und Märchen ein. Er war überzeugt, dass einige wenige Saurier in Höhlen den Meteoriteneinschlag im Golf von Mexiko überlebten und diese Bestien einige Urmenschen noch erschreckt hatten, bevor ein Held, wie Siegfried, ihnen den Garaus machen konnte. Peter war es klar, dass Millionen von Jahren die Menschen vom Einschlag trennte, aber die jüngsten Entwicklungen in der Anthropologie zeigten klar, dass die Menschen schon früher auf der Erde erschienen waren, als noch vor kurzem gedacht. Es war nicht erstaun-lich, dass diese Drachen allesamt in Höhlen wohnten, bevorzugt in China und in Europa.
Das Gute an der Wissenschaft sah Peter ja auch darin, dass zuerst eine – vielleicht auch fantastische Vision – im Kopf eines Forschers war und er dann die nachvollziehbare und logische Erklärung dafür hatte. Er ging in diesem Punkt mit den drei Gesetzen von Arthur C. Clarke komplett einher:
1) Wenn ein angesehener, aber älterer Wissenschaftler behauptet, dass etwas möglich ist, hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht. Wenn er behauptet, dass es unmöglich ist, hat er höchstwahrscheinlich unrecht.
2) Der einzige Weg, die Grenzen des Möglichen zu finden ist, ein klein wenig über dies hinaus in das Unmögliche vorzustoßen.
3) Jede, hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.
Clarke war ein besonderer Mensch für Peter, besonders seit die Planung für den ersten Weltraumaufzug vor wenigen Monaten gestartet wurde, der von diesem schon lange zuvor in der Sciencefiction-Literatur geschildert wurde. Clarke, sein Held schlechthin, stand in seiner eigenen Walhalla noch vor Einstein.
Gerade war die ESA mit ihrem Projekt 'Space-Elevator 1 (SE1)‘ aktuell in aller Munde. Europa hatte damit die Oberhand in der Weltraumforschung wieder zurück-gewonnen, wenn auch weiterhin in englischer Sprache, die als europäische Amtssprache nach der legendären Abstimmung von 2028 festgelegt wurde. Europa hatte zwar die USA überrundet, aber die Sprache blieb gleich.
Natürlich hatten sich die Europäer erst nach der Integration Russlands in das Projekt auf die Überholspur begeben und die USA hinter sich gelassen. Nach langen Diskussionen stimmte die ESA schon vor Jahren zu, dass der terrestrische Ausgangshafen von SE1 in Baikonur angesiedelte wurde, gefolgt von einer zweiten Einheit in Peenemünde, die dritte war geplant als Ausgangspunkt im Golf von Biskaya, eine Berücksichtigung französisch-englischer Interessen, wobei auch Spanien als externer Südeuropa-Partner mitarbeitete. All diese Planungen mussten schnell überarbeitet werden, da die Physik zwingend forderte, dass ein SE nur direkt auf dem Äquator liegen musste, wie es in allen gängigen Sciencefiction-Romanen, vor allem auch von Clarke, geschildert worden war.
Auch die alte Raketen-Abschuss-Basis in Französisch-Guyana lag zwar nahe, aber nicht direkt auf dem Äquator. Deswegen war man gezwungen, mit Brasilien eine Kooperation ein-zugehen und auch dieses Land am Projekt zu beteiligen. Die kleine Stadt Macapá, im Amazonas-Delta, wurde als Standort erwählt.
Das Halteseil aus Karbon-Röhren, als Herzstück von ES1, ist in Sibirien mit deutsch-schweizerischer Maschinen und Chemieanlagen produziert und der Haltesatellit in der geostationären Umlaufbahn in Frankreich und England, auch mit Hilfe US-Fremdfirmen, erfolgreich entwickelt worden.
England hatte zwar 2016 für einen Brexit gestimmt, trat aber nur wenige Jahre später wieder in die EU ein, um die Talfahrt ihrer Wirtschaft zu stoppen, was dann auch gelang.
Der solarbetriebene Aufzug war eine Kooperation eines Firmenkonsortiums, bei denen Thyssen-Krupp, Schindler, Otis und Liebherr, die treibenden Kräfte stellten. Erstere Firma hatte schon vor langer Zeit einen Versuchstower bei Rottweil in Deutschland gebaut, den man von der A81 gut sehen konnte. Dort perfektionierten sie Linearmotorantriebe für Fahrstühle, wohl wissend, dass dies eine wichtige Zukunftstechnologie werden würde. Das war natürlich auch die Technologie der Wahl. Tatsächlich waren an dem Seil die Linearmotorelemente angebracht, die in einem Loch auf der kreisrunden Aufzugplattform ihre magnetischen Gegenüber fanden. Auf diese Weise benötigte man nur ein Halteseil, und nicht etwa ein zweites, oder eigentlich noch ein drittes, um die Fahrstuhlkabine zu bewegen.
Das Projekt war in vollem Gange und stand vor seiner planmäßigen Vollendung. Immerhin musste das Halteseil ja 35.786 km lang sein, um die Entfernung von der Erde zu einem geostationären Haltesatelliten zu überbrücken.
