mir nichts als der Wunsch, mein altes Leben hinter mir zu lassen.
Ich holte tief Luft und fing das neue Leben an.
Meine nackten Füße gaben auf den warmen Granitplatten anfangs kleine, platschende Geräusche von sich, doch nach ein paar Schritten ging ich beinahe geräuschlos. Das Gefühl der Verlorenheit schwand mit jedem Zentimeter, den ich zurücklegte, und die Aufregung, die ich zuletzt in einem Kindheitstraum gespürte hatte, wuchs.
Es war wie in dem Traum, den ich oft als Teenager hatte. Darin flog ich nackt und wie ein Vogel mit ausgebreiteten Armen in einer warmen Sommernacht über die Dächer meiner Kleinstadt, spähte durch hell erleuchtete Fenster in fremde Zimmer und spürte die Lust daran, im Schutze der Dunkelheit eine Erektion zu bekommen.
Die Realität war jedoch nie so schön. Manchmal überkam mich die Lust, wenn ich in unserem Viertel Zeitungen austrug und von der Dunkelheit eingeholt wurde, und ich fummelte in einer dunklen Ecke einer kaum befahrenen Straße meinen harten Schwanz aus der Hose, um zu masturbieren.
Ich konnte mich auch daran erinnern, wie ich mit 13 zum letzten Mal mit meinen Eltern Skifahren war und die Lust auf der Skipiste zu groß wurde, um ihr zu widerstehen. Dann glitt ich von der Piste in den Fichtenwald, schnallte die Skier ab und setzte mich hinter einen Baum um zu wichsen. Aber ich kam nie an dieses Gefühl in meinem Traum heran, in dem ich die warme Luft überall an meinem nackten Körper spürte und ich meine Erektion stolz unter mir zur Schau trug.
Das Prickeln in der Lendengegend wurde überraschend stark. Doch nicht die Katastrophe geilte mich auf, sondern die Aussicht, einen Traum wahr machen zu können.
Ich war frei. Katrin hatte mich verlassen, weil ich nur Schwanz und nicht Kopf war.
Na und?
Dann war ich eben nur Schwanz.
Ich stellte mich vor starrende Feuerwehrleute, nervöse Polizisten und schreiende Wissenschaftler. Keiner reagierte auf mich.
Ich stellte mich hüpfend vor eine wartende Sanitäterin. Sie sah durch mich hindurch zur Tür des Instituts.
Die Wärme an meinen Füßen erinnerte mich wieder daran, dass ich war. Die Sonne schien es jedoch nur zu ahnen. Ich sah hinter mich: kein Schatten. Die Sonnenstrahlen jedoch brannten auf meiner Haut, wärmten mich. Nur das sichtbare Licht ging durch mich durch. So würde ich also noch einmal nahtlos braun werden in meinem Leben, und niemand konnte es sehen. Schade.
Die warme Luft umschmeichelte mich. Ich ging nahe an die Sanitäterin heran. Sie sah auf ihre Uhr, suchte nach etwas in der Tasche ihrer roten Weste und griff dann in die Taschen der weißen Hose. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem Zopf gebunden. Unruhig stand sie hinter dem weißroten Plastikband der Absperrung.
Ein paar Feuerwehrleute in Schutzanzügen gingen jetzt mit Messgeräten zum Eingang. Was auch immer nach der Explosion des Reaktors ausgetreten war – weit schien die Strahlung nicht gekommen zu sein, sonst hätte man das ganze Viertel geräumt.
Die Sanitäterin fand schließlich, wonach sie gesucht hatte, wickelte den Kaugummi aus und steckte sich den Streifen in den Mund. Auf einmal fand ich ihren Mund sehr sinnlich. Ihr Gesicht war rund, ein wenig zu blass nach meinem Geschmack. Sie war vielleicht Mitte zwanzig, einen Kopf kleiner als ich, schlank und doch mit einem großen Hintern in der Hose. Ich musterte sie, ging ganz nah an sie heran, und versuchte, kaum zu atmen, damit sie mich nicht hörte.
Jetzt konnte ich den schwachen Geruch wahrnehmen, der sie umgab. Sie roch warm, ein wenig nach frischem Deo und ein wenig nach Pfefferminz. Ich hörte das leise Schmatzen, ihr Atmen, ein paar Silben eines Selbstgesprächs. Dann drehte sie den Kopf, sah zu einem Sanitätswagen hinüber. Neben mir begannen zwei Feuerwehrleute eine Unterhaltung. Dann sah die Sanitäterin wieder durch mich hindurch.
Sie hatte schöne Zähne, die immer wieder im Sonnenlicht aufblitzten. Je länger ich sie anstarrte, umso mehr gefiel sie mir. Ich bekam, Lust, sie zu berühren, sie zu küssen. Ich hatte Katrin so gerne geküsst. Und in diesem Moment fehlte sie mir plötzlich. Oder fehlte mir die Nähe? Mein Herz schlug schneller.
