Benny Bohlen

Die Mädchen meiner Schule


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Dann betrachtete ich das junge Mädchen, und sah eindeutig eines der schönsten weiblichen Geschöpfe, dass ich je gesehen hatte. Mist. Sie hätte jeden Schönheitswettbewerb gewonnen. Lisa war schlank, hatte ein bezauberndes Gesicht, blonde, lange Haare, die glatt über die Schultern fielen und lebendige, große blaue Augen.

      „Das wollen wir gleich mal abstellen“, sagte ich. „Ihr braucht nicht aufzustehen, wenn ich etwas frage. So groß ist die Klasse nicht, dass ich euch nicht auch so sehen kann. Also, was wolltest du fragen, Lisa?“

      „Sind Sie verheiratet?“

      Ich musste schmunzeln. Neugierige Mädchen. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich damals dafür, offen und ehrlich zu antworten: „Nein.“

      „Verlobt?“

      „Auch nicht.“

      „Aber eine feste Freundin haben Sie doch, oder?“

      Jetzt wurde ich doch skeptisch. Vorsicht, alter Junge, dachte ich. Jetzt wollen sie dich aufs Glatteis führen.

      „Diese Frage ist recht persönlich, aber derzeit habe ich keine feste Beziehung, ich lebe allein.“

      Lisa, die vor meinem geistigen Auge gerade eine Krone für den Sieg einer Miss-Wahl trug, machte einen artigen Knicks und setzte sich. Ihre Augen sprühten vor Vergnügen.

      „Haben Sie ein Auto, und was für eins?“, fragte Simon, ein Junge, der ganz hinten saß.

      „Einen roten BMW.“

      „Der mit dem platten Reifen?“

      „Ja. Woher weißt du das?“

      „Meinem Vater gehört das Abschleppunternehmer, das Ihnen geholfen hat.“

      „Richte ihm bitte meine besten Grüße aus.“

      „Werde ich tun.“

      Dieses Frage- und Antwortspiel förderte ich bewusst. So lernte ich meine Klasse ein wenig besser kennen, wer sich in den Vordergrund drängte, wer nur zuhörte.

      „Dürfen wir die Sitzordnung ändern?“

      Das war Marie, die Klassensprecherin. Sie hatte nicht einmal die Hand gehoben. Aber anscheinend war sie eine Art Autorität, denn sofort war gespannte Stille. Das machte mich sofort stutzig. Diese Frage schien irgendwie wichtig zu sein, aber ich konnte natürlich die Hintergründe nicht wissen.

      „Wie wollt ihr sie denn ändern?“

      „Die Tische umstellen, zu zweit oder zu dritt zusammenschieben. Wir könnten Arbeitsgruppen bilden.“

      „Darüber müssten wir uns unterhalten. Macht doch mal einen Plan, möglichst mehrere Vorschläge. Ich kann mich dazu heute noch nicht äußern.“

      „Wir wissen schon genau, wo wir sitzen wollen. Wir möchten auch nicht mehr so nach Jungen und Mädchen getrennt sitzen. Das schafft Gegnerschaft, und das ist doch heute nicht mehr gefragt!“

      Ich sah Marie an, die jetzt plötzlich Mensch und nicht mehr Spalte für mich war. Sie wollte sofort eine Entscheidung von mir haben. Ich begriff in dieser Sekunde, dass ich strenger sein musste, wenn ich nicht dauernd überfahren werden wollte. Von Fairness war hier natürlich keine Rede. Ich hob den Kopf und sah einmal kurz über die gespannten und neugierigen Gesichter.

      „Das wird heute nicht entschieden. Wir haben ja Zeit. Lasst uns nächste Woche wieder darüber reden.“

      Mit Absicht hatte ich meiner Stimme ein wenig Härte verliehen. Der Klasse entging der Wandel keineswegs. Einige Augenpaare senkten sich.

      Ich nickte Marie zu. Die Klasse wusste nun, dass meine Gutmütigkeit vernünftige Grenzen hatte.

      In diesem Augenblick ertönte die Pausenglocke. Das war mir sehr lieb, ein wirkungsvoller Abschluss für die erste Stunde. Ich trat an mein Pult und nahm meine Tasche.

