Marcello Dallapiccola

Malleus Proletarum - Der Proletenhammer


Скачать книгу

y-line/>

       Das Buch:

      Als Frasther Hauinger gerade wieder einmal mit einem kleinen Spezialauftrag beschäftigt ist, läuft ihm der Prag-Luis, eine schwer übergewichtige und stets weiß gekleidete Szene-Gestalt, über den Weg. Der steckt in Schwierigkeiten, denn Konkurrenz drängt von außen in sein Revier, unbekannte Wüstlinge erschrecken seine Damen. Da der Luis hinter all dem die Russenmafia vermutet, engagiert er vorsichtshalber Frasther als Leibwächter. Doch schon beim ersten Zusammentreffen mit der Konkurrenz wird klar, dass die Dinge weitaus komplizierter liegen. Also macht Frasther sich an die Arbeit und beginnt damit, auf eigene Faust Nachforschungen im Milieu anzustellen. Die gestalten sich jedoch erst einmal tückischer als gedacht; als schließlich langsam etwas Licht in die Sache kommt, geraten die Dinge zusehends immer mehr außer Kontrolle…

       Anmerkung:

      Begriffe, die aus verschiedenen österreichischen Dialekten übernommen wurden,

       sind jeweils mit Sternchen angeführt und im Anhang erklärt.

      Trotzdem werden sich wiederholt Ausdrücke, Redewendungen und Satzstellungen finden,

       die dem umgangssprachlichen Gebrauch entnommen wurden und daher grammatikalisch nicht richtig sind. Dies ist beabsichtigt, um dem Milieu gerecht zu werden, in dem die Handlung spielt.

      Auf die Apostrophe bei den Dialektbegriffen wurde zugunsten der Lesbarkeit

       ebenfalls weitgehend verzichtet.

      Marcello Dallapiccola

      Malleus Proletarum – Der Proletenhammer

      Impressum

      Copyright: ©2013 Marcello Dallapiccola

      Druck und Verlag: epubli GmbH, www.epubli.de

      ISBN 978-3-8442-5047-3

      Für Börschy

       Danksagung:

      Titelmodell: Michael Joachim Heiss (mjheiss.com)

       Fotograf: Marcel A. Mayer (photographmarcel.at)

       Gestaltung: Gerd Salvadori (mgb-design.at)

       Webmaster/techn. Unterstützung: Gregor Onatcer (onatcer.com)

       Besonderer Dank:

      gebührt meiner Lektorin Andrea Sutter,

       die enorm viel Geduld dabei bewiesen hat, Ordnung in das Chaos zu bringen.

       Darüber hinaus hat sie viele nützliche Tipps gegeben, einige wichtige Anregungen mit eingebracht

       und stand stets mit Rat und Tat zur Seite. Ohne Ihre Kompetenz und tatkräftige Unterstützung

       wäre die Umsetzung dieses Projekts so nicht möglich gewesen.

      Sämtliche Fehler, die sich jetzt noch im Text finden mögen,

       gehen ausdrücklich auf die Kappe des Autors.

      1 – Frasther

      So eine Fahrt durch den nachmittäglichen Berufsverkehr konnte einem den letzten Nerv ziehen: Jede Menge Idioten, von denen offenbar jeder einzelne seinen Führerschein in der Lotterie gewonnen hatte, stauten sich kreuz und quer durch die Stadt und verstopften auch noch sämtliche Schleichwege. Doch damit nicht genug, auch eine ungeahnte Zahl einkaufender oder ihre verwöhnten Balgen durch die Gegend chauffierender Hausfrauen mit ihren Familienkutschen sorgten für zusätzliches Chaos.

      Mit ihrer planlosen Herumkurverei hatten sie Frasther* in den etwa zwanzig Minuten, die er jetzt unterwegs war, bereits bis an die Grenze zur Weißglut getrieben. Hardrock dröhnte aus den Lautsprechern, während er seinen Jeep im Schneckentempo durch den Stau manövrierte und die ganze Welt verfluchte.

      Frasther Hauinger war ein großer, stämmiger Kerl; ein mächtiger Seehundschnauzer zierte seine Oberlippe, unter seinem dunkelblauen Schildkäppi mit dem Schriftzug einer Bierbrauerei kamen etwa schulterlange, dunkelblonde und nicht besonders gepflegte Haare zum Vorschein. Unter seinem nur bis zur Brust zugeknöpften Holzfällerhemd war ein zerschlissenes schwarzes Leiberl* zu sehen, als Beinkleid trug er Jeans und seine Füße steckten in Bikerstiefeln.

