Carl Timlich

Priap's Normalschule oder Die Folge guter Kinderzucht


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      Carl Timlich

      Priap's Normalschule oder Die Folge guter Kinderzucht

      Erläuterungen und Nachwort von Hansjürgen Blinn

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Priaps Normalschule

       Erster Brief

       Zweiter Brief

       Dritter Brief

       Vierter Brief

       Fünfter Brief

       Sechster Brief

       Siebenter Brief

       Achter Brief

       Neunter Brief

       Zehnter Brief

       Elfter Brief

       Zwölfter Brief

       Dreizehnter Brief

       Vierzehnter Brief

       Fünfzehnter Brief

       Sechzehnter Brief

       Siebenzehnter Brief

       Achtzehnter Brief

       Neunzehnter Brief

       Zwanzigster Brief

       Einundzwanzigster Brief

       Zweiundzwanzigster Brief

       Dreiundzwanzigster Brief

       Vierundzwanzigster Brief

       Fünfundzwanzigster Brief

       Erläuterungen

       Nachwort

       Impressum neobooks

      Priaps Normalschule

       Karl Timlich

      

       Priap's Normalschule oder Die Folge guter Kinderzucht

      

       Ein kleiner Roman in gefühlvollen und zärtlichen Briefen

      

       Erläuterungen und Nachwort von Hansjürgen Blinn

      Erster Brief

      Wilhelm an Heinrich

      Liebster Heinrich!

      Seit ich dich nicht mehr sehe, glaube ich mich gänzlich verwaist. Du warest mir allezeit mehr als Vater und Mutter. Dir konnt’ ich mein Herz ausschütten; aber wem soll ich es jetzt? – Ich habe hier einen einzigen Bekannten, Namens Friederich. Er sitzt in der Schule gleich neben mir. Wir verplaudern oft ganze Stunden daselbst und bestehen gleichwohl, wenn uns der Lehrer aufrufet; weil einer dem andern aus dem Buche einbläset. O das ist dir eine herrliche Lust, wenn man dem Herrn Schwarzrock so eine Nase drehen kann! – Er mag den Tabaksrauch nicht leiden. Gestern bohrte einer von uns ein Loch durch die Türe, und blies selben von außen in solcher Menge zur Klasse herein, dass der Herr Terzius alsobald schließen musste.

      Wir wandten diese Zeit zum Spazieren an; und da gleich Vogelschießen war, begaben wir uns dahin, und fanden eine große Gesellschaft beiderlei Geschlechtes. Als wir eine Weile zugesehen hatten, entstand in dem dabei aufgeschlagenen Zelte ein heftiger Streit. Ich kann dir den Anfang nicht berichten; aber das hört’ ich, dass ein Bürger zum dasigen Förster sagte: »Herr, was untersteht Er sich, meiner Frau ans Maul zu riechen?« Der Förster gab ihm eine Ohrfeige, dass ihm die Mütze vom Kopfe flog, und nun kam’s zu Schlägen. Mir war schon bang um den armen Förster; und wenn ich nicht Schulstrafe gefürchtet hätte, würd’ ich ihm geholfen haben; denn er ist ein braver Kerl, und jeder Schüler liebet ihn. Er kann verschiedene Künste. Z.E. brunzet er dir so weit und hoch, dass es bis in die Fenster des ersten Stockes eines Hauses gehet. Zwanzig Maß Bier sind ihm nur gepfiffen. Unter andern sagen sie von ihm, dass er einen Schwanz wie ein Esel hätte, und wünschen sich alle eben solche.

      Ich meines Orts halte dies für keinen Ruhm, wenn man menschliche Eigenschaften mit eseligen vergleichet. Ich habe Eselsschwänze gesehen, als ich vor der Stadtmühle vorbei ging; und wenn er eben einen solchen hätte, so wär’ er nicht im Stande, ihn in die Hosen zu bringen. Ich kann es also nicht glauben. Dem sei aber, wie ihm wolle, so bin ich mit dem meinigen zufrieden; ob mich gleich Friederich schon oft darüber ausgelachet, und ihn einen Regenwurm genannt hat. Zu was brauch’ ich ihn denn sonst als zum Brunzen; und ist er etwa zu dieser Verrichtung nicht groß genug?

      Bei dieser Gelegenheit muss ich dir etwas im Vertrauen eröffnen, wovon du aber meinen Eltern, um ihnen kein schweres Herz zu machen, nichts sagen musst. Ich habe seit einiger Zeit einen unglücklichen Umstand. Fast alle Morgen, wenn ich noch im Bette liege, fühl’ ich eine gewaltige Erhärtung daran. Da wird er so steif wie ein Haselstecken; doch spüre ich meistens Linderung, sobald ich aufstehe und das Wasser lasse. Bisweilen hilft aber auch dieses nicht.

      Neulich ging mein Kostherr mit seiner Frau in die Kirche und ließ mich bei seiner Sophie, die mit mir fast von gleichem Alter ist, allein. Er war kaum weg, so nahm sie mich bei der Hand und tanzte mit mir in der Stube herum. Wir wurden müde und wollten uns setzen; weil aber nur ein einziger Sessel da war,