Heidi Oehlmann

Gefühlschaos


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      Heidi Oehlmann

      Gefühlschaos

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Kapitel - Mia

       2. Kapitel - Mia

       3. Kapitel - Konstantin

       4. Kapitel - Mia

       5. Kapitel - Konstantin

       6. Kapitel - Mia

       7. Kapitel - Mia

       8. Kapitel - Mia

       9. Kapitel - Mia

       10. Kapitel - Mia

       11. Kapitel - Konstantin

       12. Kapitel - Mia

       13. Kapitel - Mia

       14. Kapitel - Mia

       15. Kapitel - Mia

       16. Kapitel - Konstantin

       17. Kapitel - Mia

       18. Kapitel - Mia

       Impressum neobooks

      1. Kapitel - Mia

      »Hi Mädels!«, keuche ich, als ich völlig außer Atem im Café eintreffe. Wie immer bin ich auch heute wieder die Letzte. Dabei habe ich mich so beeilt, um einigermaßen pünktlich zu sein. Meine Freundinnen haben es sich bereits an unserem Stammtisch gemütlich gemacht und die ersten Getränke bestellt.

      »Na Mia, kommst du auch schon!«, sagt Lisa in einem strengen, Gänsehaut hervorrufenden Lehrerton. Dabei schauen mich ihre blauen Augen anklagend über ihre Brille hinweg an. Wie ich diesen Blick hasse. Immer wenn sie das tut, fühle ich mich schuldig. Sie gibt mir jedes Mal das Gefühl, als hätte ich irgendetwas Schlimmes verbrochen. Meist geht es nur um Kleinigkeiten, aus denen sie eine riesengroße Sache macht.

      Lisa erinnert mich an meine Grundschullehrerin Frau Marten, bei der ich Deutsch und Sachkunde hatte. Wenn ich im Unterricht nicht aufgepasst hatte - das kam häufig vor - schaute sie mich genauso vorwurfsvoll über ihre Hornbrille mit den Aschenbechergläsern hinweg an, so wie Lisa es macht.

      Lisa ist in unserer Mädelsrunde das, was man früher zu Schulzeiten als Streberin bezeichnet hätte. Bei solchen Mädchen schrieb man höchstens die Hausaufgaben ab, aber sonst wollte man eher weniger mit ihnen zu tun haben. Genauso geht es mir heute mit ihr. Sie weiß grundsätzlich alles besser und verhält sich überhaupt nicht ihrem Alter entsprechend. Wenn ich nicht wüsste, dass sie erst vierundzwanzig Jahre alt ist, würde ich sie auf das Doppelte schätzen. Ihr ganzes Auftreten macht sie mächtig alt. Ihr blondes langes Haar trägt sie stets streng als Zopf zusammengebunden. Ich kann mich nicht erinnern, sie jemals mit offenen Haaren auf der Straße gesehen zu haben. Eigentlich habe ich sie noch nie ohne ihren Pferdeschwanz gesehen. Selbst an den Abenden, an denen ich mit den anderen in ihrer Wohnung war - zugegeben es kam selten vor, weil wir uns alle nicht so wohl bei ihr fühlten - trug sie ihr Haar niemals offen.

      »Hallo Mia, was war denn heute wieder los?«, fragt Sybille, die Frohnatur unter uns. Sie versucht genauso ernst zu klingen wie Lisa, aber sie schafft es nicht. Sybille gehört zu den Menschen, die einen schnell aufheitern, ganz gleich, wie mies man gerade drauf ist. Wenn ich in ihre grünen Augen sehe, bin ich automatisch gut gelaunt. Ihr gelingt es spielend, jeden zum Lachen zu bringen, ohne großartig etwas dafür tun zu müssen. Darum kann ich mir auch jetzt mein Grinsen nicht verkneifen. Erst recht nicht, als ihr eine der langen roten Locken ins Gesicht fällt, und Sybille sie versucht wegzupusten. Es klappt nicht. Sie muss ihre linke Hand zur Hilfe nehmen, um die Haarsträhne zu bändigen.

      »Ach, hört bloß auf! Ich habe total die Zeit vergessen!«

      »Wieso? Warst du wieder stundenlang im Chat?«, fragt Marta, die zu den stilleren Typen gehört - zumindest außerhalb unserer Treffen. In unserer Mädchenclique ist sie alles andere als ruhig. Wenn ich einem Außenstehenden Geschichten über Marta erzählen müsste, würde mir die Person nicht ein einziges Wort glauben, wenn Marta danebensteht. Sie wirkt so schüchtern, so als ob sie kein Wässerchen trüben könnte. Ihr schulterlanges braunes Haar trägt sie immer gut sortiert. Das festigt das Bild eines braven Mädchens. Ihre treuen rehbraunen Augen vermitteln einem erst recht den Eindruck, Marta wäre so scheu wie ein Reh. Dabei hat sie es faustdick hinter den Ohren. Das merkt man aber nur, wenn man sie richtig kennengelernt hat. Dann taut sie so richtig auf.

      Mein Blick wandert zu der Fünften in unserem Bunde, zu Carmen. Sie schaut gedankenverloren aus dem Fenster. Ihr schwarzes langes Haar bedeckt die mir zugewandte Seite ihres Gesichts. Unser Gespräch scheint sie nicht zu interessieren. Ich bin mir unsicher, ob sie meine Ankunft überhaupt mitbekommen hat. Von ihr kam bisher keine Reaktion.

      »Ähm ja, ich habe da jemanden kennengelernt«, antworte ich recht schüchtern, ohne Carmen aus den Augen zu lassen.

      Innerlich muss ich lachen. Kennengelernt ist eindeutig zu viel gesagt. Eigentlich habe ich nur mit einem nett zu scheinenden Typen gechattet und dabei einfach die Zeit vergessen.

      »Erzähl uns mehr! Wir wollen jede Einzelheit wissen? Wie sieht er aus? Was macht er? Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«, fordert Sybille mich auf.

      Von ihr bin ich es nicht gewöhnt, dass sie so viele Fragen auf einmal stellt. Normalerweise ist dies Carmens Part, aber Carmen erweckt nicht den Eindruck, als hätte sie im geringsten Interesse daran, meine Geschichte zu hören.

      »Carmen?«, rufe ich.

      Carmen, unsere temperamentvolle Spanierin zuckt zusammen und dreht sich in meine Richtung. Ich kann kaum glauben, was ich sehe. Sie sieht völlig verheult aus. Ihre sonst so leuchtend braunen Augen sehen glasig und feucht aus. Wenn ich sie so ansehe, kommt sie mir fremd vor. Ich kann mich nicht erinnern, sie jemals so gesehen zu haben.

      »Was ist denn mit dir los?«, frage ich schockiert.

      »Nichts! Außer, dass Karl mich verlassen hat, ist alles in Ordnung!«

      »Was? Karl hat dich verlassen? Warum?«

      Carmens Blick wendet sich von mir ab. Sie schaut erneut aus dem Fenster und zuckt nur mit den Schultern.

      »Warum