Jens van Nimwegen

Manimals


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von reichen Ausländern besucht. In diesem Komplex wurde mein Stall eingerichtet, aber so, dass er nur vom rückseitigen Eingang erreichbar ist. Ich kann Männer mitbringen und Besuch empfangen, aber der Zugang zu mir ist sehr weit vom anderen Eingang entfernt: an der einen Seite des Blockes versperrt der Bahndamm den Weg, an der anderen muss man um ein Firmengelände herumlaufen. Die beiden Tore liegen in verschiedenen Welten, aber mein Stall grenzt an den Darkroom der Kneipe und an einen exklusiven Speiseraum des Restaurants. In beiden Wänden sind halbdurchsichtige Scheiben. In meinem Stall weiß man nie, wer einen beobachtet. Und man kann sich nicht verstecken, auch nicht beim Scheißen und Wixen. Dieser Gedanke des Professors machte mich sofort geil, und der entsprechende Umbau war nach ein paar Wochen fertig.

      Wer weiß, welche Luxustucken oder Ölscheichs an weiß gedeckten Tischen Austern geschlürft haben, während ich gestern mit dem kleinen Punker und dem Pissschwein rumsaute? Oder während ich mich neulich vor dem Ausgehen vollspritzte? Ich will es nicht wissen, aber ich höre gern, dass auf diese Weise auch noch Geld reinkommt. Vor allem hoffe ich, dass so mehr Männer sich trauen als Schweine zu leben.

      In meinem Stall hängen auch überall Kameras. Die Bilder werden verkauft. Je nachdem, wie viel man zahlt, bekommt man gespeicherte Aufnahmen zu sehen oder kann live zuschauen. Wer sehr viel zahlt, darf von seinem PC irgendwo auf der Welt aus die Kamera unter der Decke steuern. Wir finden es geil, wenn sie sich herumdreht und einzoomt. Aber wir schauspielern nicht. Der Professor verlangt das auch nicht. Wir dürfen wir selbst sein und machen, was wir wollen, notfalls gar nichts. Meistens denken wir gar nicht an die Kameras und Wände.

      Das Wissen, dass viele Perverse meine Schweinefresse kennen und wissen, wie ich lebe, lässt mein Adrenalin kreisen. Wer, weiß, welcher Blick auf der Straße oder im Tiergarten ein Kennerblick ist?

      Scham

      Seit gestern Abend sind Rotz und Drexau wieder da.

      Nach einem Besuch im Restaurant hatte ein Freund des Professors sein Lustobjekt Drexau für einen Sommer hergeschickt. Er hält sich Drexau in seinem Landhaus, findet aber bei ihm trotz aller Versautheit noch Reste von Scham. Er selbst kann ihn im Moment nicht weiter abrichten, weil er für drei Monate nach Amerika musste. Drexau wurde nach Berlin geschickt nur in Gummistiefeln, Gummishorts, einem Shirt mit obszönen Aufdruck, einer Dauerkarte für die S-Bahn und seinem Personalausweis. Kein Geld. Auf meinen Vorschlag wurden Fahrkarte und Ausweis hinter durchsichtigem Gummi innen in der Gummihose befestigt, über der Schwanzwurzel. Drexau muss bei einer Kontrolle die ohnehin kurze Hose umklappen.

      Neulich lief uns ein kleiner Punker zu. Als wir ihn in die Mangel nahmen, hatte er erst solche Angst, dass er Rotz heulte. Darum nennen wir ihn so. Inzwischen bewundert er uns und kommt immer wieder. Er lernt schnell. Wir haben ihn so abgerichtet dass er geilt, wenn man ihm in die Fresse rotzt.

      Kennzeichen

      Drexau soll von mir lernen. In der Öffentlichkeit müssen die letzten Reste von Scham abtrainiert werden. Er hat außerdem den Auftrag, sich wie auch immer Geld zu verdienen, damit ganz groß COXUQR quer über seinen Rücken tätowiert wird. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie er das verdienen kann, und will ihn überraschen.

      Deutliche Rückenaufschriften sind immer geil, auf Jacken und Overalls ebenso wie auf der Haut von Nacktschweinen. Warum MANIMAL bei mir nur im Nacken steht und nicht groß auf den Schultern? Weil ich noch nach dem Entwurf für eine Ganzkörpertätowierung suche.

      Auf einem Bild von Bastille hat ein Schwein eine Schlange auf dem Unterleib. Wenn das Schwein eine kurze Hose trägt, ist ein Stück sichtbar, das sich um sein rechtes Bein schlingt. Wenn es eine Hose, aber kein Hemd trägt, sieht man ein Stück um den Bauchnabel. Je knapper die Bekleidung ist, desto deutlicher wird, dass der Kopf der Schlange die Eichel des Schweines ist. Je mehr man sieht, desto mehr ahnt man, wie obszön das Tattoo ist. So etwas will ich auch, aber dann bis zum Hals. Auch im Winter soll etwas aus dem Kragen der Lederjacke ragen und neugierig machen. Bei offener Jacke soll es vielversprechend auf der Brust sichtbar sein. So ähnlich wie bei Logan McCree, bei dem die Ausläufer sogar bis auf die Stirn ragen und sich nicht ganz von seinen Haaren bedecken lassen. Wenn man Logan im Anzug sieht, fällt erst beim zweiten Blick auf, dass sein Schädel tätowiert sein muss, und man fragt sich, wo es aufhört. Was ich brauche, soll genau so schön sein und den ganzen Körper umschlingen und hervorheben wie bei Logan, aber verdorbener. Und wenn ich mal zum Arzt muss oder ins Krankenhaus? Na, dann sollen die entweder glotzen oder geilen.

