Er war charmant, sah gut aus und brachte sie zum Lachen.
Lilly und Paul setzten sich auf den Balkon mit einem Glas Wein und warteten, bis das Essen fertig war.
„Wolltest du eigentlich nie woanders hin?“, fragte Paul plötzlich.
„Nein. Hier habe ich meine Kindheit verbracht. Dann musste ich mit meinen Eltern umziehen. Aber dort habe ich mich nie zuhause gefühlt. Als ich die Möglichkeit hatte, mir hier meinen Traum zu erfüllen, gab es für mich keinen Zweifel. Ich kaufte das Haus und eröffnete zuerst eine kleine Konditorei. Das kleine Cafe kam später. Das ist jetzt drei Jahre her. Ich habe es nie bereut.“, schwärmte sie.
„Also hast du gefunden, was du gesucht hast und bist glücklich?“
„Ja. Sogar sehr glücklich.“
„Ob ich jemals dass finde, was ich suche? Ich weiß es nicht.“, schaute er auf das Meer hinaus. In seinem Blick lag Sehnsucht. Aber wonach?
„Irgendwann wirst du ankommen und merken, dass du am richtigen Ort bist und gefunden hast, wonach du so lange gesucht hast.“
Dabei schaute sie ihn ganz genau an.
„Möglich. Denkst du, es könnte vielleicht hier sein?“, dabei nahm er ihre Hand.
„Ich kann es dir nicht sagen. Aber, dass glaube ich eher nicht.“
Lilly entzog ihm schnell ihre Hand.
„Ich schau mal nach dem Essen. Es müsste fertig sein.“
Sie wollte dieser Situation entfliehen und ging in die Küche.
Was war los? Warum klopfte ihr Herz so wild, als er ihre Hand nahm. Sie schüttelte den Kopf.
Lilly brachte den Auflauf auf den Balkon und beide aßen davon.
„Schmeckt köstlich. Du bist nicht nur eine gute Bäckerin, sondern auch noch eine gute Köchin. Den Mann, der dich bekommt, beneide ich.“
„Das wird wohl noch dauern, denn ich habe den richtigen noch nicht gefunden. Ich habe es auch nicht eilig damit. Mein Leben ist so, wie es jetzt ist, in Ordnung.“
„Du vermisst niemanden? Niemand, der dich in den Arm nimmt? Der dich küsst? Der morgens mit dir zusammen aufsteht, frühstückt und abends mit dir dein Bett teilt?“,
Dabei schaute Paul ihr tief in die Augen.
„Nein. Ich vermisse nichts.“, sagte sie entschlossen.
Aber insgeheim vermisste sie manchmal schon jemanden, an den sie sich, nach getaner Arbeit, anlehnen konnte. Sie wollte aber dieses Gefühl der Einsamkeit gar nicht erst aufkommen lassen. Dieses Leben wollte sie ja und sie war zufrieden damit.
„Ich fühle mich schon manchmal einsam, obwohl ich so viele Leute kennengelernt habe. Ich war auch nicht immer allein unterwegs .“
„Du hattest wohl viele Beziehungen? Aber eine auf Dauer war wohl nicht dabei?“, wollte sie wissen.
„Ja, ich hatte einige Bekanntschaften. Und nein. Es war keine dabei, bei der ich hätte sagen können, dass ist für ewig. Irgendetwas fehlte mir immer. Dabei weiß ich noch nicht einmal, wonach ich eigentlich suche. Ich spüre nur manchmal diese Einsamkeit. Aber gibt es überhaupt die Liebe, die ewig dauert?“
Paul blickte sie skeptisch an.
„Ich denke schon. Aber wir beide haben sie wohl noch nicht gefunden.
Deshalb bist du sehr wahrscheinlich auch unterwegs. Vielleicht begegnet sie dir schon bei deinem nächsten Stopp und deine Wanderschaft hat ein Ende.“
„Kann ich mir nicht vorstellen. Aber möglich ist ja alles.“, schüttelte er den Kopf.
„Sag Paul, wenn du SIE gefunden hast, was geschieht dann. Von was willst du leben? Du hast keinen Beruf. Und vom kellnern, kann man nicht leben.“
„Das wird sich dann schon finden. Aber jetzt haben wir so viel über mich geredet. Hattest du nie eine feste Beziehung?“
Lilly schwieg einen Moment.
