wirkte. "Einzelheiten werden immer erst festgelegt, kurz bevor es losgeht. Selbst die begleitenden