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Alfred Bekker
Lady in Blei: Western-Roman
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Inhaltsverzeichnis
LADY IN BLEI
von Alfred Bekker
Western
© 2001 by Author
All rights reserved.
Ein CassiopeiaPress eBook
www.AlfredBekker.de
Alle Rechtte vorbehalten
***
Jolenes nackter Körper glänzte in der Sonne, als sie ans Flussufer stieg. Das Girl von der Moonlight Ranch streckte sich. Ihre vollen Brüste wölbten sich vor. Das Wasser perlte von ihnen ab.
Es war ein verdammt heißer Tag und die kleine Abkühlung hatte der jungen Frau gutgetan.
Das Geräusch eines galoppierenden Pferdes ließ sie aufhorchen. Der Mann, der über die Ebene auf das Ufer des Rio Bonito zugeritten kam wurde rasch größer.
Die nackte junge Frau stemmte die Arme in die geschwungenen Hüften und sah dem Ankömmling entgegen.
Ihren eigenen Gaul hatte sie ein paar Meter weiter an einem Strauch festgemacht. Am Sattelknauf hing ihr Kleid.
Sie ging zum Pferd und holte aus dem Scubbard die Winchester hervor.
Der Reiter war inzwischen herangeprescht, zügelte sein Pferd. Ene hässliche Narbe zog sich quer über sein Gesicht. In seinen Augen blitzte es. Mit einem gierigen Blick bedachte er die Nackte.
Jolene hob den Lauf des Gewehrs etwas an.
Sie konnte nicht gut mit Waffen umgehen, hatte so gut wie keine Übung darin.
Der Narbige lachte, als er sah, wie ungeschickt sie damit herumhantierte.
Er sprang aus dem Sattel, nahm dabei mit einer beiläufigen Bewegung die lange Bullenpeitsche vom Knauf.
"Mach dich nicht unglücklich, Girl!"
"Keinen Schritt weiter!", zischte Jolene. Sie lud das Gewehr durch. Der Narbige stierte dabei mehr auf ihre bei dieser ruckartigen Bewegung hin und her schaukelnden Brüste. Ein Anblick, von dem er sich einfach nicht lösen konnte.
"Pass auf, dass du dich nicht selber verletzt!", knurrte der Narbige dann.
Ein Schuss löste sich, brannte sich eine Handbreit vor die Stiefel des Narbigen.
Dieser sprang unwillkürlich einen Schritt zurück. Sein Gaul machte einen Satz zur Seite, stob wiehernd davon. Der Narbige war nicht schnell genug, um es am Zügel zu fassen und festzuhalten. So fluchte er düster vor sich hin. Sein Gesicht veränderte sich. Bislang hatte er diese Angelegenheit offenbar als Spiel angesehen. Doch das war nun vorbei. Er nahm die Peitsche mit der Linken, umfasste sie derart fest, dass seine Knöchel dabei weiß hervortraten.
"Bist du verrückt geworden, du Luder!", schimpfte der Narbige.
Jolene war selbst über den Schuss erschrocken. Offenbar hatte sie ihn nicht absichtlich abgegeben.
Als der Narbige einen Schritt auf sie zugehen wollte, hob sie dennoch erneut den Lauf an.
Der Narbige erstarrte.
"Du kommst spät, Rex Herron!", murmelte sie.
Der narbige Herron, Besitzer des HAPPY SINNER Saloon in Lincoln, verzog das Gesicht und entblößte dabei zwei Reihen raubtierhaft blitzender Zähne.
"Ich komme spät, aber gewaltig! Das wirst du gleich noch merken, Jolene!"
"Scher dich zum Teufel, Rex Herron. Ich bin es satt, mir von dir etwas vormachen zu lassen!" Tränen glitzerten in ihren Augen. "Ich bin es wirklich satt!"
"Komm schon, Baby. Hast du mal wieder eine deiner Anwandlungen, oder was ist los'?"
"Du denkst, dass du mit mir alles machen kannst, was?
Erzählst mir, dass du Jim McEvan die Moonlight Ranch wieder wegnehmen und mich zum ersten Girl dort machen wirst..."
"Hör zu, Jolene...", versuchte Herron einen Einwand anzubringen, aber Jolene ließ ihn nicht zu Wort kommen. Sie unterbrach ihn grob. Ihre Stimme überschlug sich dabei fast.
"Nein, jetzt hörst ersteinmal du mir zu!", bestimmte sie.
"Nichts ist aus deinen Versprechungen geworden... Dieser Jim McEvan ist immer noch Marshal und Bordellbesitzer in einer Person. Und sowohl auf der Moonlight Ranch als auch als Town Marshal von Lincoln sitzt er fester im Sattel als je zuvor."
Herron atmete tief durch.
Eine dunkle Röte überzog sein Gesicht.
Ja, die Sache mit Jim McEvan, diesem hergelaufenen Tramp, wie der Saloonbesitzer ihn sah, steckte wie ein schmerzhafter Stachel im Fleisch seiner Seele. So sicher hatte Herron sich schon geglaubt, was den Besitz der Moonlight Ranch anging, das neben seinem HAPPY SINNER Saloon größten Bordell in der Gegend. Nach dem Tod von Carrie Manwell, der Besitzerin, schien es eine Kleinigkeit zu sein, diesen Besitz an sich zu bringen. Aber dann war dieser Fremde aufgetaucht.
Carrie Manwells Erbe.
Und nicht genug, dass er seinen Anspruch auf die Moonlight Ranch durchgesetzt hatte, nein, die Leute von Lincoln machten ihn auch noch zu ihrem Town Marshal.
Seitdem versuchte Herron vergeblich diesen Konkurrenten und Widersacher wieder aus dem Lincoln County zu vertreiben.
Bislang ohne Erfolg.
Weder Geld noch ein Hagel aus Bleibohnen hatten McEvan bislang vertreiben können. Ein zäher Bursche, dass musste man ihm lassen. Alle Killer und Gunslinger, die Herron bislang auf den Town Marshal angesetzt hatte, hatten entweder unverrichteter Dinge abziehen müssen oder lagen nun auf dem Boothill mit einem schmucklosen Holzkreuz am Kopfende.
Und wenn auch der eine oder andere in Lincoln nicht so gern sah, dass ihr Marshal im Nebenjob auch noch Besitzer einer Bordellranch war, so akzeptierten die meisten das doch. Schließlich hatten sie das Gefühl, den richtigen Mann für den Marshalposten gewonnen zu haben. Einen, der tatsächlich Format genug hatte, um die Gesetzlosigkeit einigermaßen in die Schranken zu verweisen.
Aber Rex