R. S. Volant

Der Tänzer


Скачать книгу

hämisches Gelächter. „Ja, wie wär`s mit Walzer oder Foxtrott, für unser Opilein! Dann haut der Kleine gleich ab und ich hab` gewonnen!“, rief Hellen. „He! Hier ist kein Tanztee!“, meinte Vincent. „Idiot! Ich meinte einfach `was Anderes! Nicht diesen Techno-scheiß! Du weißt, dass ich nicht darauf stehe! Vielleicht Relax? Und danach `was Ruhigeres, zum Ansprechen? Hellen kann sich ja auch einen Titel aussuchen!“ Er sah sie fragend an und Hellen zuckte die Schultern. „Ist mir egal, ich gewinne sowieso! Der Kleine gehört quasi schon mir! Du kannst eigentlich schon nach Hause fahren und den Schampus aus dem Keller holen!“ Viktor schüttelte nur seinen Kopf und marschierte los, Richtung Tanzfläche, während Hellen Vincent noch einen siegessicheren Blick zu warf und ihm lässig folgte.

      Auf der Tanzfläche war es rappelvoll und beide hatten sichtliche Mühe, bis zur Mitte vorzudringen, in der ihr Opfer noch immer ausgelassen tanzte. Bereits das zweite Lied war Relax und Viktor hatte ihr Ziel als erster erreicht, allerdings nur im Rücken des Blonden. Hellen kämpfte sich auf der anderen Seite durch und schaffte es tatsächlich, direkt vor ihm aus der Menge heraus auf ihn zu zutanzen, mit ihrem schönsten Lächeln auf den rotgeschminkten Lippen. Der Blonde schien tatsächlich darauf einzugehen und näherte sich ihr wie von einem Magneten angezogen, während Hellen ihm nun kokett den Rücken zu drehte, den Kopf in den Nacken legte und lasziv mit ihrem Hintern hin und her wackelte. Kurz entschlossen trat Viktor von hinten an den Jungen heran und stieß ihn etwas unsanft mit der Hüfte an, woraufhin sich dieser leicht irritiert zu ihm umwandte und ihn kurz fragend ansah. Viktor lächelte ihn verschmitzt an und der Blonde wirkte nun definitiv verunsichert, senkte sogar kurz seinen Blick und lächelte schüchtern zurück. Dadurch war er für einen Moment aus dem Rhythmus geraten und hielt kurz in seinen Bewegungen inne. Diesen Augenblick nutzte Viktor um noch näher an ihn heran zu rücken und ihn erneut mit seiner Hüfte anzustoßen, allerdings sehr gefühlvoller. Wieder lächelte der junge Mann und dieses Mal wirkte es viel selbstsicherer. Er hatte sich wieder gefangen und ging sogleich auf Viktors Spielchen ein, indem er ebenfalls seine Hüfte gegen ihn stieß und lachend seine Arme hochhob. Doch noch hatte Hellen nicht aufgegeben und bedrängte ihn nun von der anderen Seite. Der Blonde drehte sich zu ihr um und tanzte erneut mit ihr. Viktor stieß ein verärgertes Knurren aus, legte kurzerhand beide Hände an dessen Taille und schmiegte sich eng an seinen Rücken. Mittlerweile war das Lied zu Ende und `In the air tonight´ erklang aus den Boxen. Sofort wurden die Bewegungen des Jungen fließend weich und er lehnte sich tatsächlich gegen ihn. „Du tanzt wirklich gut“, raunte Viktor ihm ins Ohr. „Und du gehst ganz schön ran“, erwiderte der junge Mann. „Naja, du scheinst ziemlich begehrt zu sein, besonders von diesem aufdringlichen Weibsstück, da! Die scheint es auf dich abgesehen zu haben. Da musste ich eben handeln.“ Der Junge lachte kurz auf. „Und was gibt dir die Gewissheit, dass ich das möchte?“ „Immerhin tanzt du nun mit mir und es scheint dir nicht zu missfallen! Wie wäre es mit einem Drink, darf ich dich einladen?“ Viktors Lippen berührten bei seinen Worten das Ohr des Blonden und der

