drehte ich mich um, die Rippe bohrte sich in meine Seite. Sie musste ebenfalls gebrochen sein.
Der Regen tropfte mir ins Gesicht. Eine Zeitlang machte er es unmöglich meine Augen zu öffnen, bei jedem Versuch lief mir das Wasser in die Augen.
Nun war ich doch komplett nass geworden. Ich musste hysterisch lachen, was zur Folge hatte, dass ich wieder heftig hustete. Endlich schaffte ich es, nach meinem Anfall meine Augen zu öffnen. Hektisch ging mein Blick hin und her. Doch nichts, sie fanden den Angreifer nicht. Keine Ahnung, warum er von mir abgelassen und verschwunden war, vielleicht dachte er ich wäre bereits tot. Ich wollte nicht auf ihn warten, um ihn danach zu fragen. Ich wollte nur noch eins, nach Hause.
Ich versuchte mich aufzurichten, beim ersten Anlauf wurde mir so schwindelig das ich sofort zurück fiel.
Der zweite Versuch war nicht von Schwindel begleitet, jedenfalls nicht das es mich umwarf, aber von so starken Schmerzen, das ich mich von allein wieder legte.
Ich schloss meine Augen und ließ den Regen wieder auf mich niederprasseln. Dann wagte ich den dritten Versuch.
Wenn ich es nur bis zur nächsten Straße schaffen würde, jemand würde mich finden und mir helfen.
Ich kam kaum voran, ein Dutzend Mal fiel ich hin und schlug mir die Knie auf. Mittlerweile weinte ich nicht mehr, ich heulte!
Beim Versuch mich festzuhalten landete ich in den Hecken. Jedes Mal schrie ich vor Schmerzen auf. Doch niemand konnte es hören, mein Hals war so wund, das nur ein Gegurgel zu hören war.
Ich verfluchte mich dafür, dass ich diesen Weg genommen hatte. Wäre ich bloß außen rum gegangen. Dann wäre ich halt nass geworden. Immer wieder sah ich mich um, aus Angst mein Angreifer würde wieder kommen. Und dann sah ich endlich die Peterson Road vor mir. Ich stolperte auf sie zu und sank auf dem Bürgersteig zusammen.
In keiner der beiden Richtungen war auch nur ein Mensch auf der Straße. Warum auch, wer sollte um diese Zeit noch unterwegs sein?
Die Verzweiflung überkam mich, wieder brach ich in Tränen aus. Obwohl man es eigentlich nicht so nennen konnte, ich hatte bereits so viele vergossen, dass keine mehr übrig waren, nur das Brennen meiner Augen sagte mir, dass ich weinte. Ich wollte nicht bei irgendeinem Fremden in diesem Zustand klingeln. Obwohl es absurd war. Ich brauchte schließlich Hilfe!
Zu unserem Haus war es nicht mehr weit. Nur noch eine Ecke trennte mich von der Pearl Street, in der wir lebten.
Ich raffte mich auf und machte mich auf den Weg, sitzen bleiben konnte ich hier schließlich auch nicht die ganze Nacht.
Mit letzter Kraft kam ich zuhause an, ich wusste nicht, woher ich sie nahm. Da überkam mich eine neue Panik. Im Vineta hatte ich meinen Schlüssel in die Hosentasche gesteckt. Wenn ich ihn nun dort im Gefecht verloren hatte? Ich griff in meine Tasche, er war noch da! Langsam zog ich ihn raus, ich zitterte so sehr das ich ewig brauchte, um die Tür zu öffnen. Fast hätte ich wieder geweint, als sie endlich aufsprang. Das Licht war aus. Jayden war also noch nicht zurück. Ich hatte sämtliches Zeitgefühl verloren. Keine Ahnung, wie lange ich unterwegs gewesen war, mir kam es sehr, sehr lang vor!
Ich schleppte mich die Treppen hoch, an meiner Zimmertür machte ich halt und entschied mich dann doch fürs Badezimmer. Obwohl ich mich so sehr nach meinem Bett sehnte. Gegen meine Gewohnheiten schloss ich die Tür hinter mir ab. Auf keinen Fall sollte Jayden mich so sehen!
Unter der Dusche dauerte es eine Weile, bis mein Körper wieder auf normaler Temperatur war und ich mich einigermaßen bewegen konnte. Dunkles Blut lief langsam in den Abfluss. Vor dem Spiegel begutachtete ich meinen Kopf, auf Berührungen reagierte er empfindlich. Wen wunderte es?
Aber kein Blut zu finden.
Mein schockiertes Gesicht ignorierte ich einfach. Aus dem Schrank unter dem Waschbecken holte ich mir Schmerztabletten und nahm gleich drei. Da ich eine Gehirnerschütterung vermutete, nahm ich gleich noch ein Mittel gegen Übelkeit. Ich putzte mir die Zähne und merkte zu meiner Erleichterung, dass mir im Mund und Gesicht nichts fehlte.