Ich überlegte, etwas zu sagen wie: He, ich bin unsichtbar.
Rasch verwarf ich den Gedanken wieder. Denn als ich so vor der Sanitäterin stand, mit dem Verlangen nach Katrin und dem Wissen, dass alles vorbei war, dass es keine Möglichkeit gab, dort weiter zu machen, wo wir aufgehört hatten, bekam ich plötzlich eine Erektion. Langsam richtete sich mein Schwanz auf.
Nur Schwanz.
Der heiße Wind an meinem Körper, die warmen Steine unter den Füßen, das Wissen, vollkommen nackt unter Dutzenden von Menschen zu stehen und nicht gesehen zu werden, erregte mich plötzlich. Die Erregung überfiel mich regelrecht. Sie ließ mein Herz schneller schlagen, beschleunigte meinen Atem und pumpte Blut in meine Lenden.
Und dann fiel alles, fielen die ganze Traurigkeit, die Angst und die Unsicherheit von mir ab. Ich war am Leben. Ich war unsichtbar.
Frei, ich war frei. Ich konnte all das machen, was ich schon immer machen wollte, ohne dabei erwischt zu werden. Konnte nur Schwanz sein, nur Geilheit, ohne dass mich jemand verurteilen würde.
Konnte mich wichsend auf den Alexanderplatz stellen, in den besten Hotelbetten schlafen, in die Zimmer anderer Leute gucken, mich in den besten Restaurants vollfressen, gratis ins Kino gehen, Frauen unter den Rock sehen.
Ich hing am Gängelband der Gene? Ich war wie mein Vater? Natürlich war ich das. Und es war okay. Ich hatte einen dicken Schwanz und immer Lust, ich war Voyeur und liebte es, nackte Frauen anzusehen, ich wollte mir immer und überall einen runterholen und konnte keine Beziehung führen.
Als Unsichtbarer, so wurde mir jetzt bewusst, konnte ich alles und musste ich nichts.
Unsichtbar.
Langsam bekam das Wort für mich einen neuen Geschmack im Mund.
Ich trat einen Schritt zurück. Meine Erektion wuchs weiter. Ich konnte nicht anders als meine Hand daranlegen und mit ein paar schnellen Bewegungen zu kontern. Es war unglaublich. Ich stand vor so vielen Menschen und holte mir einen runter. Ich ging wieder zur Sanitäterin.
Sie hatte inzwischen ihr Poloshirt unter der Weste aufgeknöpft. Deutlich war jetzt die Wölbung ihrer Brüste zu erkennen. Sie trug eine dünne Kette aus Silber um den Hals. Ich stellte mich vor sie, ganz nah. Die Gespräche der Feuerwehrleute neben ihr übertönten das leise Klatschen meiner Hand am Schwanz.
Plötzlich ging die Sanitäterin in die Knie und öffnete ihre Tasche, die zwischen ihren Beinen auf dem Boden stand. Ich konnte der Frau jetzt von oben in den Ausschnitt sehen. Ihr Kopf war mit meinem Schwanz auf gleicher Höhe. Fast hätte sie mir einen blasen können. Ich führte meinen Steifen ganz nah an ihren Kopf. Uns trennten nur noch ein paar Zentimeter. Sie bewegte ihren Kopf auf und ab, während sie in ihrer Tasche wühlte.
Ein paar Mal wichste ich lautlos vor ihr. Wirre Gedanken schossen mir in den Kopf. Ich wollte ihr meinen Schwanz ins Gesicht pressen, in den Mund, zwischen die Lippen. Doch was dann? Mit Sicherheit würde sie mir keinen blasen, so viel verstand ich. Sie wartete nicht darauf, den Schwanz eines Unsichtbaren zu lutschen.
Wieder starrte ich ihr in den Ausschnitt.
Auch die Titten anfassen ging nicht. Darauf wartete sie noch weniger. Mein Herz pochte aufgeregt.
Narrenfreiheit, ja, aber mit Bedacht.
Leise ging ich um sie herum. Ihre Pobacken spreizten sich in der Hocke, die enge weiße Hose spannte sich über den Halbmonden. Das Poloshirt war aus der Hose gerutscht und entblößte einen dünnen Streifen Haut.
Vorsichtig ging ich hinter ihr in die Knie. Ich konnte ihr Deo riechen, die Härchen auf dem dünnen Streifen Haut zwischen den Säumen. Ich beugte mich vor und ließ die unsichtbare Hand ganz vorsichtig von hinten zwischen ihre gespreizten Beine gleiten, ohne sie zu berühren. Von unten musste mein Mittelfinger jetzt Millimeter unter der Naht schweben, die sich über ihrer Scham spannte. Meine Nase berührte beinahe ihren Rücken. Ich starrte in den Spalt zwischen Hosenbund und Rücken und erkannte den schwarzen Gummibund ihres Slips.