Eine neue zweite Generation von Projektmanagement (SGPM = second generation project-management) – eine Weiterentwicklung des ersten NASA-Ansatzes – wurde maßgeblich an deutschen Universitäten nach den katastrophalen Misserfolgen der Großprojekte, wie Elb-Philharmonie, Flug-hafen Berlin, Stuttgart 21, sowie dem VW-Abgasskandal, entwickelt und brachte durch seine streng vorgeschriebene Anwendung bei allen Modulen das Projekt ES überhaupt zum Erfolg. Die bekannten Prinzipien der GMP-Richtlinien aus der Pharmabranche wurden in das SGPM integriert und verstärkt auf die Fehler der Vergangenheit hingewiesen, dass alle Anstrengungen für eine solide Planung nie als unnütze Kosten angesehen werden dürfen. In den Jahren nach der Jahrtausendwende hatten alle Controller, aus vermeintlich guter Absicht, die 'Luft aus den Projektkosten zu lassen', den Fehler begangen, diese Planungskosten zu streichen oder zumindest drastisch zu reduzieren, was danach immer wieder zu einem terminlichen und finanziellen Fiasko führte! Notabene, die Controller waren dann zu Projektabschluss, der ja oft 5 bis 10 Jahre in der Zukunft lag, längst über alle Berge und hatten ihre Boni für die erzielten Kostenkürzungen eingestrichen. Aber alle wunderten sich damals, wie solche Projektkatastrophen geschehen konnten.
Peter erwachte aus seinem Tagtraum und hörte den Studenten weiter zu, die von jenem Astronom aus Cambridge erzählten. Dieser glaubte wohl, herausgefunden zu haben, dass 'Sternentor' eine ganz bestimmte, seltene Sternenkonstellation meinte. Es war jedoch noch nicht klar welche konkret damit gemeint war.
Peter blieb in seinen Gedanken an dem Begriff 'selten‘ hängen. Er untersuchte mit seinen Sternkarten das Auftauchen und Verschwinden von Meteoriten, Asteroiden und Kometen. Die Informationen dazu waren spärlich und seine Idee war, gerade aus sehr alten astronomischen Aufzeichnungen, etwas Neues zu lernen. Der Begriff 'selten‘ war sehr gängig; denn wenn man einen Kometen, wie den Halley’schen zum Beispiel, betrachtet, kehrt er nur ca. alle 75 Jahre wieder. Dieser ist ja in seinem Erscheinen noch häufig, aber Peter konnte sich Asteroiden vorstellen, die nur einmal in einem durchschnittlichen Leben am Himmel erschienen, andere sogar nur in jeder zweiten oder dritten Generation. So wie etwa 1950 DA, der 1950 entdeckt wurde und 2880 wieder in Erdnähe erwartet wird. Ganz spannend fand er Aufzeichnungen von Exoplaneten. Das waren Himmels-körper, die, ähnlich wie Asteroiden, unser Sonnensystem nur vorübergehend kreuzten, jedoch anderen Sternensystemen angehörten. Der eindeutige Nachweis dieser Himmelskörper war extrem schwierig. Er träumte so in den Tag und ihm wurde klar, dass die exakten Aufzeichnungen dieser Himmelskörper für ihre Beschreibung essentiell waren. „War das in der Vergangenheit immer gegeben?“ fragte er sich und stellte sich einen keltischen Druiden in Stonehenge vor, der vielleicht ein gutes Wissen und exakte Himmelsbeobachtungen machte, aber keine schriftliche Aufzeichnung kannte und vor seinem Sterben sein Wissen mündlich an einen Nachfolger weiterzugeben versuchte. Vielleicht kam er aber auch zu einem schnellen unnatürlichen Tod und sein Wissen ging verloren. Das musste doch zu lückenhafter Wissensüberlieferung führen.
Außerdem war ihm klar, dass diese kleinen Sternenkörper alle nicht immer planbar waren. Sie konnten Masse verlieren und änderten dann ihre Bahnen. „Was, wenn eine bestimmte Konstellationen von diesen kleinen Himmelskörpern als 'Sternentor‘ bezeichnet wurde?“, schoss es ihm durch den Kopf: „Eine erdnahe Begegnung eines Asteroiden! Aber warum 'Tor‘, wer ging wie durch dieses?“ Er blieb mit seinen Gedanken stecken, entschloss sich jedoch, einen Eintrag im Internet zu machen. Er betrieb da einen Blog, den fast niemand las. Ihm war es in seinem Alter gleich, Urheberrechte mit seinem Namen zwingend verbunden zu wissen. Er sah seine Altersweisheit als menschliches Allgemeingut an und wenn ein junger, ehrgeiziger Wissenschaftler ihm seine Ideen von seinem Blog klaute: 'So what!' Er tätigte daher folgenden Eintrag:
18.10.2053
Bezugnehmend auf die Publikation von Sir Al Meyer, Cambridge, beachten Sie folgendes: Mit 'Sternentor' mag eine seltene Sternenkonstellation gemeint sein, ich Peter O. stelle dazu die Hypothese auf, es geht nicht um eine Sternenkonstellation im Allgemeinen, sondern um eine seltene