wurde!“
Haller zuckte die Achseln. „Es ist viel leichter, einen Bunker ins Eis hineinzubauen als in felsigen Untergrund“, gab er zu Bedenken.
Ridge deutete Richtung Süden.
„Vorwärts“, befahl er.
Sie setzten ihren Weg fort.
Der Wind wurde immer heftiger. Ein Sturm kündigte sich an. Von den Helikoptern sahen sie nichts mehr. Wahrscheinlich waren sie längst zu ihrer Ausgangsbasis zurückgekehrt.
An einer geschützten Stelle schlugen die Männer und Frauen der Omega Force One ihr Lager auf.
Nachtlager war dafür nicht der richtige Ausdruck, schließlich blieb es die ganze Zeit über hell, sodass an diesem Einsatzort ein gewöhnlicher Tag/Nacht-Rhythmus nicht existierte. Aber erstens mussten Ridges Leute nach dem anstrengenden Marsch durch die Felsen ein paar Stunden regenerieren und zweitens war bei dem aufkommenden Sturm an ein schnelles Fortkommen ohnehin nicht zu denken. Der Wind kam ihnen direkt entgegen. Noch boten ihnen die umgebenden Berge und Felsen Schutz vor der Gewalt dieser Windstärken. Wenn sie das Hochland erst einmal hinter sich hatten, würde sich das ändern.
Gomez und Van Karres bewohnten ein Biwak zusammen, während Chrobak und Russo ebenfalls gemeinsam in einem Zelt schliefen. Das dritte Biwak war größer als die beiden anderen. In ihm kampierten Ridge, Chrobak und Haller. Das Aufstellen und verankern der Zelte hatten sie dutzendfach geübt. Jeder Handgriff saß. Es musste schnell gehen, denn niemand konnte sagen, ob das Wetter nicht noch schlechter werden würde.
Die Biwaks waren ebenso wie der Rest der Ausrüstung in weißer Wintertarnfarbe gehalten.
Wahrscheinlich dauerte es ohnehin kaum länger als eine halbe Stunde, ehe sich zudem eine Schneeschicht auf die Außenhaut gelegt hatte. Wurde sie zu schwer, musste eventuell einer der Insassen noch einmal hinaus.
Die OFO-Soldaten rollten sich in ihre Schlafsäcke. Allein die Körperwärme der Insassen heizte das Biwak schon mit der Zeit gegenüber der Umgebung erheblich auf. Zudem wurde der Wind durch die isolierende Spezialbeschichtung der Außenhaut fern gehalten.
Pierre Laroche kramte unruhig in seinen Sachen herum.
„Ihr Laptop lassen Sie einstweilen besser dort, wo es jetzt ist“, meinte Ridge dazu. „Erstens sollen wir Funkstille halten und zweitens bekämen Sie bei diesem Wetter wahrscheinlich ohnehin keinen Kontakt zum Satelliten.“
„Keine Sorge“, meinte Laroche. Er holte das Hochleistungsfunkgerät hervor. „Wir müssen zwar Funkstille halten - aber niemand kann etwas dagegen sagen, wenn wir mithören, was sich im Äther um uns herum so tut.“
Ridge zuckte die Achseln. „Wenn Sie sich davon etwas versprechen.“
„Alors, ich bin eben gerne gut informiert, mon Colonel!“
„Dann tun Sie, was Sie nicht lassen können!“
Laroche drehte an einem der Regler. Es quietschte und rauschte.
Der Franzose machte ein angestrengtes, konzentriertes Gesicht.
Ridge verdrehte die Augen. „Vielleicht nehmen Sie besser den Kopfhörer, sonst kriegt niemand ein Auge zu.“
„Ja, Sir!“, nickte Laroche.
„Es gefällt mir nicht, dass wir es mit einem Gegner zu tun haben, der über Apache-Hubschrauber verfügt“, meldete sich Haller zu Wort.
Ridge sah seinen Stellvertreter im Team einen Augenblick lang nachdenklich an und nickte schließlich. Er verstand Haller inzwischen gut genug, um zu wissen, worauf der Deutsche jetzt hinauswollte.
„Was wir gesehen haben war nur die Spitze des Eisbergs“, meinte er.
