Felicitas Dakota

Der Sultan von Karisi


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den Tisch und die Diener trugen das Essen auf. Sie hatte sich inzwischen schon daran gewöhnt. Vor dem Dessert stellte er die erste Frage. Vorher hatten sie schweigend gegessen. Sie traute sich auch nicht zu sprechen.

      „Heute besonderer Tag!“, sagte Kadir. „Du brav sein wie arabische Frau.“

      Sie wusste nicht, ob sie sich daran halten konnte. Es ging aber alles gut. Der Sultan sah sie an und sie ihn. Er konnte schon wieder normal sitzen. Also war bald die Zeit vorbei. Doch es würden nur ihre Kollegen abreisen. Sie würde noch bleiben. Oder würden Dr. Meier und Dr. Weck nicht ohne sie fahren?

      „Dr. Evans. Was grübeln Sie so viel. Ich sehe es Ihnen an.“

      Er war wieder im Dr.-und-Patient-Modus.

      „Weil unsere Zeit bald vorbei ist und meine beiden Kollegen abreisen werden, falls sie denn abreisen. Wenn sie das von der Hochzeit mitbekommen, machen sie sicher einen Aufstand. Dann lassen sie mich bitte mit ihnen reden. Denn sie werden mich nicht hier alleine lassen und auch hierbleiben wollen.“

      „Das ist doch verständlich oder nicht? Ich würde Sie auch nicht alleine und schutzlos in einem fremden Land lassen.“

      „Dürfen sie vielleicht auch hier bleiben bis ich abreise? Ohne dass sie Probleme bekommen?“

      „Wenn sie nichts gegen die Hochzeit unternehmen? Dann ist es sicher kein Problem. Ansonsten muss ich sie einsperren lassen.“

      „Ich werde es ihnen sagen. Haben sie schon einen Termin festgesetzt?“

      „Ja, heute in fünf Tagen.“

      Eva sah ihn überrascht an. Sie hatte nicht so schnell damit gerechnet.

      „Darf ich es ihnen die nächsten Tage erzählen oder ist es noch ein Geheimnis?“

      „Nein, je eher desto besser. Damit sie sich damit anfreunden können. Aber eine falsche Bewegung und ich kann für nichts garantieren.“

      „Okay, ich werde es ihnen sagen.“

      Dann wurde die Nachspeise abgeräumt. Sie setzten sich auf die Kissen und Teppiche, die herumlagen. Sie bewunderte ihn, dass er schon so sicher gehen, sitzen und liegen konnte.

      „An was denkst du?“

      „Dass Sie sich schon sehr gut ohne Probleme bewegen können.“

      Er lächelte nur.

      „Ich habe ein kleines Geheimnis. Das verrate ich später nur dir.“

      „Ich hätte eine Bitte als Ärztin.“

      „Nein, frage gar nicht erst weiter. Du wirst ihn erst in unserer Hochzeitsnacht sehen. Da nützen kein Flehen und kein Bitten.“

      „Dann werde ich mich später an ihm erfreuen, ihn sehen, schmecken und spüren.“

      Also brauchte sie auch gar nicht mehr zu fragen, obwohl neugierig wäre sie schon auf ihr Werk und würde ihn lieber heute als morgen sehen. Aber wenn der Sultan ‚Nein‘ sagte, dann hieß es auch ‚Nein‘.

      „Dafür habe ich eine andere schöne Neuigkeit für dich.“

      „Und die wäre?“

      „Ich habe endlich deinen Namen gefunden. Deinen neuen arabischen Namen.“

      Sie sah ihn an. Doch er sagte ihn noch nicht.

      „Und der wäre?“

      Anscheinend hatte Eva ihn nicht mitbekommen, als sie mit Ari ausgeritten war. Oder sie tat so, als wüsste sie ihn nicht. Er wollte sie noch ein bisschen auf die Probe stellen. Ihr noch ein paar Namen sagen und dann sehen, wie sie auf DEN Namen reagierte.

      „Ich lass dir noch etwas Zeit, ich will ihn mir auf der Zunge zergehen lassen und dich noch etwas mehr auf die Folter spannen. Du siehst dann immer so hübsch aus.“

      Jetzt war Eva doch etwas gekränkt und sah sofort von ihm weg.

