Emma Gold

Die Untreue der Frauen (Band 7)


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heimlich andere Menschen beobachte.

      Ich weiß nicht, was ich will, was ich brauche, oder was ich suche. Daher habe ich mich in meiner Arbeit verkrochen und jeden privaten Kontakt zu meinen Mitmenschen vermieden. Ich war tagsüber in der Arbeit und abends schloss ich mich in meiner Wohnung ein und las in Fachzeitschriften oder Phantasieromane. Das erste um mich weiterzubilden, da ich in meiner Arbeit immer besser werden wollte. Und das zweite, um in eine Phantasiewelt abtauchen zu können. Das war meine Flucht aus dem Alltag. Ich konnte sein wer ich wollte, leben, wo es mir gefiel, und konnte alle Ängste in der menschlichen Hülle der Emma Gold zurückgelassen.

      Aber jede Phantasie fand den Weg zurück in die Realität. Und bei mir hieß das normalerweise die tägliche Arbeit, außer, wenn ich von einem psychischen Schub daran gehindert wurde. Es kam in unregelmäßigen Abständen vor, dass ich mein körperliches und geistiges Gleichgewicht verlor. Ich schien meinen Körper zu verlassen und in eine andere Sphäre einzutauchen. Nach meinem Aufwachen fehlten mir dann mehrere Stunden. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Bis auf einmal hatte ich das Glück gehabt, dass ich diese Schübe in meiner eigenen Wohnung bekam, und auch in meinen eigenen Räumen wieder aufwachte.

      Die einzige Ausnahme war vor sechzehn Jahren geschehen. Ich bekam einen Schub bei der Party einer Freundin, verlor das Bewusstsein und die Erinnerung. Wie mir später meine Freundin erzählt hatte, erklärte sich mein bester Freund bereit, mich nach Hause zu bringen. Aber das tat er nicht. Ich konnte Teile der nachfolgenden Abläufe wie in einem Film beobachten, so als wäre ich nur ein Zuschauer, als hätte ich meinen Körper verlassen und alles über mir schwebend sehen können. Marvin, so hieß mein damals bester Freund und Vertrautester, brachte mich zu sich nach Hause. In seinem Zimmer legte er mich auf sein Bett, zog mich aus und vergewaltigte mich mehrere Stunden. Zum Glück spürte ich keinen Schmerz, da ich in meinem psychischen Schub gefangen war. Aber ich konnte es über uns schwebend beobachten. Er machte auch Fotos und Filme mit seinem Handy. Mit diesen Aufnahmen hat er mein Schweigen über diese Nacht erpresst. Und ich schwieg und traf mich seit dieser Nacht mit keinem Menschen mehr. Ich brach alle Freundschaften ab und lebte ein einsames Leben.

      Aber ich kam damit prima zurecht. Ich hatte mein Leben im Griff. Wenn sich ein Schub ankündigte, sperrte ich mich in meiner Wohnung ein. Alles funktionierte. Aber vor zwei Tagen, oder waren es drei Tage gewesen, ich kann es nicht mehr genau sagen, war es anders gewesen (siehe Band 6). Ich hatte den stärksten Schub meines Lebens ausgerechnet in meiner psychiatrischen Praxis während einer Sitzung erhalten. Kurz vor dem Ende der Stunde mit meiner Patientin war es über mich hereingebrochen. Und ab diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch vage Erinnerungen an die folgenden Stunden, oder waren es Tage gewesen?

      Anscheinend war ich direkt zu meinem Lieblingsplatz am Isarhochufer gefahren, einer verborgenen Stelle zwischen Felsen und dichten Büschen. Ich wollte mich in einen Vogel verwandeln und die Welt der Menschen verlassen. Stattdessen hatte ich in meinen Slip uriniert, und ich spürte es, wie sich mein Höschen vollsog und an meinen Schamlippen klebte. Aber ich konnte es nicht verhindern, denn ich wollte mich doch in einen Vogel verwandeln.

      Als ich aus meinen Traumzustand kurz aufgewacht war, drehte sich die Welt um mich, und mir wurde übel, sodass ich mich von oben bis unten vollgekotzt hatte. Nun lag ich an diesem einsamen Ort, war unterkühlt, vollgepinkelt, vollgekotzt und wollte nur noch sterben.

      Aber ich wurde gerettet. Meine Sprechstundenhilfe Sarah hatte Claire von meinem Verschwinden informiert. Bei Claire handelte es sich um Dr. Claire Bourbon, Richterin am Landgericht München I, mit der ich eine Freundschaft begonnen hatte. Keine Beziehung, kein Sex, keine Berührungen, denn das hätte meine Phobie nicht zugelassen. Aber Claire schien mich wirklich sehr zu mögen, und mir tat ihre Nähe gut. Ich wollte zum ersten Mal wieder in meinem Leben den Schritt wagen, mit einem anderen Menschen eine Freundschaft zuzulassen.

