Stefanie Kothe

Schutzengelstreik


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      Impressum

      Schutzengelstreik - Alles ist gut so wie es ist

      Texte: © Stefanie Kothe

      Umschlaggestaltung: © Stefanie Kothe

      1. Auflage 2019

      Schutzengelstreik – alles ist gut so wie es ist

      Verlag:

      Stefanie Kothe

      Postfach 110229

      06016 Halle/S.

       [email protected]

      Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

      Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.

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      Widmung

      Für meine wundervolle Mentorin Heidi. Danke, dass es dich gibt!

      Der Unfall

      „Verdammt, das geht schief“, war ihr letzter Gedanke, bevor das Auto sie erfasste. Wo dieses auf einmal her kam, konnte sie nicht sagen. Es war plötzlich da, wie aus dem nichts aufgetaucht in dieser dunklen, verregneten Novembernacht. War sie wirklich so unkonzentriert gewesen, dass sie das Auto nicht gesehen hatte? Oder hatte sie gar nicht erst gekuckt? Maria konnte sich nicht erinnern. Sie war aus der Ausfahrt gefahren. Dann das Hupen. Das grelle Scheinwerferlicht, das wie tausend Nadeln in ihre Augen stach. Sie hörte die Bremsen quietschen und dann knallte es schon. Als das Auto sie erwischte, dachte sie nur: „Wenn ich jetzt bewusstlos werde, wache ich nie wieder auf.“ Das Auto schleuderte ihr direkt den Motorroller aus der Hand. Mit der Hüfte knallte sie auf die Motorhaube, bevor die Schulter die Windschutzscheibe traf, einen Augenblick später gefolgt vom Kopf. Der Körper wurde wie ein Ball in die Luft geschleudert. Dort drehte sie sich und knallte mit Bauch und Brustkorb hart auf den Boden. „Ein Glück, ich habe es überlebt“, dachte sie, während sie auf dem Bauch einige Meter weiter rutschte.

       Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert und doch kam es ihr vor wie eine Ewigkeit. Endlich war es vorbei. Sie lag einfach nur da. Sie wollte sich bewegen, aber es ging nicht. Sie zwang sich tief durchzuatmen und versuchte es noch einmal. Mühsam rappelte sie sich hoch. Sie bewegte erst die Arme und dann die Beine. Sie spürte, wie sie zitterte, doch sie schaffte es, sich hinzusetzen. Ihr Kopf tat weh und der Helm hing in seltsamer Position herunter. Ihr Gesicht fühlte sich nass an, wie der ganze Rest, aber irgendwie anders. Vorsichtig tastete sie den Nasenrücken ab. Danach die Stirn. Sie sah auf ihre Hand und da war Blut. Langsam nahm sie den Helm vom Kopf. Das Visier war gesplittert. Auch daran war Blut zu sehen. Da bemerkte sie, dass jemand mit ihr sprach. „Nicht den Helm abnehmen. Was machen Sie nur für Sachen? Sind Sie verletzt?“ Sie sah zu dem Auto, das ungefähr fünf Meter von ihr entfernt gehalten hatte. An der Tür stand eine Gestalt. Sie verstand die Worte nicht, aber der Stimme nach zu urteilen, handelte es sich um einen älteren Mann. Er kam auf sie zu und wiederholte seine Worte: „Was machen Sie denn nur? Sind sie verletzt?“ Verwirrt sah sie ihn an. „Nein, ich… nein, es geht mir gut. Es tut mir leid. Es war keine Absicht.“ „Brauchen Sie einen Arzt?“, wollte er als Nächstes wissen. Es handelte sich um einen Mann, um die sechzig, normale Figur mit Bart. „Nein, es geht mir gut“, versicherte sie erneut und wollte aufstehen. Der Mann hatte inzwischen ein Handy in der Hand und telefonierte mit der Polizei. „Polizei? Oje, das würde Ärger geben.“ „Ja, schicken Sie bitte einen Notarzt mit, danke“, hörte sie den fremden Herren sagen. Sie versuchte aufzustehen, doch ihre Beine wollten sie nicht tragen. Erst da fiel ihr auf, dass der linke Schuh fehlte. Sie sah sich suchend um und sah ihn etwa 2 Meter hinter sich liegen. Als sie danach greifen und sich mit dem linken Fuß abstützen wollte, durchfuhr sie ein furchtbarer Schmerz. Es war, als würden Blitze vor ihrem inneren Auge explodieren. Als der Schmerz nachließ, durchzuckte ein neuer Gedanke ihren Kopf: „Wo ist der Roller und wie schlimm hat es ihn erwischt?“ Langsam suchte sie mit den Augen die Straße ab. Vor ihr stand noch immer das Auto mit den grellen Scheinwerfern. Schräg hinter ihr, auf der Gegenfahrbahn, sah sie ein weiteres Auto. Wo war das denn hergekommen und seit wann stand das da? Ihr Blick wanderte weiter und da sah sie ihn. Ihren Roller. Ihr Baby. Um genau zu sein, nur Teile davon. Dort lagen die Überreste und quer über die Straße verstreut viele Einzelteile. Ein Spiegel war abgebrochen und ein Großteil der Hülle. Das Case war auf die andere Seite der Straße geschleudert worden. Der Sitz lag unter einem fremden Auto und der Zweithelm lag zerbrochen rechts neben ihr. Ein absoluter Totalschaden. Wieder verspürte sie den Drang aufzustehen. Dieses Mal gelang es ihr, obwohl sie mit dem linken Fuß immer noch nicht auftreten konnte. Der Mann kam angerannt und wollte sie davon abhalten zu laufen, aber sie war froh es einmal hochgeschafft zu haben.