      4

      erschauerte leicht dabei, was Viktor natürlich nicht entging und ihn dazu ermutigte, sogar noch einen sanften Kuss darauf zu hauchen. Sein Blick ging dabei zu seiner Rivalin, die ihn geradezu fassungslos anstarrte. Viktor legte kurz seinen Kopf etwas schief und zwinkerte ihr triumphierend grinsend zu, löste sich dabei von seinem Tanzpartner, nahm ihn wie selbstverständlich bei der Hand und zog ihn hinter sich her, Richtung Bar, in einen etwas ruhigeren Bereich des Clubs. „Also ganz ehrlich“, meinte der Junge kopfschüttelnd, „so einer wie du, ist mir echt noch nicht begegnet! Gehst du immer so ran?“ „Nur, wenn ich etwas möchte und es sich auch lohnt! Und wenn ich mir dich so anschaue, denke ich, dass es sich ganz sicher rentieren wird! Du bist wirklich süß und siehst verdammt hübsch aus, mit deinen blonden Locken und deinen großen, blauen Augen. Und wenn ich mir den Rest von dir ansehe“, Viktors Blick glitt über dessen Körper und er fuhr mit seinem Zeigefinger den Träger des Tank-Tops entlang, „wirklich eine Augenweide!“ Dabei berührte er ganz leicht mit seinem Fingerrücken die kleine, harte Brustwarze des jungen Mannes und der sog augenblicklich die Luft ein. „He! Also ich bin bestimmt nicht prüde, aber das geht mir doch ein wenig zu schnell! Finger weg!“, rief der Junge und ruckte etwas weiter zurück. Allerdings stieß er dabei mit dem Rücken gegen den Tresen und Viktor rückte einfach nach. „Was möchtest du trinken?“, fragte er um die Situation etwas zu entschärfen, „und übrigens, mein Name ist Viktor.“ Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er die Unsicherheit des Anderen spürte und trat ein wenig zurück. „Vielleicht ein Glas Sekt oder einen Cocktail? Die mixen hier verdammt gute!“ „Chris.“ „Chris?“ „Ähm, mein Name, ich heiße Chris. Und `ne Cola.“ „Ach so! Einfach nur Chris? Und nur Cola?“ Viktors Lächeln wurde breiter. „Light, wenn`s geht und eigentlich heiße ich Christian, aber alle nennen mich Chris.“ Der junge Mann atmete hörbar aus und entspannte sich endlich wieder. „Ok!“ Viktor winkte den Barkeeper heran und bestellte die Getränke, eine Cola light und für sich ein alkoholfreies Bier. „Komischer Cocktail“, meinte Chris und deutete auf die Bierflasche. Dabei umspielte ein zauberhaftes Lächeln seinen sinnlichen Mund und dieses Mal war es Viktor, der leicht irritiert auf diese wunderschönen, vollen Lippen blickte. Ein heißer Schauer fuhr dabei durch seinen Leib und endete in einer gewissen Region, die Viktor normalerweise sehr gut unter Kontrolle hatte. Doch dieser Junge hatte etwas an sich, dass ihn zusehends verwirrte. „Ja, tja, ähm, ja“, stammelte er und räusperte sich. ´ Was ist los mit dir? `, fragte er sich in Gedanken selbst und fuhr sich verlegen durch die kurzen, dunklen Haare. Irgendetwas lief hier plötzlich schief und er trank erst einmal einen großen Schluck. „Bin mit dem Auto da. Und du? Bist du mit jemanden hier?“ „Mit meiner Schwester. Ich hab` keinen Führerschein, also hat sie mich mitgenommen und noch zwei ihrer Freundinnen.“, antwortete Chris und trank ebenfalls. Viktor nickte wissend. „Ah ja, das Mädchen, mit dem du Salsa getanzt hast, nehme ich an. Hast `nen richtigen, kleinen Fanclub, hm?“ Chris lachte herzlich auf und legte seinen Kopf schief. „Kann man so sagen“, antwortete er schmunzelnd und sah Viktor herausfordernd an. „Sieht so aus, als hätte ich heute einen neuen Fan dazu bekommen.“ Viktor stieß ein leises Schnauben aus und nickte leicht. „Sieht so aus“, raunte er leise, beugte sich vor und versuchte ihn zu küssen, doch Chris drehte seinen Kopf zur Seite. „He, ich sagte doch, nicht so schnell und außerdem ist das hier kein Schwulenclub! Muss ja nicht

      5

      jeder mitkriegen, was mit uns los ist!“ „Was ist denn, mit uns los?“, fragte Viktor amüsiert. „Na, dass wir eben vom anderen Ufer sind!“, antwortete Chris und blickte sich unbehaglich um. „Nicht, dass die uns hier noch rauswerfen“, meinte er und hielt sich mit beiden Händen an seiner Cola fest. „Keine Angst, ganz gewiss nicht! Und, ich bin nicht schwul, naja, vielleicht ein bisschen, jedenfalls bei dir!“, meinte Viktor gelassen und strich ihm mit den Fingerspitzen über den Oberarm. „Ein bisschen schwul? Wie geht das denn?“, lachte Chris auf, „entweder oder! Oder bist du bi?“ „Ok, dann halt bi! Ich habe mir bisher noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht! Wie wäre es, wenn wir es herausfinden? Hilfst du mir dabei? Hast du heute noch was vor?“ Chris konnte nur erneut seinen Kopf schütteln. „Mann, du bist echt der Hammer! Da komme ich hierher, nur um zu tanzen und werde prompt von einem Typen angemacht! Was hat dich eigentlich dazu veranlasst? Bist du notgeil? Und wieso ich? Du konntest doch nicht wissen, dass ich auf Kerle stehe!“ Viktor lachte empört auf. „Du bist ganz schön frech, für dein Alter! Notgeil!“ Er schüttelte den Kopf. „Wie alt bist du eigentlich?“ „Alt genug, wieso? Bin ich dir vielleicht schon zu alt?“, fragte Chris und sah ihn herausfordernd an. „Vielleicht eher zu jung! Ich meine nur, weil du vorhin gesagt hast, dass du noch keinen Führerschein hast. Achtzehn musst du schon sein, sonst wärst du hier nicht reingekommen. Hoffe ich wenigstens!“ Chris nickte und nippte an seinem Glas. „Achtzehn, seit drei Monaten! Und der Führerschein muss noch warten, ich bin Schüler, letzte Klasse Gymmi, bald jedenfalls. Nach den Sommerferien. Und du? Wie alt bist du denn?“ Viktor hob seine Augenbrauen. ´Eigentlich zu alt, für dich`, schoss es ihm durch den Kopf und er räusperte sich verlegen. „Wie alt schätzt du mich denn?“ „Keine Ahnung, ziemlich alt, dreißig?“, antwortete Chris nachdenklich. Viktor hätte sich beinahe verschluckt und hustete pikiert. „Heilige Scheiße!“, rutschte es ihm heraus und er sah ihn beleidigt an. „Du findest