„Doch. Während meiner Studienzeit. Wir waren lange zusammen. Aber ….“, weiter sprach sie nicht.
„Aber? Was ist passiert?“
Paul nahm wieder ihre Hand. Diesmal entzog sie ihm ihre Hand nicht. Sie dachte an damals.
„Keine Ahnung. Er verließ mich von heute auf morgen, ohne ein Wort. Er hat sogar die Uni gewechselt. Das muss er schon lange geplant haben. Ich wusste nichts davon. Dabei dachte ich, dass es die große Liebe ist. Ich war so naiv.“
„Das tut mir leid. Dieser Mann muss blind gewesen sein, sonst hätte er dich nicht verlassen. Er hat dich nicht verdient.“
Dabei küsste er zärtlich ihre Hand.
„Lass dass bitte. Du solltest jetzt gehen. Es ist schon spät.“
Lilly entzog ihm ihre Hand und stand auf.
Paul wusste, dass er jetzt gehen musste.
„Gute Nacht, Lilly. Bis morgen.“
Wieder blickte er sie so seltsam an.
„Gute Nacht.“
Lilly schloss die Tür hinter Paul und lehnte sich dagegen.
Warum hatte sie so ein komisches Gefühl. Auf keinen Fall wollte sie sich verlieben. Sie kannte Paul doch auch gar nicht. Er war mal gerade zwei Tage hier. Und außerdem zieht er weiter. Es hätte sowieso keinen Sinn.
Aber als sie im Bett lag, dachte sie an das Gespräch, dass sie führten. Sie spürte seinen Blick und die Berührung seiner Hände immer noch.
Morgen arbeiteten sie wieder zusammen. Wie sollte das funktionieren, wenn sie immer an ihn dachte. Sie musste sich zusammenreißen. Wahrscheinlich bildete sie sich das sowieso alles nur ein.
Am nächsten Morgen trank sie nur einen Kaffee und ging sofort in ihre Backstube. Sie hatte noch einige Ideen, die sie umsetzen wollte. Gegen 12.00 Uhr öffnete sie ihr Cafe. Um diese Zeit kamen manchmal schon einige Kunden, die ihre Kuchen, Torten und sonstige Köstlichkeiten kauften. So auch heute. Kaum hatte sie geöffnet, da kamen auch schon die ersten Kunden. Auch im Cafe und auf der Terrasse nahmen einige Gäste schon platz.
Eine halbe Stunde später tauchte auch Paul auf.
„Hallo, Lilly. Da ist ja schon richtig was los. Ich mach mich sofort an die Arbeit.“
„Hallo, Paul. Prima. Ich kann deine Hilfe gut gebrauchen. Ich weiß auch nicht, wieso jetzt schon so viele Leute da sind. Es ist ja noch nicht mal Kaffeezeit.“
„Ich kann es dir sagen. Deine Kuchen sind bekannt und locken die Leute an. Und außerdem hat sich herumgesprochen, dass ein junger, sehr gutaussehender Mann, die Gäste bedient.“, grinste er.
Dann ging er auch schon mit einem Tablett voller leckerer Sachen an die Tische.
Lilly schüttelte lachend den Kopf.
Wie immer war er charmant, freundlich, aufmerksam und machte Komplimente. Er kam ausgesprochen gut mit den Gästen zurecht. Man sah, dass es Paul Freude bereitete, wenn die Kunden versprachen, wiederzukommen. Ab und zu zwinkerte er Lilly zu und lächelte dabei.
Er war schon ein wirklich netter junger Mann, man musste ihn gern haben.
Das dachte sich auch Lilly. Ja sie mochte ihn, aber sie hatte sich nicht verliebt. Das stand fest für sie.
Auch Lilly schaute des öfteren zu ihm und lächelte ihn an.
Schade, wenn er wieder weg ist. Dann musste sie sich endlich um eine Bedienung bemühen. Allein schaffte sie es nicht mehr. Ihr Cafe machte sich langsam einen Namen und es sprach sich herum, dass es dort leckere Kuchen und Torten gab. Sogar von etwas weiter weg kamen Kunden. Und immer öfter nahmen sie auch Kuchen mit nach Hause.
Paul war nun schon eine Woche an dem gleichen Ort.