Wolfgang Seibert

Die Earanna Chroniken


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allerlei Blattwerk umwunden und selbst die Hufe schienen poliert.

      Bis auf ihr eigenes Pferd – dort verschwand das Zaumzeug unter weißen Blüten dicht an dicht.

      „Was geht hier vor?“ wollte Narael von Ardun wissen.

      „Mich interessiert wo sie hier oben die Blumen herhaben!“ scherzte Ardun, wurde aber sofort wieder ernst. Ebenso wie Narael hatte er leise gesprochen, ohne die Lippen zu bewegen und ohne zu ihr herüber zu schauen. „Es erinnert mich ein wenig an Durn. Die Menschen dort hätten dir sicher auch gern dein Pferd geschmückt, wenn wir ihnen die Zeit dazu gelassen hätten, ehrwürdige Schwester.“

      „Hier sind es Orks und sie kennen weder Galens Haus noch seine ehrwürdigen Schwestern!“

      „Und wenn es auch merkwürdig klingen mag: Sie verehren Euch weil Ihr eine Elbin seid!“

      „Ein Gedanke der mir Gänsehaut verursacht.“ flüsterte Narael, denn nun waren sie schon nah bei den Pferden und den Orks, welche bei den Säulen auf der Grenze von drinnen nach draußen stehen geblieben waren.

      Farril gab Rotgar ein Zeichen, woraufhin dieser ein paar Schritte weit ins Freie ging, sich ihnen wieder zuwandte und sprach:

      „Willkommen im Eidestal, ihr Reisenden aus fernen Landen, denn so ihr jetzt ins Licht hinaustretet, seid ihr wahrhaftig im Eidestal. Wahret den Frieden und unter jedem Dach wird man euch willkommen heißen und Schutz gewähren.!“

      Zwar hatte er alle Reisenden willkommen geheißen, aber aller Augen, ob Ork, ob Mensch, ruhten erwartungsvoll auf Narael.

      Einen Moment lang zögerte sie und fragte sich ob dies womöglich nur ein wirrer Traum sei. Doch nein – kein Elb würde sich so etwas träumen lassen!

      Und überhaupt: Was sagte eine junge Elbin aus gutem Hause in so einer Situation?

      Doch bevor die junge Elbin gänzlich verzweifelte, übernahm die Höflichkeit der ehrwürdigen Schwester des grünen Hauses und so rief sie: „Habt Dank für euer Willkommen und für eure Gastfreundschaft. Wir werden den Frieden wahren.“

      Zur Antwort erklang ein fröhlicher Jubel. Tief Orkstimmen dröhnten Ja und Hurrah während die helleren Menschenstimmen Willkommen sangen.

      Alle waren glücklich.

      Doch Narael selbst fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Zu gut klangen noch Rotgars Worte in ihr nach: „Starfarers daughter at the Eastward appears when Rannas darkest hour nears.“

      Sie konnte sich nicht helfen – der Jubel, die weißen Blumen und die Freude schienen ihr nicht recht zu diesen Worten zu passen.

      Farrils einladende Handbewegung hatte sie zwar gesehen, aber erst als Ardun neben ihr flüsterte: „Und los, ehrwürdige Schwester!“ erfasste sie die Bedeutung der Geste und setzte sich in Bewegung.

      Gleichzeitig wurden ihre Pferde herbeigeführt und noch einige dazu.

      Die Menge teilte sich und so wurde erkennbar, das in der Mitte der Säulenreihe eine Straße ihren Anfang nahm, welche auf das südwestliche Ende des Plateaus zielte.

      Rotgar war Naraels Pferd entgegen gegangen und wartete dort auf sie um ihr in den Sattel zu helfen. Er übergab ihr feierlich die Zügel, sank nieder auf ein Knie und sprach: „Ich weiß Ihr bedürft meiner Hilfe nicht, hohe Frau, aber Bitte, erweist mir die Ehre!“ damit legte er seine Hände ineinander, als Steighilfe für ihren Fuß.

      Naraels erster Impuls war, Rotgar zu ignorieren und mit einem Satz einfach in den Sattel zu springen, trotz all der Augen, welche auf sie gerichtet waren. Doch auch diesmal übernahm die ehrwürdige Schwester in ihr: „In der Tat bedarf ich der Hilfe nicht, dennoch will ich Euch diesen Dienst erlauben, solange Ihr keine Gewohnheit daraus macht!“

      „Wie Ihr wünscht, Herrin!“ antwortete er, ungehört. Seine Worte gingen in dem erneut aufbrandenden Jubel unter.

      Als er nach einer weiteren Verbeugung zu seinem Pferd gehen wollte, stand plötzlich Bron mit ihrer beider Pferde vor ihm:

      „Du reitest mit mir, Waffenbruder.“

      „Es ehrt mich wenn du mich so nennst, obwohl wir einander nicht kennen.“ erwiderte Rotgar.

      „Du willst der Herrin dienen, eben so wie ich.“

      „So ist es!“ antwortete Rotgar und nahm die Zügel seines Pferdes entgegen.

      „Dann sind wir Waffenbrüder!“ stellte Bron fest und stieg auf sein Pferd.

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