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Impressum
Rhythm of Heartbeat
M.V. Melinar
Copyright: © 2013 M.V. Melinar
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-6043-4
Kapitel 1
Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Jeder einzelne Atemzug brannte sich meinen Hals hinab bis in meine Lunge, während mein Herz unaufhörlich gegen meine Brust pochte. Mein Körper war kraftlos, schaffte es aber trotzdem sich zu versteifen, langsam bewegte ich die Finger um sie zulösen. Alles tat mir weh! Ich hasste es, so aufzuwachen!
Ich griff neben mich und löschte das Licht meiner Lampe.
Es war bereits hell, die ersten Sonnenstrahlen des Tages fielen zum Fenster herein und bahnten sich ihren Weg durchs Zimmer. Der Sommer war auf seinem Höhepunkt. So manch einer konnte es kaum erwarten, dass der erste Regen kam oder zumindest ein kalter Sommerregen, der für Abkühlung sorgte. Einzig die Jüngeren hatten Freude daran, jeden Tag runter zum See baden zu gehen. Die Hitze setzte einem stark zu.
Ich lauschte auf die ersten Vögel des Tages, die auch nicht sonderlich froh über das Wetter schienen, dennoch ihren Dienst taten und wenigstens versuchten, fröhlich den Tag einzuleiten. Nebenbei versuchte ich krampfhaft, mich nicht von ihrem Gesang wieder einschläfern zu lassen. Denn freiwillig wollte ich bestimmt nicht mehr schlafen!
Bereits seit Monaten plagte mich ein und derselbe Traum. Die ersten Male vergaß ich ihn sofort nach dem Aufstehen wieder. Klar, jeder hatte mal den einen oder anderen Traum der einen öfter heimsuchte. Aber dieser war von der ganz hartnäckigen Sorte.
Erst hatte ich ihn alle paar Wochen mal, mittlerweile riss er mich täglich aus meinem Schlaf. Ich probierte wirklich alles… Von Musik hören zum Einschlafen, bis solange wach bleiben, bis die Augen nicht mehr offen zu halten waren. Nichts half! So das ich es mir zur Gewohnheit machte nachts das Licht neben meinem Bett vor dem Schlafen anzuschalten. Da der Traum in absolute Dunkelheit gehüllt war, musste ich ja nicht unbedingt auch darin erwachen.
Jedes Mal befand ich mich in einem Raum, ob es wirklich ein Raum war, konnte ich nicht sagen, so finster war es. Ich rannte vor jemanden davon, so schnell mich meine Beine trugen, immer auf ein kleines helles Licht zu. Ich musste unbedingt dort ankommen, dort war meine Rettung, ich war mir sicher. Aber ich schaffte es nie bis dorthin. Kurz davor stieß ich jedes Mal gegen etwas, das mich zu Boden warf. Der Boden war kalt und hart, aber ich spürte keinen Schmerz in meiner nicht enden wollenden Panik. Ich drehte mich in die Richtung meines Verfolgers ... und da war er! Mir war nicht klar, wie er so schnell hinter mir sein konnte. Nur wenige Meter von mir entfernt blieb er stehen und lächelte mich an. Sein übriges Gesicht konnte man im Dunkeln nicht erkennen. Während ich nur so nach Luft rang, schien er nicht einmal annähernd außer Atem zu sein. Ich wollte schreien, war mir jedoch sicher das mich hier niemand hören würde und selbst wenn, dann auch nicht helfen könnte. Also ließ ich es bleiben und starrte ihn nur weiter an, während er langsam seine Waffe auf mich richtete. Ich ergab mich meinem Schicksal und schloss meinen Augen, kurz bevor ich einen Knall hörte.
Und wenn ich sie wieder öffnete, lag ich unversehrt in meinem Bett. Na ja nicht wirklich. Jedes Mal hatte ich nach meinem Erwachen das Gefühl wirklich gerannt zu sein, alles tat mir weh und wurde auch nach der Häufigkeit des Traums nicht besser.
Also verbrachte ich den Start des Tages meistens damit, mich von meiner Verfolgung zu erholen. So auch heute. Nach dem ich mich einigermaßen im Griff hatte schwang ich mich aus dem Bett und kramte in meinen Schrank nach ein paar Klamotten. Mein Zimmer war noch immer mit den buchefarbenen Möbeln ausgestattet, die mein Vater mir damals mit zwölf Jahren gekauft hatte. Das einzige Farbige im Raum waren die kirschroten Vorhänge vor meinem Fenster und die dunkelblaue Bettwäsche. Ich warf einige Sachen auf den Schreibtisch und sah sie mir an. Wurde nicht fündig, entschied mich deshalb für das Erstbeste, das ich in die Hand bekam und stolperte ins Bad. Nach einer Dusche und in frischen Sachen sah die Welt schon wieder ganz anders aus.
