Wolfgang Seibert

Die Earanna Chroniken


Скачать книгу

sein Gesicht hängen, ganz so als wäre er tatsächlich erschöpft. Dann aber grinste er schelmisch und fügte hinzu: „Und das macht mich soo hungrig!“

      Gleich darauf verließen sie das Treppenhaus und betraten einen Gang mit Türen auf beiden Seiten.

      „Geradeaus geht es zum Speisesaal.“ erklärte Halmir. „Aber ich bin mir sicher Ihr wollt erst noch hier entlang!“ mit diesen Worten öffnete er eine Tür zur Linken, hinter welcher sich ein großzügiger Waschraum befand.

      ***

      „Oh ja!“ sagten Birka und Narael wie aus einem Mund und drängten an den Männern vorbei.

      „Heißes Wasser findet Ihr in den Krügen auf dem Tisch.“ rief Halmir den Frauen hinterher. „Also in einer halben Stunde, den Gang hinunter zum Speisesaal!“

      Für eine Weile war nur das Plätschern von Wasser zu hören.

      „Was haltet ihr davon?“ fragt Kraan.

      „Schwer zu sagen – aber was genau meinst du?“ wollte Targon wissen. „Die Tatsache das es hier recht hell ist, obwohl ich weder Fenster, noch Lampen, noch Fackeln sehe oder die „friedlichen“ Orks?“

      „Magische Beleuchtung.“ meinte Kraan mit einem Achselzucken. „Einer der Gründe warum einige unserer modernen Gelehrten das Nordreich für ein Märchen halten!“

      “Diese Orks fürchten mich nicht.“ stellte Bron fest.

      „Es sind Orks, egal was sonst mit ihnen los ist!“ Narael sprach ungewöhnlich heftig. „Sie mögen ja all die Jahrhunderte schon friedlich sein, aber es sind immer noch Orks und es kostet mich einige Mühe, den Frieden zu wahren.“

      Birka, die noch keinerlei Erfahrung mit Orks gemacht hatte, nickte zu Naraels Worten und sagte: „Ja, sie sind mir unheimlich!“

      „Aber ich werde den Frieden wahren!“ fuhr Narael fort, „Und mein all zu heißes Elbenherz mit Galens Weisheit kühlen!“

      „Und den heißen Kopf mit kühlem Gebirgswasser!“ lachte Ardun und tauchte seinen Kopf in eine große Schüssel. „Mir wäre auch ganz heiß, wenn ich in einer orkischen Prophezeiung vorkommen würde!“

      „Ja, was haltet ihr davon?“ Nahm Targon den Faden auf, ohne allerdings auf Arduns Tonfall einzugehen.

      „Fast zu schön um wahr zu sein.“ unkte Kraan, „Unerwartet sind wir unter Freunden und wahrscheinlich werden wir Dinge erfahren, die uns noch nützlich sein können auf unserem Weg. - Aber sind wir auch noch auf unserem Weg?“

      „Genau danach sollten wir unsere Gastgeber fragen!“ fand Targon, „Und zwar bevor wir uns tiefer ins Land einladen lassen!“ Schon jetzt plagte ihn eine unbändige Neugier; zwar war das Nordreich nie sein bevorzugtes Studienobjekt gewesen, aber eine verloren geglaubte Kultur, nicht nur wieder zu entdecken, sondern erleben zu können, war der Traum eines jeden Gelehrten.

      „Wir werden also unseren Gastgebern gleich klar machen das wir in Eile sind und ihr Land sofort wieder verlassen werden, wenn es uns schneller zum Ziel führt.“ schloss Kraan.

      „Das bringt es auf den Punkt.“ stimmte Targon zu

      „Sie werden Fragen stellen.“ war sich Narael sicher.

      „Die wir beantworten werden, auch wenn Herr Farril der Meinung ist, wir sollten später und woanders darüber reden!“antwortete Kraan, während er seinen Ranzen wieder zuschnürte.

      Er schaute sich um und stellte fest, das sie alle fertig waren: „Nun gut, dann wollen wir sie nicht unnötig warten lassen.“

      ***

      Farril hatte sich in der Zwischenzeit ganz seiner Rolle als Gastgeber hingegeben und während ihrer Abwesenheit einen kleinen Imbiss vorbereiten lassen. Nachdem er Rotgar und Halmir gebeten hatte, ebenfalls Platz zu nehmen und den Gästen Gesellschaft zu leisten, machte er sich mit den Worten „Was dauert da denn so lange?“ auf den Weg in die Küche.

