Peter Eckhart Reichel

Hörbuchsprecher - Sein oder Nichtsein


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über die bloße Informationsübermittlung hinaus. Beim Storytelling geht es darum, Charaktere aufzuspüren und sie spannend zu gestalten: Lebendige Stimmen, emphatische Höreransprachen, verwegene Plotpoints stimmlich zu gestalten, knifflige Dramaturgien verständlich zu machen. Hörbuchsprechern stehen dabei eine Vielzahl an Mitteln zur Verfügung, um ihre Zuhörer mit einer akustisch gestalteten Geschichte in den Bann zu ziehen. Aber wie genau funktionieren diese stimmlichen Gestaltungsmittel? Wie lassen sie sich im Sinne der Geschichte am besten erzeugen? Wie funktioniert emotionales, spannendes Erzählen im Hörbuch?

      Wikipedia bietet diese Definition: Storytelling (deutsch: „Geschichten erzählen“) ist eine Erzählmethode, mit der explizites, aber vor allem implizites Wissen in Form einer Metapher weitergegeben und durch Zuhören aufgenommen wird. Die Zuhörer werden in die erzählte Geschichte eingebunden, damit sie den Gehalt der Geschichte leichter verstehen und eigenständig mitdenken. Das soll bewirken, dass das zu vermittelnde Wissen besser verstanden und angenommen wird. Heute wird Storytelling neben der Unterhaltung durch Erzähler unter anderem auch in der Bildung, im Wissensmanagement und als Methode zur Problemlösung eingesetzt. Eine lebendig erzählte Geschichte gewinnt die Aufmerksamkeit und Konzentration anderer Menschen leichter als eine nüchterne Ansprache. Die Zuhörer versuchen, den Handlungsablauf, den Sinn (die Metapher) zu erfassen und die darin enthaltene Weisheit zu verstehen. Auch wenn die Zuhörer nicht jede Einzelheit konkret verstehen, werden sie dennoch den Kern der Geschichte begreifen.

      Beim Zuhören gelangen Menschen oft in einen entspannten Trancezustand, in dem sie Inhalte noch tiefer aufnehmen können. Meist wirkt die Geschichte im Unbewussten weiter, und Erkenntnisse reifen so noch lange weiter. Zudem erzeugt das gesprochene Wort bei Erwachsenen wie auch bei Kindern einen Bilderstrom. Diese Fähigkeit der inneren Bildentwicklung entwickelt sich im Gehirn schon ab dem 18. Lebensmonat. Die erzählte, aber auch die vorgelesene Geschichte lässt der Vorstellungskraft Raum. Die inneren Bilder nähren die Kreativität ebenso wie das symbolische Denken. Dieses ermöglicht später den Umgang mit Buchstaben, aber auch mit Zahlen, dient also dem Erlernen von Lesen und Rechnen. Die lebendige Erzählung ist somit eine der attraktivsten und wirksamsten Mittel der frühkindlichen Sprach- und Lernförderung.

      Aber Hörbücher (zum Beispiel Sachhörbücher) erfüllen noch etliche weitere Aufgaben: sie vermitteln zum Beispiel Lebenserfahrung, geben Wissen weiter, bieten Sachinformationen, zeigen Problemlösungen auf, leiten Denkprozesse ein, definieren Rollenerwartungen, regen Verhaltensänderungen an, erweitern unser Repertoire an Verhaltensweisen, bieten Unterhaltung und Entspannung, vermitteln Normen und Werte, fördern unser Anschauungsvermögen, motivieren zum Handeln oder stiften Hoffnung oder Sinn.

      Aber die Grundvoraussetzung für ein wirkungsvolles Hörbuch liegt dennoch in der Qualität der literarischen Vorlage, in der Geschichte selbst. Gute Geschichten aktivieren viel mehr Regionen im Gehirn als eine einfache Information; sie binden den Zuhörer/Leser ein und lassen ihn mitdenken und mitfühlen, sie stellen eine persönliche Verbindung her und wecken Emotionen, dadurch bleiben sie länger und einfacher im Gedächtnis haften und wirken nach.

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