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Valuta Tomas
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
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Valuta Tomas
»Doktor Jercy? Die Psychiaterin Doktor Nora Jercy? Die Doktor Nora Jercy? Du schreibst über Doktor Nora Jercy eine Biografie?« Wenn Sarah diesen Namen noch öfter ausspricht, kann Ava ihn mit verbundenen Augen tanzen und klatschen.
Als wenn sie die Nominierten-Liste für die nächste Oscarverleihung vor sich liegen hätte, schiebt Ava ihrer Freundin eine Akte hinüber, die diese ohne zu zögern aufschlägt.
»Heilige Scheiße«, schnappt Sarah nach Luft und schaut mit offenem Mund auf das Foto der Psychiaterin. Dieses wurde noch vor ein paar Stunden auf die Wand im Konferenzraum von People & People projiziert.
Wie jeden Tag treffen sich die Freundinnen auch heute in ihrem Stammcafé zur Mittagspause, um sich gegenseitig die neusten Geschichten der Promis in L.A. zu erzählen.
Während Ava als ehrgeizige Journalistin neuen Storys hinterherjagt, arbeitet Sarah als Tontechnikerin in den Film Studios. Für sie sind A oder B Promis auch nicht mehr, als Menschen, die ebenso Luft atmen und gewisse Geschäfte verrichten, wie jeder andere Sterbliche auf dieser Erde auch. Sie versteht den ganzen Hype um irgendwelche Persönlichkeiten nicht.
»Wow, Doktor Nora Jercy. Ich glaube es nicht.« Sarah schaut von der Akte auf und sieht dabei zu, wie Ava ihren Blick durch das Café wandern lässt. Ganz nebenbei zieht sie am Strohhalm ihres Latte Caramel. Ihr Blick bleibt an einer jungen Frau hängen, die am Tresen eine Bestellung aufgibt.
»Weißt du überhaupt wer das ist?« Sarah bemerkt, wie sie bei Ava gegen eine Wand redet. Denn diese lässt ihre Augen keine Sekunde von der blonden Frau, die sich mit ihrer Bestellung auf dem Weg zum Ausgang macht. Dass sie dabei an Ava und Sarah vorbei muss, scheint Zufall zu sein.
Wie ein Hund, der einem Leckerli hinterhechelt, dreht und verrenkt Ava den Kopf, nur um die gute Frau im Auge zu behalten.
»Ava! Herrgott, jetzt schiebe deinen Trieb doch mal beiseite und sei für zwei Minuten bei mir. Verdammt, wie kann man nur so notgeil sein?«
Kopfschüttelnd blickt Sarah durch das Schaufenster des Cafès und betrachtet den Grund von Avas geistiger Abwesenheit.
Sobald Ava eine Frau für sich ausgemacht hat, schalten sich sämtliche Synapsen bei ihr aus. Sarah kennt es nicht anders. So ist Ava einfach. Mit ihr kann man die größten und stärksten Pferde stehlen. Ihr Herz ist größer, als die Sonne. Ihre Schulter ist die kräftigste und zugleich zärtlichste und wertvollste die Sarah je erleben durfte. Ava ist einfach ein Mensch, dem man sein Leben anvertrauen kann. Sie ist immer für ihre Mitmenschen da und empfängt jeden mit offenen Armen.
Aber sobald es um Frauen und das Thema Sex geht, verabschieden sich ihre Synapsen winkend und tanzend auf eine bunte Blumenwiese, während Ava einfach einem plumpen Trieb nachgeht und daraus auch keinen Hehl macht. Sie ist nun mal der Typ Frau, die eine gute Nacht braucht, aber lieber alleine frühstückt.
Sarah weiß, dass Ava diese eine Frau sucht. Die Frau, die sie fesselt und an die Leine nimmt. Die Frau, der Ava freiwillig überallhin folgen würde. Es ist nur fraglich, ob Ava diese jemals finden wird. Wenn sie mit ihrem jetzigen Lebensstil so weitermacht, wird sie bald ihr ganz eigenes Beziehungs-Diagramm an eine Kinoleinwand malen können. Jede lesbische Frau in L.A. würde Ava kennen. Die Journalistin könnte sich dann wahrscheinlich vor gebrochenen und enttäuschten Frauenherzen nicht retten.
Sarah hat schon früh angefangen, rechtzeitig den Kopf einzuziehen und Ava einfach machen zu lassen. Schließlich ist ihre Freundin mit ihren knackigen einunddreißig Jahren alt genug um zu wissen was sie tut.
Mit Schwung pfeffert Sarah die Akte von Doktor Jercy auf den Tisch. Erst dadurch erlangt sie Avas Aufmerksamkeit.
»Hä?« Avas Sprachschatz scheint im Urlaub zu sein.
»Bei dir kommt echt nichts zwischen die Beine was nicht blond und schlank ist und blaue Augen besitzt, oder?«, verurteilt Sarah Avas Stereo-Typ Geschmack.
Ava neigt sich zum Fenster und versucht noch einen kleinen Blick auf die blonde Frau erhaschen zu können. Diese ist mittlerweile in den Tiefen von L.A. verschwunden.
»Nope, ich stehe nun mal auf diesen Typ Frau.«
Kein Mensch auf dieser Welt kennt Ava besser, als ihre beste Freundin Sarah. Aus solidarischen Gründen fingt sie damals mit an zu weinen als ein Kind einen Eimer Sand auf dem Spielplatz über Sarahs kleinen Knirps-Kopf ablud. Bis dahin sind sich die beiden Mädchen noch nie begegnet. Aber das Heulkonzert der Mädchen erregte die Aufmerksamkeit der jeweiligen Mütter. Von diesem Tag an, waren die beiden Mädels eine Einheit, eine Seele. Bis heute reiten die Frauen in vertrauter Blindheit ihre ganz eigene Welle.
Sarah hebt die Akte und wedelt damit vor Avas Augen herum.
»Ob du weißt, wer das ist? Kennst du sie? Hast du schon mal etwas von Doktor Jercy gehört? Weißt du auf was du dich da eingelassen hast?«
Noch vor ein paar Stunden saß Ava im Konferenzraum von People & People und starrte wie viele ihrer Kollegen auf die Akte unter der Hand ihres Chefs, die ihrer Karriere einen gewaltigen Schub geben könnte und nun zwischen den Fingern ihrer besten Freundin ruht.
Ava wusste schon früh, dass sie Journalistin werden wollte. Auf der Middle School und High-School nahm sie alles mit, was auch nur annähernd mit dem schreiben zu tun hatte.
Auf der Uni wurde sie sogar zur Chefredakteurin der hiesigen Zeitschrift