      Die beiden Meister der Ostwarte waren nicht nur stehen geblieben. Nein, sie standen stramm, wie Kraan wohl bemerkte. Ebenso bemerkte er hinter der militärischen Fassade ihre Verunsicherung und er fragte sich was Farril ihnen wohl noch erzählt hatte.

      Erst nach Naraels nochmaliger Bitte nahmen die beiden Wächter ebenfalls Platz.

      Offenbar kannte Farril sich in der Küche der Ostwarte gut aus, denn kaum saßen die Beiden, da kam er zurück, mit einem Gefolge von Küchenmädchen und -jungen.

      „Rotgar, Halmir!“ rief er gutgelaunt, „Ich muss Abbitte tun, denn eure Küche kann sich durchaus sehen lassen! Seht selbst, werte Gäste: frisches Brot, gelbe Butter, Käse und Kresse und Obst, gelb und rot!“ Während er so sprach, half er die Schüsseln und Schalen auf dem Tisch zu verteilen und nutzte die Gelegenheit nach den Essgewohnheiten in den äußeren Landen zu fragen.

      Auch während des Mahls lenkte er das Thema immer wieder aufs Essen; fragte nach Rezepten, Obst- und Gemüsesorten und dergleichen mehr. Auf diese Weise wollte er vermeiden, das die Prophezeiung wieder zur Sprache kam, war Kraan sich sicher.

      Wie es schien hätte er sich nicht gar so viel Mühe geben müssen, denn Rotgar und Halmir machten keinerlei Anstalten, das Thema anzusprechen. Ja sogar Targon hielt seine sprichwörtliche Neugier im Zaum. Dafür sprach er, als alle gesättigt waren und Farril meinte, es wäre an der Zeit sich auf den Weg zu machen, recht direkt ihr Dilemma an:

      „Auf die Gefahr hin unhöflich zu klingen: Wie weit ist es bis Elis Heim, denn bevor wir all zu tief in euer Land reisen, müssen wir wissen, ob es einen westlichen Ausgang gibt, denn nach Westen müssen wir.“

      „Dem Herzen nach!“ Narael sprach dies leise, wie zu sich selbst, doch ein jeder im Raum hörte es, dicht bei seinem Ohr.

      „Elis Heim ist nur wenige Stunden von hier.“erklärte Farril. „Und es gibt einen Weg wie ihr ihn braucht, doch es ist lange her das jemand ihn ging.“ er schaute die Reisenden der Reihe nach an. „Und vorher wird der Rat euch sehen und entscheiden, ob ihr das Eidesland bereisen dürft.“

      Er lachte und meinte dann: „Eine reine Formsache in eurem Fall! Dennoch sollten wir uns bald auf den Weg machen, damit wir auch Zeit haben um Boten zu den Ältesten zu schicken.“

      „Wenn Ihr es sagt. . . “ antwortete ihm Kraan. „Ich selbst weiß hier unten, ohne den Anblick des Himmels nicht zu sagen wie alt dieser Tag schon ist.“ er schaute in die Runde und fuhr dann fort: „Ich denke wir sind reisefertig und es kann losgehen.“

      „Erlaubt mir euch zu begleiten, hohe Frau!“ bat Rotgar in diesem Moment und übersah es als Farril die Augen verdrehte.

      „Warum liegt dir so daran?“ fragte ihn Narael.

      „Elis Heim ist auch mein Zuhause und das Ihr es mit eurer Anwesenheit ehren wollt, erfüllt mein Herz mit Freude. Noch größer wäre meine Freude, wenn ich dabei sein dürfte, wenn ihr Elis Heim betretet – denn das wird ein hoher Tag“. . .

      „Mein guter Rotgar“ unterbrach in Farril, „Nun werdet doch nicht gleich wieder so dramatisch! - Und überhaupt: sollte euer Platz nicht hier in der Ostwarte sein?“

      „Seit Silaufgang heute morgen nicht mehr!“ meldete sich Halmir, “Da begann meine Wacht.“

      „Wenn wir ohnehin denselben Weg haben und miteinander den Frieden wahren können, so lasst uns zusammen reisen.“ sagte Narael und beendete damit dieses Gespräch.

      Nach einem Moment der Stille verabschiedeten sich die Reisegefährten von Halmir und Farril plauderte sie durch lange Gänge und Treppen hinunter, bis sie in eine hohe Halle traten deren westliche Wand fehlte. Stattdessen war dort eine Reihe Säulen und dahinter ein grasbewachsenes Plateau, sicher groß genug um ganz Darrelbrück ausreichend Platz zu bieten. Dort standen in einer langen Reihe Menschen und Orks buntgemischt und alle waren den Säulen zugewandt.

      „Sicher