      Und Claire hatte mich gesucht und gefunden. Okay, dank der Unterstützung von Tobias Suttner, einem Ermittler der Münchner Kriminalpolizei. Claire und Tobias schienen sich gut zu kennen. Und dieser Ermittler ließ mein Handy orten und meinen Standort lokalisieren. So wurde ich am Isarhochufer gefunden. Claire hatte mich anschließend zu sich nach Hause mitgenommen, da ich stark unterkühlt war, und noch in den Wirren meines psychischen Schubes gefangen war. Sie hat mich gepflegt, betreut und mir dadurch sicher das Leben gerettet.

      Als ich einmal aufwachte, war ich ein Fisch, und lag in einer Badewanne. Ich wollte im Wasser abtauchen und fliehen, aber Claire hat mich im Arm gehalten und mich beschützt. Ich glaubte mich zu erinnern, dass sie mich dabei sogar an meinen Brüsten festhalten musste. Ich hatte mich gewundert, dass ein Fisch sexuelle Gefühle empfinden kann, denn Claires Massage an meinen Brustwarzen hatten mich stark aufgewühlt. Hier sollte ich kurz anmerken, dass ich sehr ausgeprägte Nippel besitze. Die kleinste Reibung oder Berührung genügte, und schon erigierten meine Brustwarzen zu fast zwei Zentimeter langen Türmchen, die wie harte Kerne von meinem Busen abstanden. Wenn ich zu Hause in meinem Bett masturbierte, reichte eine kurze Nippel Massage, und ich bekam einen Höhepunkt.

      Und während diesem Bad schien es ähnlich zu sein. Oder träumte ich das alles nur? Aber Claire hatte meine Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger genommen, rieb, drückte und massierte meinen Nippel, bis ich in einem heftigen Orgasmus erzitterte.

      Aber konnte ein Fisch überhaupt einen sexuellen Höhepunkt bekommen? Ob mich Claire in der Badewanne wirklich befummelt hatte, und ich überhaupt in einer Badewanne gelegen war, konnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Meine Schübe ließen mich die Unterschiede zwischen Phantasie und Realität nicht erkennen.

      Als ich das nächste Mal erwachte, war ich eine Katze. Ich schien in einem Bett zu liegen und wurde gekrault und gestreichelt. Ich habe mich selbst schnurren gehört, wie es sich für eine Katze gehörte.

      Kurz darauf spürte ich warme Lippen, die sich auf meinen Mund legten. Ich wurde eindeutig geküsst! Aber wer küsst schon eine Katze? Mehrwürdig. Ich verstand die Welt, oder meinen Traum nicht mehr.

      Aber es wurde noch seltsamer. Ich spürte Finger, die sich auf meine Schamregion legten, durch mein kurzrasiertes Intimhaar strichen, tiefer wanderten, und mit meiner Klitoris spielten. Es fühlte sich gut an, und ich wünschte mir, der Traum würde nie aufhören.

      Genau das wollte ich sagen und öffnete meinen Mund. Aber ich brachte kein Wort hervor, stattdessen drang eine Zunge in meinen Mund ein und spielte mit meiner Zunge. Es war ein wunderschönes Spiel. Aber noch schöner fühlte sich der Finger zwischen meinen Schenkeln an, denn dieser hatte sich zwischenzeitlich in das Loch meiner Scheide gebohrt. Er wurde raus und wieder reingeschoben, immer schneller und tiefer. Und dazu diese flinke Zunge in meinem Mund.

      Oh. Ich erinnere mich wirklich, wie schön dieser Traum war. Warum sind immer nur Träume so schön? Warum passierte so etwas nie in der Wirklichkeit? Ich wusste es natürlich. Es konnte nicht passieren, da meine Phobie den direkten Körperkontakt niemals zugelassen hätte. Bei der Berührung an meiner Scheide wäre ich sofort panisch aufgesprungen und geflohen.

      Aber zum Glück war es nur ein Traum. Daher spreizte ich meine Beine soweit es mir möglich war, und genoss den Finger in meiner Vagina, der mich immer schneller und tiefer penetrierte. Ach, und ich träumte mir meinen Höhepunkt. Er war schöner als alles andere, das ich bisher in meinem Leben erlebt hatte. Ich zitterte, zuckte, japste und stöhnte, und das sicher minutenlang, so erfüllend, befreiend und erlösend war dieser Orgasmus.

      Schade nur, dass es ein Traum war. Oder doch nicht? Ich kann es nicht sagen. Alle Bilder und Erinnerungen werden vermischt. War ich nun ein Fisch oder eine Katze? Hatte mich Claire sexuell verwöhnt, oder war alles nur in meiner Phantasie geschehen?

      Ich verfluchte zum x-ten Mal meine Phobie. Meinem Leben waren unangenehme Grenzen gesetzt und verhinderten jede Form einer zwischenmenschlichen Beziehung. Wer wollte schon mit einer Frau leben wollen, die Probleme mit Körperkontakt besaß und regelmäßige psychische Schübe mit geistigen Aussetzern bekam?

      „Du solltest jetzt eigentlich wach sein, Emma.“

      Ich blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam. Neben dem Fenster saß Claire in einem Sessel und blickte mich an.

      „Was meinst du?“, stammelte ich verwirrt.

      „Du