Als ich nach unten kam, war Jayden bereits wach, ich setzte mich auf die letzten Stufen der Treppe und sah ihm zu, wie er in der Küche Frühstück machte.
Dass er krank war, war nicht mehr zu übersehen, mindestens die Hälfte seines Körpergewichts hatte er schon verloren. Damals sah er sportlich aus, obwohl er keinerlei Sport betrieb. Er war nicht der absolute Mädchenschwarm, trotzdem konnte er sich an Auswahl nicht beschweren. Heute war er kaum mehr vorhanden, der Großteil seiner Sachen waren ihm viel zu groß geworden und hingen an ihm hinab. Seine Hosen mussten nun immer von einem Gürtel gehalten werden. Die braunen Haare, die er sonst etwas länger trug, hatte er sich gekürzt als sie anfingen dünner zu werden und nur noch schlaff herunter hingen. Das Einzige an ihm das nur noch so voller leben strotzte waren seine dunkelbraunen fast schwarzen Augen, die so gar nicht zu seinem eingefallenen und knochigen Gesicht passen wollten.
An manchen Tagen fehlte mir mein alter Freund. Wir waren von klein auf beinahe täglich zusammen, hatten weitestgehend dieselben Interessen und für keinen von uns stand es jemals außer frage, dass wir später mal zusammenwohnen würden. Schon als Kinder spannen wir zusammen unsere Zukunftspläne. Jayden wollte ein Restaurant eröffnen in ganz schickem Stil, seine Gäste sollten alle samt Berühmtheiten sein. Für mich hielt er den Managerposten frei sollte es mit meiner Schauspielkarriere nicht klappen. Wir würden zusammen in einem prachtvollen Haus wohnen, mit Figuren in den Hecken und eigenem Brunnen im Garten. Eine Hausangestellte wollten wir haben die einen umsorgte wie eine Oma. Wunderbare kindliche Spinnereien. Nur stellte sich sehr bald schon heraus, das ich für eine Schauspielkarriere gänzlich ungeeignet war. Schon nach nur einem Monat und ohne wirklichen Auftritt in der Theatergruppe unserer Schule gab ich es auf. Weder der Text wollte bei mir sitzen, noch brachte ich es zustande auch nur einen anständigen Satz heraus zu bekommen, während der Proben.
Als Jayden mit der Schule fertig war, schenkten seine Eltern, Elisabeth und Mitchell Coleman, ihm zum Abschluss das Haus, in dem wir nun gemeinsam lebten. Es hatte vier Zimmer, aber war im Vergleich zu anderen doch eher winzig. Aber es genügte für uns beide. Für ihn war von Anfang an klar, dass es auch mein Zuhause war. Und seine Eltern hatten nichts dagegen, wie sollten sie, auch wenn sie so jemanden hatten, der sich Tag und Nacht um ihr krebskrankes Kind kümmern konnte. Meinem Vater war es gleich, ob ich vor meinem achtzehnten Lebensjahr auszog, Jayden war bereits ein Jahr älter als ich.
Mein Vater war Jack Dearing. Mit ihm hatte ich so ziemlich nichts gemeinsam. Während ich braunes Haar hatte und braune Augen, war er blond und blauäugig. Auch vom Charakter her hatten wir nichts voneinander.
So hatten wir nie ein Vater Tochter Verhältnis gehabt, sondern eher auf Distanz. Ich schob die Schuld dafür auf meine Mutter, Heather Dearing. Sie verließ uns, als ich noch sehr klein war, ich hatte fast bis keine Erinnerungen mehr an sie. Dennoch hatte ich immer das Gefühl sie wäre wegen mir weg. Das Verhalten meines Vaters bestätigte es mir nur, obwohl er versuchte es vor mir so gut wie möglich zu verbergen. Dankbar nahm er meine Angabe an, als ich bei ihm auszog und verschwand ebenfalls in einer Nacht- und Nebelaktion. Angeblich aus beruflichen Gründen. Einmal im Monat, wenn überhaupt, ließ er mal von sich hören in dem er mir einen Brief schrieb oder anrief. Die Briefe las ich schon gar nicht mehr, sie kamen mir verlogen vor und hatten mehr was von einem Geschäftsbrief als etwas Liebevolles. Alle wanderten ungeöffnet in eine Schublade in der Küche.
Wir lebten noch nicht lange hier, vielleicht ein halbes Jahr, alles musste erst noch renoviert werden. Dennoch kam es mir so vor als wäre es nie anders gewesen.
»Wieder schlecht geträumt?« Jayden sah mich mitfühlend an, es ließ ihn noch kranker wirken.
»Kennst mich ja.« Ich zwinkerte ihm zu.
»Brot?«
Ich rümpfte die Nase, ich hasste Brot.
»Ich verzichte auf Frühstück.«
»Du solltest was essen, Jenna. Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.«
Er sagte