       Aber wo wollte sie eigentlich hin? Sie wusste es selber nicht. Durch den Regen war sie inzwischen bis auf die Knochen durchnässt und fror entsetzlich. Der Mann brachte sie in sein Auto und holte aus dem Kofferraum eine kleine Decke, die er ihr über die zitternden Beine legte. „Brauchen Sie etwas, kann ich was für Sie tun?“, fragte er besorgt. „Ja, meine Handtasche, die ist im Case.“ Sie gab ihm den Schlüssel. In dem Moment traf schon die Polizei ein. „Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Bitte verändern Sie nicht den Unfallort.“ „In dem Case ist meine Tasche und da sind meine Papiere drin“, erklärte Maria dem Polizisten. Dieser nickte und der Mann durfte das Case öffnen. Als Maria versuchte, die Papiere aus der Tasche zu holen, bemerkte sie, dass sie sich an der Hand ebenfalls verletzt hatte. Eine pochende Prellung veränderte schon ihre Farbe. Mit viel Mühe schaffte sie es, die Papiere aus der Tasche zu fischen. Während der Polizist die Personalien aufnahm, schaute sie wieder zu den Überresten des Rollers. „Sollen wir jemanden für Sie benachrichtigen“, fragte der Polizist? „Nein danke, dass mache ich besser selbst, wenn Sie meine Mutter jetzt anrufen, braucht die den Notarzt dringender als ich“, erwiderte Maria lächelnd. Der Sinn für Humor war also noch da, stellte sie erleichtert fest. Sie griff nach dem Handy, doch der Polizist unterbrach sie. „Was ist hier eigentlich passiert?“, wollte er wissen. „Sie sind natürlich nicht verpflichtet, Angaben zu machen.“ „Eigentlich ist das ganz einfach, ich bin aus der Ausfahrt da gefahren, habe nicht aufgepasst und wurde von dem Auto hier angefahren. Es war alles meine Schuld. Es tut mir leid.“ Der Polizist hatte fleißig mitgeschrieben und keine weiteren Fragen mehr. Maria schnappte sich ihr Handy und rief ihre Mutter an. „Mama, bekomm jetzt bitte keinen Schreck, ich hatte einen Rollerunfall. Mir geht es ganz gut, aber der Roller hat einen Totalschaden. Der Notarzt kommt gerade und die werden mich sicher mit ins Krankenhaus nehmen. ... Nein Mama, mir geht es wirklich ganz gut, ich hatte großes Glück. Ich rufe dich noch mal an, wenn ich weiß, in welches Krankenhaus ich komme. Bis gleich.“ In dem Moment traf der Rettungswagen ein. Die Welt drehte sich vor ihren Augen und alles war verschwommen, als würde sie versuchen aus einem beschlagenen Fenster zu schauen. „Wie geht es Ihnen?“, fragte der Notarzt mit seiner ruhigen Stimme. „Ganz gut. Ich hatte sehr viel Glück. Ich habe mich am Fuß verletzt, scheinbar ein paar Schnittwunden im Gesicht, eine Prellung an der Hand und eine ziemliche tiefe Abschürfung am Knie. Alles Dinge die verheilen werden. Ich habe Glück dass ich noch lebe.“ „Ist Ihnen schlecht oder habe sie Kopfschmerzen?“ „Nein, da ist alles ok.“ Der Notarzt nickte zufrieden. „Schaffen Sie es, in den Rettungswagen zu steigen?“ „Ich denke schon, kann aber einen Moment dauern.“ Sie stieg aus dem Auto und versuchte den linken Fuß zu belasten. Es funktionierte, aber tat fürchterlich weh. Mit aller Kraft konnte sie den Aufschrei unterdrücken, der in ihrer Kehle aufstieg. Der Arzt stütze sie vorsichtig und half ihr in den Rettungswagen. Endlich durfte sie sich hinlegen und