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D. P. Panther
Seidenmund und Lilienknospe
Acht Männerfantasien
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Inhaltsverzeichnis
Amanda
Der Duft frischer Erdbeeren hing im Zimmer. Er erinnerte Amanda daran, dass sich draußen der frühe Sommer mit Sonne und leichten Winden bemerkbar machte. Sie beschloss, den Tag in der freien Natur zu genießen. Sie zog sich das türkisfarbene Shirt über den Kopf, strich es über dem Oberkörper glatt und warf ihre langen schwarzen Haare, die sie in einer kräftigen Bewegung unter dem Stoff hervorgezogen hatte, nach hinten. Sie reichten ihr fast bis zur Hüfte.
Während sie sich im Spiegel betrachtete, suchte sie im Kleiderkasten den roten Sommerrock, der sie in ihren Bewegungen nicht behindern würde. Sie liebte klare Farben, die sich in ihren gegenseitigen Effekten auch widersprechen durften. Sie wollte aussehen wie ein bunter Schmetterling auf der Wiese. Über die nackten Füße zog sie weiße Tennisschuhe an. Dann schloss sie die Wohnung ab, und bald hatte sie den Lärm und Gestank der Stadt hinter sich gelassen.
Amanda war inzwischen schon eine halbe Stunde unterwegs. Sie war durch einen parkähnlichen Wald mit lichtem Baumbestand spaziert, der sich jetzt plötzlich auf eine Magerwiese hin öffnete, auf der Myriaden von Insekten im hellen Licht der Sonne ihr Spiel trieben. Amanda setzte sich ins Gras, schloss die Augen und hielt ihr Gesicht der wärmenden Sonne entgegen. Eine Biene summte um ihren Kopf, sie ließ sich auch vom leicht wehenden Haar nicht stören, denn sie sah den roten Mund der Frau, der leicht geöffnet war. Mit der Zunge benetzte Amanda ihre trockenen Lippen, die dadurch einen Glanz bekamen, der die Biene in einen lohnenden Blütenschlund gelockt hätte.
Die Wärme dehnte sich im Körper aus, und durch die geschlossenen Lider sah Amanda ein buntes Farbenspiel, das sie fast schwindlig machte. Sie erhob sich wieder, obwohl sie sich gerne im Gras gewälzt hätte, wie sie es in ihrer Kindheit oft gemacht hatte. Jetzt aber folgte sie ihrem Weg, der sie durch weitere dicht bewachsene Wiesen führte. Nur selten stand eine Wolke vor der Sonne, dann wechselten die Gräser und Blumen ihre Farbe und verdunkelten ihr Antlitz, als ob irgendeine Befürchtung sie geknickt hätte. Bald stand Amanda wieder am Rand eines kleinen Waldes, der dichter schien als der letzte. Sie entschloss sich, ihn zu durchqueren, obwohl sie lieber weiter durch das Grün der Weiden gegangen wäre. Aber dann hätte sie schon umkehren müssen.
Also folgte sie dem Weg. Es dauerte nicht lange, und das vorher so grelle Licht war verschwunden. Es war dunkler geworden. Amanda fröstelte, der stärkere Wind raute ihre Haut auf, und sie merkte, dass sie sehr leicht bekleidet war. Jetzt aber beeilte sie sich, auf der andern Seite aus dem Wald herauszukommen. Sie erinnerte sich daran, dass es in der Nähe eine Haltestelle der Vorortsbahn gab.
Als Amanda wieder im Freien stand, bemerkte sie, dass der Wind gedreht hatte. Die Sonne wurde verdunkelt von schwarzen Gewitterwolken. Sie wusste nicht, wo sie sich befand. In der Ferne, in einer Distanz von vielleicht fünfzehn Minuten, sah sie einen jener allein stehenden Bauernhöfe, die für diese Gegend typisch waren. Sie ging in dieser Richtung weiter und hoffte, ihn noch vor dem einsetzenden Regen zu erreichen.
