Hannah Rose

Joshua - Ladybug


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einen neuen Level zu erreichen. Es war Sonntag, was bedeutete, dass er am nächsten Morgen wieder früh aufstehen musste, um so zu tun, als würde er in die ›High-School‹ gehen – und er erwischte sich dabei, dass sich ein Teil von ihm wünschte, er würde hingehen, nur um etwas Sinnvolles tun zu können. Ja, er kam sogar auf den abstrusen Gedanken, dass es vielleicht möglich sei, mit niemandem außer seinen Lehrern zu interagieren. Er konnte ja schließlich auf den letzten Drücker kommen und direkt mit Schulschluss vom Gelände verschwinden. Oder er könnte sich einfach in Douglas herumtreiben, in der Hoffnung, nicht von seiner Tante erwischt zu werden. Doch letztlich konnte er sich nicht entscheiden, welche der Optionen die weniger langweilige war.

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      Kapitel 3

      Das Leben mit seiner Tante hatte durchaus eine positive Wirkung auf Joshua, denn sie war immer schon sehr früh auf den Beinen und machte ihm das Frühstück – und es war keines von denen, die er von seiner Mutter jemals bekommen hätte. Sie stellte ihm keine Schüssel mit altem Müsli hin, sondern bereitete Eier, Speck und Toast zu. Manchmal machte sie ihm auch Waffeln, Pfannkuchen oder French Toast und Obstsalat – aber immer gab es frischen Kaffee und leckere Biskuits. Und jeden Morgen freute er sich auf ihren Kaffee, von dem er fand, dass er der beste war, den er je in seinem Leben getrunken hatte. Er war nicht zu stark und hatte ein ganz intensives, besonderes Aroma – nie war er irgendwie verbrannt, nie kalt. Manchmal erwischte er sich dabei, dass er drei oder sogar noch eine vierte Tasse trank, ehe er sich auf den Weg zur Schule machte, beziehungsweise, wenn er so tat als ob er es täte. An diesem Montagmorgen nahm er eine volle Thermoskanne mit, als er seine lange Wanderung in Richtung Jerby antrat.

      Er wollte in das kleine Café im Ort, das über die funktionierende Internetverbindung verfügte, wenngleich keine sehr leistungsfähige. Highspeed sah für ihn anders aus, weshalb sie einfach nicht ausreichte, um mit seinen Freunden ›League of Legends‹ zu spielen. Doch reichte sie zumindest aus, um mit ihnen zu chatten. Aber da sie um diese Zeit ja alle in der Schule waren, nutzte es ihm auch nicht viel. Er konnte ihnen nur Nachrichten hinterlassen und musste bis zum nächsten Tag auf eine Antwort warten – was dazu führte, dass ihre Unterhaltungen nur im Schneckentempo vorankamen. Wenigstens wusste er, dass sie ihn alle vermissten und gern wieder mit ihm zocken wollten. »Ohne dich sind wir einfach nicht so schlagkräftig«, hatte einer von ihnen geschrieben, was ihn traurig stimmte, weil er nichts an seiner aktuellen Situation ändern konnte.

      Er hatte sich gerade einen Platz im Café gesucht und Platz genommen, als ein Typ hereinkam, zur Theke ging und sich einen Kaffee bestellte. Neugierig starrte er den Mann mit dem Dreitagebart an, der vielleicht gerade einmal zwei oder drei Jahre als er sein mochte. Als der Bursche nach seinem Becher griff, bewunderte er dessen dicken und muskulösen Armen, an denen sogar leicht die Adern heraustraten.

      Dann bemerkte er, dass ihn auch der Bärtige versteckt musterte, spürte wie sich sein Puls vor Aufregung beschleunigte und schaute schnell weg. Was ihn irritierte war sein erhöhter Herzschlag, den er sich nicht erklären konnte. Doch er schaffte es nicht weiter darüber nachzudenken, denn es geschah etwas, das ihn ablenkte.

      Eine hübsche Frau setzte sich an den freien Tisch zu seiner Rechten. Sie war ein paar Jahre älter als er und jenseits der Klasse Mädchen, die sich für ihn interessieren würde. Dennoch schaute sie lächelnd zu ihm hinüber. Er erwiderte ihr Lächeln, obwohl er normalerweise dazu neigte, seine Augen sofort von jeder Frau abzuwenden, die in seine Richtung schaute. Kaum, dass sie auf die in Leder gebundene Frühstückskarte des Cafés vor sich sah, ließ er seinen Blick zu ihren Füßen wandern.

