aus, wenn ich das sagen darf. Das „secret desire“ ist ein Sex Shop, ja. Aber sauber und niveauvoll. Wie sie bei Angie gesehen haben legen wir Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild, bei uns ist nichts schmuddelig. Darauf achtet meine Frau genauso wie ich mit Sorgfalt. Wir gehen ordentlich mit unseren Angestellten um, genau das erwarten wir auch von den Kunden. Als Angestellte im Verkauf müssen sie sich natürlich mit der Ware auskennen. Genauso, wie man mich bei den Haushaltsgeräten über einen Schnellkochtopf beraten muss, sollten sie selbstbewusst auf Kunden zugehen, beraten und Fragen beantworten. Wichtig ist, dass sie dem Kunden die Unsicherheit nehmen, viele sind es sobald sie das erste Mal einen Sexshop betreten. Dann gibt es wiederum Stammkundschaften, die nur noch über Neuigkeiten beraten werden wollen. Frau Walter, Sie brauchen nicht unsicher sein. Denn Sex, egal wie jeder ihn praktiziert und auslebt, ist das Normalste von der Welt.“
Als seine Worte mich erreichen, klingt das so normal, bodenständig, dass ich mich entspanne und anfange ihn anzulächeln. „Das stimmt Herr Matthes. Danke!“ Er erwidert mein Lächeln, schaut wieder in meinen Lebenslauf. „Wie ich ihrem Lebenslauf entnehme sind sie seit 2 Jahren arbeitssuchend“, sagt er und schaut mich an. „Ja nachdem das Geschäft wo ich gearbeitet habe, schließen musste bin ich arbeitslos geworden. Leider ist es in der aktuellen Arbeitsmarktsituation sehr schwer eine Stelle im Verkauf zu finden“, gebe ich ehrlich zu. Er nickt und bestätigt damit meine Worte. „Ja da haben sie Recht, genauso schwer ist es jemanden mit Engagement und Zuverlässigkeit zu finden. Aber bei ihnen habe ich ein gutes Gefühl.“ Leicht unsicher und baff schaue ich ihn an. „Frau Walter ich möchte sie gern in meinem Team, natürlich kann ich eine Arbeitsleistung erst beurteilen, wenn man denjenigen arbeiten sieht. Doch da mache ich mir bei ihnen keine Gedanken. In das Sortiment werden sie sich schnell einfinden. Angie, die anderen und auch ich werden ihnen dabei behilflich sein. Wir haben Verkaufsschulungen, genauso wie Produktschulungen. Sie schreiben sie sind lernfähig und wissbegierig. Von dem her sehe ich da keine Probleme. Außerdem denke ich, dass sie weitere Kunden anziehen werden, wenn sich einmal rumspricht was wir für eine bildhübsche neue Angestellte haben. Er schließt die Mappe und schaut mich abwartend an. Ich schaue total überwältigt in sein Gesicht. Räuspere mich und frage unsicher. „War das jetzt ein, ich stelle sie ein?“ Herr Matthes lacht vergnügt, antwortet mir im Aufstehen und reicht mir die Hand. „Ja Frau Walter, willkommen im -secret desire-!“ Mir klappt der Mund auf und ich schaue total perplex auf seine Hand. Er steht immer noch vor mir, der Schreibtisch zwischen uns, schaut mich an und hebt leicht amüsiert und abwartend eine Augenbraue. Ich fange mich wieder, klappe meinen Mund zu, stehe hastig auf und lege meine Hand in seine große starke. „Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit!“ Mein Gesicht wird von einem riesigen Lächeln überzogen. „Ich mich erst Herr Matthes.“ Als wir unsere Hände wieder voneinander lösen, deutet er mir mich wieder zu setzen. „Dann bräuchte ich bitte nur noch ihre Sozialversicherungsnummer. Alle anderen Daten habe ich bereits von ihnen. Sind sie einverstanden mit kommendem Montag bei uns anzufangen? Denn dies ist der 18., das würde dann für mich auch gut passen.“ Das ist gerade alles zu viel für mein Hirn, bin total überfordert und doch überaus glücklich, deshalb bin ich mit allem einverstanden. Herr Matthes bespricht mit mir die Urlaubstage, welche Kleidung erwünscht ist, wie die Arbeitszeiten sind. Es gibt zwei Schichten. Jedes zweite Wochenende hat man frei. Ich finde diese Regelung toll. Es gibt Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Spätestens bei dem Satz bin ich kurz vor dem ausflippen. Denn das ist nicht mehr oft in Deutschland heutzutage. Die Angestellten bekommen Personalrabatt, ganze 25%!!! In Gedanken male ich mir aus, was ich schon immer mal ausprobieren wollte. Ob Herr Matthes mir wohl alles erklärt??? Ah stopp er ist ja verheiratet. Wir beenden, das für mich überaus positiv verlaufene Gespräch, mit der Information, dass es für mich am Montag eine Vorstellung der verschiedenen Bereiche im Verkaufsraum gibt. Eine Warenvorstellung und eine Kassenschulung. Wir verabschieden uns am Ende des Flurs, der an den Verkaufsraum grenzt. Herr Matthes wünscht mir noch einen schönen Tag und lässt mich dann allein. Das lief jetzt alles zu glatt für mich, nehme ich die letzten beiden Jahre als Beispiel für völliges Versagen. Erst als Angie vor mir steht, bemerke ich sie so benommen bin ich noch. „Ich kenne Henrys Gesichtsausdruck, wenn er zufrieden ist. Willkommen im Team.