Katelyn Faith

Mad about you


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Dann schlage ich einmal kräftig mit der Faust auf den Schreibtisch, sodass die Gläser darauf klirren.

      Verfluchte Scheiße. Das hier wird kein gutes Ende nehmen. Niemals. Jedenfalls für mich nicht. Ich sollte mir vornehmen, dass es zumindest für sie gut ausgeht. Ich glaube, sie hat es verdient.

      Lilly

      »Was willst du damit sagen, du hast mit ihm geschlafen?« Kristen schiebt eine lange blonde Strähne hinter ihr Ohr und reißt die Augen auf. »Mit Braden Bennet? Wieso? Und wann, in Gottes Namen?«

      »Vor fünf Jahren.« Ich knibble mit beiden Händen das Etikett von der Weinflasche, die neben der Kerze zwischen uns steht. »Kurz bevor ... kurz bevor Jonathan und ich geheiratet haben.«

      »Ach du Scheiße.« Kristen stößt geräuschvoll Luft aus. »Weiß Jonathan, dass du ihn betrogen hast? Mit ihm?«

      Ich schüttle den Kopf. »Nein. Und das darf er auch nicht erfahren, sonst kann ich mir den Gang vor Gericht gleich sparen.«

      »Na ja, es war vor eurer Ehe, daher zählt es wohl nicht für die Schuldfrage.« Kristen legt den Kopf schief und streckt eine Hand über den Tisch, um meine zu greifen. »Hey, mach dir keinen Kopf! Braden ist vernünftig, er kann damit ganz bestimmt umgehen. Und er ist eindeutig der beste Scheidungsanwalt, den ich dir besorgen kann. Der Rest meiner Kollegen ...« Sie hebt beide Arme und lässt sie fallen. »Du hast mit Jonathan natürlich den härtesten Gegner. Also brauchst du jemanden, der es mit ihm aufnimmt. Und ich bin mir sicher, dass Braden das schafft.«

      »Ja, bestimmt.« Meine Stimme klingt verzweifelt. Langsam halte ich das abgeknibbelte Etikett in die Kerzenflamme und sehe zu, wie es nach kurzem Glühen zu schwarzem Staub zerfällt. Ein beißender Geruch dringt mir in die Nase. »Aber es ist wirklich ... seltsam.«

      »Ich kann dich ja verstehen.« Kristen grinst. »Er ist scharf. Wenn er nicht so ein fieser Hund wäre, könnte ich sogar in Versuchung kommen.«

      Ich muss lachen. »Bist du schon mal gegen ihn angetreten, vor Gericht, meine ich?«

      Sie nickt. »Oh ja. Und ich habe kläglich verloren. Eine meiner schlimmsten Erfahrungen.« Dann beugt sie sich über den Tisch und senkt die Stimme. »Oder hast du Angst, es könnte wieder was passieren? Mit euch, meine ich?«

      Erschrocken hebe ich beide Hände. »Nein, um Gottes willen! Glaub mir, ich habe fürs Erste genug von Männern. Außerdem wäre das tödlich für meine Aussichten.«

      »Ja, das wäre es. Schließlich geht es um ziemlich viel Kohle.« Kristen rümpft die Nase und nippt an ihrem Rotwein. Die Weingläser in dem kleinen italienischen Restaurant sind so groß, dass man die ganze Flasche auf einmal hineinschütten könnte, ohne einen Tropfen zu verschwenden. Im Gegensatz zu Kristen schaffe ich es nicht, meines elegant am Stiel zu halten und greife stattdessen mit beiden Händen um das bauchige Glas.

      »Auf wie viel klagst du?« Kristen sieht mich neugierig an. Ich zucke mit den Schultern und trinke einen Schluck Wein.

      »Das weiß ich nicht. Die Hälfte seines Vermögens, schätze ich. Aber wie viel das genau ist ... keine Ahnung. Er hat sich ja in den ganzen Jahren nie in die Karten gucken lassen.«

      Kristen lacht. »Das sieht ihm ähnlich, dem alten Fuchs. Braden wird das für dich rausfinden, glaub mir. Das ist seine Spezialität! Er hat schon vielen betrogenen Ehefrauen zu ihrem Recht verholfen.«

      Zu ihrem Recht ... Mein Magen verkrampft sich. Ich bin selbst Juristin, wenn auch keine besonders erfolgreiche. Im Gegensatz zu Kristen, die in einer Kanzlei als Partnerin arbeitet, habe ich die Sicherheit und Bequemlichkeit einer Angestelltenposition vorgezogen. Weil mir meine Freizeit wichtig war, und weil ich glaubte, bald Mutter zu werden. Mutter von Jonathans Kindern. Wie sehr man sich doch täuschen kann.

      Ich leere mein Glas in einem Zug und stelle es so heftig auf den Tisch zurück, dass er sanft wackelt. Kristen zieht eine Braue hoch, sagt aber nichts.