      Sie trug ein paar schwarze hohe ›Peep-Toes‹ mit Pfennigabsätzen. Ihre Nägel waren hellrot lackiert und wirkten sehr gepflegt. Aber es waren ihre eleganten Schuhe die ihm ganz besonders ins Auge fielen und die Art, wie sie ihren Füßen einen sehr femininen Touch verliehen – sie förmlich einrahmten, wie ein kostbares Gemälde, ihre Beine viel länger, schlanker und noch weiblicher aussehen ließen. Aber ihm gefielen auch ihre Zehen, die einem Modell für Nagellack hätten gehören können. Ihre Schuhe hinterließen bei ihm die Impression, extrem fein und zerbrechlich zu sein – kaum in der Lage, das Gewicht ihres zarten Körpers zu tragen. Er schätzte sie auf maximal fünfzig Kilo und konnte kaum glaube, dass die bleistiftdünnen Absätze, die wohl an die zwölf Zentimeter haben mochten, mehr als dreißig Kilogramm aushielten.

      Als sie wieder zu ihm hinübersah, schaute er mit stotterndem Herzen augenblicklich zur Seite, weil er glaubte, von ihr dabei erwischt worden zu sein, ihr zu tief in den Ausschnitt gesehen zu haben – obwohl er nur ihre schönen, schlanken Füße, mit den zarten Knöcheln und ihre High Heels bewundert hatte; die erotische, anziehende Verlängerung ihrer Beine. Warum finde ich Mädchenfüße plötzlich so anziehend und faszinierend?, fragte er sich unwillkürlich. Und seit wann interessiere ich mich für Damenschuhe?

      Er war in der Nacht nicht wirklich zur Ruhe gekommen, weshalb er es seinem Schlafmangel zuschrieb, und versuchte den Gedanken daran von sich abzuschütteln. Um sich abzulenken, blickte er wie zufällig wieder zu dem Mann hinüber und redete sich ein, dass sein Interesse etwas sei, dem er nicht allzu viel Beachtung schenken sollte.

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      Schon bei seiner Rückkehr nach Hause bemerkte Joshua, dass der Wagen seiner Tante nicht in der Auffahrt stand und als er die Küche betrat, fand er ihre knappe Notiz auf dem Tisch, die sie für ihn hinterlassen hatte:

      ›Komme heute erst sehr spät zurück.

      Abendessen steht im Kühlschrank.

      Einfach in die Mikrowelle stellen‹.

      Er warf einen flüchtigen Blick in Kühlschrank und sah, dass sie für ihn einen beeindruckenden Auflauf gemacht hatte. Aber bis zum Dinner waren es noch reichlich Zeit und auch nach dem Essen musste er sich noch ein paar Stunden vertreiben, ehe sie zurückkehren würde. Wie schon so oft wusste er bis dahin wieder nichts mit sich anzufangen. Also zog er sich aus und holte sich das Buch aus ihrer Nachttischschublade.

      Er blätterte durch die Seiten, bis er eine fand, die sein Herz schneller schlagen ließ. Es war ein Kapitel mit der Überschrift ›Wrap around Handjob‹, welches neben einem einleitenden Text die Ablichtung eines nackten Mannes zeigte, an dessen Rücken sich eine Frau geschmiegt hatte, deren Arm um die Hüfte reichte und deren Finger der rechten Hand fest um das erigierte Glied geschlungen waren.

      Joshua wusste nicht zu sagen, warum er diese Fotografie so erregend fand – schließlich war von dem hübschen Mädchen mit den langen dunklen Haaren und großen Augen nicht allzu viel zu sehen. Aber die Abbildung machte ihn an. Immerzu war sein Blick auf den großen Phallus des Mannes gerichtet, während er sich selbst stimulierte, und er stellte sich die schlanken, gepflegten Finger der Frau vor, wie sie das glänzende Gleitmittel auf dem Glied mit sanften auf- und abfahrenden Bewegungen einmassierten.

      In seinem Kopfkino sah er, wie die Eichel mit der Zeit immer praller und dunkler wurde, bis schließlich eine riesige Menge milchig-weißen heißen Spermas aus der kleinen Öffnung weit durch die Luft herausschoss. Das war der Moment, in dem auch er sich seine Ladung klatschend auf den Bauch spritzte.

      Ein seltsamer Schauder lief über seinen Rücken, als ihm klar wurde, dass er gerade beim Anschauen eines männlichen Gliedes masturbiert hatte und zum Höhepunkt gekommen war.

      Habe ich tatsächlich an den Kerl gedacht, als ich abgespritzt habe?, schoss es ihm völlig fassungslos durch den Kopf. Oh, fuck! Was zum Teufel ist denn nur los mit mir?! … Seit wann kann Schlafmangel jemanden vorübergehend schwul werden lassen? … Und ist es überhaupt vorübergehend? … Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich langsam aber sicher verrückt werde!

      Verwirrt lief er ins Bad, huschte unter die Dusche und versuchte zu verdrängen, was er gerade getan hatte. Immer