wurde Ehrenmitglied bei der Feuerwehr. Beim THW erhielt ich Medaillen für Hilfe beim Oderhochwasser und beim Elbhochwasser und wurde Mitglied bei der Verkehrswacht. Als der Vorsitzende später verstarb, wählte man mich als Nachfolger.
Unser Abschleppbetrieb war mittlerweile nicht nur für Perleberg, sondern auch für Pritzwalk und somit für die BAB 24 Vertragspartner des Polizeipräsidiums Potsdam. Und das jahrelang ohne Beanstandung. Alle sahen unseren guten Ruf auch dadurch bestägtigt, daß die Bundeswehr und viele andere renommierte Einrichtungen ihre Fahrzeuge zu uns in die Werkstatt brachten.
Es war unglaublich. Ich sah diese Erfolge und Ehrungen als Lohn der jahrelangen harten Arbeit.
Wenn es läuft, dann läuft's!
So wurde in diesem Jahr auch die Deutsche Bahn Kunde unseres Stahlbaubereichs.
Wir fertigten Geländer für Durchlässe und Brücken an, Stahlkonstruktionen als Unterstützung für ICE-Brücken, und bei Brückensanierungen in Berlin und in ganz Nordostdeutschland.
Dann lernte ich Frank Starke kennen. Er war Oberbauleiter bei ABB (Asea Brown Boveri), einem Riesenkonzern. Er arbeitete im Bereich Freileitungen und suchte einen Stahlbauer, der an der Sanierung der 360-Kilovolt-Leitung Lubmin-Neuenhagen mitarbeitet. Hier waren an den vier Fußpunkten der Masten die Fundamente gerissen.
Dies hatte zur Ursache, daß der Beton für die Fundamente aus Ostseekies gefertigt wurde, der anfällig für alkalische Reaktionen ist.
ABB hatte ein neues Patent. Zur Sanierung mussten Halbschalen aus Stahl hergestellt und nach Teilabstemmung der kaputten Fundamente über die alten „Bewehrungseisen“ verbunden, verschweißt und zubetoniert werden.
Ich habe nicht lange überlegt.
Für fast 300.000 Mark kaufte ich zwei Allrad-LKW, diverse neue Schweißgeräte, Anhänger und Notstromagregate und stellte sechs Schweißer ein.
Nach Vereinbarung mit ABB sollten 10.000 Fundamente bearbeitet werden.
Wir bekamen pro Fundament 1.000 Mark.
Somit hatte ich einen Auftrag mit dem Volumen von zehn Millionen Mark besorgt. Ich kam mir vor wie der Vorstandsvorsitzende eines Weltkonzerns.
Zu diesem Zeitpunkt fuhr ich gerade meinen zweiten nagelneuen G-Modell Jeep von Mercedes. Durch die vielen Baustellen in Berlin, zu denen ich zwei- bis dreimal die Woche fuhr, kamen nun noch die Überwachungs- und Abrechnungstermine und Fahrten quer durch Mecklenburg.
Mittlerweile arbeiteten in meiner Firma auch fast 40 Leute. In Berlin hatten wir für die Montage unserer Geländer bis zu sechs Monteure als Subunternehmer beschäftigt.
Aktien und Jetons
Meine Aktivitäten an der Finanzbörse ließen indes nicht nach. Ich kann also wirklich sagen, daß zu dieser Zeit mir sieben Tage in der Woche der Kopf geraucht hat. Um mich selber zu belohnen, bestellte ich mir zur „G-Klasse“ noch einen SL-500 Mercedes. Wie wenig Zeit ich hatte, merkte ich, als ich das Auto im Herbst an Mercedes zurückgab. Eigentlich wollte ich damit den Sommer genießen.
Bei der Rückgabe hatte der Wagen gerade 3000 km gelaufen, von denen 2000 km noch ein Bekannter gefahren war.
Anfang 1998 war ich in Berlin. Unser Vertragspartner, das Technische Hilfswerk, hatte zum Frühjahrsempfang eingeladen.
Auf dem Rückweg, ich fahre gerade am Brandenburger Tor vorbei, klingelt das Autotelefon:
„Hier ist Doreen.“
„Welche Doreen, fragte ich?“
„Na, Doreen vom Fernsehladen.“
Da wusste ich, mit wem ich sprach. Als meine Frau auszog, musste ich mich ja ganz neu einrichten. Sämtliches Mobiliar hatte ich in einem Möbelhaus in Schwerin gekauft.
