Wolfgang Fabian
HASSO - Legende von Mallorca
Todeszelle und Luxusvillen
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Inhaltsverzeichnis
3. Strafeinheiten für die Fronten
11. Wiedersehen mit der Mutter
12. Der große Schmuggel-Aufbruch
17. Der Schmuggelbetrieb läuft an
19. Verbindungen nach Barcelona
20. Die Kripo der DDR riecht Lunte
22. Mallorcas neuer Unternehmer
23. Wildes Leben mit viel Geld
26. Des Mietwagenkönigs Biograf
27. Vertrauter und Mitarbeiter
29. Erzählpause nicht gewünscht.
31. Intrigen und Verleumdungen alltäglich
32. Das Gedächtnis des Journalisten Steiner
33. Whisky und Unzuverlässigkeit
34. Der angebliche Literaturagent
35. Buchvorstellung und Buchvernichtung
36. Am Ende eines dunklen Weges
1. Herkunft
Hasso Schützendorfs geschäftliche wie auch private, fast immer gewinnbringende Aktivitäten waren, beruhend auf einem unbeugsamen Willen, Merkmale, die allen Schützendorf-Generationen innewohnten. Offenheit und korrektes Verhalten in allen Bereichen sind bis auf eine lange zurückliegende Ausnahme die Tugenden aller Familienmitglieder gewesen. Hasso war mit seinen zwei Gesichtern, seiner seelischen Kälte und seinem Drang nach Publizität, die zweite Ausnahme. Seine Vorfahren hatten sich auch nie gescheut, sich vermeintlich hoheitlichen Bevormundungen zu widersetzen, auch Hasso war keine Ausnahme. Und ein weiteres bedeutendes Merkmal aller Schützendorfs ist nicht zu übergehen: sie alle waren, einschließlich Hasso, hochmusikalisch.
Die Geschichte seiner Vorfahren – ihre Heimat war seit Anbeginn das Gebiet an Rhein und Ruhr – soll hier nicht chronologisch aufgezeichnet werden, es würde zu weit führen. Einige frühe Beispiele schützendorfschen Eigensinns sollen jedoch einen gewissen Einblick gewähren:
Hassos Urgroßvater, geboren im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, Erbe einer kleinen, aber sehr bekannten Kräuterschnapsdestille, bezahlte seine Unbeugsamkeit mit dem Tod. Er hatte die Annahme einer behördlichen Anordnung verweigert, indem er dem höfischen Gesandten, der ihn mit einer Verfügung vertraut machen wollte, nicht nur die kalte Schulter zeigte und ihn beschimpfte, sondern ihn obendrein verprügelte. Um der zu erwartenden Kerkerstrafe zu entgehen, raffte er in großer Eile bewegliches privates und geschäftliches Hab und Gut zusammen und floh samt Familie bei Nacht und Nebel auf einem Rheinfrachter, dessen Kapitän ihm freundlich gesonnen war, nach Holland, wo er unbedrängt von jeder Obrigkeit seinen Schnapsbetrieb neu aufbaute und das Produkt auch gut verkaufte. Nach über drei Jahren glaubte er an die Verjährung seiner Tat, zog ins heimatliche Rheinland zurück, wurde prompt verhaftet, verurteilt und in den Kerker geworfen. Nun waren die damaligen Gefängnisse nicht mit den heutigen Knast-Hotels zu vergleichen, sodass sich der Mann in seiner feuchtkalten Zelle eine Lungenentzündung zuzog und daran starb. Bis der Sohn alt genug und in der Lage war, den für eine lange Zeit ruhenden Betrieb neu zu organisieren und gewinnbringend zu führen, lebte die Witwe, keine Ahnung von der Schnapsherstellung und vom Geschäftsleben, mit Sohn und einer Tochter in Armut. Glücklicherweise entwickelte der Sohn den