Doch sie sollte sich täuschen. Schon nach der Hälfte des Weges fielen Amanda die ersten schweren Tropfen ins Gesicht, sie bildeten auf dem Shirt große dunkle Kreise, und innert kürzester Zeit war sie durchnässt. Der Stoff klebte an ihrer Haut, die schweren Brüste zeichneten sich darunter ab, und die Spitzen schienen das Shirt durchstoßen zu wollen; sie waren von der aufziehenden Kälte zu steifen Knospen geworden. Auch der Rock war inzwischen nass, und an der Innenseite ihrer Schenkel spürte Amanda die Rinnsale des Regenwassers. Jedes mal, wenn sich ein Tropfen löste und seinen Weg auf der zarten Haut bahnte, kroch ein Frösteln durch ihren Körper.
Amanda begann zu rennen. Doch es nützte nichts mehr. Sie kam völlig durchnässt unter dem Dach einer Scheune an, wo sie sie für einen Moment Schutz fand. Es war hoffnungslos. Die Haare hingen strähnig über ihr Gesicht, das seine Wärme verloren hatte und bleich geworden war. Ein Blitz schlug in der Nähe ein und beleuchtete die ganze Gegend mit einem ungewohnt grellen Licht. Amandas Haare bekamen einen Schimmer von mattem Rot. Dann schlug der Donner mit ganzer Kraft zu und erschütterte die Gebäude, bei denen sie stand. Sie hatte Angst, die Ziegel der Scheune könnten ihr auf den Kopf fallen, und rannte zum Bauernhaus hinüber, wo sie schon vorher aus den Fenstern im Erdgeschoss einen unsteten Lichtschein bemerkt hatte.
Amanda klopfte an die Tür. Doch erst, als sie ein zweites Mal härter aufs Holz pochte, hörte sie drinnen Schritte, die sich näherten. Ein Mann stand in einem langen Gang, seine braunen Haare fielen in sanften Wellen bis auf die Schultern. Er trug einen schwarzen chinesischen Kimono, der nur durch einen schmalen Gürtel zusammengehalten wurde. Er betrachtete die Frau und deutete ihr dann an, ihm zu folgen. Amanda zögerte einen Augenblick, ging ihm aber doch nach, wobei sie erstaunt bemerkte, dass auf der Rückseite des Kimonos ein Drache eingestickt war. Sie hatte einmal gelesen, dass der Drache in der chinesischen Mythologie ein Glückstier war, ein Symbol für den Kaiser und Himmelssohn sowie ein Zeichen der männlichen, zeugenden Naturkraft. Das verwirrte sie für einen Moment.
Sie betraten einen Raum, wohl den größten des Hauses. Seltsamerweise aber war er leer bis auf eine Menge an der Wand aufgereihter Papierbahnen, auf die sich Amanda keinen Reim machen konnte. An der Fensterfront stand ein schwerer Holztisch, davor ein einzelner Stuhl. Und an einer Stelle der Wand, die von den Papierbahnen frei gelassen worden war, sah sie ein weißes Ledersofa. Sie überlegte sich, was der Kimono-Mann hier für sich allein machte, kam aber auf keine Lösung.
„Ich heiße Jean“, stellte er sich vor. Auch Amanda nannte ihren Namen und wollte erzählen, warum sie in diese Lage geraten war. Er aber wies sie an, sich auf den Stuhl zu setzen. Dann verschwand er durch eine Tür, die kaum von der Wand zu unterscheiden war und ließ Amanda alleine. Wieder erhellte ein Blitz das Zimmer, das dadurch einen noch kälteren Eindruck machte. Es dauerte aber nur einen Augenblick, bis das Licht der roten Kerze, die auf dem Tisch stand, der Umgebung wieder ihre Wärme zurückgab. Amandas Blick schweifte durch das viele Weiß. Es schien ihr geheimnisvoll und bedrohlich zugleich.
Plötzlich ertönte aus verborgenen Lautsprechern Musik. Es waren weiche Klaviertöne, die die Luft im Zimmer in schwingende Wogen versetzten, so dass sich Amanda geborgen fühlte. Schließlich kam Jean zurück. Er trug ein Tablett, auf dem eine gusseiserne schwarze Teekanne und zwei ebenfalls schwarze Porzellantassen standen.
„Chinesischer Grüntee“, sagte er, während er einschenkte. Die Hitze wärmte Amandas Finger, und der erste Schluck spülte eine kurze Welle von Wärme durch ihren Körper. Jean lächelte sie an. Sie hörte ein regelmäßiges Geräusch,