das Gefühl, dass Schicksal wollte sie damit auf die Probe stellen. Von ihrer Familie, also von dem, was sie im allgemeinen als Familie bezeichnen würde, konnte sie in all der Zeit keine Hilfe erwarten. Ihre Mutter war eine notorische Ehebrecherin und ließ von jedem Vögeln, der halbwegs wie ein Mann aussah. Ihr Vater, deswegen dem Alkohol verfallen, dämmerte nur noch so dahin und hatte für nichts mehr Interesse. Amanda hatte zudem keine Geschwister, und war daher schon von Kindesbeinen an auf sich allein gestellt. Sie hatte damals Niemanden. Niemanden, an den sie sich anlehnen konnte, niemanden, der ihr die Tränen trocknete. Sie hatte nur ihren Körper und das, was sie im Kopf hatte. Aber sie hatte den eisernen Willen, der Tristesse ihres Daseins irgendwie zu entfliehen. Schon als Kind war ihr bewusst, dass nur sie allein die Verantwortung für ihr Leben hatte. Und sie hatte damals noch etwas, nämlich ein sehr gespanntes Verhältnis zu Männern. Daran war nicht zuletzt ihre Mutter schuld. Nur einmal hatte sie ihre Mutter dabei beobachtet, wie sie von einem Mann im Gartenhäuschen von hinten gevögelt wurde. Damals konnte sie sich damals keinen Reim darauf machen, warum ihre Mutter so komische Geräusche machte, während der Mann ihr offensichtlich den Hintern versohlte. Sie stöhnte und schrie heiser, während der Mann schnaufte und grunzte wie ein Schwein. Es war einfach nur widerwärtig und abstoßend, die beiden so zu sehen. Sein nicht gerader kleiner Bauch klatschte gehen ihren Arsch und seine Hoden schwangen dabei wie Schiffschaukeln hin und her. Nach vielen heftigen Stößen zog er seinen Schwanz heraus, und spritzte ihrer Mutter mit einem heiserem Röcheln so etwas wie Joghurt auf den Rücken. Ihre Mutter wand sich dabei wie eine Schlange und keuchte aufgeregt, als er den Joghurt mit den Händen auf ihrem Rücken verteilte. Dann drehte sich ihre Mutter um, ging in die Knie und lutschte den Schwanz des Mannes wie ein Eis am Stiel. Sein Kopf fiel dabei in den Nacken, er brummte wie ein Bär, während ihm seine Zunge triefend aus dem Maul hing. Seine Beine zuckten, während er den Kopf ihrer Mutter hin und her zerrte. Ihre Mutter saugte und schmatzte dabei, als wenn es ihr besonders gut schmecken würde. Amanda war noch ein Teenager und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie wusste nur, dass es ekelhaft und abstoßen war. Nie würde sie es jemanden erlauben, so etwas mit ihr zu machen.
Amanda musste wieder lächeln und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Sie musste daran denken, wie sich seit damals alles entwickelt hatte. Denn es war eine recht seltsame Geschichte, die sie bis hierher führte. Zwei Männer kreuzten damals ihren Weg. Aber in ihrem Herzen war nur Platz für einen. Alles begann mit einem Job, der sie von Berlin nach Brüssel in die höchsten Finanzkreise führte......
Ein wichtiger Termin
Mit einem unguten Gefühl hatte sich Amanda in ihren Audi A3 gesetzt. Noch nie in ihrem Leben war sie so nervös gewesen. Schließlich hing von der heutigen Verhandlung ihre Existenz ab. Nachdenklich bahnte sie sich den Weg durch den Berliner Innenstadtverkehr. Sie hatte einen festen Termin und wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Die Zentrale der Immobiliengesellschaft war in der Friedrichstraße, gleich in der Nähe des Bahnhofs. Von ihrem Coffeeshop in der Münzstraße waren es zwar nur wenige Kilometer, aber ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Jeder schien ihr heute den Weg versperren zu wollen. Sie sah auf die Uhr am Armaturenbrett.
„Du hast noch genügend Zeit“, sagte sie leise zu sich selbst. Erleichtert ließ sie sich in den Sitz sinken und atmete tief durch. Wie würden sich die Herren ihr gegenüber wohl verhalten? Hatte sie überhaupt eine Chance, sich mit ihren Vorstellungen durchzusetzen? Sicherlich würde sie einer ganzen Horde schlitzohriger Anwälte gegenüber sitzen, die sie und ihren Pachtvertrag in der Luft zerreißen würden. Ihre beste Freundin Lena hatte ihr geraten, zu dem Termin doch ihren Anwalt Dr. Glowna mitzunehmen.
„Es könnte nicht schaden, professionelle Hilfe an der Seite zu haben“, meinte Lena. Doch Amanda war selbst ein Profi. Schließlich hatte sie einen Master in Betriebswirtschaft und für ihre Diplomarbeit, “Gesellschaftsverträge im Europäischem Raum“ großes Lob geerntet. Doch was ihr jetzt bevorstand, hatte mit ihrem Kenntnisstand nur wenig zu tun. Es ging um einen Pachtvertrag. Nur ein simpler einfacher Pachtvertrag für einen Laden in Berlin Mitte. Doch an diesem Vertrag hing ihre Existenz und die ihrer Freundin Lena. Vor knapp einem Jahr hatten sie diesen Laden in einem ziemlich heruntergekommenen Haus in der Berliner Münzstraße gepachtet. Das Haus im Biedermeierstil hatte ein ganz besonders Flair und lag zudem äußerst günstig in der Nähe des Alexanderplatzes. Als Amanda damals ihren Job verlor, weil ihre Firma Semifinanz wegen der Finanzkrise Insolvenz anmelden musste, hatte Lena die zündende Idee, sich mit einem Coffeeshop selbstständig zu machen. Zunächst hielt Amanda dies für keine gute Idee. Schließlich war die Finanzkrise gerade auf dem Höhepunkt und keine Bank würde zu diesem Zeitpunkt Geld verleihen.