      „Und was ist, wenn ich gehe?“

      „Kannst du nicht.“

      „Und wieso nicht?“

      „Probiere es doch.“

      Sie stand auf und ging zur Tür, doch dort stand eine Wache und hinter der anderen Tür auch. Keine der beiden Wachen würde sie ohne das O.K. vom Sultan herauslassen. So musste sie sich wieder setzen. Das gefiel ihm. Eva wollte lieber gehen, denn sie wusste nicht, ob er sich im Zaum halten konnte, aber der Sultan musste sich eigentlich im Zaun halten. Aber sie? Würde Eva es schaffen? Ohne sein Gesicht zu nehmen und ihn zu küssen. Was ihm auf der einen Seite sicher gefallen würde und auf der anderen nicht, wenn er nicht der war, von dem die Initiative ausging.

      „An was denkst du gerade?“, holte er sie aus ihren Gedanken.

      „An nichts“, sagte sie rasch.

      Er sollte nicht ihre Gedanken lesen und kennen. Die wollte sie ihm später erzählen - später, wenn sie Mann und Frau waren.

      „Mirjam, du sagst mir jetzt bitte was du gedacht hast“, sagte er ruhig.

      Er wollte es nicht befehlen. Sie sollte selber entscheiden und er wartete ihre Reaktion auf den Namen ab. Sie sah ihn an und lachte.

      „Miriam, nein danke“, sagte sie, stand auf und sah ihn an.

      Durfte sie auch ein Wort dazu sagen?

      „Komm setz dich wieder bitte, Layla.“

      „Nein“, sagte sie erneut und ging einen Schritt weg.

      Sie merkte, er testete sie aus. Diese beiden Namen wollte sie nicht.

      „Marjam, bitte setz dich zu mir.“

      Eva lachte wieder und sagte: „Nein.“

      Sie drehte sich um und ging Richtung Tür. Er wartete noch etwas und sagte: „Fatma, bitte komm her zu mir.“

      Eva blieb wie angewurzelt stehen. Ein Schauer rann über ihren Rücken. Es war, als hätte sie ihn schon mal gehört, sie wusste nur nicht wo. Sie ging einen Schritt weiter.

      „Fatima, ich bitte dich noch einmal.“

      Obwohl es das gleiche war, reagierte sie nicht darauf und machte mit der Hand eine wegwerfende Bewegung.

      „Fatma, bleibe hier bei mir.“

      Eva war nahe der Tür, sie lehnte sich an. Sie konnte nicht weiter. Eine Träne rann ihr über das Gesicht. Ja, das war ihr Name und ganz langsam kam die Erinnerung. Der Traum in der ersten Nacht. Eine Stimme sagte ihn immer wieder zu ihr: ‚Fatma, meine Blume‘. Sie lehnte sich mit dem Kopf an die Tür. Sie konnte nichts tun, war wie gelähmt. Sie sah nicht, wie der Sultan lächelte. Er musste sie dreimal beim Namen nennen und sie dreimal darauf reagieren, dann war es ihrer und sie die Richtige. Er ging ein paar Schritte zu ihr.

      „Saida, komm.“

      Sie winkte ab und sagte: „Nein.“

      Er stand schon hinter ihr und sagte: „Fatma, meine Blume, dreh dich bitte um.“

      Die Tränen begannen zu fließen. Sie konnte sich nicht alleine umdrehen. Der Sultan half ihr, nahm sie bei der Schulter, drehte sie zu sich und sah ihr in die Augen, in dem er ihr Kinn anhob. Ihre Augen waren voller Tränen. Sie hatte den Namen unbewusst gehört und war erstarrt, als sie ihn aus seinem Mund hörte. Das war das richtige Zeichen. Und sie hatte dreimal hintereinander darauf richtig reagiert. Er wischte ihre Tränen weg.

      „Wer wird denn weinen, wenn meine Blume endlich einen Namen gefunden hat. Meine Fatma.“

      Dann küsste er sie und sie erwiderte seinen Kuss. Er merkte, dass sie willig war, aber nicht heute. Erst in fünf Tagen. Er musste sich selber zusammenreißen. Sie schmiegte sich nach dem Kuss an ihn und er streichelte sie.

      „Wollen wir uns nicht setzen? Ich glaube wir täten uns leichter.“

      Sie nickte nur, sie konnte nichts sagen. Wischte sich die letzten