„Wer sich Apaches leisten kann, der hat noch ganz andere Sachen in petto.“
„Dieses miese Geschäft, das da mit geheimen Atomtests betrieben wird, ist ja wohl einträglich genug, um sich die teuerste Söldnertruppe der Welt zusammenzustellen“, sagte Haller bitter.
Ridge nickte.
Er kaute auf einem Stück Speck herum.
„Hoffen wir, dass es profitgierige Gangster sind“, meinte er. „Von mir aus Handlanger von NEXUS - das ist mir allemal lieber, als wenn wir es mit Terroristen zu tun haben, die sich fanatisch einer Idee verschrieben haben und denen das eigene Leben nichts bedeutet.“
„Mit Gangstern kann man immerhin verhandeln“, stimmte Haller zu.
Eine Weile schwiegen sie.
Plötzlich meldete sich Laroche zu Wort.
„J'ai trouvé quelque chose!“, rief er. „Ich habe etwas gefunden!“
„Dann schießen Sie mal los, Lieutenant!“, gab Ridge zurück.
„Ich habe Funkkontakt von einem der Apaches aufgeschnappt. Sie kommunizieren auf Englisch mit ihrer Basis.“ Der Franzose nahm den Kopfhörer ab und reichte ihn Ridge. „Hören Sie mal rein, ob es sich um die in den Streitkräften der USA übliche Kommunikation handelt. Ich glaube nicht…“
Ridge nahm den Hörer, setzte ihn auf und lauschte einige Augenblicke angestrengt.
Dann riss er ihn sich förmlich vom Kopf.
„Möglich, dass das Amerikaner waren“, meinte er grimmig. „Aber ganz gewiss keine Angehörigen irgendwelcher Verbände unserer Streitkräfte.“
„Also doch - wie wir vermutet haben“, mischte sich Haller ein. „Es ist eine Söldnertruppe.“
„Anhand einiger typischer Befehle könnte man vielleicht herausfinden, wo sie ausgebildet wurden und eventuell sogar, wer diese Leute angeheuert hat!“
„Und Sie glauben, jemand hat sich die Mühe gemacht, die unterschiedlichen BefehlOFOrmen aller Söldnertruppen dieser Welt aufzuzeichnen und uns zum Vergleich anzubieten?“, höhnte Ridge.
„Pour-quoi non?“, fragte Laroche zurück. „Es wäre doch möglich, dass die Geheimdienste über derartige Informationen verfügen, vielleicht sogar das FBI!“
„Wäre zu schön um wahr zu sein. Auf jeden Fall werden wir nichts riskieren, nur um des ungewissen Erfolgs einer solchen Anfrage willen“, bestimmte Ridge.
Laroche bemühte sich, kein beleidigtes Gesicht zu machen.
„C'est domage!“, fand er.
„Möglicherweise kommen wir in eine Lage, in der wir gezwungen sind, Kontakt aufzunehmen“, sagte Haller. „In dem Fall sollten wir die Gelegenheit nutzen und eine entsprechende Anfrage abschicken.“
„Guter Vorschlag“, lobte Ridge. „Nur bis dahin werden Sie sich noch gedulden müssen, Laroche!“
*
Es dauerte fast 24 Stunden, ehe der Sturm nachließ. Ein voller Tag, den sie jetzt im Rückstand waren. Aber sich gegen die Naturgewalten dieses weißen Kontinents stemmen zu wollen hatte keinen Sinn.
So blieb ihnen nur die Möglichkeit abzuwarten.
Stunden angespannter Langeweile folgten, die jedem Mitglied des Teams ein Höchstmaß an psychischer Stabilität abverlangte. Schließlich waren sie auf die wenigen Quadratmeter im Inneren der Biwaks zusammengedrängt und hatten gerade Platz genug, um sich lang auf dem Boden ausstrecken zu können.
Allen im Team war die Erleichterung anzumerken, als es endlich weiter ging.
„Immerhin sind wir vor unserer nächsten Etappe gut ausgeruht“, meinte Haller.
Sie bauten die Biwaks ab.
Jeder Handgriff saß. Im Kühlhaus hatten sie das alles oft genug geübt. Die Bewegungen gingen fast automatisch von der Hand.
Wenige Minuten später setzten sie ihren Weg fort. Es hatte viel Neuschnee gegeben, was das Fortkommen behinderte. An manchen Stellen, wo der Wind den Schnee verweht hatte, sanken