      »Ich bin auf Jonathans Geld nicht angewiesen. Am liebsten würde ich meine Ansprüche ablehnen, wenn er dafür einer schnellen Scheidung zustimmt. Ich will endlich wieder frei sein.«

      Kristen rümpft die Nase und mustert mich eindringlich. »Lilly, das wäre nicht nur dämlich von dir, sondern ... ach, mir fällt gar kein passendes Wort dafür ein. Du warst fast fünf Jahre mit ihm verheiratet. Du solltest nehmen, was du kriegen kannst. Zum Teufel, früher warst du auch nicht so rücksichtsvoll. Ich hatte dich eigentlich immer als harte Staatsanwältin gesehen, aber in den letzten Jahren hast du dich echt nicht gut entwickelt. Manchmal kommst du mir vor wie ein Teenager. Oder wie deine Mutter.«

      Ich muss lachen. »Lass meine Ma aus dem Spiel«, scherze ich mit dem Weinglas drohend und lehne mich im Stuhl zurück. »Sie ist prima, so, wie sie ist.«

      »Klar. Für dreckige Schuhe wäre sie perfekt. Als lebendiger Fußabtreter. Aber sonst ...« Kristen hebt die Schultern und schenkt uns Wein nach. Der letzte Tropfen, der sich aus der Flasche quält, fällt in mein Glas. »Noch eine?«

      »Nein, lass mal«, winke ich ab. »Ich glaube, das reicht mir für heute. Ich möchte dringend auf meine Couch. Aber danke, dass du dir so spontan Zeit für mich genommen hast.«

      »Hey.« Kristen greift nach meiner Hand und drückt sie. »Das ist doch klar. Du bist meine beste Freundin, Lilly. Seit Jahren.«

      »Ich bin deine einzige Freundin«, erwidere ich und zwinkere ihr zu. »Vor lauter Ehrgeiz hast du irgendwie vergessen, dich um dein Privatleben zu kümmern. Und das bezieht sich nicht nur auf deinen fehlenden Ehemann.«

      »Ich brauche keinen Mann, der mich nicht ausreden lässt, mich betrügt und im Urlaub die Restaurantrechnung mit mir teilt«, erklärt sie bitter, und ich zucke zusammen. Sofort ziehe ich meine Hand zurück.

      »Meinst du das ernst?«, frage ich sauer. Gut, ich habe selbst kaum ein gutes Haar an Jonathan gelassen, seit ich weiß, dass er fremdgeht. Aber es ist ein Unterschied, ob ich so über meinen Ehemann spreche oder jemand anderes. So, wie sie es sagt, könnte man denken, er ist ein totaler Arsch. Nur wäre ich dann eine Idiotin, weil ich es so lange mit ihm ausgehalten habe. Und das bin ich nicht. Jonathan hat auch gute Seiten, obwohl er sich in den letzten zwei Jahren redlich Mühe gegeben hat, sie vor mir zu verbergen.

      »Es tut mir leid, Lilly. Ich wollte dich nicht verletzen. Aber du weißt schon, was ich sagen will.« Sie trinkt einen Schluck, ohne mich anzusehen. Ihr Blick schweift durch das etwas düstere Lokal. Die meisten Gäste sind schon gegangen und der blasierte Kellner sieht aus, als ob er uns einen Magen-Darm-Virus wünscht, damit wir endlich auch verschwinden und er aufräumen kann. Hoffentlich waren die Meeresfrüchte auf den Spaghetti, die ich vorhin appetitlos gegessen habe, frisch. Mein Magen rumort, was vermutlich eher an der Aufregung von heute liegt.

      »Hast du am Wochenende Zeit? Ich dachte, wir könnten am Samstag ausgehen oder so. So wie früher.« Lächelnd krame ich in meiner Handtasche nach dem Portemonnaie und winke ab, als Kristen ihres auf den Tisch legt. »Lass nur, ich hab dich eingeladen.«? Kristen schüttelt den Kopf und steckt die Brieftasche wieder ein. »Danke. Am Wochenende kann ich leider nicht, sorry. Ich fahre zu meiner Familie.«

      »Nach Schottland rauf? Schon wieder?« Ich staune sie an, während ich dem Kellner winke. »Du warst ganz schön oft oben in letzter Zeit, oder?«

      Sie zuckt die Achseln. »Meinem Vater geht es nicht besonders. Der Hodenkrebs ist zurück und du weißt ja, wie er ist.«

      »Das tut mir leid. Bestell ihm liebe Grüße von mir, ja?«

      Ohne die Rechnung auch nur anzusehen, schiebe ich dem Kellner meine Kreditkarte hin und stehe auf, um meinen Blazer anzuziehen. »Dann vielleicht nächste Woche?«

      »Ja, mal sehen.« Sie wirkt auf einmal fahrig. Wahrscheinlich deprimiert sie der Gedanke an ihren Vater, was ich sehr gut verstehen kann. Im Angesicht solcher Krankheiten erscheinen mir meine eigenen Probleme immer winzig. Wie ein lästiger Pickel oder ein Juckreiz, der einen zwar quält, aber nicht lebensbedrohlich