Lene Sommer

SECRET DESIRE


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Sie nimmt mich in ihre Arme und ich atme ihren vertrauten Geruch ein. Ich glaube es ist egal wie alt ich werde, doch auch jetzt mit meinen 30 Jahren fühle ich mich Daheim, wohl und beschützt. Wir lösen uns voneinander, gehen hinein und ich antworte ihr: „Ja Mama, ich habe gute Neuigkeiten.“ Wir gehen in die Küche, wie immer steht eine Kanne Tee auf dem Tisch, auf dem eine geblümte Landhaustischdecke liegt, bereit. Wir setzen uns jeder auf einen Stuhl, sie nimmt meine Hand und schaut mich erwartungsvoll an. Ich muss daraufhin lächeln. „Mama ich hatte gerade ein Vorstellungsgespräch und ich habe die Stelle.“ Meine Mama atmet tief ein, hält sich die Hand vor den Mund und dann, als sie scheinbar realisiert das es nichts Schlimmes ist. „Ach mein Mäuschen ich freu mich ja so. Herzlichen Glückwunsch.“ „Danke, ich freu mich auch total. Das ist irgendwie alles so unrealistisch.“ Sie holt zwei Teetassen und gießt uns ein. „Ja das glaube ich, zwei Jahre können eine lange Zeit sein. Wann kannst du beginnen?“ „Am Montag. Das ist schon Wahnsinn, erst findet man Ewigkeiten nichts und dann geht es so schnell.“ Sie seufzt und nickt. „Jetzt kannst du nach vorne schauen und das wird dir guttun.“ „Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich darauf freue“, sage ich und nehme einen Schluck ihres selbstangebauten Minztees. Als es warm meine Kehle hinunterläuft, beginne ich mich langsam zu entspannen. Meine Ma nippt ebenfalls an ihrem heißen Tee und fragt mich danach: „Kenne ich das Geschäft?“ Die ganze Zeit habe ich darauf gewartet das so eine Frage kommt, doch jetzt sitz ich stocksteif da und habe einen Kloß im Hals. „Hm, ich glaube eher weniger.“ Meine Mutter bekommt große Augen, „So? Dann klär mich auf. Immerhin möchte ich doch mal bei dir einkaufen.“ Daraufhin fang ich an mit Kichern, räuspere mich und schaue meiner Mutter in die Augen. „secret desire“. Sage ich nur und nehme einen großen Schluck. „Was soll das sein?“ „Nun ja, sagen wir mal so, ein Spielzeuggeschäft für Erwachsene?“ Meine Stimme klingt mir so fremd. Als wenn ich etwas zu beichten habe wie ein kleines Kind. Man kann förmlich sehen, wie es im Kopf meiner Mutter arbeitet und dann schaut sie mich an, starrt eher und flüstert als könnte uns jemand in ihrer eigenen Wohnung belauschen. „Du meinst doch nicht etwa den Sex Shop –secret desire-?“ Eigentlich müsstet ihr jetzt hören wie sie es ausspricht –siekrit desirä-. Nun ja so ist das halt in dieser Generation mit Englisch. Bei ihrer Aussprache wäre niemand darauf gekommen, dass sie den Sexshop meint. Schuldbewusst schau ich sie an und nicke nur. Sie zieht erschrocken Luft ein und dann fängt sie an mit lachen. Zuerst denke ich es ist der Schock der von ihr Besitz genommen hat, doch dem ist keineswegs so. Meine Mutter habe ich ganz falsch eingeschätzt. Jetzt lachen wir beide. „Schatz, jede Arbeit muss gemacht werden, ob ich nun den Steinkamps ihr Essen koche, ihre Wäsche wasche oder du ein Spielzeug verkaufst. Mein Gott.“ Mir war schlecht vor diesem Gespräch, doch jetzt bin ich baff, meine Mutter ist lockerer als gedacht. Der krönende Abschluss kommt noch. „Wer weiß vielleicht lernst du da deinen Traummann kennen.“ Gibt sie mit einem Schulterzucken von sich. Jetzt muss ich wirklich lachen. „Puh also einen Mann brauch ich jetzt nicht wirklich, ich bin schon froh wenn ich jetzt wieder ein geregeltes Arbeitsleben führe.“

      Wir trinken unseren Tee aus, unterhalten uns noch über andere Dinge. Meine Mutter kann ich nur bewundern. Sie ist Mitte Fünzig, wunderschön mit ihren dunkelblonden schulterlangen Haaren, hat eine tolle Figur, eine Haut zum Dahinknien und strahlt eine wahnsinnige Ruhe aus. Sie ist glücklich, obwohl sie mich allein großgezogen hat und währenddessen noch Vollzeit arbeitete. Wenn ich in ihrem Alter bin, möchte ich genauso ausgeglichen und schön sein. Nach einer kräftigen Umarmung bedanke ich mich bei ihr und verabschiede mich, wie immer mit meinem letzten Satz: „Ich liebe dich Mama.“

       Zurück in meiner Wohnung, lasse ich mir ein Bad mit meinem Lieblingsbadezusatz „Pfirsich-Harmonie“ ein. Gönne mir ein Glas Rotkäppchen Sekt und greife nach meinem Handy um Stella zu fragen ob sie morgen Zeit zum quatschen hat, immerhin möchte ich ihr auch von der Neuigkeit erzählen. Während des Bades versuche ich zu entspannen. Lasse den Tag nochmal Revue passieren und bin gespannt wie es weitergeht. Stella schreibt sofort zurück- „Na klar. Gemeinsame Laufrunde. Treffpunkt 10 Uhr bei mir!“ Damit lass ich mich tief ins Wasser gleiten und fange an mich seit Ewigkeiten wieder gut zu fühlen.