      Hier war nun mein neuer Arbeitsplatz.

      Und immer würde ich diese entzückenden Mädchen vor Augen haben, jedes so anziehend und reizvoll gekleidet. George zuckte unverändert in meiner Hose. Auch ihm schienen die jungen Damen gefallen zu haben.

      „Also, das war´s für heute. Ihr habt jetzt Geschichte. Ich werde meinen Kollegen bitten, euch heute noch zu schonen, sozusagen als Einstand. Also, dann bis morgen.“

      „Auf Wiedersehen, Herr Bohlen“, erklang es im Chor.

      Ich verließ die Klasse, schloss die Tür und atmete tief durch. Das konnte ja heiter werden. Ich war einerseits begeistert von der Aussicht, diese Klasse jeden Tag zu sehen und ihre Entwicklung zu fördern; anderseits war mir nicht wohl bei dem Gedanken, dieser jungen Weiblichkeit so massiv ausgesetzt zu sein. Da konnte einem schon die Luft knapp werden, wenn man all diese zauberhaften Gestalten dauernd vor Augen hatte. Wie sie sich bewegten, wenn sie sich nur einmal vom langen Sitzen reckten und streckten! Wie sich der Kleiderstoff um ihre erotischen Körper spannte.

      „Na, wie war denn die erste Stunde, Herr Bohlen?“

      Die Stimme des Kollegen Georg Knüppel holte mich aus meinen Gedanken.

      „Mittelprächtig“, antwortete ich.

      „Wird schon werden. Ich werde die Zwölfte jetzt mit Geschichte auf Vordermann bringen.“

      „Oh je, das klingt ja recht ernst.“

      „Nicht gut?“

      „Ich habe mich mit einer deutlichen Zurechtweisung verabschieden müssen, aber als kleines Trostpflaster anklingen lassen, dass ich für sie heute noch um Schonung bitten würde.“

      „Zurechtweisung? Was war denn?“

      „Die Klassensprecherin hat mich mit der Bitte um eine neue Sitzordnung überrumpeln wollen.“

      „Marie?“

      „Ja.“

      „Schau, schau, das kleine Biest. Und wie haben Sie reagiert?“

      „Das Thema verschoben.“

      „Gut, sehr gut. Und was die Schonung betrifft, nun, ich werde durchblicken lassen, dass ich mich erweichen ließ.“

      „Danke, das ist nett.“

      „Eine Hand wäscht die andere, Herr Kollege. Ich glaube, wir verstehen uns. Darum möchte ich Ihnen schon jetzt einen kleinen Hinweis geben, obwohl es sicher ein wenig verfrüht ist.“

      „Für Hinweise bin ich immer dankbar.“

      „Wissen Sie, wenn Sie unserem Kollegen Holger Wyrwa begegnen, dann sollten Sie grundsätzlich etwas vorsichtig sein.“

      „Wieso?“

      „Er mag Sie nicht.“

      „Aber er kennt mich doch gar nicht.“

      „Das ist für Kollegen Wyrwa nicht nötig. Sie sind gegen seinen Willen hier. Er hatte einen anderen Vorschlag für die freie Stelle, verstehen Sie?“

      „Vielen Dank für die Warnung.“

      „Ist schon okay.“

      Studienrat Knüppel ging zur Zwölften, um Geschichte zu unterrichten. Ich betrat das Lehrerzimmer und bereitete mich auf die nächste Deutschstunde vor, die ich anschließend in einer der unteren Klassen zu geben hatte.

      Als ich die Treppe hinunterging, um die dritte Klasse aufzusuchen, tauchten vor meinem inneren Auge wieder die Mädchengesichter der Zwölften auf: das wunderschöne, blond umrahmte Gesicht von Lisa, die fragenden, großen Augen der schwarzhaarigen Sarah und Maries umwerfender, direkter Charme. Ich seufzte, aber es war kein unglückliches Seufzen, sondern dem Zucken von George in meiner Hose geschuldet.

      Holger Wyrwa begegnete mir nicht. Der Kollege hatte angerufen und wurde erst für die nächste Woche erwartet. Im Lehrerzimmer herrschte eine gelockerte Atmosphäre. So verging mein erster Arbeitstag ereignislos.

      Nach dem Unterricht