beherzt zu und erlegt für unsere kleine Schicksalsgemeinschaft ein Sushischälchen – eins mit echtem Fisch!
Mit dieser perfekten Koordination, einer geradezu patentierbaren Schleppnetzfangmethode fürs Fischen in Innenräumen, entgehen uns hinfort keine relevanten Schälchen mehr, obgleich sie den ganzen Abend über kaum häufiger vorbeikommen als die Queen Mary 2 im hiesigen Trockendock.
Egal: Irgendwie werden wir jedenfalls satt.
Trotz „all you can eat“.
Duck dich, Sylt!
„Kramer, wie wär’s“, sage ich heute laut und verwegen zu Kramer, „lass uns am Wochenende mit dem Schleswig-Holstein-Ticket nach Sylt fahren und die Insel aufmischen!“
Kramer schaut mich an, als hätte ihm gerade Papst Benedikt XVI einen gemeinsamen Bordellbesuch vorgeschlagen. Denn bei ihm und auch beim Franken habe ich den Ruf einer Spaßbremse oder, anders ausgedrückt, eines ganz erbärmlichen Trinkers, und das zu Recht. Wenn andere gemächlich in Fahrt kommen, so nach drei, vier Bier, wird mir schon blümerant, und ich muss den chemischen Selbstversuch abbrechen, um nicht nachts von Übelkeit geplagt durch die Wohnung wanken zu müssen und Ms. Columbo in höchste Sorge zu stürzen.
„Wie willst du denn Sylt aufmischen“, höhnt Kramer, „etwa mit zwei Bier?“ Für Kramer nämlich bedeutet feiern automatisch saufen, und aufmischen automatisch auch. „Wir könnten zum Beispiel“, rufe ich ihm unbeeindruckt zu, „Sandburgen bauen – und sie anschließend zerstören!“ Kramer kringelt sich. „Genau“, ächzt er, „Sandburgen bauen!“
„Oder“, ziehe ich den brutalsten Pfeil aus dem Köcher, „wir könnten Strandkrebse quälen! Ist das nicht aufmischen?“ Findet Kramer keineswegs. Ohne Pils keine Party – seine Meinung.
„Dann lass uns eben ins Stadtbad fahren“, dehne ich unterm Einfluss von Hochsommer und unmittelbar bevorstehendem Feierabend seine Fassungslosigkeitsgrenze bis zum Äußersten, „und Mädchen aufreißen!“ Kramer schaut den Franken mit diesem Hast-du-das-auch-gerade-gehört?-Blick an, und der realisiert das alles mit zweisekündiger Verspätung, ehe er mir eine derart unverschämte Lache ins Gesicht schüttet, als sei es wirklich völlig unmöglich, in meiner Begleitung Mädchen aufzureißen.
Wahrscheinlich hat er sogar Recht.
Also trinken wir gemeinsam ein Bier, jetzt und sofort. Der Franke eine Flasche allein, ich teile mir eine mit A., nur Kramer verzichtet aus irgendeinem gegrummelten Grund. Ausgerechnet der!
Vielleicht fahren wir am Wochenende wirklich mit dem Schleswig-Holstein-Ticket nach Sylt, aber ohne Kramer. Definitiv.
Der unvollendete Panini-Coup
Neulich kommt der Franke an und erzählt ungewohnt spitzbübisch, er habe von seinem Bruder oder einem Freund, das weiß ich nicht mehr so genau, einen tollen Tipp fürs Sammeln von Panini-Bildchen bekommen. Die Methode gehe so: Du marschierst in einen Laden und kaufst eine ganze Kiste. Komplett. 500 Bildchen für 50 Euro. Und wenn du sie zu Hause öffnest und ein Päckchen nach dem anderen aufreißt, dann wirst du kein einziges Bildchen zweimal haben.
Panini nämlich, so der Bruder oder Freund des Franken, bestücke die Kartons nicht mit doppelten Stickern. Täten sie einfach nicht. Produktionstechnische Gründe. Wer also einzeln kaufe, sei logischerweise der Dumme – und zahle viel mehr als ein cleverer Franke oder dessen Bruder oder Freund.
Tagelang erzählt der bauernschlaue Würzburger immer wieder vom Reiz dieser Methode; man merkt, wie es tief in seiner fränkischen Psyche dräut und dröhnt, wie Geiz, Gier und Katholizismus einen erbarmungslosen Kampf ausfechten.
Und eines Tages ist es so weit: Er marschiert in einen Laden, knallt 50 Euro auf den Tresen und kauft einen kompletten Karton Panini-Bildchen. Die Leute sollen alle komisch geguckt haben, gibt der Franke donnernd zum Besten, aber das war ihm so egal wie eine Nürnberger Rostbratwurst.
Inzwischen, nach einer mehrtägigen Fron allabendlichen Klebens, für das er in Sing-Sing bestimmt zum Strafgefangenen des Monats aufgestiegen wäre, hat sich herausgestellt: Die Informanten waren zuverlässig, der Franke hat wirklich und wahrhaftig kein einziges Bildchen doppelt. Sein Album ist auf einen Schlag zu Fünfsechstel voll.
„Du hast den Sinn des Ganzen überhaupt nicht begriffen!“, fahre ich, ein Panini-Verweigerer seit Erreichen der Pubertät, erregt auf. Doch der Franke keckert nur überlegen vor sich hin.
Allerdings gibt es da ein Problem. Zwar fehlen ihm nur noch 90 Stück – aber er hat nicht das kleinste Fitzelbild zum Tauschen.
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