      Phil

      „Puh Alter was hast du in den Kartons. Die sind ja schwer wie Blei“, beschwere ich mich mit Karsten bei unserem Freund Tom. Es ist Juli und verdammt heiß draußen. Wir schleppen die schweren Kartons, Möbel und alles, was bei einem Umzug so anfällt, aus seiner Wohnung zu den bereitstehenden Transportern, um sie dann zu Toms neu erworbener Wohnhaushälfte zu bringen. Natürlich wird da auch wieder gebuckelt, denn irgendwie müssen die Sachen ja auch runter von der Ladefläche. Was macht man nicht alles für gute Freunde. „Jammer nicht so rum oder bist du zur Tussi mutiert?“ Gibt Tom belustigt zurück. Nach gut zwei Stunden ist seine Bude komplett leergeräumt. Da der Nachmieter eh neu streicht, kehren wir nur kurz durch, was die Übergabe somit sehr unkompliziert macht. Beim Verlassen seiner alten Wohnung klopfe ich Tom aufmunternd auf die Schulter. „Jetzt fängt was Neues an!“ Tom nickt. „Oh ja und ich bin froh aus der Stadt raus zu sein.“ „Ich liebe die Stadt, doch dein Häuschen ist echt toll, das muss ich dir lassen.“ Als wir die Haustür hinter uns schließen, wirft Tom den Wohnungsschlüssel in den Briefkasten des Vermieters der im Erdgeschoss wohnt und wir fahren mit unseren zwei Transportern an den Rand von Berlin.

      Nach einer halben Stunde Fahrt, erreichen wir Toms Haushälfte. Die Jungs und ich beschließen die Sachen auf den Ladeflächen zu lassen und etwas zu Essen, beim Pizzaservice zu bestellen. In der Zwischenzeit gönnen wir uns ein gekühltes Bierchen. Wir sitzen in dem kühlen noch kahlen Haus, da es zur Mittagszeit im Garten einfach zu warm ist. Toms Hundewelpe Joker scheint das nur Recht zu sein. Er liegt total fertig auf dem kühlen Fliesenboden in der Küche. „Wart ihr gestern noch unterwegs?“, fragt Tom, Karsten und mich. Karsten pustet Luft aus. „Oh ja, wir waren im „Light“ und haben ganze zwanzig Minuten miteinander an der Bar gestanden und uns unterhalten. Bis sich so ein Barbie- Verschnitt an Phil geklebt hat. Wie du unseren Freund kennst, lässt der natürlich nichts links liegen. Die Beiden sind für eine Weile verschwunden. Als er wieder kam hatte er diesen selbstgefälligen Blick im Gesicht der uns ja nur zu gut bekannt ist.“ Tom lacht und schüttelt leicht ungläubig den Kopf. Ich hingegen verstehe die Aufregung kein bisschen und versuche die Situation zu erklären. „He, was ist denn so schlimm. Sie war verdammt heiß, wir sind in die Gasse. Ich habe es ihr an der Wand besorgt. Hätte ich sie abblitzen lassen, wäre mir ein hammergeiler, spontaner Fick entgangen.“ „Oh Phil unser Muschi – Samariter!“, spottet Karsten jetzt über mich. Tom lacht aus vollem Hals bei der Benennung und prostet Karsten zu. „Meine Fresse, ich bin Single. Soll mir der Schwanz abfallen?“ Ich verstehe das nie, wenn sich meine Freunde über meine lockere Art im Umgang mit Frauen und Sex amüsieren. Ich weiß sie finden es unreif, doch ich weiß es besser. Lieber leichte lockere Sexgeschichten, als eine anhängliche Braut die fordert und mich vereinnahmt. Das ist nicht meine Baustelle. Die Frauen die mich optisch ansprechen, nehme ich mir. Letztens erst hatte ich es mit zwei Frauen gleichzeitig getrieben. Es war der Himmel auf Erden. In welcher Beziehung gibt es das schon. Welche Freundin macht das bitte mit ohne einen Tobsuchts- oder Eifersuchtsanfall zu bekommen. KEINE. Man ist bei einem One-Night-Stand keine Rechenschaft schuldig, ziehe nach der Nummer meine Hose wieder hoch und gehe, denn Jeder weiß woran er ist.

      Da klingelt es endlich an der Tür und beendet die Diskussion. Wir drei schlingen förmlich unsere Pizzen hinunter, so einen Kohldampf haben wir. Nachdem wir wieder gestärkt sind gehen wir unsere Arbeit an. Die Couch, den Esstisch mit den dazugehörigen Stühlen, Toms Bett, sowie kleine Kommoden verteilen wir in die passenden Zimmer. Waschmaschine und Trockner werden in die Arbeitsküche gestellt und angeschlossen. Die ganzen Kartons werden erst einmal in die Garage gebracht, sodass sich Tom einen nach dem anderen zum Auspacken in sein Haus holen kann. Wenn er eines unter keinen Umständen mag, dann ist es ein mit Kartons vollgestelltes Haus und man nicht weiß wo vorne und hinten ist. Karsten verabschiedet sich von uns Beiden. Seine Mutter feiert heute ihren runden Geburtstag und so machen Tom und ich uns allein auf den Weg in das Möbelhaus, in dem Toms neue Küche zum Abholen bereitsteht. Zurück und voll beladen fangen wir an die Unterschränke in das Haus zu tragen, aufzustellen und auszuloten. Wir arbeiten gut miteinander, sind handwerklich begabt. Kein Wunder, ich bin Dachdecker und Tom Zimmermann. Die Arbeitsplatte