Keiner wusste genau, wie es weiter gehen würde. Eine Weltwirtschaftskrise war ja auch nicht auszuschließen. Aber nach 2 Flaschen Prosecco hatte Lena sie überzeugt.
„Wenn alle so denken, wird es wirklich zu einer Weltwirtschaftskrise kommen“, war Lena überzeugt. „Jemand muss schließlich den Anfang machen, und den Mut haben, neu anzufangen“, lachte Lena. „Und wenn die anderen sehen, dass zwei Mädchen den Mut haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, werden die es uns gleichtun wollen.“
Irgendwie hatte Lena damit recht. Lena war es auch, die den Laden zufällig entdeckt hatte.
„Du bist verrückt Lena“, hatte sie damals gesagt. „Das können wir uns nicht leisten. Ein Laden am Alex kostet zu viel Miete.“ Doch Lena überzeugte Amanda erneut. Sie hatte herausgefunden, dass das Haus seit vielen Jahren unter Zwangsverwaltung stand, und der Laden wegen des teilweise enormen Unterhaltungsrückstandes zu einer Pacht angeboten wurde, die für diese Gegend einfach lächerlich niedrig war. Als Amanda das erste Mal den Laden betrat, stellten sich ihre Nackenhaare auf. Kaputte Fenster und Türen, keine Heizung und vor allem - es roch fürchterlich. 20 Jahre war hier ein Laden für Tierfutter und genauso roch es. Amanda war mehrmals kurz davor, sich zu übergeben. Nur mit einem Taschentuch vor Mund und Nase, welches sie vorher mit Parfüm getränkt hatte, war eine Besichtigung der Räume überhaupt möglich. Selbst der Verwalter verließ mehrfach fluchtartig den Laden, um nach Luft zu schnappen. Aus diesem Grund hatten wohl alle bisherigen Interessenten die Nase gerümpft und dankend abgelehnt. Lena schien das nicht abzuschrecken. Sie strahlte über das ganze Gesicht und hatte dem Zwangsverwalter schon im Vorfeld zugesagt. Wenn es nicht so fürchterlich gerochen hätte, würde sie auch voll auf Lenas Seite stehen. Doch es hatte den Anschein, als würden überall in den Räumen dutzende Leichen vergraben sein, die nachts aus ihren Gräbern hervor krochen und ihr Unwesen trieben. Amanda schauderte bei dem Gedanken und eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Jede Sekunde rechnete sie damit, dass eine Hand zwischen den Dielen hervor schoss, und sie am Bein in die Tiefe gezogen werden würde. Wäre sie jetzt allein gewesen, hätte sie wahrscheinlich schreiend die Flucht ergriffen, und wäre erst am Stadtrand stehen geblieben. Aber so blieb sie immer in der Nähe des Verwalters, der seiner Gesichtsfarbe nach, im Falle eines Falles auch keine große Hilfe gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre er sogar noch vor Amanda aus dem Laden geflüchtet. Nur Lena schien glücklich zu sein. Sie kramte im Gerümpel herum als wenn es gar nichts wäre. Der Laden war übrigens recht geräumig und bestand aus drei Räumen, zwei Toiletten und dem Verkaufsraum mit großem Schaufenster. Allein der Verkaufsraum war für einen Coffeeshop groß genug und bot sogar Platz für mehrere Tische. Die Decken waren wie in Berliner Altbauten üblich sehr hoch und mit Stuckbändern verziert. Doch war alles recht vergilbt und unsauber. Vor diesem Hintergrund waren die Vertragsbedingungen – wenn man vom Zustand des Ladens absah - äußerst günstig. Also machten sie den Pachtvertrag. Sichtlich erleichtert ging der Verwalter auf alle Bedingungen und Extraklauseln ein, die Amanda ihm diktierte. Schon zwei Tage später kam eine Baukolonne und brachte den Laden in einen Vertragsmäßigen Zustand. Auf Kosten der Verwaltung wurden nun Fenster und Türen repariert, neue Heizkörper installiert und die Wasser und Abwasseranschlüsse erneuert. Alles andere, der gesamte Innenausbau war laut Vertrag Sache der Pächter. Dafür wurde der Pachtvertrag auch für die Laufzeit von 10 Jahren abgeschlossen. Zudem gab es noch eine Option auf weitere 5 Jahre. Gerade auf dieser Klausel hatte Amanda bestanden. Sie wollte sichergehen, dass sie, nachdem sie Geld und Arbeit in den Laden gesteckt hatten, nicht plötzlich die Kündigung erhalten würden. Wie wichtig gerade diese Klausel war, sollte sich bald zeigen. Ein Tag nachdem die Bauleute