Wenigstens etwas.
Den Rest meines Körpers beschloss ich, mir heute nicht mehr anzusehen. Deshalb wollte ich mir direkt ein weites T-Shirt anziehen. Dabei fiel mir wieder ein, dass mein Arm und mein kleiner Finger geschmerzt hatten. Der Finger wies keinerlei Verletzungen auf, wahrscheinlich hatte ich mir den Bruch nur eingebildet durch den starken Schmerz.
Aber an meinm rechten Oberarm blutete es stark. Ich wischte ein paar Mal mit einem feuchten Tuch darüber aber das Blut kam so schnell nach, das ich lieber einen Verband drum band. Ich überlegte, einen Arzt anzurufen. Aber ich war so erschöpft. Ich konnte einfach nicht mehr.
Die ganzen Fragen, die sie stellen würden.
Sehr wahrscheinlich würde man die Polizei rufen. Stundenlang müsste ich dann noch verhört werden. Jayden würde durchdrehen vor Sorge. Ich entschied mich dazu, bis morgen zu warten.
Mit letzter Kraft fand ich in mein Bett. Keine Sekunde später war ich eingeschlafen.
Kapitel 3
Als ich morgens erwachte, wurde ich schmerzhaft an die letzte Nacht erinnert. So schlimme Kopfschmerzen hatte ich noch nie! Andererseits wurde mein Kopf auch noch nie auf den Boden geschlagen.
Meine Augen brannten wie Feuer als ich sie öffnete. Das Licht, das in mein Zimmer fiel, war viel zu hell. Ich legte eine Hand schützend über die Augen. Mein Körper war steif. Beim Strecken durchzuckten mich leichte Schmerzen. Ich hatte wohl mehr Kraft gebraucht meinen Angreifer abzuwehren als mir zur Verfügung stand. Niemals zuvor hatte ich so um etwas gekämpft wie um mein Leben. Das Aufstehen würde sich wohl oder übel nicht schmerzfrei gestalten lassen. Daher versuchte ich, mich so gut wie nur möglich zusammen zu reißen. Schmerzen durchzuckten meinen ganzen Körper, jeden einzelnen Muskel und müden Knochen.
Auf der Bettkante machte ich eine Pause. Langsam schob ich den Ärmel meines T-Shirts ein Stück hoch, sodass der Verband darunter zum Vorschein kam, mit dem ich notdürftig meine Wunde verbunden hatte. Es musste noch ziemlich geblutet haben, der Verband war mit Blut durchtränkt. Beim Abrollen überlegte ich mir, wenn es schlimm aussah, einen Arzt aufzusuchen. Sollte es nicht der Fall sein, würde ich nichts tun. Durch das schon getrocknete Blut sah ich kleine Einstichwunden. Um Genaueres zu sehen müsste ich erst alles abwaschen. Mich beruhigte schon einmal das es allem Anschein nach nicht mehr blutete.
Mir kam nichts in den Sinn, dass so eine Verletzung hervor bringen würde. Messer und andere Waffen schloss ich aus. Wahrscheinlicher war es, das ich mich an einem seiner Kleidungsstücke verletzt hatte. Vielleicht trug er Nieten an seiner Jacke? Ich schob meine Gedanken erst einmal beiseite. Wichtiger war es, zunächst an Schmerzmittel zu kommen. Mein Kopf stand knapp vor einer Explosion.
Beim Aufstehen wurde mir schwarz vor Augen. Ich suchte Halt an der Wand, der erwartete Schwindel blieb jedoch aus. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Jayden noch schlafen musste. Demnach konnte ich ungesehen im Bad verschwinden. Zuerst durchsuchte ich den Schrank wieder nach Schmerzmittel und wurde schnell fündig. Ich nahm zwei auf einmal und schluckte sie direkt mit Wasser aus dem Hahn runter. Die gewünschte Wirkung würde jedoch erst nach einer halben Stunde einsetzen. Was mich anging, konnte ich es kaum erwarten diese Schmerzen los zu werden und hoffte, die Tabletten würden auch den restlichen Körper vom Schmerz befreien.
Die Wartezeit verbrachte ich unter der Dusche. Erst dort wurde mir das volle Ausmaß meiner Verletzungen bewusst. Ich war übersät von blauen, fast schwarzen Flecken. Fassungslos starrte ich an mir hinab. Am schlimmsten war meine rechte Seite betroffen. Über meinen Rippen fasste ich leicht an den größten blauen Fleck, der meinen Körper zierte. Dort wo mein Angreifer mich geschlagen hatte. Ich fuhr direkt zusammen und fand gerade noch so halt an der Duschwand.
Anstatt mich wie gewohnt in mein Handtuch zu wickeln, zog ich mich direkt an. Ich hatte genug gesehen!
Doch der Blick in den Spiegel sagte mir, dass das nicht so einfach werden sollte.
Unter meinen Augen hatte ich dunkle Ringe von letzter Nacht. Als hätte ich ewig nicht