      Aber noch ist es nicht so weit. Nur im Nacken steht MANIMAL.

      Rotz will morgen tätowiert werden.

      Schweinefrühstück

      Wir haben den ganzen Abend zu dritt auf dem Gummilager rumgesaut und sind dann eingeschlafen, kreuz und quer übereinander und einigermaßen verklebt.

      Ich werde wach von warmem Regen. Drexau, trotz Scham von Natur aus ein richtiges Pissschwein, liegt auf dem Rücken und leert seine Blase im hohen Bogen über uns. Geil! Rotz fängt im Halbschlaf an, meine Achselhöhle zu lecken. Ich lasse meine Pisse auch laufen. Rotz traut sich nicht, oder kann einfach nicht. Da sagt Drexau: „nun lass schon laufen, Kleiner”, nimmt den Punkknüppel in den Mund und trinkt die Blase leer. „Jungschweinpisse am Morgen ist immer lecker.” – „Ey, oller, ick bin volljährig.” Der Kleine wird immer frecher, ein Zeichen dass er sich an uns gewöhnt hat.

      Nach so einer Nacht brauchen wir ein eiweiß- und zinkhaltiges Frühstück. Rotz soll sich anziehen und einkaufen. Ich gebe ihm Geld mit und schicke ihn ins KaDeWe: drei Dutzend Austern und ein Pfund Gehacktes zum roh essen. Den Rest habe ich im Kühlschrank.

      Als Rotz zurückkommt, zieht er sich sofort aus, wie er es von uns gelernt hat. Es geht schnell: seine Stiefel schnürt er ohnehin nie zu, und außer seiner engen Siffjeans mit Nietengürtel und Lederjacke sind ihm keine Kleidungsstücke erlaubt. Den Gürtel braucht er nicht zu öffnen, der geht nur durch eine Schleife, links, und hängt ihm locker um die Hüften. Und als er mal lahmarschig war beim Ausziehen, hatte ich alle Knopflöcher aufgerissen bis auf das dritte von oben. Sein Hosenbund steht immer obszön halboffen: allzeit bereit! Jetzt im Sommer macht ein kleines Schloss am Reißverschluss das Schließen der Lederjacke unmöglich. So sieht er genau so verdorben aus, wie er ist.

      Drexau hat inzwischen einen seiner Gummistiefel mit Bier gefüllt, den anderen mit Sekt. Ich häufe das rohe Fleisch aufs Gummilager, Drexau öffnet geschickt die Austern und drapiert sie daneben. Dann sagt er: „leg dich mal hin, Kleiner, und zieh den Bauch ein! Wir wollen Eier zum Frühstück.” Rotz kennt das schon. Sein Bauch wird eine Grube, und Drexau lässt sechs rohe Eier hineinlaufen. Wir schlürfen sie abwechselnd auf und lecken zwischendurch den Sack des Punkers. Da lässt der seine Bauchdecke auf einmal los, und alles spritzt herum. Nun muss er die Spritzer auflecken. Zwischendurch saufen wir Bier und Sekt aus den Stiefeln.

      Dann schlürfen wir die Austern. Rotz darf sich seinen Anteil aus unseren Mäulern holen. Seine Zunge fühlt sich gierig an, und sein Knüppel ist die ganze Zeit hart. Zwischendurch saufen wir weiter Bier und Sekt.

      Als die Austern alle sind, verkündet Drexau, dass rohes Fleisch am geilsten schmeckt, wenn es auf Körpertemperatur ist, und pisst den Fleischhaufen warm. Wir schmieren Rotz damit ein und lecken ihn ab. Wenn er selbst was will, reißt er sein Maul auf, und wir rotzen eine Ladung hinein.

      Danach muss Rotz uns zum Abspritzen bringen und darf dann selbst, während er mir wieder die Achsel ausleckt. Dann dösen wir noch ein paar Stunden.

      Klartext

      Wir scheißen, rasieren uns gegenseitig bis auf unsere Schweinestreifen und Rotz’ Augenbrauen und spritzen uns selbst, das Gummilager und den Fußboden mit dem Schlauch ab. Rotz zieht seine Kluft an, Drexau seine Radlershorts aus Gummi und steigt in seine Gummistiefel. Er stöhnt und lässt seine Pisse an seinen Beinen entlang in die Stiefel laufen. Er zieht sein kurzes T-Shirt an. Vorn links steht von oben nach unten: LIVING IN PISS. Von weitem sieht es wie ein senkrechter Streifen aus. Er kniet sich hin: „Jungs, macht mich mal nass. Es ist so warm draußen.” Wir pissen ihn ein. Hier drinnen traut er sich, auch wenn er weiß, dass er sich gleich draußen wieder schämen wird.

      Ich ziehe Schürstiefel, meine kurze Jeans und