“ Heißt sie mich mit einer ausgestreckten Hand willkommen. Diese nehme ich sehr gern entgegen. „Vielen Dank, puh. Entschuldige, doch ich bin überwältigt.“ Gebe ich zu. Angie kichert. „Glaube mir, das ging mir auch so, immerhin ist es ja kein Wurstfachgeschäft. Obwohl, eigentlich schon.“ Gibt sie lachend von sich. „Irgendwann hast du eine andere Einstellung zu dem Ganzen hier, als am Anfang. Es ist das normalste der Welt.“ „Wahrscheinlich hast du recht“, gebe ich mit einem Nicken noch als Bestätigung zurück. „Das Einzige, was am Anfang komisch ist, wenn man es den Eltern sagt.“ Auf einmal habe ich Hitze Attacken, mir rinnt es den Rücken runter. Ach du scheiße, Mama. Denke ich nur noch. Die wird aus den Latschen kippen, nachdem sie sich gefreut hat, dass ich einen neuen Arbeitsplatz habe. Naja nützt nun alles nichts. Da muss ich durch. Wir haben ein gutes Verhältnis. Sehen uns oft, lieber beiße ich jetzt in den sauren Apfel als später. Jeder von euch versteht es jetzt sicherlich, dass ich keinen Kopf mehr dafür frei habe mich im Geschäft umzusehen. Die kurze Strecke von maximal zehn Minuten gehe ich zu Fuß vom Geschäft zu mir nach Hause. Steige in mein Auto und begebe mich auf den Weg von meiner Wohnung in Berlin Schöneberg nach Schmargendorf zu meiner Mutter. Nicht das ihr jetzt denkt ich bin eine kleine reiche verzogene Göre. Nein, dem ist nicht so. Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Meine alleinerziehende Mutter hatte das Glück als Haushälterin bei der Familie Steinkamp anzufangen, als ich vier Jahre war. Dazu gehört eine eigene Wohnung, die an deren Villa grenzt. Natürlich nicht uneigennützig von Familie Steinkamp. Meine Mutter war seit meinem vierten Lebensjahr den ganzen Tag über in deren Villa. Mir fehlte es an nichts, wir waren versorgt, sie liebt diesen Job und hat diesen auch jetzt noch. Sie gehört, wie man so schön sagt zum Inventar der Familie. Die Familie Steinkamp gehört seit Jahren zu den reichsten im ganzen Berliner Umkreis. Sie sind DIE Dynastien Familie überhaupt. Richard und Magnolia Steinkamp. Ich habe sie wegen dem Vornamen immer Blümchen genannt. Meine Mutter, Gabriele Walter, hat dann immer gelacht, aber mich auch jedes Mal ermahnt, ich solle aufpassen, dass es niemand hört. Natürlich ist es mir bei meiner Freundin eines Tages rausgerutscht. Meine beste Freundin, seit meinem vierten Lebensjahr. Meine Feen-, Barbie-, Klavier–und Pferde- Freundin, Stella Steinkamp. Wir wuchsen zusammen auf. Leider waren sie und ihr Zwillingsbruder Maximilian ab unserem zehnten Lebensjahr nur noch am Wochenende Daheim, da sie ein Internat besuchen mussten. Doch das tat unserer Freundschaft Abbruch, auch wenn am Anfang Tränen geflossen sind. Bei Stella und auch bei mir. Jeden Freitagnachmittag kamen sie wieder nach Hause, Alfred der Chauffeur der Familie holte sie immer wieder zu mir zurück, naja eigentlich zu den Eltern. Da die aber eh nie da waren und sich für sie interessiert hatten, hat Alfred sie mir wiedergebracht. Zuerst rannten wir in die Stallungen. Stella besaß einen Fuchs namens Star. Ich durfte ihn striegeln, bürsten und habe Stella mit beim Satteln geholfen. Maximilian machte in der Box daneben seinen Schimmel Kantor bereit. Während die beiden in der Halle ihre Pferde ritten saß ich glücklich und zufrieden auf der Tribüne, aß Kaubonbons und sah den beiden zu. Ich mochte Pferde, doch sie waren mir einfach zu groß und ich hatte zu viel Respekt vor ihnen, als das ich auf ihnen reiten wollte. Zu gern beobachtete ich Max, natürlich immer darauf bedacht, dass man dies nicht bemerkt. An einem Tag, ich glaube, wir waren mittlerweile 15 Jahre alt, hat Stella es gesehen. Warum sie es gemerkt hat, weiß ich nicht. Ob es am Lipgloss, den eingedrehten Locken oder dem Push up Bh lag? Nur hat Max mich nicht anders gesehen. Nun ja, irgendwann habe ich es dann aufgegeben. Es gab schließlich auch süße Jungs in meiner Klasse. Je mehr mein Körper immer fraulicher entwickelte, wurde ich für sie interessanter. So nahmen die Dinge ihren Lauf, ich wurde meine Zahnspange los, wegen dieser wurde ich von Max immer aufgezogen. Als ich diese loswurde, probierte ich mit Lars aus meiner Klasse das Küssen auf den Mund aus. Mit Matthias aus der Parallelklasse, den ersten Zungenkuss. Dann gab es noch Lukas. Er sah verdammt gut aus, beim Küssen habe ich dann leider feststellen müssen, dass er von Mundgeruch geplagt war. Deshalb durfte er nur noch eine Etage tiefer küssen. Er hat mir einen riesigen Knutschfleck verpasst. Was mir natürlich einen Anschiss meiner Mutter einbrachte und ich seitdem Tag nur noch Tücher um den Hals tragen musste, bis der gigantische Knutschfleck verschwunden war. Eigentlich hole ich zu weit aus, denn ich habe noch einen schweren Gang vor mir. Mich holen jedes Mal Erinnerungen ein, sobald ich die Einfahrt der Steinkamps entlangfahre. Ich stelle meinen kleinen alten