      Er war in einer Arbeitersiedlung am Rande der Stadt als jüngerer von zwei Brüdern aufgewachsen; sein Vater Frastgar hatte seinen Lebensunterhalt als Fernfahrer verdient, seine Mutter Trudhild hatte als Putzfrau das Ihre beigetragen. Von seinem Vater hatte er gelernt, wie man mit Werkzeug umging, sich gegen einen Rabauken zur Wehr setzte und wie man Schmäh* führte; von seiner Mutter wie man sich den Arsch abwischte, die Schuhe band und sich eine Packerlsuppe zubereitete. Da beide Geschlechtern entstammten, in denen seit Generationen rot gewählt wurde, hatte er auch ein gewisses, dem entsprechendes Gedankengut eingepflanzt bekommen. So war er stolz darauf, ausländische Freunde zu haben – im Gegensatz zu dem meisten modernen Proleten, deren Denken meist eher faulig-braun angehaucht war.

      Seinen um acht Jahre älteren Bruder Raufgar kannte er kaum – man traf sich mehr durch Zufall so ein, zwei Mal im Jahr, meist auf einem Fußballplatz. Der Penner war in des Vaters Fußstapfen gestiegen und tuckerte fast das ganze Jahr über mit seinem Sattelschlepper kreuz und quer durch Europa. Raufgar hatte auch bereits mit zweiundzwanzig Jahren eine Familie gegründet. Mehr oder weniger unbeabsichtigt zwar – das erste Kind war definitiv ein Moment der Schwäche im Suff gewesen, in dem Raufgar sich gedacht hatte, es würde auch mit „rechtzeitig herausziehen” als Verhütungsmethode funktionieren – doch die Rechnung war ihm neun Monate später präsentiert worden, und er war bis zum heutigen Tag mit dem Abzahlen beschäftigt. Kind zwei und drei hatte er dann vermutlich aus Resignation recht flott hinterhergeschoben und sich dann auf Schulden eine große Eigentumswohnung gekauft. Dieser Idiot.

      Frasther selbst war dieser ganze Mist zum Glück erspart geblieben; er hatte noch nie viel mit dem normalen Ablauf eines Arbeiterlebens anfangen können, hatte immer schon fix gewusst, dass er nicht tagein, tagaus dasselbe machen wollte.

      So hatte er sich schon sehr früh um Alternativen umgesehen: Fußball war keine Option gewesen. Er war zwar in seiner Kindheit und Jugend als beinharter Verteidiger gefürchtet gewesen, hatte jedoch ab dem Alter von etwa fünfzehn nicht mehr die Disziplin aufgebracht, dreimal die Woche zum Training und jedes Wochenende zu einem Spiel zu erscheinen. Und schon gar nicht, nachdem er die Freuden des Alkohols für sich entdeckt hatte.

      So hatte er sich aufs Boxen verlegt, wobei ihm seine physischen Voraussetzungen sehr entgegen-gekommen waren. Bereits bei seinem ersten boxschulinternen Probekampf hatte er einen gleichaltrigen Kerl, der dort schon vier Jahre trainierte, übel verdroschen und sich so durch seinen kompromisslos aggressiven Kampfstil schnell einen Ruf als knallharter Prügler erworben. Doch auch dieser Versuch, ohne Lohnsklaverei ein Auskommen zu finden, war den Bach runtergegangen, denn bei seinem ersten echten Amateurkampf hatte er einen wirklichen Brocken zu knacken bekommen, einen Kerl der ihm technisch und konditionell eindeutig überlegen war. Doch Frasther hatte die Zähne zusammengebissen, etliche Runden lang alle Schläge dieses Kerls geschluckt und all seine Kraft und Entschlossenheit in die Waagschale geworfen. Als er den Kerl dann das erste Mal auf den Brettern hatte, war sein Instinkt mit ihm durchgegangen er hatte begonnen auf den Kerl einzutreten. Es waren der Ringrichter und mehrere Typen aus der Ecke nötig gewesen um Frasther davon abzuhalten, seinem Gegner die Eingeweide aus dem Leib zu treten. Dabei hatte er doch nur das gemacht, was er seine ganze Kindheit und Jugend lang bei unzähligen Prügeleien gelernt hatte: Wenn du einen gefährlichen Gegner erstmal am Boden hast, sorge dafür, dass er ja nicht mehr aufsteht. Reiner Überlebensinstinkt, das Gesetz der Straße eben.

      Die Sesselfurzer vom Boxverein hatten das jedoch nicht nachvollziehen können und ihn zur Strafe für ein halbes Jahr gesperrt. Als Reaktion darauf hatte Frasther diesem Scheißverein erzürnt den Rücken gekehrt und sich nie wieder dort blicken lassen.

      Daraufhin war er dann bald mit den örtlichen Halbweltgrößen zusammengekommen, denen seine Talente nicht verborgen geblieben waren. Er wurde ganz anständig dafür bezahlt, dass er bei Veranstaltungen wie zum Beispiel illegalen Pokerturnieren entweder Schmiere stand oder