Da ich mir für private Dinge grundsätzlich nicht viel Zeit nahm und um die Firma nicht zu vernachlässigen, bin ich wie ein Wirbelwind durch das Kaufhaus gerast und habe alles in etwa 50 Minuten ausgesucht und gekauft. Die Auswahl des neuen Fernsehgeräts in Perleberg bei Doreen hat hingegen wohl fast drei Stunden gedauert.
Doreen war eine bezaubernde junge Frau:
27 Jahre alt, super Figur, hübsches Gesicht und lange braune Haare. Nun rief sie mich auf meinem Handy an. Die Nummer wurde ihr von Mitarbeitern aus meinem Büro gegeben. Sie wollte einen Werkstatttermin für ihren alten Golf. Und dafür rief sie mich auf dem Handy an?!
Die ganze Rückfahrt von Berlin nach Perleberg dachte ich darüber nach. In der Woche darauf brachte sie ihr Auto. Alle Schlosser verdrehten sich den Hals nach ihr...
Nachdem ich den Termin in der Werkstatt gespannt erwartet hatte, fragte ich sie, ob wir in der Zwischenzeit etwas essen gehen wollen. Sie sagte zu.
Nicht, daß ich es erproben wollte: Aber obwohl wir in eine Freizeitanlage gefahren sind, um ein Würstchen zu essen, zeigte sie sich kein bisschen pikiert. In dem kurzen Gespräch merkten wir wohl beide, daß wir komplett daß wir ähnlich gestrickt waren. So verabredeten wir uns ganz unumständlich für die kommenden Abende.
Doreen wohnte in einer Neubauwohnung. Ich holte sie abends ab und wir gingen essen. Wir redeten und redeten. Und das ist sonst gar nicht meine Art. Ich war so angefixt von Doreen, ich konnte gar nicht erwarten, daß etwas passierte. Und das ließ auch nicht lange auf sich warten. Bei ihrem zweiten Besuch bei mir zu Hause und von da an über Wochen und Monate jeden Abend.
Anschließend, oft morgens, fuhr sie dann zurück in ihre Wohnung. Es dauerte nicht lang und wir fassten den Entschluss, daß sie ja zu mir zieht.
Sie konnte die Miete sparen und ich musste nicht länger alleine in einem Einfamilienhaus wohnen. Sie stellte aber eine Bedingung: daß ich meinen Kontakt zu Igor abbreche. In der Stadt würde man schon über mich und „die Mädchen aus der Ukraine“ reden. Ich willigte ein und wir waren ein schwer verliebtes Paar.
Doreen war in ihrer Persönlichkeit ziemlich burschikos. Sie war für jeden Spaß zu haben. Ich versuchte -meiner Gewohnheit zuwider- schon um halb sieben zu Hause zu sein, wenn auch sie Feierabend hatte. Sie hatte Verständnis dafür, daß ich viel arbeiten musste.
Da samstags ihr Fernsehladen geöffnet hatte, konnte ich weiterhin zu meiner heimlichen Freude auch dann arbeiten gehen.
Kurz bevor ich sie kennen lernte, hatte ich mir ja den bereits erwähnten Mercedes SL 500 bestellt. Mit den ersten Sonnenstrahlen kam das Cabrio dann auch. Das hatte ich ihr nicht gesagt und ich dachte es könnte eine schöne Überraschung für sie sein.
Einen Tag vor Eintreffen des Autos klingelte es morgens um 6 bei uns.
Doreen sah aus dem Fenster. Dort stand Seika.
Sie war mit dem Taxi gekommen. Mir ist fast schlecht geworden. Aber Doreen hat das geregelt. Sie öffnete das Fenster und allein ihr Anblick hat Seika veranlasst, fluchtartig zu verschwinden.
Ich fühlte mich nicht gut, weil ich Seika wirklich mehr als gemocht habe. Aber da ich wegen Doreen wochenlang keinen Kontakt mehr zu ihr hatte, konnte ich ja nicht damit mit rechnen, daß sie von sich aus zu mir kommt. Sie tat mir richtig leid.
Das konnte ich Doreen natürlich nicht sagen und es hätte auch nicht viel geändert.
Sie zeigte mir zum ersten Mal, wie eifersüchtig, besitzergreifend und böse sie werden kann, wenn es um andere Frauen ging. Sie musste einige schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Am Abend war dann aber alles wieder gut...bis zum nächsten Tag: Da kam der SL 500 in schwarz. Sie war außer sich: „Zuhälterauto, Schwanzverlängerung“ und vieles mehr schimpfte sie.
Später, nachdem sie sich beruhigt und wir vereinbart hatten, daß ich mit dem Auto nicht alleine wegfahren würde, konnte ich sie ein wenig besser verstehen: Doreen hatte nach der Wende Perleberg in Richtung Hamburg verlassen und war erst, kurz bevor wir uns