Dantse Dantse

(Wahre Geschichte) Reggae Love, wenn die Liebe weint! Schwarz weiße Liebesodyssee


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sehr.

      Seine Geschwister, die, bis auf eine Schwester, nach ihrem Abitur in Europa und Amerika studierten, schickten ihm immer die schönsten Kleider, Spielzeuge usw. Deswegen wollten alle in der Stadt - Jungs wie Mädchen - mit ihm befreundet sein. Damals nannte man ihn chaudgars (Hot Guys).

      Eine Schulparty ohne den chaudgars wäre nichts. Er war das Zentrum des Geschehens in der Stadt.

      Jeden Mittwochnachmittag sowie Samstag und Sonntag verbrachten die Jugendlichen ihre Zeit am Sportplatz „La Pelouse“ hinter dem Rathaus von Bafoussam. An diesen Tagen versammelten sich Schüler von verschiedenen Schulen dort und taten so, als ob sie Sport treiben würden. Tatsächlich ging es da mehr um Show, wer hatte die neueste Schuhe, hatte das neueste Handy, und auch darum, Mädchen anzubaggern.

      Hot Guys war immer der am besten angezogene, er hatte immer etwas Neues dabei und oft auch viele Leckereien aus Europa. Sie wurden ihm von seinen Geschwistern geschickt.

      Man hätte erwartet, dass er damit angab. Aber erstaunlicherweise war Johnny nicht arrogant oder hochnäsig. Er war immer gut gelaunt, immer mit einem lächelnden Gesicht. Er brüskierte nie seine Freunde und war sehr hilfsbereit Er konnte auch gut geben, ohne zu zählen.

      Schon damals merkte man, dass er sehr intelligent war. Wenn er sich etwas in seinen Kopf gesetzt hatte, konnte ihn nichts daran hindern, das zu erreichen.

      Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen hatte er mehr als genug. Er strahlte schon damals als Schüler eine unwiderstehliche Persönlichkeit aus, obwohl er nicht der hübscheste war.

      Die Schule absolvierte er mit Erfolg. Nach seinem Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1 ging er in die Wirtschaftsstadt Douala, um zu studieren.

      Ein Jahr später starb sein Vater bei einem mysteriösen Unfall. Alle sprachen von Magie, weil sein Vater Mitglied einer satanischen Sekte gewesen sein soll. In Afrika stirbt man nicht auf natürliche Weise. Es gibt immer einen Grund, warum man stirbt. Es wurde viel erzählt; zum Beispiel sagte ein Mann, dass der Vater von Johnny sterben musste, weil er kein Opfer, keinen Preis für seinen steilen und schnellen Erfolg geben wollte, obwohl er für diesen Erfolg einen Pakt mit den Geistlichen gemacht hatte. Als Strafe musste er in einem komischen Unfall sterben, um andere Leuten in der gleichen Situation abzuschrecken. Der Unfall schien auch tatsächlich seltsam zu sein. Er war unterwegs von Bafoussam nach Douala, auf der schönsten bergigen Landstraße Kameruns, die sich zwischen Bergen schlängelt in einer wunderschönen grünen Landschaft, als er den Autounfall ohne Unfall hatte. Man sah später das Auto mitten auf der Straße stehen, der Motor lief noch und der Mann saß einfach hinter dem Lenkrad, als ob er sich erholte. Er war aber tot. Im Auto war eine Boa zu sehen, die aber auch tot war. So die Erzählung.

      Eine Boa? Am helllichten Tag? In einem klimatisierten Auto? Obwohl niemand die Boa gesehen hatte und es keinen Beweis dafür gab, reichte es, um die Fantasie der Menschen zu schüren: „C´est un sectaire“ (Er ist sicher ein Mitglied eines Geheimbundes). „Nun verstehen wir, warum er so viel Geld hatte“ und „ja, und alle seine Kinder sind in Europa“ sagten die einen, „oh ja, und sein Bruder, der vor fünf Jahren gestorben ist, hatte er ihn umgebracht für den ersten Pakt...“ sagten die anderen. Damit stand fest und es war klar, der Mann war ein sectaire. Er hat sein Geld mit Blut verdient und ist auch genauso gestorben. Ob es wahr ist oder nicht interessiert eigentlich niemanden. Die Menschen interessierte nur die Geschichte.

      Als die Gerichtsvollzieher nach dem Tod seines Vaters all sein Hab und Gut konfiszierten, wegen angeblicher hoher Schulden, waren es nicht mehr nur Gerüchte, nein es war nun mathematische Wahrheiten. Dieser Mann gehörte einem magischen Bund an, der den Teufel anbetet. Du bekommst alles, was du willst: Ruhm, Geld, Erfolg..., aber irgendwann musst du es zurückzahlen und all dein Reichtum verschwindet einfach nach deinem Tod, wie es auch gekommen ist.

      Solche Menschen sind zwar physisch bzw. körperlich tot, aber sie leben weiter in einer anderen Welt und arbeiten all das ab, was sie auf der Erde bekommen haben. Das ist die Strafe. Auf jeden Fall wird es so in Kamerun erzählt.

      So sind in afrikanischer Kultur und Glauben die Toten nicht tot. Sie leben weiter. Deswegen ist auch der Kult der Toten sehr wichtig. Sie leben weiter in einer anderen Dimension, aber sie sehen alles, was wir hier machen und man kann sogar mit denen in Kontakt treten. Man hört deswegen überall von Geschichten über Leute, die bei einem afrikanischen Geistlichen ihre verstorbenen Verwandten gesehen und mit ihnen geredet haben. So können sie zum Beispiel erfahren, was die Ursache des Todes war.

      Diese Geschichte hatte Hot Guys sehr getroffen, weil sie falsch war. Nach dem Tod seines Vaters war auf einmal seine heile, reiche Welt zusammengebrochen. Das Luxus- und schöne Leben konnte er nicht mehr so einfach finanzieren. Seine Geschwister in Europa und Amerika hatten alle nun auch eigene Familien und konnten und wollten sich nicht mehr um ihn kümmern. Aber tapfer hielt er durch.

      Die Zeit verging und er war inzwischen 32 Jahre alt. Alt genug, um alleine durch die Welt zu gehen. Inzwischen hieß Hot Guys in Douala nun Johnny Walker. Er war mit 27 fertig mit dem Studium der Philosophie und Psychologie. Aber was konnte er damit in Kamerun anfangen? Als Lehrer arbeiten und dafür ca. 200€ im Monat bekommen? Nein, das war für den einfallsreichen Mann zu wenig. Er lebte deswegen von kleinen Vermittlungsgeschäften und von verheiraten Frauen reicher Männern, die sich sehr gerne junge Männer zum Vergnügen suchten.

      Es war sehr erstaunlich, wie Johnny Walker sich der neuen Realität angepasst hatte. Er hatte nie gejammert. Von seiner Würde und Eleganz hatte er nichts, aber auch gar nichts verloren. Er entwickelte Strategien, um zu leben. Andere würden das Überleben nennen, aber Johnny Walker war nicht ein Mensch, der sich anmerken ließ, dass es ihm nicht gut ging. Nein, sein Stolz war dafür zu ausgeprägt.

      Er kaufte sich in Second Hand Shops gebrauchte Markenkleidungen aus Europa, die die afrikanischen Märkte überflutet hatten. Diese ließ er in den modernen Reinigungen reinigen und danach waren sie wie neu und deswegen sah er immer top gekleidet aus, wie früher.

      Die Frauen liebten ihn. Es machten sich Gerüchte breit, dass er im Bett ein Hengst wäre, aber lieb, weich, achtsam. Man sagte, dass er in viele Stundenhotels der Stadt gar nicht mehr hereingelassen wurde, wenn er in Begleitung einer Dame war. Der Grund dafür wären die lauten Lustschreie der Frauen, die nicht nur andere Hotelgäste stören würden, sondern sogar die Nachbarn. So hätte die Polizei mehrmals intervenieren müssen, damit es leiser zuginge. So wurde J.W., ohne es zu wollen, ein Frauenheld in Douala.

      Er lebte in einer beschaulichen 3 Zimmerwohnung in einem normalen Viertel im Stadtteil Bonaberi mit Rita und ihren zwei gemeinsamen Kindern.

      Er war zwar nicht zufrieden mit seiner neuen Situation, aber er hatte sich damit arrangiert. Er beklagte sich nie. Wenn er Geld hatte, war der Abend hot bis zum letzten Cent. Am Tag danach, mit leeren Taschen, blieb er einfach zu Hause, ohne jemanden zu stören, oder er las Bücher oder verbrachte Zeit bei Wadjo, einem Moslem aus Nordkamerun, der ein kleines Internetcafé betrieb.

      So ging J.W. immer gut gelaunt durchs Leben, ob nun mit oder ohne Geld.

      Alle Versuche ein Visum nach Europa oder Amerika zu bekommen misslangen. Aber auch das konnte seine optimistische Laune und seine Visionen nicht stoppen. Er wusste, dass eines Tages sein Tag kommen würde.

      Er hatte immer tausend Ideen, wie er zu Geld kommen könnte, aber keine der Ideen verfolgte er bis zum Ende. Er sagte immer zu Rita, als sie wieder enttäuscht merkte, dass die neue Hoffnung wieder nicht viel mehr war als Luft: „Rita, warte, ich werde eines Tages dein Leben verändern. Sei geduldig. Egal wie lang die Nacht ist, der Tag wird kommen. Die Sonne scheint für alle Menschen und für uns wird sie scheinen.“

      Er wiederholte seine Aussage vom Anfang: „Ich sage dir, dass ich was interessantes im Internet gelesen habe und das interessiert dich nicht.“

      Rita schaute kurz in seine Richtung, verdrehte ihre Augen und begutachtete ihn mitleidig von Fuß bis Kopf und von Kopf bis Fuß, auf eine Weise, wie es nur Afrikanerinnen tun können und schnitt weiter ihr Gemüse für das Abendessen.

      Johnny Walker war es gewohnt diese abfälligen Blicke auf sich zu nehmen. Er wusste selbst, dass er schon so viel versprochen hatte,